Full text: St. Ingberter Anzeiger

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derweilen und eventual Pathenstelle übernehmen zu können. Als 
die Frau eines Knaben genas, erinnerte der Mann den Kronprinzen 
in seinen Scherz und bat denselben, Vatbenstelle zu übernehmen. 
Dieser sagte sihr huldvoll zu und die Eltern erhielten auf ihre An⸗ 
jrage dieser Tage die Erlaubn ß, mit dem Kleinen nach Weißenburg 
iu kommen. Mit diesem „Freibriefe“ in der Hand war es der 
ichtlich beglückten Familie moͤglich geworden, Vor⸗ und Zutritt zu 
rxhalten, und wir können als Augenzeuge bestätigen, daß fowohl 
der Kaiser als der Kronprinz die Begrüßung⸗in dir freundlichsten 
and berablafsendsten Weise erwiederten. 6gpjf. 3.) 
F Vom Fuße des Geißberges, 25. Sept. Eine hohe 
Fhre aͤst dem katholischen Pfarrhause zu Schweighofen heute Abends 
zu Theil geworden durch den Besuch des Kronprinzen von Preußen. 
Derselbe war sehr erfreut im Frieden diese stille Wohnung wieder 
zu betreten, welche ihm am 4. August 1870 zum Haupiquartier 
zedient hatte. Desgleichen besuchte der Kronp inz das Kirchlein in 
Zchweighofen, zu dessen Ausbau Steine von einem niedergelegten 
Weißenburger Festungsthore verwendet werden. 
fMünchena, 26. Sept. Aus der Pacdklammer des hiesigen 
Hauptpostamtsgebäudes wurden ia vergangener Racht 55,200 M. 
itweudet, unn zwar ein Sack von 2000 M. in Einmarkstücken und 
33,200 M. in Banknoten. Diese Geldpsendung soll gestern Nacht 
uus Würzburg hier eingetroffen sein. Das Oberpostamt hat auf 
die Entdeckung des Thätecs eine Belohnung von 500 M, ausgeseßt. 
FKronach, 21. September. Gesiern Nachmittag wurde 
ane GIjährige Dienstmagd aus einem Bacofen, in welchen sie auf 
Anrathen bon Leuten gekrochen war, ud eine Geschwalst an ihren 
Füßen zu vertxeiben, förmlich gebraten herausgezogen. Dieselbe 
jatte zu diesem Zweck sogar auch Bettwaare mitgenommen. In 
aem Backofeun war während desselben Tages piermal n Peben 
(FIr. W. 
In Mannheim stürzten am 23. ds. bei der Räumung 
uiner Dunghrube der Dunghäudier N. Rheinhardt und der Land⸗ 
virth J. Kimmel, durch die Stickluft betäubt in die Tiefe und 
lonnten nur mehr als Leiche herausgezogen werden. 
FMannheim, 27. Sept. Die Hundertmarkscheine der 
Beraer Banf sind zum 30. d. MNRis. ausgerufen und werden von 
oiesem Tage ab vböuig werthlos. 
Sammiliche Meßger in Nekargemünd ließen jüngst 
ourch die Schelle bekannt machen, daß das Pfund Rindfleisch 40 Pfg. 
tostet, was einen Abschlag von 25 Procent ausmacht und mit dem 
zegenmärtigen Einkaufspreis in Eintlang steht. (Zur Nachahmung 
mpfohlen.) I 
Uainz, 20. September. In Bingen wurde leztzthin 
pier Netzgern eine Quantitat von etwa 150 Pifod, Wurst confiscirt, 
weil diesebe mit Kartoffelmehl und Waffer versetzt war. 
* Ein pfiffiger Weinhandler zu Köln, dem am Wobhlbehagen 
seiner Gäste gelegen war, hatte sich über einen Laffen geärgert, der 
aus der Hosentasche heraus das kindische Spielzeug Kri⸗Kri erroͤnen 
ieß. Silllschweigend trat er an diesen Blech⸗Musikanten heran und 
egte ein Kinder ⸗Trömmelchen und eine Sechepfennigsflöte vor ihn 
muf den Tisch, um sich dann wieder zu entfernen. Doch da rief 
1as angehende musikalijche Talent entrüstet: „Herr, was wollen Sie 
damit?“ „O, geniren Sie sich nur nicht,“ entgegnete dieser, „wenn 
Ihnen de eine Dummheit nicht mehr ausreicht, daum können Sie 
jon diesen beiden Keindereien Gebrauch machen!“ Die Gäste schlugen 
ine helle Lache auf, und der Kri⸗Keri Jüngling drüdte sich wie ein 
degossener Pudel eiligst an die frische Luft. 
kEin seitenes Paar erschien vor dem Standesamte zu Elber⸗ 
eld zum Aufgebote. Der Bräutigam war 63, die glückliche Braut 
0 Jahre alt; Er hatte die Freude der Ehe schon einmal, Sie 
chon zweimal gekostet. Unsere herzlichste Theilnahme! 
7 Ju Stetin wurde dieser Tage ein Weinhändler zu drei 
Monaten Gefängniß verurtheilt und sofort in Haft genommen, weil 
x moussirende Rheinweine für ächten Rheinwein verkauft hatte, 
fw Vach der deuischen Reichsgesetzgebung darf die Niedetlassung 
eines approbirten Arztes auct auf Grund einer von der dazu be⸗ 
ugten Laudes-Centralbehörde ausgefertigien Approbation erfolgen 
ind letztere hat den Nachweis der durch die geordnete Staats⸗ 
rüfung erslangten Befähigung zur unerläßlichen Bedingung, Dieses 
krforderniß erstreckt sich auf alle ärztlichen Kategorien ohne jeden 
Unterfchied, während sonst die Ausubung ärztlicher Verrichtungen 
reigegeben ist, ohne jedoch, daß die solche Praxis treibenden Per⸗ 
onen sich auch nur entfernt als Arzt bezeichnen und so den Glauben 
zrweden dürfen, daß sie wirkliche Aerzte sind, Die jeßt in Angriff 
Jenommene medizinische Statistik hat sich auch den Zweck gesetzt, 
ille diejerigen Personen, so weit es angeht, zu ermittein, welche die 
kLurbfujscherei gieichsan ais Gewerbe beireiben. 
In einer Wechselprozeßsache hat daz Reichsoberhandelsgericht, 
Sen., in einem Erkenntniß vom 7. Sept. d. J. folgende Ent⸗ 
deidung gefällt: Der Einwand der Verjährung in Bejziehung auf 
en Regreßan spruch des zahlenden Indossanten gegen den Aussteller 
zad die übrigen Vormänner, ist von dem Aussteller, desp. dem⸗ 
emge ROInuc, Deα, Cinos Aã l Eljt 
ibstantiiren, daß er den Zeitpunkt der Zahlung des Wechsels 
itens des regreßnehmenden Indossanten, von welchem die Ver⸗ 
aihrungsfrist anläuft (Art. 79, 2 der W.O.) nachweist. 
Gesñorben in Berlin am 25. der bekaunte Humorist Adolph 
vlasbrenner. Herausgeber der „Montagszeitung“. 
. Der sechste umfangreiche Band der parlamentarischen Reden 
des Fürsten Bismarck ist hier soeben in französischer Sprache er⸗ 
hienen. Das Gesammtwerk umfaßt eine Periode von 15 Jahren, 
eit dem Eintritte des Herrn von Bismarck in das preußische Mini⸗ 
texium bis zum heutigen Tage. Die Reden behandeln die preußische 
ronfliktsperiode; die polnische Insurrektion, die schleswig holsteinische 
zrage, den deutsch-dänischen Krieg, den Krieg mit Oesterreich, den 
Zrager Friedensvertrag, die Schöͤpfung des norddeutschen Bundes, 
ie Militär⸗ und Zollberträge mit den süddeutschen Staaten, die 
uxemburgische Frage, den Krieg mit Frankreich, den Frankfurter 
Friedensvertrag, die Organisation des deutschen Kaiserreiches, den 
kdulturfampf und die Dreikaiserallianz. Das Werk bietet für die 
eitgenössische Geschichte wichtiges Material, weil der deutsche Staats⸗ 
mann seinem polit schen und diplomatischen Wirken stets durch seive 
darlamentarische Wirksamkeit und ein charakteristisches Relief verliehen 
hat. — Dennoch wird die parlamentarische Persönlichkeit des Reichs⸗ 
anzlers erst vollklommen verständlich, wenn man auch seine oratorischen 
Anfange aus dem vereinigten Landtage und der Nationalversamm⸗ 
ung mit in Beriracht zieht, Leistungen, welche sich die Herausgeber 
einer Reden leider haben entgehen lassen. 
Cleve, 20. Sept. Das hisiege Zuchtpolijeigericht hat den 
daufmaun Scherer zu St. Tönis wegen Verfälschung von Mehl 
zurch Zusatz von Gyps, Schwerspath 2c. zu 6 Monalen Gefängniß 
und 1000 M. Geldbuße verurtheilt. 
Die Berichte üuber den Schaden welchen ein heftiger Sturm 
im vorigen Sonntag in dem deutschen, amerikanischen und britischen 
Theile der Weltausstellung zu Philadelphia angerichtet haben sollie, 
jaben sich zwar, insbesondere was die britische Abtheilung betrifft, 
als übertrieben heruusgestellt, der Ockan hat aber doch läugs der 
düste in verheerendet Weise gewüthel. Mehr als hundert Schiffe 
zingen zu Grunde und der Verlust vieler Menfchenleben ist zu be⸗ 
lagen. Unfälle werden von allen Seiten gemeldet. Der schottische 
Dampfer Rebelka scheiterte an der Kiste von Karolina und zwölf 
Zersonen kamen ums Leben. In der Chesapeale Bay ertranken 
ichtzig Personen in Folge des Umschlagens mehrerer Barken, die 
der Dampfer Juniata im Schlepptau hatte u. s. w. 
r London, 16. Sept. Nicht weniger als vier bedeutende 
Feuersbrünste wütheleten gestern in London. Bei einer derselben 
gelang es nur mit genauer Noth mehrere gefährdete Menschenleben 
zu retien. 
Der Hafen von New⸗Pork war am vorigen Sonntag 
die Scene einer großartigen Felsensprengung. „Hell Gate“ wurde 
jegen 8 Uhr am gedachten Tage in die Luft gesprengt. Nach 
iebenjähriger Ardeit ist jetzt eine schiffbare Durchfahrt fuͤr Ocean—⸗ 
ampfer von Lorg Island Sund uach der Rhede von New VYork 
ergestellt. Füafzigtausend Pfund Dynamit waren zur Untermi⸗ 
nirung der Felsen derwendet und durch Electriciiät entladen worden. 
Die Explosion war in einer Entfernung von zehn Meilen hörbar 
ind veruisachte in New-York und den Ortschaften in der Nähe von 
dell⸗· Gate eine erdbebenartige Erschütterung. Der allgemein em⸗ 
ffundenen Besorgniß der Bevölkerung fowie der Voraussagung 
zieler hervorragender Ingenieure zuwider verlief die Sprengung 
hne jeden Unfall und ohne irgend welchen Schaden anzurichten. 
Ungeachtet der regnerischen Witterung hatten sich an verschiedenen 
Punkten Tausende von Menschen eingefunden, um Zeugen der Ex⸗ 
losion zu sein. Tausende hatten aber auch ihre Wohnungen in 
der Nachbarschaft von Hell Gate, viele sogar Rew: Yorl verlaßen. 
Dienstesnachrichten. 
Der Vorstand des Laadbauamtes Speyer, Bauamtmann F. 
—XB 
hetenen Ruhestand versetzt worden. 
Der praktische Arzt Dr. A. Model zu Nördlingen wurde zum 
Bezirksarzt zweiter Klasse in Annweiler ernannt. 
Gemeinnütziges. 
f Exsparung im Haushalte. Manche Hausfrau, der 
die Vorzüge des Liebig'schen Fleischertrakts zur Geaüge bekannt und 
welcher dasselbe schon fast unentbehrlich geworden, wird eine wieder⸗ 
holte Empfehlung dieses vorzüglichen Fabtikateß, das sich überall 
bewährt, wo es richtig angewandt, für ganz unnöthig halten. Den⸗ 
noch ist es Thatsache, dad ein grozer Theil der mittleren Volks⸗ 
lassen, für welche das Extrakt in Anbetracht der hohen Fleischpreise 
doch recht eigentlich vorhanden, immer noch den Werth desselben 
zanz unterschatzt. Das Liebig'sche Fleischextract gibt mit geringen 
Zuthaten eine vortreffliche Fleischbrühe, verschafft uns den Vortheil 
des nicht oder nur wenig ausgekochten Fleisches und ist, richtig an⸗ 
zewandt, von großer Oekonomie im Haushaite. Wir meinen, daß 
dor Allem die erzielte Ersparung im Haushalte mehr noch eine qus⸗ 
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