Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
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Aihnt 
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Deutsches Reich. 
Speher, 16. Den Bezüglich der Eisenhahn⸗Antiäge faßte 
der. Landrath gestern folgenden Beschluß: Der Landtath spricht sich 
einstienmig dahin aus, daß er die wirthschaftlichen und Verlkehrs⸗ 
nteressen der Pfalz nicht für genügend berückfichtigt hält, innso 
auge nicht die von ihm schon mehrmals betonten Bahnprojecte als: 
Zweibrücken⸗Betfch. Kaiserslautern Lauterecken, mit Abzweigung vach 
Otuerberg. Fortjetzung der Landstuhl⸗Nuseler Linie nach Trier ihren 
Ausbau zefuuden haben, er empfiehlt daher abermals diese lden der 
al. Staatsregierung aufs Dringendste und stell die Bitte, hoch⸗ 
dieselbe wolle dem zunächst zusammentretenden Landiäge wiederholt 
die Zinsgarantieborlagen bezüglich derselben machen“ und aufst 
Wärmste vertreten. Nachdem auch die übrigen Anträge erled'gt 
vorden, wurde der Landraih heute Vormittag 10 Uhr durch den 
derrn Regierungspräsidenten von Braun mit folgender Anjsorache 
geschlossen: 
„Giehrte Herren? Herzlich habe ich Sie beim Begiane Ihret 
Arkiten Namens der kgl. Regierung willlommen geheißen; herz- 
liqh danke ich Ihnen heute beim Schluß derselben. Mit der größten 
Bereuw lligkeit sind Sie den Vorlagen der kal. Regierung entgegen⸗ 
zekommen, mit jener bewährten Opferwilligkeit, die nur in der 
Rücksicht auf die Steuerlast ihre Sdranke fiudet. Die gewonnenen 
Resultate werden mit Ihren Wünschen sofort der allerh. Bescheidung 
anterstellt. werden. Ohne diejer irgeundwie vorzugreifen, begrüße 
ich freudiz Ihren Befchluß bezüglich der Reorganisation der Gewerd⸗ 
schulen. Die weitere Ausbildung des Instituts der Kreis Schulbe 
nsp kioren wird der Volksschule sehn förderlich sein. Gerne gedenke 
ch der voun Ihnen gutgeheißenen Erweiterung der Kreide Raugewert- 
chule. Ihrer Unterstützung sihher wird die neu gegründete Weber; 
schule in Lambrecht eine gedeihliche Entweckelung nehmen. Meine 
pollste Anerkennung spreche ich Ihnen dafür aus, daß Sie das 
ofälzishe Dienstdotenstift als Kreisanstalt erklärt haben. Für die 
Bewilligung der Matel zur Vesstärkuug der Rheindämme werden 
Ihuen die Bewohner der Ryein Niederung stets dankbar bleben. 
Den wachsenden Bedürfnissen der Kreisanstalten sind Sie nach 
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zegleite Sie bei Ihrer Rücklehr in die Heimath mit dem Wunsche 
jrohen Wiedersehens im nächsten Jahre. Im Namen Seiner 
Majestät des Könias erlläre ich die Verhandlungen des Landrat es 
der Pfalz pro 1877 geschlossen.“ BF J 
Bersin, 16. Dez, Die nalional-liberale Fraltion faßte 
aach zweistündiger. Debatte mit allen gegen vier Stim aen den Be— 
chluß, dem Kompromiß über die Justtzgesetze, welchen M'quel, 
dasker und Bennigsen mit der Regserung vereinbart haben, zuzu⸗ 
limmen. Nach diesem stompromiß fanen all bisherigen-Reichstags- 
veschlüsse über die Presse; die Verweifung der Preßvergehen vor 
»e. Schwurgerichte bleibt den resp. Landesregierungen vorbehalten. 
Die Verfolgbarkeit der Beamten soll von der. Zustimmung des 
Berwaltungegerichts ofes über Amtsitberschreitungen abhängen, Kom⸗ 
zetenzgerichte sollen durch landesherrliche Verordnung errichtet werden 
Das Monopol dee Staatsanwaltes wird nach dem rheinischen 
Berfahren dahin modifiziti, daß es zulässig wird. Als Einsführungs- 
ermin der Gesetze foͤ der 1. Ottober 1880 im Gesetz aufgenommen 
derden, unter der Voraussetzung- daß bis dahut auch das Gerichtse 
osten⸗Gsetz zu Stande getommen ist... *4 
Beriun; 16. Dez. Wie die Dffisibsen verkünden, rechnet 
ie Regierung mit Bestimmth⸗it darauf, daß der Reichstag noch 
vor Weihnachten. mit seinen Ardeiten Fextig werden wird.“ Von 
einer Wiederaufnehme dire Sitzungen zwijchen Weihnachten und 
Neujahr perspricht man sich nichis Gutes, well zu fürchten sieht, 
daß die beschiußfahige Anzahl von Mitgliedern nicht mehr zusammen⸗ 
ommt. Nach Reujaht aber verhretet ẽ4 ein nochmaliges Tagen 
chon aus Rucksicht auf die Wah.ren. Da iühr gens jetzt einge Ver⸗ 
tandigung Uber die Justi gesetze außer. Zveifel zu stehen scheint, so 
verden die Verhandlangen im Plenum auch voraussi hilich nicht 
illzu viel Jet mehr in-Anspruch nehmen, und der Abschluß der 
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Arbeiten vor Weihnachten gewinnt somit an Wahrscheinlichkeit. 
Der Umstand, daß in Straßburg und in Metz Gemächer für 
»en Kaiser hergerichtet werden läßt mit ziemlicher Sicherheit darauf 
chließen, daß derselbe ernstlich beabsichtigi, im nächsten Jahre noch⸗ 
aals eine Reise nach dem Elsaß zu unternehmen und dann auch 
die alte Reichs⸗ und jetzige Landets Hauptstadt zu besuchen. Es isi 
»ekannt, daß der Kaiser diesen Wunsch schon seit langer Zeit ge⸗ 
ygt und nur wegen der politischen Lage im Elsaß dies unierlassen 
at. Jetzt. nachdem die Zustaäͤnde sich wesentlich gebefsert haben, 
vas die Tage von Werßendurg dargethan, soll das Vorhaben nicht 
aänger aufgeschoben werden. J .66 
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Salisbury und Jgnatieff verkehren sehr cordial wit einander 
und spazieren Arm in Urm in Pera umher — meldet ein Coc⸗ 
espondent der D. Zig.“ Wohrschenlich haben die beiden Herren 
hre Spaziergänge auch vorgestern und gestern fleißig fortgeseßt, 
enn am 15. und 16. sind die Sißzungen, wie der Telegraph be⸗ 
ichtet, ausgefagen, um erst morgen wieder aufgenommen zu 
verden.“ Warum̃ die Sitzungen ausgefallen sind, verschweigt der 
Telegraph wohlweislich. Die „Pol. Corr.“ bestätigt uusdrücklich, 
aß auf den Vorv⸗rhandlungen von einer Festsezung der Friedens⸗ 
edingungen für Serbien und Monlenegro disher nicht die Rede 
emefen ist. Die Berathungen blieben auf eine „Erledigung der 
Ungelegenheit der Demarkationslin'e auf deiden Kriegsschauplähen 
ind der in Vorlage gelommenen einschlägigen Consularderichte“ be⸗ 
chrantt. Nach dem bisherigen Programme für die Vorlonferenz, 
oweit von einem solchen die Rede sein Kann, bildet die Garantiene 
Frage den letzten Berathungspunlt. . 
Mostau, 17. Dez. Die „Moskauer Zeefung“ weist darauf 
sin, daß Frankreich gegenwärtig eme gewefse Sympathie für die 
cückei zeige, pahrend dasselbe srühet Rußlands Freundschast ge⸗ 
ucht habe.“ — 
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RPermischtee. 
7StInabert, 18. Dez. Am 16. ds. Mis., Abends 
wischeu b und 6 Uhr wurde die ledige, 20jährige Auna Rohe von 
dohrbach, von dem ledigen, 17jährigen Bäcker Mathias Bohneri 
on dort. mittelst eines Schtotschusses ins Gesicht lebensgefährlich 
erwundet. Der Thäter wurde alsbald darch die Gendarmerie 
erhaftet, jedoch, nacdem der l. Untersuchungtrichter den Vorfall 
ritersucht hatte, am folgenden Tage wieder auf freien Fuß gesetzt 
a. wie man hoͤrt, nur eine Fahrlässigkeit vonegen sol. 
FAus der Pfalz. Die Sqhwurgerichtsverhandlungen für 
as 1. Quattal 1877 unter dem Vorsitze des Appellationsgerichts⸗ 
athes Nosfel beginnen am 12. Närgg. . 
7 In Homburs wurde Sonntag den 17. d. Mis. unter der 
reiwilligen Leitung des Bezirksthierarzies Kopp eine unentgeliliche 
dufbeschlagschule erdoffnet, die die jetzt von 24 Zoͤglingen besuscht 
vird — ein sehr erfreuliches Jeichen, daß auch die Schmiede unseres 
Bezirkes das Bebürfaiß fühlen, voch eiwas Besseret im Hufdeschlag 
u etleknen. Mo en dexart ge Unternehmungen recht zabtreiche 
Nachahmungen finden.· GWGWi. K!“IAn8 
fAm Sonniag den 17. Dei. fand in Bergzabern die all⸗ 
ährige Delegirtenversammlung des Dertschen Kriegerbundes der 
Ifalz stan. Haupefächlicher Theil der Tagesordnung ist die Be⸗ 
prechung des zu Pfingsten daselbst abzuhaitenden Xtiegertages des 
Bundes. Bei —8 soll ein, din sämmtlichen Pfälzer 
driegern gewidmetes Denkmal auf dem Weindiet, dessin Grundstein 
chon waährend des Krieges gelegt worden ist, einge oe ht werden 
7 Die „Pf. Post“ schreibt: Dem Vernehmen nach sind dem 
Decan Hofer in Frankenthal neuerdings Anerbietungen wegen 
lebernahme der neu zu bestteaden Consistormlrathstelle gemacht 
vorden und hat sich derselbe Bedenkzeit ausgebeten. 
7 SFrankfhuri, 12. Dez. Ein ältereir Mann dem aus 
erster Ehe bereils ein heirathsfähiger Sohn erwachsen war, wollt⸗ 
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