Slt. Ingberler Anzeiger.
A
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M 186. Donnerstag, den 238. November 1876.
Deutsches Reith.
Beclkin. 23, Nov. Fürst Bismark kraf heute Abend kurz
vor 6 Uhr mit seiner Gemahlin und Tochter aus Varzin dier ein.
Berlhin, 21. Nov. Die „Nordd. Alla. Z.“ schreibt, die
zeitungsnachrichten von einer angeblichen definitiven Ablhrung
der Betheiligung Deuischlands an der Pariser Ausstellung würden
oon berufener Seile als zu weitgehend bezeichnet; bis jetzt hätte
nur Preußen sich schlüssig gemacht, beim Reich sen die Angelegen—
jeit noch nicht verhandelt; von einem d'finit ven Beschlusse fönue
»aher jetzt noch nicht die Rede sein, obschon die gegenwärtig in
naßgebenden Kreisen herrschenden Stinmungen veon der Presse
ichtig bezeichnet würden.
Aussand.
Wien, 20. Nov, Eine poltisch-nationale Kundgebunz im
ucti⸗rujsischen Sinne sicht für die nächften Tuse bevor.
Paris, 16 Nov.' Die aufgeregte Zeit treibt wunderliche Blasen.
steulich erzählten französische Blätter ganz ernsthaft, daß Bismark eines
choͤnen Morgens dem Versailler Kabinet einen Theil von Elsaß⸗Loihringen
zuf dem Präsentirteller angetragen hätte, mit diesem Danger-Geschenk
der schnöde abgewicfen worden wäre. Hrute veröffentlichte die
nonarpartstische „Nation“, die sonst gar nicht übel redigirt ist, an
jervorragender Stelle folgendes Privattelegramm: Berlin, 16. Nov.
Ich erfahre aus guter Quelle, daß zweschen dem Fürsten Bismart
und dem Fürsten Gortschakoff ein Austausch von Depeschen äußerst
vschtigen Inhalts stattgefunden hat. Den Gegenstand dieser Depe—
chen bildet die W.ichsel Linie, nach welcher Preußen schon fseit
ängerer Zeit gelüstet, weil es daun gegen Rußland eine ebenso
tarke offensive Stellung hätte, wie es mit Straßburg, Metz und
»em Ryhein schon gegen Frankreich hat. Man versichert mit, daß
derr von Bismart seine Neutralität an d'ese Bedingung knüpft
ind sich außerdem noch seine vollkommene Handlungsfreiheit gegen
»ollaud und Frankreich vorbehält. Diese Unterhandlungen siud
ucht ganz geheim gebleden: nach der Ansicht der Staatsmänner
pird der Czar auf diese Foiderungen schwerlich eingehen und in
folge dessen dücfie die Situation binnen Kurzem eine minder ge—
paunte sein. — Die „Nation“ knüpit an diesen Unsinn noch die
ntiprechenden Conjekturen; der „Rappel' seinerseits behauptet mit
»rnselben Zuv rsilt, daß Deutschlaud und Eagland unter einer
Decke spilten und daß alles Betreffende schon letzten Sommer in
»et Unterredung wischen der Köngin Vikloria und dem Kaiser
GW.lhelm abgemacht worden sei.
Paris, 20, Nov. Man ist in Regierungskreisen hier sehr
mruhig darüber, daß sowoyl von Schweden und Norwegen, wie
on Oesterreich noch keine Erklärung über die Beschickung der Welt—
zusstellung eingelaufen ist. In gut unterrschteten Kreisen vird
nittetheut, daß beide Läuder ihre Entschließungen erst nach der oft
iziellen Erkrärung Deuischlands kundgeben würden und daß sie im
Falle der Ablehnung von Berlin aus ein Gleches thun würden.
Für Schweden soll dabei der Kostenpunkt, für Oelterresch die volitisch
insichete Lage maßgeberd sein. e
Paris, 20. Nov. Her geht das Gerücht, Italien ver—
nittle gegenwärlig zwischen Rußland um ei gendemsaues mulitä-
isAes Vorgehen uneben- staut gegeneinander.
Rom, 20. Nov. Die Blaͤiter sprechen von der Möglich—
eit einer italienischen thelweisen Mobilmachung, für den Fall
mer ähnlichen Maßnahme von Seiten Oeisecteich?.
Lemberg, 20. Nov. De Besorgniß vor gusbrechenden
Unruhen in Volen ver nlaßfe die russisde Regierunz, de Kaukasus-
ruppin an die polnisch österreichische Geenzt zu verlegen, und alle
inberufenen Soldaten polnischer Mat:nonalität dageaen uach dem
Innern Rußlands zu drigiren.
Petersburg, 21. Nov. Nachdem die Haupiftädte des
fteichs an den Kaiser Dankadressen gerichtet haden, welche die volle
zustimmung zu den Aeußerungen desselden in Moskau bekräftigen;
legen 3unmeßr auch von einet Anzähl anderer Städte und Korpo⸗
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rationen aus Groß⸗ und Klein-Rußland gleiche Vertrauenslundge⸗
hbungen vor.
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Nermischtes.
F St. Ingbeit, 22. Nov. In seiner heutigen Sitzung
erurtheilte das hiesige Landgericht 4 Sonntagsschülerinnen von
sier, die während der Kirchweihe wegen Besuch der Tanzmusik pro—⸗
otollirt worden waren, zu je 1 Tage Haft.
FZweibrücken. Die Haus-Collekte für Brückenau hat
erner ergeben:
Ueber rag 1246,17 M.
Ommersheim 30258,
Dberwürzboch ——
decken dalheim 3,54 5
Wattweiler 82,
Herbitzheim 2,00.
stlein: einhau 9,33 ,
Winterbach 6,908
—A 6,00,
Ernstweiler 28,00 —
Zweibrücken 164,308. J
Sa. 1832,52 M.
f Nach det „Pf. Volkszig.“ soll der Wirih Keller von Nieder⸗
nohr. Kanson La. duhl, in einem Wäldchen zwischen Münchweiler
ind Niedermohrbach erschlagen aufgefunden und ein der That Ver⸗
ächtiger (von Liebs hal) bereiis verhaftet worden sein.
F Dürtheim, 19. Nov. In Freedelsheim verletzte sich
or etlichen Tagen ein junger Maunn unvorsichtiger Weise mit einem
duochensplitter an der Hand. In Folge Erkaältung trat in hohem
hrade Entzündung und Blutvergiftung ein, und, unter rasenden
S„chmerzen folgte der Tod. (GDürkh. Anz.)
F In Mor bach (bei Niederkirchen) fand am 20. de. Peittags
Uhr eine „Versammlung der deutsch conserpativen Partei“ statt,
n wescher u. a. die Stellang der Partei zu din bvorstehenden
Reichstagswa len bezw. die Aufstellung von Candidaten besprochen
vorden sein soll. Weiter ist eine Erörterung über Reform der
Zteuergesezzebung, die in Voerminderung der Grundsteuer und
tärkerer Hrauziehung des Geoßcapitels zut Capitalrentensteuer be—
tehen soll, in Aussicht genommen. In der Einladung wird neben
nöglichst zahlreicher Betheiligung auch darum gebeten, nur zuver⸗
assige Männer mitzubringen.
F Aus dem Neustadter Thal, 17. Nov. Bei der öffent⸗
ichen Versteigerung det Bauarbesten des neuen protestantischen Pfarr—
sauses zu Weidenthal wurden bei einem Kostenanschlag von 30.000
Yt. neun tausend Mark abgeboten!
Adam Metzzer von Böchinmgen, welcher am 7. d. Mis.
wischen Böchingen und Frankweiler enen Raubmorddversach gegen
»en Fuhrmana Ratt von Sacnstall unternahm und sich bei der
Verhaftang einen Schnitt in den Hals beibrachte, befinder sich jetzl
im Spital in Edenloben, von wo er nach Heileng seiner Wunde
n's Arristyaus verbrabt wird.
Bie gegen die Wahl des Fehr. K. v. Bienanth zum Pcees⸗
yter in Ludwigshafen erhobene Reclamotion wurde vom Con—
istorium abschlaägum dveschieden.
7 Speier, 29. Nav. Nach einer Mitth ilung des Bundes-
usschusses der bayennehen Feueri-hren zählt die Pfalz derzeit 75
deuerwehres mit zusteren 13,390 Mitgtiedern, eavon 3982 frei—
v e und 9788 ,lte. TDaa Grsawmint pahenstand der pfäl⸗—
ishhen Feneeeeenn aele sich auf 243 Spritzen, davon 117
Druckipatze untb 2 ibrißen neutren Shüernis.
Bürza 3. id. Der Einjähr 4- Freiwellige v.
dutzenberget s . Infanictie-Kegements ein höffnungesveller 18-
ähtiger Jücglintz, hat sich gestern früh 11 Uhr, nachdem er vom
zxerceren heimgelehrt war, in seiner Wohnung erschossen. Der
unge Mann war von sernem JInstructions Officier (Seckondelleu⸗