Full text: St. Ingberter Anzeiger

Bruͤssel, 25. Jan. Die „Ind. B.“ meldet unter aus⸗ 
druücklichem Vorbehalte, die strisenden Kohlengrubenarbeitet in Char⸗ 
leroi hätten sich, trotz des Verbotes der Behörden zusammengerottet. 
seien aber durch Gendarmen sofort wieder zerstreut worden; zu 
einem ernstlichen Zwischenfalle sei es hierbei nicht gekommen. Der 
Strile ist im Abnehmen begriffen. 
Bayonne, 26. Jan. Aus San Sebastian von gestern 
wird gemeldet: Die Regierungstruppen haben den Carlisten die 
wichtigsten Stellungen zwishhen Hernani und Lafarta entrissen und 
zampiten auf den eroberten Positionen. 
Rermischtes. 
fAciserslautern, 21. Jaa. Var einigen Tagen 
fand man im Walde in der Nähe des Hoheneler Wehers an 
einem Baume die Leiche eines Echängten. Nach der Pf. V. wurde 
der Erhangte als Jodann Krentzberger aus Rödersheim, Kanton 
Dürkheim, identifizirt. Derselbe zählte erst 22 —23 Jahre und 
war Tagner dahier. Die Ursache des Selbstmordes glaudt man 
im lüderlichen Lebenswandel des Lebensmüden suchen zu sollen. 
t Die Pfalz zählt dermalen 5 Geweibeschulen, für die si 
113;000 M. jährlich ausgibt, 19 Lateinshulen, die 1533,000 M 
erfordern und gibt im Gunzen für Erziehung 1,178,190 M. aus 
wofür derselben die meisten Umlagen unter allen bayer. Propnzen, 
46 pCi., erwachsen. 
F. München, 22. Jan. In sämmtlihen Wertdschaftslokali 
täten hiesiger Stadt wird nan das Winterbier zu 22 Pf. verleit⸗ 
gegeben.“ 
Muünchen, 25. Jaa. (Seltsame Pfändung). Vor 
einigen Tazen wurden am frühen Morgen in einem hiesigen gut— 
besuchten großen Cafe auf Antrag der Gläubiger, geftützt auf ein 
altes Mürchener Stadtrecht die Fenster des Schuldners, freilich 
mit energischem Protestiren, ausgehünzt. Die riquirirte Dienst⸗ 
mannschaft mit dieser Prozedur ferlig, hatten das Veranüjen, die 
ausgehängten Fenster weder einzuhäigen. Der Gepfändele war 
eben spornstreichs zu seinem Anwalt gelaufen, der sernerseits sofor! 
zwei Polizeibeamte requiritte. um die so vor ego amee P'äundung, 
gestützt auf das Reichsgesetz, wieder rükzärgig zu ma hven, wan 
auch geschah. Es konnte hiemit das alte Muͤnchener Staͤdtrech 
zegen den betreffenden Pissus des Reichsgeseßges nicht zur Geltung 
lommen. (Sudd. Pr.) 
F. Dem „Bayerischen Veteranen- Krieger· und Kampigenossen⸗ 
Verein“, welcher jetzt 3390 Vereine mit 28,071 Einzelmiigliedern 
— obne die Ehrenmitglieder — zählt, sind folgende pfälzisch 
Kriegerbereine beigetreten: Alberswe ler, Bermersheim, Kaudel 
Rülzheim, Ludwigshafen, Bierbach, Bleskaftel, Einöd⸗Ingweiler, 
Hornbach, St. Ingbert, Zweibrüchen 1., Zweibrücken 2., Ecbach, 
Webenheim unad der „Verern deutscher Waffenbrüder in Kaisers— 
lantern. 
t Der Hauptausschuß des bayerischen Volksschullehrer⸗ 
bdereins hat in einer in Augsburg zu Weihnachten statigefun 
denen Sitzung die Grüuduag einer ,Jugend-Ze tung beshlofsen 
Diese Jugendschrift hat die Aufgabe, „Schule und Haus zu ver 
dinden und auf die sittliche und intellektuelle Entwickelung der Ju 
gend fördernd einzuwirken.“ Bei gehöriget Betheiligung don 
Abonnenten soll die Zeitung mit dem 1. Mai d. J. ersch inen und 
der halbe Bogen zu 3 — Reichspfennigen geliefert werden. Außer⸗ 
dem wurde auf Anttag Pfeifer's der Beschluß g faßt, es sei der 
erste Vorstand des baherijchen Lehrervereins zu ermächtigen, in 
lenen Fallen bei dem zustäidisen Gerschte Klaze zu stellen in denen 
der Lehrerstand als solches nachgew. esener Maßen öffentlich bele digt 
werde. 
F Wie der ‚Landsh. Ztiq.“ mitgetheilt wird, zirkuliren in 
Niederbayern allein noh über ca. 1,100 000 fl. ältere 
suddeutsche Munzen, während in den übrigen daherischen Kresen 
die Umwechslung viel rascher vor sich gest. Nicht, daß es den 
niederbayerischen Einlösungsstllen an Reichmunzen fehlte; der Grund 
ist, daß Niederday ru noch immer zäh an seinen Gulden und Sechsern 
hängt, woraus dir Bevsikecunzg darch eigene Shuld bedemende 
Verluste in Aussihht stehen. 
F Lippstadt, 21. Jan. In einer Sendung von ameri— 
lanischen Bordersshinker fand hruse Morgen der Fleischbeschauer, 
nachdem er bis 100 Schnlen untersucht hatte, in einem derselben 
reichlich Trichinen. Vom Keeisphysikus ift nach genauestet Unter⸗ 
juchung festgestellt worden, daß es von Trichinen, und zwar leben⸗ 
digen, wimmelt. 
fNeuhaus, 23. Jan. In dem eine Viertelstunde von 
hier entfernten Orkonomiegute Viehhausen des St. Hirschenauer 
beheizten gestern Abeends die weibuchtn Dienstboten ihre Schlaf⸗ 
lammet auf rect ununige Weise, indem fie eine Pfanne mi⸗ 
zlühenden Siteindozien in die Kammer stellten. Die Folge wir 
nalürlich die, daß, als die Tochler des Hauses dieselben ftüh 
wecken wollte, da diese ihr zu lange nicht aufstanden, zwei dersel⸗ 
ben bereits todt waren, wüyread die andern zwei nun in ärztlicher 
Bihandlung sind, aber auh bei diesen ist keine Hoff iung zur 
Rettung vorhanden. 
FPassau, 24. Jin. Gestern Abends hat sih in einer 
Gastwirthschaft in Ezzeadobl zw'schn Soldaten des 9. Jäger⸗ 
bataillons und des 3. Bataillons des 12. Infanterie « Regiments 
eine große Schlägerei entspongen, welche einen so schlimmen Aus— 
gang nahm, daß 6 Mann in's Spital gebratzt werden mußten. 
An zusammeageschlagenen Werth'ch iftsgegenständen soll hierbei dem 
—A—— 
fEinesSchlangenbändigerin. Berlin. Das 
erste Debut der französischen Schrangenbändigerin hatte am letzten 
Doanerstag ein auß'rordentlich zahlreiches Paiblitum im Circut 
Sala nonsti dahier versammelt. Von der Bartide der Arena bis 
hinauf an die Decke des imposanten Hauses deängie sich S hulter 
an Schulter. Rings in der Runde herrscht gesprunte Erwartung. 
Balt es doh einer Leistung, die die dentsche Capitale bis dahin 
noch nicht gesehen. Selbtt das Ochester schien den Ernst des 
Augenblices zu würdigen, dean durch die heiteren Kläuge von 
Meister Jaques „Schöner Helena? tönte in der Introduktida feier⸗ 
lich de Litanei eines abged oschenen Chorals herboͤr. Nuc der Pumor 
der Clowus schien der alte geoliebea und Tony, der erklärte Leeb⸗ 
ling des Pablickuns, ließ es si h nicht gehmen, “jeine Gonners haft 
mit der ihm eigenen Zärtlichleit zu bewellko amen. Hoh aufgezogen 
hing inzwischen iumitten der Kronleuchter der aus schwachem Draht. 
zeflochtene Kafin, in welchem die grause Scene ch abspielen sollie, 
Die erste Abtheilung der Vorstellung ging programmgemäß vor sich 
daurchweg schöne, zun Theil vortreffl:che Leistungen. Endlich ward 
der Käfiz langsam auf eine mit weißer Leinwand überzogene niedere 
Estrade herabzelassen. Eine Wandung dvon dem nämlichen Stoffe 
erdarg dem Auge die ersten Vocbereiiungen. In zwei Kist en wurden 
die Bestea hereinzeschleppt. Als die Hülle fiel, lagen einzelne von 
den Schlanzen auf dem Boden ausgestrekt, andece hatten sich be⸗ 
reits in grotesken Windungen an Baumstammen emporgerichtet. 
Unmittelsar darauf erschien Mle. Laurent, von Fanfarea begrüßt, 
an der Hand ihres Impresario und betrat nach einem kurzen Rund⸗ 
zang durch die Arena den Ort des S hreckens. Mitten unter den 
ngeheuern stind jetzt mit eisiger Ruhe das üppigsoöne Weib, leicht 
zeschürczt und von elktrischem Lichte magisch beleuchtet. So muß 
Cleopatra ausgesehen haden, als sie den feindlichen Liburnern ent⸗ 
ro inen, unter den Zinnen der Vaͤterburg die giftgeschwollene Viper 
an ihren Busen setzte. Lautil se Stille herrschte. als das Weib die 
gewaltigen Thiere der Reihe nach in die Höde hob, die Riesenleiber 
in dichtem Knäuel um ihre Hüften wand und furchtlos die Bestien 
um he Auatlitz züngeln liez. Ecst als das gräulishe Schaustück 
zlücklih zu Eide und Mile. Laurent glei hmuüthrg, als kame sie 
»üm Tanze, den Käfiz verließ, brach ein nicht enden wellender 
Sturm des Beifalls los. Die hierauf folgende Zweschenpause wurde 
nun von dem Publikum benutzt, am sich die wohlerzo enen Bestien 
in der Nähe zu besehen, und schon mit Beginn des z veiten Altes 
hatte die heitere Anzot Quadrille die graasiigen Eindrücke voll⸗ 
taͤndig verw seht. 
fWie der „Staatsanzeiger? mittheilt, hben si h neuerdings 
in Athen einige Schwendler zusammen zethan, welhe ũh Agents 
ommissionaires nennen und die Absi hi verfolgen, deutsche Indu⸗ 
aculle uater Beeufung auf ihnen dekannte deutsche Firmen durch 
namhafte Best llungen von Waaren auszudeuten. Zahlung ist 
von diesen Leuten nah Leferung der Wraren alemals zu erlangen; 
Finer verw'ist alsdann an den Aidern. Auh der Rchtsweg 
bretet kein aideres Refultat als Kosten, da die Wiaren nicht mehr 
zu finden, und die dei dem Schwindel Betbeiligten steis mittellos 
si id. 
fAQsöuln, 26. Jan. Seit einizen Tigen sind falsche 10. 
Pf.⸗Ssfücke hier im Unlauf; dieselben sind in Zezug auf die Größe 
und Gepräge von den ähten nicht zu uniterscheiden. Do h die 
Shwere und der Klang lassen sofort erken ien, daß das verwand!e 
Metall Blei ist. 
rStuttgart, 26. Jan. Dem Mechaniker C. 
Fronm dahier ist es gelungen, ein lang trörtertes Problem in 
ebenso si inreicher, als einfachee Form zu lösen; es ist der luftdicht 
hließende und doch weder der Lift Zutritt gest ittend Faß Spun⸗ 
den, iusbesondere praktisch für Schentfässet. Es dequemt sich der⸗ 
elbe jedein Spandsoh an; der Versshlaß der in dem hohlen 
Zpunden befindlihen correspondirenden zvei Röhren wird durch 
Wasser hergestellt, duc y welches genau so viel Luft eintritt, als, 
wahre nd der Schenkhahn geöffnet ist, Flssigkeit ausstrdmn. Ein 
Ueberwerfen der Flüssigkeit wird verm den, da keine vuft dur h 
den Hahnen einreten kaan. Darh den luf:dichten Becschluß wird 
das Gettränke im Faß geraume Zeit srisch erhalten. 
fRiesenburag (Westpreußen, 16. Jan. Man schreibt 
der „Danz. 3.“ von hier: Seit längerer Zeit sind hiee in den