Sl. Ingberler Anzeiger.
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der St. Insberter Anzeiger und das (2 mal wo hrullich) mit deim d rupiblatte verdanderne Unlerhaltun zsblatt— (Sonntags mit illustrirter Viei
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Ac I67. Samstaag, den 21. Oetober 1876.
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Deutsches Reich.
Müncheen,“18. Olt. Fir dit Dauer dir Abwesenheit des
Heu. Staatsministers Dr. v. Fäustle, welcher henute Nachmittag
nach Berlin abreste, ist de Leitung des Stoatsinitisteriumsß ver
Juftiz Hrn. Staatsrath v. Botnha d übertrauen.
Boͤrkin, 16. Okt. Die „Nordd. Aln. Jig.“ dementirt dee
Gerüchte von der Abdankung des Kaisers Alcxander, fügt äber
hinzu: Alles ist özlich; auch das Unwahrscheinliche kann gegebenen
Falles Wuhrheit werden, und An ärztlicher NAusspench kann unter
uständen“ schwerer wiegen als Memoranda von Mimitern.
Berxrllin. 17 Ott. Der Reichskanzlen, Fürst Bismarck hüllt
ich üher die Politzk Deutschlands in der Orientfrage noch immer
u riefes Schweigen. Von einem gewöhrplich gut unterrichteten
Bewahramann geht mir die Mütheilung zu, daß der Reichskanzler
in der orientalischen Frage Rußland gegenüber jne coörrekle Politik
perfolge, welche, Preußen seit einem Jabrhundert beobachtet hat.
Danach würde Deuischland Rußzland gegenüder eine wohlwollende
Reutralitat beobachten. Spitzen sich die Verhältnisse in aküttr
ee, und tommt es zu einem ruisisch:türkischen Kriege, so
würde Deutschland in seiner Rrütralität verharren, i doch we mein
GBewahrsinatin wissen will, mit keiber Mart Geides sich NRußland
ee er zu cinem aktiven Beostande en ag ren. Die Kavineté
von Berlin und Wien waren völl g d'accord, und es köunte im
gegebenen Fade das Drei-Kaiser Bünduißß ldeicht zu einem Zwei⸗
aisesn⸗Bündinßß werder. Die in Umlauf gesetzten und spaͤter durch
deu dific dsen Telegraphen deucntirten Nachrichten von der Ab
dankung des Katsers Aiexueder zu Gunsten des Großsürsten Thron⸗
folger werden in hiesizen unterrichte:en Keisen für durchaus bee
aründet erach et. Js gebe alle diese Mittheilungen meines Ge⸗
währsmänues unter Reserve wieder. Die Autwort der deutschen
Regterung alif die Votschläge der türküchen Regierung betreffend
den Gmonailichen Waffeustillsftard, d.e am Sounabend der hiesige
türlische Boischaiter, Edheim P scha, dem Staatésetretiär von Bülow
anterbteitet hat, wied in enwa 5 bis 6 Tagen erfolgen. Es st
oegreiflch, daß man derj bben mit der größten Spannung enigegen
sieht. J (Fr. 3.)
Berlin, 18. Ott. Durch kanerliche Verordnung dalirt
Baden⸗Baden, 16. Oki., ist der deuische Neichstag auf 80. Oliober
einbervfen.
Bertla, 18. Olt. Der „Reichsanzeiger“ meldet, daß Kaiser
Wilhelm dem König Karl von Württemberg das Geoßkomthurkreuz
des Hausdrdens von Hohemnolleru verlieben hat.
Berhim, 18. Ott. Die „Prov. Cortesp.“ schreibt, es
dehe durch d'e Wahisbewegung ein-Zuz ernftet Besorgn'ß in Betreff
der nächsten werthschafilichen Entwecelnug . So schwer aber der
jähe Umschlag ron dem vorhecigen kurzen Aufs hwung zu dem
Jetzigen -Dtuck fist alle Schichten der Bebolkerung betroffen-habe,
so sei doch das Vernauen unerschüuert, daß Preußens Konig ein
llares Auge und ein warmes Herz füt die B.dürfnisse dis Landes
habe und daß die Regierung auch jctzt Alles daran potzen werde,
das Land, sowent dies die' staatliche Fursorge gestatten durch die
augendlicklichen wirihschaftl chen Nothstände zu neuer gewerblicher
Bloͤthe hendurchuführen. Dazu sei aber nöihig, daß die Landes⸗
dertreiung aus VPaunern bestehe, die don schtoff in Parteiwesen fern,
euts glossen seien, in vertrauensvollem Zasammenwirken mit der— Re⸗
gierung des Vandes Wohl und Gedeihen zu fsoͤrdern.
Im nächslen Reichstage w'rd, wee wir höcen, abermals der
Anttag eingeblacht werden, die Gebühren für Dep schen auf der
tleineren Zone wiederum auf den alien Satz von 50 Pfentigen
festzuse zen und fur dieie Zone von dem jetzi gel enden Worttarif
Abjtandezu nehmen. Die Antragsteller motiviren diesen ihren An⸗
ttagedamit, daß mit der Einführnug des Woriturifs die Gebuhren
auf der fle neren Zone so vertheuett wordes sind, daß em Depeschen⸗
zerlehr zur Unreoglichkert wird. Man will dem Generalpostmeistet
hadurch entgegenkoumen und die Gebühten von 50 Pfennigen fut
ein Tesegramm von nur 15 Worten verlangen, während früher 20
Worte gestatiet waren. I
Nach der sorben erschienen Rang- und Quartierliste der deut⸗
chen Mixine für das Jahr 1876 zählt diese (einschließlich der im
Banm begriffenen) folgende Schiffe: A. Schlachtschiffe: 8 Panzer⸗
regatten, 3 Panzerkorvetien. B. Kreuzer: 9 gededte. 5 Glattdeds⸗
orpetten, 2 Kanonenboote: „Albatroß“-Klasse, 7 Kauounenboote L.
Zlasse. O. Küstervertheidigungsfahrzeuge: 2 Panzerfohreuge, *
Paozei · Kanonenboote, 11 Torpedoboote, 8 Kanonenboot IIJ. Klasse.
. 86 Nvisos. P. 2 Trausportfabigeuge. P. Schulschiffe: JLinien
shiff, 1 Segelfregatte, 2 gedectte, 2 Glatideckskorvetten, 8 Segel-
brigs.
Nusland.
Wien, 17. Ott. Das neue Handschreiben des Czaren wurdr
vem Kaiser Franz Jostph. heute durch den russischen Adjutanten
Taschkow üderreicht. Der Btief war machträglich durch einen sturier
wus Livadia überbracht, nachdem Taschkow einen günstigen Fort⸗
zang seiner Verhandtungen in der kaiserlichen Hofburg -gemeldet
haͤtte. Die Verständigung zwischen Oecsterreich und Rußland kaun
als völlig hergestelt detrachtet werden,
Wie'u, 18. October. In einem Artikel des „Fremdenblatte
vird Itäͤlien auf das eindringtichste'vor Agitationen gegen Oester⸗
reich gewarnt. — Das „Telegraph. Cotresp.-Bureau“ bejzeichnet
die Mattheilung des „Reuter'scheu Bureau“ üser eine russische öster⸗
reichijche Abmachung als unrichtie. — Die vesterreichifche Antwort
auf das tückische Waffenstillstands-Anerbieten ist nunmehr an die
TFabime te mitgetheilt.
Paris, 18. Okt. Heute setzie schon das Gerücht, Rußlands
Finmarsch in die Türkei stehe unmettelbar bevor, ja, habe vielleicht
schon stattgefunden, die Börse in Schrecken. Indessen glaubt man
n'ruhiger urtheilenden Kreisen nicht, daß Rußland vor der end⸗
zültigen Verwerfung der neueren Vorschläge durch die Türkei die
Waffen ergreifen weede. — Im heutigen Ministerrath wurde be—
Hlossen, de der Eröffnung dir Kammer keine Votichaft des Präsi—
»enten zu erlassen. Auch über die orientalische Frage wurde be—
»athen. Der „Moniteur“ zeigt immer noch Hoffnung auf eine fried—
iche Ldiung, er schreibt: „Der Krieg darf nicht als nahe bevor⸗
tehend betrachtet werden, keine politische Richtung steht bis jetzt
Janz fest; die Cabinette erbliken in dem. was vorliegt, noch keines⸗
begs die Elemente zu einem Casus belli; es bedarf der Umsicht,
ber mit Klugheit hoffen wir nach wie vor, daß man aus den
etzig u Schwierigkeiten im Feieden hervorgehen wird. Es wird
zersi ert, daß ein Vertrag zwischen Rußland und Rumänien bestehe,
wwer dicser Vertrag habe blos den Fall eines Bruches zwischen Ruß—
and und Oesterresch im Auge.“ (K. 3.)
Paris, 18. October. Der „Moniteur“ sagt, daß keine
neue Thatsache die Panik an der Börse rechtfertigt. Tas Blatt
sagt, der strieg sei durchaus nicht unvermeidlich.
London, 16, Ott. Es ist erwähnenswerth, daß innerhalb
zer letzten vierzehn Tigen, seildem der russische Vorschlag, Bulzarien
zu besetzen, die orientalische Frage einen gefährlichen Asp-kt annchmen
ließ, Mundvorräthe und Kriegsmaterial in sehr ansehnlichen Quan—
itäsen uach Malia verschft worden sind. Bedeutsam ist auch der
Uanistand, daß Lord Naprer von Magd-la' der vellernannte Gou—
derneur von Gihraltar, sich etliche Bochen eher auf seinen Polten
bdegab, als er beabsicht gt halte.
London, 18. Oc'ober. Das von Wien aus verbreitete
Berücht, wornach Eaglaud der Pforte bereits militär:sche Unterstützung
zugesagt habe, wird von informirter Seite als unrichtig bezeichnet;
die englijche Regierung stehe noch immer in diplomatischen Verhand⸗
uugen, welche zu eine: Feindseliglent gegen die bishec gemeinschaftlich
mit ihan handelnden Mächte nicht berechtigen.
Lo don, 18. Okt. Die Börse eröffnete in vollständiger
Panit. Die russischen Papiere fielen 7 pCEt., die italienischen 8
pCt., die ungarischen 6 pEt.
Madr'id, 18. Ockober. Vorgestern uͤberreichten hier die