Popfles; sie geschah also nichts weniger als wit seiner Einwilligung.
als der Wagen, in welchem Pius IX. entflohen war, bei Tages⸗
anbruch in Terracina die Postpferde wechfelte, trat ein bärtiger
Mann in einen weiten Mantel gehüllt an den Wagenschlag und
dab sich dem Papste als Cardinal Antonelli zu erkennen. Dieser
Zug von persönlicher Anhänglichkeit, der nicht ohne Gefahr gewesen,
rührne Pius IX. derart, daß er Antonelli einluz, mit ihm nach
Baela zu kommen. Zwei Tage spater lamen Antonelli und sein
Zruder Angelo verkleidet in Mola bi Gaeta au, wo sie in dem
Vasthause zum Giardinetto“ abslegen und einen Diener beauf⸗
tragten, sie bei der Gräfin Spaur anzukündigen. Diese Botschaft
galt dem Pagpfte, welcher in einem kleinen Stübchen wohnte, zu dem
dios der Jesuit Liekel Zugang hatte. Am nächsten Taze führte
Ferdinand, Koͤnig von Neapel, den Papst feierlich in die Festung
von Gaeta und der einzige Cardinal, der ihm zur Seite, war und
blieb Antonelli. Ju den mit den Mächten eröffneten Verhand⸗
lungen, welche Antonelli, zum Protosegretario die Stato einaunt,
mu der größten Klugheit und Ueberlegen eit führte, leistete Aato⸗
FJelli damals für Pius IX. unvergeßliche Dienste. Von diesem
Zeithunkte an durch beinahe dreißig Jahre stand Antonelli dem
Papfte in allen schwierigen Lagen zur Seite und wußte den schwie⸗
rigen Charakter Pius IX. zu behandeln. Seiner Familie auf das
Innigste ergeben und seinen Freunden unerschütterlich treu, war
Anlonelli weder geizig noch freigebig, unbeweglich in seinen Ansichten,
fireng gegen seine, Untergebenen, maßig in Sp eise und Schlaf, und
hinterlaͤßt er viele Feinde, so fehlen ihm auch nicht aufrichtige
Thränen.“ In einem Berichte des „Vollsfreund“ aus Rom über
die letzten Stunden Antonell's lesen wirz „Schon seit einigen
Tagen wachten die männlichen Berwandten bei ihm und so kam
i8, daß sie sich alle am Sterbebette besanden. Wenige Minuten
dor seinem Tode wollte der Cardinal noch mit seinem Bruder
iprechen, allein er hatte nicht mehr die Kraft dazu. Seine lebten
berstaͤndlichen Worte waren: le chiavo (oie Schlüssel), darauf schloß
er bie Augen, um sie nie wieder zu öffa⸗n. Antonelli wucde in
dem geheimen Confsistorium am 11. Juni 1847 vom Papst Pius
L. zum ersten Diacon von Sta. Maria in Via Lata, zum Com⸗
meabatorio von Sta. Agoatha, zum Präfecten der apostolischen
X Prafecten der lauretanischen Congregation ernannt.
Ee bueb bis an sein Lebensende Diacon; die Priesterweihe hat er,
eine seltene Ausnahme unter den jetzt lebenden Cardinälen, nicht
empfangen. 3— *
FIndon, 14. Nov. Die ofsizielle Beitrittserllärung Oester⸗
reich zur vorgeschlagenen Conferenz ist gestern eingegangen.
Konstanltin⸗opel, 16. Nov. Gulem Bernehmen nach sind
setzt alle Mächte bezüglich der Conferenz einig, deren Arbeiten Ende
dieses Monais beginnen sollen, Die türk'sche Regierung hat zwar
einige Einwendungen erhoben, doch glaubt man, daß sie solche auf
dringendes Anrathen Englands fallen läßt.
vgratau, 15. Nov. Polizeiplakate in Warschau verbieten
das Zusammenstehen auf den Straßen. Die Proklamation des
Belagerungszu: standes für Russisch Polen ist bevorstehend. Die ruf⸗
sischen Bahnen haben den Frachtverkehr eingestellt und überall
finden großartige Truppentransporte statt. Die Südarmee wird
450,000, die Weichsel rmee 3530,000 Mann zählen. (Fikf. Z.)
Warschau, 14. Nov. Die Rüstungen fangen an, ihren
hisherigen vorbereiten den Charakter zu verlieren; die parielle Mo—
bilisirung dee Armee hat thatsächl ch degonnen. Den hiesigen Oifi ·
zierkreisen ist Mittheilung gemacht, daß d'e Mobilmachunge⸗Ordre
dieser Tage erscheint. Die Gestellungsorte der Neservisten werden
schon amtlich belannt gemacht. Im Odessa⸗ und Kaukasus-Bezirk
Perden Reserven und Landwehr bereits einberufen. Die nächstjäh⸗
rigen Rekruten müssen sich noch in diesem Jahre stellen. — Zwei
poinische DoamenLehrinstitute sind hier wegen „nationaler Regun⸗
hen“ geschlossen worden.
In Warschau wurde durch Polizei⸗Placate das Zusammen⸗
stehen auf den Straßen ve boten. Man ergcuartet, daß demnächst
jur ganz Polen der Belagerungszustand verlündigt, wird. — Nach
der IFr. Zig.“ ist am 14. d. Abends in London ein russischer
Fabinelscutiet mit einem Brief des Caar an die Königin Victoria
angelommen.
Peterbburg, 15. Nov. Der heutige „Staatsanzeiger“
dertündet nunmebr das Vecbot der Pferdeausfuhr über die westliche
und südliche Grenze.
Fermischtes.
pSt. Ingbert, 17. Nob. Wie aue dem deutigen Infe⸗
ratentheil ersichtlich ist, gibt der hiesige Musikverein nach lang erer
Pause wieder ein Lebenszeichen von sich, aber auch ein so kraͤsnges,
daß man witklich erfreut davon sein kann. Derjelbe führt namlich
zur Feier des Cacilientages am Sonntage, den 86. ds. die Kip⸗
erische Operene: „Der Quacksalber oder Dr. Sägebein und sein
Famulus“ auf und hat hiezu das berühmte, aus 20 Mann be⸗
Jehende Kaiserslauterer Stadt⸗Orchester unter Leitung des Herrn
en
Burthardt engagirt. Es steht den Mitgliedern demnach ein rech
enußreicher übend in Aussicht, der für die verflossene Ruhepause
zew'ß reichlich entschädigen wird 5ein Ball wird die Feier schließen.
Bei dieser Gelegenheit sei noch erwäahnt, daß obgenanntes
Dechester am Samstag, den 25. ds., Abends von 8 Ubhr ab im
Dberhauser'schen Saale ein Concert geben wird, zu dem jeder Ein⸗
rrittzahlende Zutritt hat. Die Burkhardt'sche Kapelle steht von
der Synagogea⸗Einweihung her noch in so gutem Audenken, daß
an einem starten Vesuche des Concertes daher auch dieses Mal
nicht zu zweifeln ist. J J
7 Kaiserslautern, 15. November. Gestern Abend fand
jni der Hoffmann'schen Wirthshaft eine äußerst zahlreiche Versamm⸗
ung h'esi ger Milchhändrer statt, uni zu berathen, was gegenüber
)er von den Viehbesitzern beabsichtigten H naufschraubung der Milch⸗
zreife u thun sei. Nachdem darauf hingewiesen wurde, daß z. B.
n der Gegend Neustadt und anderen Gegenden die Milch einen so
zill gen Preis hat, daß man sie mit Vortheil von dort beziehen
aun, nachdem ferner namentlich darauf hingewiesen wurde, daß
»ꝛe Zeit des „Aufschlagens“ vorüber und daß ein jeder heute
hnehin schon schwer unter dem Drucke der Verhältnisse seufzt,
inigte man sich dahin, die Milch nicht zu 20, sondern zu 18 Pfg.
per Liter zu verkaufen und sich nach anderen Bezugsqeuellen umzu⸗
hun, falls die Producenten von ihren hohen Forderungen nicht
bgehen. Uebrigens scheinen Letz re nicht ganz einig zu sein, indem
in der Versammlung constatirt wurde, daß einige Lieferanten zum
ilten Preise fortliefern, andere nur einen unwesentlichen Presauf⸗
chlag verlangen. Schließlich wurde den Hausfrauen empfohlen, sich
zadurch recht thatkräftig an dem Widerstande zu betheiligen, daß sie
hren Bedarf nach Möglichkeit reduciren, indem haupisächlich die
)erm'nde te Nachfrage im Stande ist, die Preise zu drücen. (Pf, V.)
Otterberg, 14. Nos. Bei der heute Vormitta statt⸗
gehabten Versteigerung der in L'quidation befindlichen Leinenzwirnerei
ind Weberei wurde em Gebot gethaun, auf das auch der Zuschlag
erfolgte. De gesfammten Fabrikanlagen mit all m Inventar wurden
»on Sigismund Kohn⸗Speher aus Frankfuct a. M. um 119,8375
Mark ersteigert. Für etwaige Nachgebote ist eine Frist von acht
Tagen eröffnet, nach welcher Zeit der definitioe Zuschlag erfolgt.
Da der bisherige Geschäftebetrieb der Leinenzwirnerei sich als wenig
ruchtbringend erwies, düefte wohl die Anlage und der Betrieb
ines anderweitigen Fabrikationszweiges beabsichtigt sein.
Haßloch, 14. Nov. Eine Bande frecher Wuddiebe macht
ur Zeit unsere Gegend unsicher. Nachdem erst vor einem Monate
in Kampf iw'schen ungefahr 4 vermummten Wildschützen und
einem Jagdhüter einem der Spießgesellen das Leben gelostet, wurden
vir heute früh durch die Nachricht erschreckt, daß die verbrecherische
Fagdleidenschaft wieder zwei Menschenleben gefordert habe. Im
Felde bei der Pfalzmühle fand man heute Morgen gegen 8 Uhr
zurch die Stirne geschossen den Leichaam des braven Waldhüters
Zandrich, und bei der Brücke dortselbst den tödtlich in die Bruft
eschossenen Jagdrüter Scholl, deide von hier. Scholl, welcher noch
prechen kann, soll zwei der Wildschützen erlannt haben, von denen
iner ihn meuchlings, ohne anzurufen, geschossen habe. Nach seiner
xrzählung soll Handrich die feige fliehenden Lumpen sofort muthig
zerfolot haben, wodei er niedergeschossn wurde. Die That geschah
jestern Abend 6 Uhr. Verlässigen Mittheilungen zufolge sollen 8
Fußspuren, außer der des Handrich, in fraglicher Gegend durch
zas Feld gehen. Die deiden vor Scholl Bezeichneten sind bereits
in Gewahrsam; hoffentlich gelingt es auch, die übrigen Strolcht
uus,umitteln und der Hand der Gerechtigkeit zu überanmworten.
F Neustadt, 15. Nov. Ueber das schreckliche Haßlocher
Drama erfahren wir noch Folgendes: Der gelödtete Waldhüter
andrich hat 28 Schiote in's Gesicht, bez. in den Schädel erhalten
ind sind ihm beide Augen voöllig ausgeschossen. Der Schlag⸗ und
Waldhüter Michael Scholl erhielt die ganze Schrotladung in Bruft
ind Unterleib. Die beiden Männer lagen 57 Schritte auseinander.
Als die Thäter hat Scholl zwei frühere Jagdhüter, Georg Brand
ind Phil. Jac. Ziegler, bezeichnet. Sie sind beide verhaftet und
)em Bezirksgericht Frankenthal vorgeführt. Bürgerʒtg.)
fF München, 15. Nowp. Zur Umwechslung der außer Kurd
zesetzten Zweithalerstlückeund Eindrittelthalerstüc
eutschen Gepräges werden die sammtilichen k. Kreiskassen, die b
Rentämter und in den rechtsrheinischen Regierungabtzirken auch di
k. Haupt⸗ und Nebenjzollämter bestimmt. Auch find diese Münzen
sur Zahlung bei den übrigen Staatslassen einschließlich der Zoll—
jassen, der Aufschlageinnehmereien und der Kaffen der k. Verkehrs
unstalten, während der dreimonatlichen Einlösungsfrift anzunehmen
hon der Annahme der Zahlung und Umwechslung bleiden aus—
zeschlossen die durchlöcherten und anders als durch den gewöhnl chen
Amlauf im Gewichte verringerten, ferner die verfälschten Münzstüce
F Nach amtlicher Meldung ist in der Nacht des 12./13 Nov
zurch Sturm die Telegraphenlinie Heidelderg-Wiesloch total umge—
srochen. 140 Stangen sind auf dieser einen Linie umgeworfen.
avon 60 zerbrochen. Die Wiederherftellung is mu 50 Arbeitern