St. Ingbe rler Anzeiger.
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M 179. Samstag- den 11. November .5373 1876.
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Deutsches Reich.
Berlin, 6. Nov. Der ‚„Post“ zufolge wird Fürst Bismarc
Mitte dieses Monats hier wieder eintreffen. Sein Befinden ist gut,
ur leidet er immer noch au andauernder Sqlaflosigkeit.
Berlin, 8. Nov. Der Kaser empfängt heute Nachmittag
m besonderer Audienz das Präsidium des Reichstages, dann den
Voischafter in Paris, Fürst Hohenlohe z die so Empfangenen sind
nuch zur Tafel geladen.
Wenn ein Wort wahr ist, welches man dem Fürsten Bismark
n den Mand legt, so darf man aunchmen, daß unsere Regierung
von schutz öllnerischen Anwandlungen fehr weit entfernt ist. Der
Reichstanzlet soll dem deutschen Botschafter in Wien nämlich esagt
haben: „Die Hochfluthh der schutzzöllnecischen Wasser verläuft sih
wieder, sobald die Leschäftliche Lage sich bessern wird. Ede die
deutsche Regierung Defferenzialzölle im Sinne der Schutzzöllner sich
nläßt. behalten wir lieber, was wir haben, die Stellung des meist⸗
degünstigten Staates.“
Der Antrag auf Annahme eines Gesetzentwurfes, betreffend
den Schutz nühlicher Vogelarten ist von dem Reichstagsabg.
Fürst Hohenlohe:Langen?urgt unleistützt von Mitgliedern der rechten
wie deider Fractionen der linlen Seite, dem Reschstage unterbreit⸗t
vorden. Das Goesetz enthält 7 Piragrapsen, Welch⸗ des Tödten
hon einigen 80 Vogelarten, das Ausnehmen ihrekẽ Eier, Zersörung
hrer Nesier dei Strafen verbetet, auch den Handel mit solchen
Thieren bestraft wissen will.
deutsche Boischafler v. Schweinitz verließ gestern Yalta und trifft
Freitag in Peteréburg ein.
Wie aus Petersburg gemeldet wird, ist der Abschluß einer
ruisischen Anle:le in Holland nicht zu Stande gekommen. Noch in
etzter Stunde scheiterten die mit dem Hause Hope und Comp. ge⸗
»flogenen Verhaudtungen. Bekanntlich handelle es sich daber umn
ine öprec. Anleihe im Betrage von 60 Millionen Ruübel. Nun⸗—
nehr dürfte der russischen Regierung im Krjegsfalle nichts anderes
abcig bleiben, ols Bankbillets hinausgeben, soviel eben das Pub⸗
ikum aufnimmt.
Zara, 7. Nov. Gefilern überschrilten eine Anzahl Baschi⸗
ozuks die oͤsterreichische Grenze un d zündeten ein Haus an, wurden
odanau aber durch von österreichisch n Soldaten gegebenes Feuer
»ertrieben. Ein österreichischer Waarentransport ward auf lürkischem
Bebiete von Insurgenten angefallen und beraubt; hierbei wurde ein
Dalmatiner erschossen.
Bezüglich der militärischen Aussichten der Türlen im Falle
er Erneuerung des serieges fällt ein Korrespondent der „Times?
olgeundes treffende Urtheittt!
Ein erneuerter Krieg würde tin ganz anderes Ansehen tragen
ꝛis der erste Att, den wir jetzt hoffentlich für geschlossen hallen
ürfen. Wenn die Serben, die gut für andere Dinge sein mögen,
iber sehr wenig in einen Kampf zu taugen scheinen, unter der
Führung russissder Offiziere im Stande waren, der türkischen Armee
ziven solchen Woderstand entgegenzusetzen, daß letztere nicht mehr
als zeha Meilen in ein paar Mongaten vordringen konnie, wie
würde der Kampf deschoffen sein, wenn die gesammte geqguerische
Aemee gänzlich ru sisch würde? Daß die Türken fortfahren würden
hre traditionelle Brabour zu zeigen, mag leicht geglaubt weiden;
iber dir Vorthe! würde bei einer ernsil'chen Schätzung der Keiegs⸗
zeschscke kaum auf inrer Seite sein. Die Türken haäben sich als
apf⸗re, standhafte Soldaten gezeigt, bereit, Stroͤpazen ohne Murren
uu ertragen, und ohne Zaudern zu folgen, wohin sie geführt werden.
Mag 'alles dies von ihnen mit fso viel Emphaäse als möglich çgesaqt
verden, aber wer immer kraft dessen dazu schreitet, die Pforte zu
dem Glauben zu ermu tern, daß die türlijchen Waffen fortfahren
nüssen, uvüberwindlich zu sein, gleichviel, welcher Art die Umstände
des Ktrieges werden dürften, und so den Ministerrath verleitet,
jartnäckig alle Frjedensbedingungen abzulehnen, mag ein eifriger,
vünde aber nur ein autzeist indisereter Freund der Türkei sein.“
Die nordamerilanischen Indianer scheinen sich von den Gewohn⸗
neiten des kaun eist verlassenen Kriegspfades noch nicht so bald
ossagen zu lömen. Ihr Zorn richtet sich gegeßwärtig allerdings
veriger gegen die Weißen, als gegen d'ie denselben verbündeten
Zztammesgenossen. So überfielen am 80. Ottober 1200 Sioux
iu Dorf der Shoshoces, eines den Weißen befreundeten Stammes,
ju Poinied Rock, in Wyoming belegen. Fast alle Beworner wurden
ziedergemacht. Die Regierung wird nicht umhin können, die Ur—
jeber dieser Metzelej zu strenger Rechenschaft zu z'een.
Ausland.
Wien, 7. Nob. Die Debatte über die oriental'sche Frage
wurde heute im Abgeorduetenhause durch die als Generalredner auf—
gestellten Abgeordneten Greuter und Herbst zum Abschluß gebracht.
erficter sührlie aus, mit der Ann xion Bossniens und der Herzego⸗
wing würde Oesterreich nur eine ihm gebührende Erbschaft antreten.
Derbst erblickie die wahre Aufgabe Oestette cha in der Verbesserung
Jes Looses der slavischen Cdristen in der Türkei und drückte den
Wunsch aus, der Monarchie möchte die Erhaltung des Friedens
o rgönnt sein.
Wien, 7. Nov. Die „Pol'tische Correspond.“ meldet? ous
onstant'nopel: Bestern vereindarten die Botschafter die Justruktionen
für die heute zur Festelung der X
m ssare. In der Thalsache der Vereinbarung der Justruknonen
liege die sichersie Gewähr, daß die Demarkationsfrage keine weiteren
Schwierigkeiten verursache. Betreffs des Konferenzortes scheinen
Rußland und die Türtkei größtres Gewecht datrauf zu legen, die
Friedensfrage nicht durch eine Kouferenz der Boischafter in Konstan⸗
inopel verhandelt zu sehen, waährend die audern Großmächte geneigt
nd für Fonstontinopel als eventuellen Konferenzort einzutreten.
Ween, 8. No⸗dember. Das „Tasklatt“ will aus Belgrad
erfahren haben, daß Tschernojeff sich nach Nußland zurückbegeben
werde; das Obercommando der serbischen Armte habe Horvatovlc
uübernommen.
Die englischen Wochenblätter sprechen sich übrigens trotz des
geschlossenen Wusfenstellstandes wenig offnungsvoll für die Erhaltung
es Friedens aus. „Der Krieg,“ sagi die Saturday Review, ist
nur aufgeschoben. Aber über den Haup steeupnkt wijchen Ruß⸗
and ind der Türker kann n'cht du:rch d'ie Annahme eines Waffen⸗
wAstandes entschieden werden. Die Pforte wird nicht in eine
russische Besetzung der Bulgarei will gen, und andererseits wird die
russijche Regierung kaum mit türkeschen Reformbersprechungen zu ·
ftieden sein; ader nichtsdestoweniger werden, wenn Rußland nicht
auf Krieg vorbereitet isi, einiee vorläufige Admachungen als Vor⸗
vand für Auftechterhaltung dez Friedens zurecht gemacht werden.“
Petersburg, 7. Nop. Dem „Golos? zufolge reist das
russische Karserpaare h ute von Livodia ab und wird am 15. oder
.6. Rovemter in Zarskoje ⸗Selo erwattet. — Der ru nsche Bot—
chafter Fürst Quloff reiste gestern von Paris nach Moskau, um
haselbst ährend des Aufenthalts des Kaisers zu verweilen. Der
Vermischtes.
7 Zweibrücken. Die Haustellette für Brückenau hat
weiter ergeben:
M
Uebertrag 518,51 M. —
38. Dietri vingen . 4,6600,
377 Mauschbade iio —.
38. Großsteinhaufen 6,408,
J 39. Walshausen —XR— —
09 Bottenboch .. —X
Ruͤbelberg5 36871
Bliesdalheim 5,22,
UAUßweiler.3 6.00,
ẽrfweiler ˖ Ehlingen. . 6.77,
Irmeshein. .. 8,10,
Bliestastee.... 55,30,
zu übettragen 639,81 M.