Full text: St. Ingberter Anzeiger

hat, als durch jahrelang fortgesetzte Sammlungen nicht zusammen⸗ 
gebracht werden kann. 
F'Rärnbera, 27. Nov. Nach einem bei der hiesigen Poli⸗ 
zeibehörde eingelaufent Teletzramme hat sich aus Stuttgart ein dor⸗ 
iger Postbeamter mit Unterschlagung von 220009 Mark geflüchtet. 
fPassau 26. Nov. Vom bayerischn Wald wird mitgetheilt, 
daß dortselbst seit gestern wieder bedrutender Schneefall statigefunden 
hat. Es sieht heillos aus im innern Wald⸗. Viele Wege und 
Siege sind gänzlich unfahrbar und haben die Leute Noth. von einem 
Dorfe in das andere zu ktommen. Allerlei verdachtiges Gesindel 
treibt sich im Walde umher. — Trotz der dagegen ergriff /nen an⸗ 
tzerordentlichen Maßnahmen hat die Lungensucht unter dem Rind⸗ 
Jeh im boyenjchen Walde eine bedenkliche Verbreitung etrreicht und 
ist dieselbe nun auch in den Orischaften Lanzendoif und Rettenbach, 
Igl. Bez.⸗Amt Passau, sowie in einem Gehbite der Gemeinde Grub⸗ 
wveg ausgebrochen. 
F Frantfurt, 27. Ncv. Die drei Keile, welche in ver⸗ 
flossener Nacht in Bockenheim einen Possbeamten durch mehrere 
Suͤche tödteten, — der eine in den Hals war absolut todil'ch — 
wurden heute Morgen schon ermittelt und zur Heft gebracht. Auch 
Je indirekt in die Angcelegenheit verwickelie Dirne wurde heute 
Mittag verhastet. Der Mörder hat eingestanden,, gestochen zu 
haben; er schützt indeß Nothwehr vor. Derselbe ist jeines Zeichens 
Bierbrauer, aber ein Faullenzer. 
Bertin. Auch eine Folge des Börsenkrachs. Im Jahre 
1871 starb hier in Berlin ein Ober Steuer: Controleur B., welchei 
in Ermanzlung eigener Kinder als Erben 4 schon verheiratheté 
Sohne feiner ihm im Tode vorangegangenen Geschwister hinterließ. 
Der letzte Wille des E blassers war in einem Testamente niederge— 
legt — die lachenden Erben sahen sich im Besitze von je 25 
Tausend Thalern. Das Testament enthielt aber noch ein ver—⸗ 
schlossenes Cod cill, welches — so lautete ein Paragraph des Te— 
stameutes — dem Justizrath S. üb⸗ rgeben werden sollte, der es 5 
Jabre jpäter zu öffnen und danach zu handeln hätie. In den 
ersten Tagen des vergorgenen Mongats fand die Eröffnung des 
Codicills Fatt, weiches folgenden Inhalt hatte: „Um meine Erben 
vor der Möglichkeit — Nichts zu habta — zu bewahren, hate 
ich mein Vermögen, welcheß aus 200, 000 Thaleru besteht, in 2 
Halften getheilt. Hundernausend Thaler, welche sich in Händen 
dz Diretors D. definden, sollen bei Eröffrung dieses Codicius 
Wermals an meine 4 Erben vertheilt werden, doch soll jeder nur 
donn seinen Theil erhalten, wenn er dotamentirt, daß er noch im 
Besitze von mindestens der Hälfte der etgten Erbschaft sei; ist Dies 
nicht der Fall, so soll der Erbe nur din Nießbiauch bis an sein 
Zebentende haben, das Kepital aber erst seinen Erben auszuzahlen 
sein. — Merkwücd'g war das Resultat der auf das Codicill be⸗ 
züglichen R cherchen. Jene vier Erben waren vollständig ruinirt 
zwei Brüder waren an Quistorp, der dritte Etbe an Puessener 
Aktien zu Grunde gegangen, der vierte endlich nach Amerika flüchtig 
gewoiden, nächdem ei gleichfalls durch Boͤrsen Experimente ruinirt 
dorden; also nicht Einer war mehr im Besitz der Berechtigung, 
jeine Erkschaft am Kapitale heben zu lönnen. 
Koum hat Me. Ralph Stott sein Project, über der deutschen 
Qaiserstadt in de Luft zu fahren, auigeben müssen, so kündigt sich 
dem preußischen Kregsmimsterium schon wieder ein fliegender Mann 
an, der mit einer von ihm ersundenen Maschine einen P obeflug 
angesichts aller Welt und dedingungslos unternehmen will. Dies⸗ 
mal ist es ein Deuischer Namens Haͤnlein aus Wien, der ein 
teuerbares Lufisch ff erfunden hat, das sich im geichlossenen Raume 
auch schon erprobt haben soll. Ueber die Construction dieser neuen 
Flugmuschine liegen folgende Mittheilungen vor; Es ist ein walzen⸗ 
prmiger Ballon, an be.den Enden zugespitzi wie eine Cigarre, tragt 
an einem Netz⸗ und Rahmenwerke eine Gondel mit archimedischer 
Schraude, welche letztere durch einen Gaßmotor vmgedreht wird, 
Dessen Cylinder bezieht aus dem Ballon selbst das kleine Ouantum 
Gas, wel hes mit amosphärischer Luft vermengt und durch Elektri⸗ 
qitat entzundet, den Kolben hebe und die Maschine in Gang setzt. 
Man hoͤtte bei ener in Wien angessellten Production nichts als 
das leise Knistera des elektrischen Funkens und sah. wie das Fahr⸗ 
zeug mit eingestellten Steuern durch die Schraude vorwärts bewegt. 
im Saale seine luftigen Kreise zog. In einer osterreichischen Stadt 
erhod sich das in einem großen Maßstabe ausgeführte Lufischiff in 
freiem Raume, mit 2 Insassen belastet bis zu einer Hoͤhe von circa 
20 Metern, zeigte sich nach allen Richtungen, mit dem Wind und 
Jegen den Wind, entbat, verweilie 2 Stunden hendurch in der 
Luft und erreichte eine mittler⸗ Geschwindigkteit von 3 Metern in 
der Sekunde. Hänlein rühmt an seinem Fahrzeuge als unfehlbare 
Mittel den walzenförmigen Ballon, den im Vergleiche zu Dampf— 
maschinen uͤberaut leichten Gasmotor neuecster Vervolllommnung und 
ain Brennnaierial, näml.ch Luftgas, das leichter ist, als Luft, 
fernet die Schroube, welche das Schiff vorwärts bewegt und das 
Steuer zum Lenken. Der Erfinder empfiehlt in feinem Prome— 
doria das lenkdare Lufisch'ff zu Kriegszwecken, zum Kundschafts- 
dienst, zu außergewdnli 
Expeditionen. w 
In Paris beoinnen die Wogen des mnusikalischen Deutschen⸗ 
Jasses sig wieder zu gläiten. Nachdem neulich in dem Concert 
‚opulair des Herrn Pasdeloup außer Wagner auch Weber ausge⸗ 
ischt worden, wurde unlängst in einer Matinee des Theater Lyrique 
die Musit des „Oberon? mit außerordentlichem Beifoll aufgenommen. 
Es schien hast, als ob das dei dieser Gelegenheit versammelte gebil⸗ 
dete Publikum Protest gegen die kürzlich vorgeko nmenen Roheiten 
inlegen wollte. — Ehestens wird übrigens Pasdeloup die „Goͤtter⸗ 
dämmerung“ nochmals zur Afführung bringen. 
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Fur die Redaction veraniwortlich: . X. Demetz. 
— — ——e 
Die beiden neuesten Nummern deec Illustrirten Frauen⸗ 
Zeitung (orierteljährlicher Abonnementspreis M. 2.50*) enthalten: 
. Die Moden-NMummer (45): Haus⸗ und Morgenanzüge, 
Pall Toilenien, auch einzelne Taillen, Paletots, Jacken, Kleiderröͤcke, 
dleiderärmel, Unterröcke, Fächer, g ftricktes Tuch, Corset. Anzüge 
ür größere und kleine Maädchen. Knabenanzug (Beinkleid mit 
Autenauie und Bicuse). Jagd Garderobe (Poncho, Beinkleid, Weste, 
dute, Muff ꝛc. ꝛc.) Toiletten, und Haarnadelkissen, Tasche zum 
AÄnhängen, Uhrhalter, Räucherlampe, Visiten⸗ oder Schmudschale, 
Nähnadel-Etui, Sitäuder für Notizblätter, Reisetasche, Fußlack, 
Rückentissen und Arbeitsstäuder. Tülldurchzug, geknüpfte Franzen⸗ 
dorte, Typeumuster, Languettens und Buntsuickereien, irische Spitzen⸗ 
uud Hälelarbeiten ꝛc. 2c. mit 77 Abbildungen und einer Beilage 
nun 12 Schnittmustern und verschiedenen St' clerei Vorzeichnungen 
ind Namens Chiffern. — 2. Die Unterhaltungs-Rummer 
46): — NMiarie Nathusius. Von Emil Taubert. — Gedichte in 
becbairischet Mundar:.. Von Karl Stieler. 2. Der Berg. — 
Das Göthe Dentmal von F. Schaper. Von AMemil Fendler. 
Deutschezs D'ichterloos (Ida von Dücingsfeld und Ouo von 
deintberg, 4am 25. und 26. Oktoder 1876.) Von Albert 
indner. — Die Feier des Geburts⸗ und Namenstages. Von O. 
Frhrn. von Reineberg-Düringsfeld. — Das Zinmer⸗Aquarium. 
Zon Marx Holborn. 8. Die Thierwelt 1. — Verschiedenes. — 
Wirthschaftliches: Weihnachtsbäckereien. — Briefmappe. — Frauen⸗ 
Bedeuktage. — Ferner iolgende Illustrationen: Marie Nathusius. 
Rach einer Radirung von Hugo Vurkner. — Das Göthe-Denkmal 
bone F. Schopir. Nach dem Modell gezeichnet von J. Ehrentraut. 
— Sockelzruppen von Schaper's Göthe:Denkmal: Die Lyrik, die 
Tragödie, die Wissenschaft. Nach dem Modell gezeichnet von J. 
Ehrentraut. — Mutterglück. Von R. Eypp. 
*) Für Osterreich fl. 1. 50. Oe. W. 
Für die Schweiz Fr. 3. 35 
„Vor uns liegt in e'nem einfachen aber ansprechenden Ge⸗ 
wande ein alier, lieber Hausfreund, der uns schon in unferer 
rühesten Kindhe't vom Weihnachistische mit hellen freundlichen 
Augen anblickte und, mit Jubel empfaugen, des Kindes Geist und 
Hemüth dauernd zu fesseln wußte. Es sind „W. Hey's Fabeln 
mit Bildern von O. Spedter“, Gotha, Friedrich Andreas 
Perthes; 2 Bde. a Bd. in großer Ausgabe M. 3. 50, in kleiner 
Ausgabe M. 1. 50), ein in seiner schlichten Einfachheit und in 
einen nie veraltenden Geistesformen wahrhaft classisches Kinderbuch. 
Wenn der selige Verfafser d'eses Jagendschatßes, der schlichte Pfarret 
don Ichtershausen, wüßle, wie viel Dant ihm im Geiste für seint 
Gahe von den Eltern gespendet worden ist und wie viel Freude 
F den Kindern mit seinem Fabelschatze bereitet hat und immer 
hereilen wird, daun hätte er wohl ein Recht, von sich sagen zu 
dürsen: Id habe gewirkt nach besiem Wissen und Gewissen; aber 
haß ich d'eses Büchlein für die Kleinen schrieb, ist wohl eines 
Menschen Leben werth! — — Draußen stürmt es und der Regen 
chlägt rauschend gegen die Fenster, es ist traulich am warmen 
Djen; bald werden Dächer und Straßen die weiße Schneehülle 
ragen und das é6hristkind, wird wieder bei uns einkehren. Die 
inderherzen schlagen ihm schon jetzt erwartungsvoll entgegen; wer 
den Klenen nicht allein eine große Freude beteiten, sondern. auch 
die erssen Samenkörner geistiger Etziehung in die jungen Herzen 
streuen will, der lege Hey's Fabeln in die kleinen —8 
er wird sebr bald die junçe Geistes-Saat aufgehen sehen. 
(Thurinder Hausircund 1875, Nr. 46.) 
— 5 
(Eingesandt.) Unter den körperlichen Gebrechen, die 
inter Umständen sehr gefahrl'ch werden können und bei Groß uad 
dlein sogar haufig vorkammen, st hen in vorderer Reihe dit Unter⸗ 
ibabrüuche. Als ein dvielfach mit außerordentlich gunstigem 
xirfolg begleitetes, ganz und gar uͤnschädliches Mittel dagegen wird 
Fe' Vruchsalbe von Gottlieb Sturzenegger in Hauisau. 
*antons Appenzell. Schweiz, 'bestens empfohlen.