Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberter Anzeiger. 
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der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöhnilich) mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltun 186latt. (Sonntags mit illustrirter Bei 
lage), erscheint wöchentlich pierm al: Dienztaz, Donnerstag, Samstag und Sonutag. Der Aboanementszpreis beträgt vierteljährlich 
Mart 20 R.⸗Pfz. Anzeigen werden mit 10 Pfa., von Aar virt? nit 13 Pf. far die viergejpilteae Zeile Blattschrijst oder deren Raum. Necla nen 
mit 30 Pfg. pro Zeile berechnet. 
M Irt. Samstag, den 28. Oetober 1876. 
Für die Monate November und December werden; 
Abonnements auf den St. Ingberter Anzei— 
ger von allen Postanstaltn, sowie der Erped tion 
ntgegengenommen. 
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Deutsches Reich. 
Berlhin, 22. Ot“. Der gesamimte Etat für das ersnte Quar ⸗ 
al 1877 vird in der nässten Sitzung des Bundescathes am künf 
agen Donnerstag fertig gestellt und dann sofort dem Reschstage 
ermintell werden. Der Eutwurf des Etatsgesetzes sür das Viertel⸗ 
aht vom 1. Januar bis 81 März 1877 liegt jetzt vor; derselbe 
imfaßt vier Paragraphen, er steht in Ausgabe und Einnehme mit 
102,116,560 M. und zwar zerfallen die Ausgaben in 98,652,420 
au fortdauernden und ir 8,764,149 M. au einmaligen Ausgaben. 
DDem Bundes?ath ist eine Nachweisung über de den einzelnen 
Bundesstaaten bis Ende Septembet ds. Is. überw'esenen Beträe 
n Reichs⸗, Silber-, Nickel und stupfermünzen zugegangen. Danach 
eläuft sich die Gesammt'umme dieser Berräge auf 304,067, 888 
D. 68 Pf., und zwar au Fünf⸗Mart-Siücken 58,633, 140 V., 
uin Zwei-Mart? Stücken 19, 357.600 M., an Ein-Mark Stücken 
133 600,721 M., an Fünfzig-VPiennig Stücken 29,699,174 M., 
iu Zwanzig⸗Pfennig⸗Stücken 28,583, 862 M. 80 Pfj., an Zehn— 
Pfennig⸗Stücken 16,957,048 Vit. 80 Pf., an Fünf⸗-Pfennig⸗ Stücken 
342883 W. 40 Pf. an Zwei-Pfennigz Stücken 4,882,073 . 
34 Pf., an Ein-Pfenn'g-Stücken 2,7589,954 M. 94 pf. (K. 3.) 
Berlin, 24. Od. Die Kreuzztg.“ vermuihet, daß der 
Jeulige Cabivetsrath unser Vorsitz des Kassers mit der Berlänge⸗ 
ung der Eisenzölle in Zusammenhang staud. — Die neueste Vers 
artheilung des Grafen Harry v. Aruim hat den Schwager des⸗ 
elben, din Oberpräfidenten der Provinz Schlesien, veranlazt seine 
Sutlossung aus dem Staaesdienst zu beautragen. 
Vertin. 25. Ott. Die ‚Prov.Corr.“ meldet, der Kaiser 
Jedenke den Reichstag in Person zu cröffnen, und habe gestern 
zine S'tzung des Ministerconseils abgehalien, um vor Beginn der 
Reichstagssession sich über ein ge der wicht geren schwebenden Fragen 
nit dem Staatsministerium zu verständigen. 
Berlin. Peof. Reultaux vefiht die Anficht, daß die 
eutsche Industr'e sich au der Pariser Ausstellung im Jahrt 1878 
zetheiligen solle, daß ferner dei dieser Gelegenheit die Vertreier 
der ausstellenden Nationen unter si h gemeinsam die Aufeinander— 
jolge der künftigen Weltausstellungen und zwar so festsetzen sollen, 
daß die nächste in Berlin statisinde. 
Ausland. 
Wien, 24. Oklt. En Si. Pelersburgre Brief der offic ösen 
W. Abendpost“ gesteht zu, daß die russisthe Armee auf den Kriegs⸗ 
juß gesetz wird, erklärt aber, daß der Kaiser Alexander prine piell 
um Frieden festhalte. — Der öslserreich. Handelsminister kündigte 
im Reichsrath dee Absicht an die neu aufzust llendea —A 
u erheben. (I. 3.) 
Pessi, 25. Oklober. Ein russisch-serbischer Emissär hat hier 
ven Versuch gemacht, Kadetten der oͤ te rreichtschen Arm.e zur Felouie 
zu verleiten. Der Fall erregt ungeheuces Auffehen. 
Pess. 25. Ollobetr. Die jüngste Nummer des „Ellenöhr“ 
meldet, der Kreegsminister h be an den Karer berichtet: alle— Trup⸗ 
pentötper seien vollstandig ausgerüstet für Aktion oder bewaffnete 
Neuirailat. Von einer Mobilisitung, bemerktt das Blatt dazu, sei 
jedoch keine Rede. 
Paris, 24. Olt. Im heuizen Ministerrathe, der im 
ẽlysee gehallen wurde, beschaͤftigte man sich mit der Etllätung, die 
Igaeticff heute dei der Pforte abgeben sollte, so wie ant der De— 
desche über die vorbereitende Conferenz des rusijchen Botschafter⸗ 
nit den fürkischen Ministern. — Die Pelition, welche die Aus⸗ 
veisung der Jesuiten aus Frankresch fordert, soll schon 500,000 
Unterschriften erhalten haben. In bongpaitistschen Kreisen ift eine 
Belifion in Umlauf geseßt, welche den kaiserlichen Prinzen ditiet, 
eine Politit durchaus zu andern. — Das Transporischff —XX 
welches morgen in Toulon erwartet wird, bringt die Gesuche der 
Deportirten ous Neu⸗Catedonien mit, welche die Milde des Präsi⸗ 
denten dre Republik anrufen. 
In französischen Regierungskreisen zeigt man sich über den 
möglichen Ausbruch des muselmannischen Fanatismus und über die 
zu bifürchtenden Massacres von Christen sebr beunruhigt. Der 
rommanditende Generaldes französischen Geschwahers, Admiral 
Jaures, der von seiner Mission vach Salonichi zurüdgekehrt ist, 
oll dem französischen Gouvernement sehr ernste und besorgniß 
rregende Schilderungen von der im höchsten Grade aufgereizten 
S„timmung der Muselmänner gegen die Christen urd gegen alle 
Fremden gegeben haben. 
Maderid, 25. Ociober. In Folge der Verschwörung haben 
26 Verhaftungen stat. gefunden, darunter 18 Generäle. 
Konstantinopel, 25. Ott: Die „Agence Havas“ erfährt, 
zeneral Ignatieff werde nach stattgefundener ojfiziell r Audienz 
och um eine Pesvataud'enz bei dem Sultan nachfuchen. — Drei 
siesige armenssche Journale wurden susspendirt und deren Redakteure 
vegen Verbreitung falscher Nachrichten verhaftet. J 
Pera, 25. Okt. Es bestätiat sich, daß die Pforte eiklärte, 
ie sei bereit, den 6wöchentlichen Waffenstellstand auzunehmen, wofern 
ie Mächte sich ve pflichteten, falls nach Adlauf dieser Frist die 
friedeusverhandlungen noch kein Resultat ergeben hätlen, eine 
bermalige Frist von weiteren sechs Wochen, und wenn auch dann 
ioch keine Einigung erfolgt sei, eine zweimonatliche Verlängerung 
jes Waffenstillstandes zu bewilligen. Ignatieff hat, wie verlautet, 
dierauf erklärt, er glaube nicht, daß Rußiand diesen, wenn auch 
erstecht, auf einen fünfmonatlichen Waffenst Uktand hinauslaufenden 
Forderungen der Pforte zustimmen würde. 
Wie der „Pel. Korr.“ aus Konstantinope! gemeldet wird, 
verlangen d'e national⸗türkischen Blätter ohne Ausnadme von der 
Bebötferung Opfer und rufen laut, daß die Existenz des Staates 
n Gefahr sei. Diese Ausbrüche haben zur Unteidrückung des 
Basfiret“ geführt, welche unter dem Titel ‚Si vis pacem, para 
»ellum“ e'nen der le denschaftlichsten Artikel ve öffentlichte, in 
veichem die mahamedanifche Bevöltkerung aufgefordert warde, sich 
u bewaffsen und zum striege gegen Rußland vorzubereiten. Gleich⸗ 
ertig teizte das Blatt die Bevöllerung gegen die reichen Muha⸗ 
nedauer auf, welche zu den Kriegsauslagen wenig beigesteuert 
jaben. „Ihr Geld, iht Vermögen“ — sagte „Bassiret“ —- „ge⸗ 
sört der Nation, die es sih aneignen kann, zu Zwecken der Ver⸗ 
he idigung des Vaterlandes und der Religion. Das Volt möge 
sich bewaffnen, um zu den äußersten Opfern berent zu sein, wenn 
z nicht, wie seine Glaubens enossen in Central-Asien, der Sklaven 
dieset Sch..... von Russen werden wolle.“ — Das , Bas⸗ 
iret“ wurde auf Exaschreiten des englischen Boischafters Elliot 
unterdrüdi. 
Nach Berichten des „Pester Lloyd“ aus Pera tritt Ignatieff 
'eit seiner Rücklehr nach Konstantinopel mit auffallender Ruhe und 
Zurückhaltung auf. Er erklärte seinen Kollegen, er habe keine 
andere Jnstruktiion, als der Pforte gegenüber die Ablehnung des 
sech zmonatlichen Waffenst Istandes zu motiviren, die Abkuͤrzung 
desselden auf 6 Wochen vorzuschlagen, welcher Termin übrigens 
herlängert werden könnte, und mit den Vertretern der Mächte über 
zie Friedensbedingungen und über die Präcisirung der lokalen 
administrat ven Autonomie der türkischen Nordprovinze zu berathen. 
Bon einem Ultimatum spricht Ignatieff so wenig mie von einer 
Fxekution. Rußland greife nue auf das Berliner Memorandum 
uruck, wenn es verlange, daß die Resormen in Bosnien, Herze— 
sowina nud in Bulgar'en unter Uebecwachung einer europäischen 
Fommissisn gestellt werden sollen. England und Oesterreich haben 
angesichts dieser Hältiung ihre Vertreler angew'esen, der eventuellen 
Abtürzung des Waffenstellstandes nicht entgegenzuwirken. 
Nisch, 24. Olt. Djunis wurde heute nach zehnstündigem 
hzartnäckigen Kampfe von den türkischen Truppu genommen; die 
meisten Verschanzungen langs des Tjunisbaches kamen in türlischen