Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingber 
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Anzerger. 
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lage), erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sountag. Der Abonnementopreis beträgt vierieljährlich 
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— 195. — Donnerstag, den 7. Deeeube — 1876. 
Deutsches Reich. —V 
Landrath der Pfalz. Speyer. 4. Dez. Di⸗ 
Eröffnung des Lasdraths sand in der Aula des Lyceams heute 
Mittag statt. Herr Regierungspräsident v. Braun thette der Ver— 
ja u nlung die zu beracherden Vortagen mit. Dieie ben umnfafsen: 
) Die Umwasdlung der Gewerbseaulen in jechskursige Reulichulen. 
»), Die (schoa wiederholt abgelehnte) Aust lung von drei weitereii 
rreisschumspekroren. 3) Errichtung eines dritten Kurses der Kreis; 
augewerkschule. 4) Beittag zu der in Lamdbrecht erricht⸗ten Web; 
chule. 5) Wiedereinstellung des frügeren Betrags für Neubildung 
der Handels- und Gewerbekammer in das Budget. 6) Austellung 
des Tuttur-Ingen'eurs in ständiger Eigenschait mit pragmatischen 
Rechten. 7) Bewelligung der Mi tel für fuccesse ve Ausfügrung der 
durch das Hochwasser noth vend g gewordenen Verstärkungen ar den 
Rheiudämmen. 8) Gexehmigung des zur Unterstützung armer Familien 
iheilwe se berwendeten Reservefonds. 9) Abgabe einer Ertldrung, 
daß de pro 1875 angefall nen Zinsen des Maxim lians-Getreide— 
Fonds zum Besten des pfälz schen Dienttbotenstifres verwendet werden 
sollen. 10) Eiustellung eines Betrages von 1080 Mark in das 
Budget von 1877 für Begrüadung vog deei Freiptatzen füc Kreis⸗ 
angehörige in der neuen —A — kruͤppelhafte Kinder 
in BPlüuchen. J 
In Folge der Neuwahl wurden dann fäumtliche Mital:eder 
des Lund aths beeid.gt. 
Unler Letang des Alterspräside nen Podecan Ny wurde 
hierauf die Wahl des P äsidenten und Seceiärs vorgenommen 
und wurde Herr Rothhras mit 19 von 21 Stiumen zum P äsi— 
denten und Heer Heydenreich mit 20 Stemmen zun Sectetär ge— 
wählt. Die Wahlp üfunzen warden einem Ausschusse von 5. Miit— 
gliedern übertragen und zu letz'ecem die Herren Vollner,, Janson, 
Heyenreity. De. Beger u d Sr. Hanttz durch Reckhamtian gerahlt. 
aänchen. Bezüglich der Reichztagswahl hat das Mui— 
sterium des Inneren A ocdnuagen erlassen, wilhen wir Fol,endes 
eatneymin: Zar Eatscherdung der nach 83 Aos. 1 des Wahlreg⸗ 
leinents erhobenen, nicht sofort für begründet erachtelen Ecinneraugen 
gegen die Wahle-isten siad in der eines ———0 
dat untergeordneten Gemeinden die Magistrate, in dea übrigen 
D striklsderwaltung?bezitken die koal. Bezirksäämter zuständig. Die 
Wahlhand'urenw muß un 10 Uyr Vocmutags begonnen und darf 
pder vo 6 Uhr Nichmeatags gschloisen goch üb⸗r dese Stunde 
hinaus verlängert werden. Der Wahlvorstand (eutsp echend dem 
LWahlausschusse bei den Landtagswahlen) wird nich: gewahlt, sondern 
bon Wahdlvorsteder gebildet, hinsihelich der Art der Bidung wicd 
auf 8 10 und auf 8 12, Abs. 1 des Wahlreglemen!s deudeesen, 
wornach der Wahlvosst her dea Proto'ollführer und —A 
sitzer mindestens poei Taze vor dem Wahliermene einzula)en und 
dese Personen sodann bei Eröffnung der Wahlhandlung mittelst 
Hanoshlages an Eidesstatt zu verpflichten hat. Zur Eruennung 
dec Wahlkommissäre für die einzelnen Waͤhlkreise sind die kgl. Re— 
gierungen, K. d. J. zuständig; diese Erneanung ist sofoet zu be— 
hätigen und öffentich bdelannt zu maͤchen. Es erscheint als ange⸗ 
zeigt, daß die Vorstande der Dstricisverwaltungsbehö-den einige 
Tage vor dem Wihliermine die eruan den Weh vorsäede im 
Wege müsndlicher Bprechung auf dee einzelnen Bostemunitgen in 
dea'z3 9—18 des Wahlgesetzes und den 883 8, Abs. 2, 9-22 
und 25 des Wahlreglements besonders aufm'erksam machen. Her— 
dei ist namentlich auch durauf hinzu vessen, daß ei der Reichstags 
waͤhl (im Gegentheil zur Land!aqs vayl) die Wahlzetlel nicht zu 
unterschreiben sind. 
Berilnn, 3. Dez. Wir erfahren aus vorzügl'cher Quelle, 
daß der Adjutant des Marschalls Mac Mahon, Marquies d'Ab 
zac, welcher in diesen Tagen in Berlin war und von Kaiser, wie 
vom Kronprinzen in Privat· Audienz empfianzen ward', her einen 
besonderen Auftrag zu vollziehen hatte. Er üderreichte dem Kron. 
prinzen ein eigenhändiges Schreiben des P asi enlen der französischen 
Republik, in welchem der Maͤrschall-Pcasident den Kronpriazen dee 
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drutscheu Reiches persöntlich und ganz speciell zur Pariser Weltaus— 
ttellaug des Jahres 1878 einladet. Nach der Audienz beim Kron⸗ 
»rinzen begab sich der Abgesandte des Herzogs von Magenta zum 
Zaiser Wilhelm, um ihm mündlich d'ie feste Zuversicht des Präsi— 
»enten der französischen Republik auszudrücken,, das deutsche Reich 
auf der Pariser Ausst⸗llung vertreten zu sehen. 
Uekrber die vom Kaiser und dem Kronprinzen ertheilte Ant— 
wort, ist Zaverlässijes nicht bekannt geworden. J 
ANussand. 
». Antweesrpen, 4 Decebt.“ Wie „Precutseur“. mittheilt 
melden hier eingetroffene Depeschen den Ausbruch einer Revolation 
in Buenos Ayces, die Stadt sei in Belagerungszustand ertlärt. 
BVermishtes. 
7 St. Ingbert, 6. Dez. In der am Dienstag 5. Dez. 
vier statigehabten Stadtrathssitzung wurde Her P. J. Woll, Kauf⸗ 
nann dahier, als J. Adjunkt gewählt, und an dessen Stelle als 
Stadtrath: Herr Jog. Jos. Hellenthal, Maurermeiste. 
— (Vorgestera), 5. Dez. exeignete sich ein höchst bedauerlicher 
Unglückefall, der mit se nen Folgen eine ernste Mahnung enthält, 
dindern siets die größte Aufmerksamkeit zu schenken. In einem 
indewachsen Auzenbticke fil hämlich das zwe jährige Söhrnchen des 
Zchneiders Holzuer in ein Gesöß mit kochendem Wasser und be— 
wädigte fid dabei so stark, daß es an den Folgen gestern Nach— 
niitag nach dem schmerzhaflesten Leiden verstarb. 
FSt. Jugbert, 6. Dez. Das Ergebniß der heutigen 
Poltze gerichtssitzunz dahier ist folgendes: 41 so utagsschulpfl chtige 
Zuaben und BNäochetn aus den Gemeinden Ensheim (19), Ober— 
varzbach (17) und Rohrbah (5), welche es an der Kirchweihe nicht 
ibers Her, brinzen koanten, von der Tanzusik fern zu bleiben, 
vurden mit Haftstrafen von 1 und bezw. 2 Tigen — zuammen 
nit 58 Tagen — dstraft. Auch warden gegen 2 Personen, 
vesche Hren sountansschulplichtigen Kindern den Bezuch der Tanz— 
nusik nach'ahm aungemessene Geldstrafen erkannt. 
Da ia Moh bach an der diesjaͤhrigen Kirch veihe 6 Burschen 
bon doet 19 18 bei Anbringueg des sog. Krchweihstraußes, thels 
»eim „Haametherumtanzen“ Freudenschasse abgeftuert, odne daß ste 
zu d'esem Schleßen zuvor die ersorderliche Erlanbniß desk. Be— 
rlsamis einzeholt huten, so wurden sie zu Geldstrafen von je 
3 Mark verfatlt. Beim Ausspruch deser an sich geliuden Strafe, 
Jatte das Gerich, wie es ausdeückltich erklärlte, in diesem Falle noch 
die bishecige Sitte mildernd in Betracht gezogen. 
Soaun wurden außer einigen unbedcutenden Geldstrafen, 
wegen verschiedener Uebertretungen, und wegen Mißhandlung gegen 
2 Metz jer aus St. Johann bezw. 4 Tage Gesangniß und 6 M. 
Beldstrajse ausgespsochen. Bei Ausmessung dieser Gefängnißstrafe 
ijel de ungemeine Rohheit, mit welcher der eine Metzzer, der üb- 
rigens eines sehr guten Leunundes sich erfreute, die Mißgandlung 
»ollführte, gebührend ins Gewicht. 
Endlich wurde über einen Dierstknecht aus Aischbach, wegen 
allzaschhnillen Fahreas, der wehec Gelezenheit eine aute Frau unter 
den Wazgen gerielh und vberlkezt wurde 2 Tage Haft — Ma— 
trag wegen fagrläffizer Korperverletz ing war nicht gestel — uund 
äzer ein shbon oft bestraftes Ind vidaun von hier, wegen Unfugs 
»ine Lägige Haftstrafe verhängt. In letzterem Falle hatte der Poli— 
zeianwalt 8 Tage Haft beantragt. 
Schließlich dütfte noch erwähnt werden, daß bezüalich zweier 
Personen Freisprehung erfoigte. 
Würzburg, 3. Dez. In Folge des Selbstmordes seines 
Soh ses ist Herr v. Lutzenberger geiftesktraak geworden und mußie 
in die Irrenanstalt Werneck gebracht werden. 
F In Kassel warde jüngst eine „Schülerverbindung zum 
Zwecke gemeinsamer Diebstahle? aufgehoben. Die 12—-114jährigen 
Deitglicder desselben, Sohne angefehener Eltern, stahken Schinken, 
Fleisch extract, Wein, Lqueure ꝛc. Sie wurden zu Gesängniß von 
3 Monaren, bis herunter zu 2 Tag, verurtheilt.