St. Ingberler Anzeiger.
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M 27. Donnerotag, den 17. Februar
1876.
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Deutsches Reich.
München, 13. Febt. Gemaß einer vom Staat sministe⸗
rium des Innern vorgenommenen Zusammenstellung des Schulden⸗
tandes der sämmilichen Stadt ·, Markt und Laudgemeinden
Faherus belief sich nach den Rechnungsabschlüssen für das Jahr
1874 der Gesammischuldenstand auf 41,961,216 fl. Hiervon
reffen auf Oberbayern 14,756,945 fl., Niederbayern 1,108,224
A, Pfalz 2,872,680 fl. Oberpfalz und Regensburg 2,545 270
J. Oberfranken 2,760,861 fl., Mittelfranken 6.287,616 fl,
Anterfranken 7,206 782 fl., Schchaben und Neuburg 4,418, 334 fl.
Mänchen, 14. Febr. Die Appelationsgertichte wurden vom
Justizministerium zur Abgabe von Gutachten Betreffs der Ein—
uͤhrung von Schsffengerichten in Bayern veranlaßt.
Muünchen. In die am Montag den 21. d. wieder zu⸗
sammentretende Abgeordretenkammer haben als neue Mitglieder
inzutreten: Adj. Ph. Schmidt iu Kaiserslautern für den ausge⸗
relenen Abg. Jakob, Privatier und Magistratsrath Fr. Conradi
aus Würzburg als Ersatzmann für den verstorb.nen Abqeordneten
Schackert.
Kronach, 11. Febr. Vegangenen Sanstag verweigerte ein
ztoßer Theil der Bergleute in Stockheim die Annahme der Loͤh⸗
aung, indem selb'ge sich darin geschmälert glaubten, daß man ihnen
die Tage des Strickes ꝛc. in Abzug brachte. Man befürchtet neue
Unruhen.
Berlin, 15. Febr. Abgeordnetenhaus. Am Sqlasse dec
heutigen Sitzung kündigte Abgeordneter v. Denzin einen Antrag
hinsichtlich des bon der Unierfuchungskommission über das Eisen-
bahn⸗Konzessionswesen erstatteten Berichts an.
Der „Post“ zufolge hat sich das Staatsministerium in seiner
Sitzung vom 12. d. mit der Abtretung der preußischen Bahnen
und des Aufsichtsrechts über dieselben an das Deuische Reich ein«
verstanden erllärt. Vor der Ausarbeitung der bezüglichen Land⸗
agevorlage habe jedoch noch ein Vortrag bei dem Kaiser statt⸗
zufinden.
Berlin. Es kann angeblich als geweß betrachtet werden,
daß der nächste Neichs⸗Etat nicht unerhebliche Mehrforderungen für
Militäczwecke enthalten wird. Man beabsichtigt nämlich eine grüud⸗
liche Reform in der bisherigen militär sven Kost herbizuführen, da
man sich der seiner Zeit von fachmännischer Seite bis auf's Evi⸗
denteste nachgewie enen Thatiache nicht länger verschließen kann,
daß die bisherige Ernaͤhrung der Armee für die meist noch in der
Fnlwicklung begriffenen jungen Männer, zuwal im Hinblick auf die
Strapazen des Dienstes absolut nicht ausreicht. Gleichzeitig mit
den in dieser Beziehung in's Auge gesaßten Maßregeln soll auch
eine kleine Erhöhung der Löhnung für die Gemeinen im Plane
liegen, doch stedt diese für jetzt noch nicht in so bestimmter Aus
sicht, wie die Reform der Naturalverpflegung. Der Reichstag wird
sich den hier in Rede stehenden Forderungen um so weniger ent⸗
siehen, als er sie selbst mehrsach gestellt hat. Es wird dabei zur
Frwägung kommen, od nicht durch anderweite Ersparungen die hier
nothweudigen Ausgaben sich werden ausgleichen lassen.
Ausland.
Iun Frankreich ist die jüngste Rede des Fücsten Bismarc
sehr bemerkt worden. Das Urthen über dieselbe lautet im Ganzen
dahin, daß sie beruhigen solle, obaleich hin und wieder noch einigeß
Mißtrauen durchschimmere; die Bestimmtheit jedoch, mit welcher der
Reichskanzler ertlärt, die Kriegsgetichte seien beleidigend für ihn
dewesen und sesen es noch, lasse so wenig Zweifel über seine Ab⸗
sichten, daß selbst diejenigen, welche im vorigen Jahre große Besorg⸗
niß gihegt hätten, jet gezwungen seien, Vertrauen auf die ehrliche
Friedensliebe der deutschen Rehietung zu fassen.
Der am Sonnabend dei dem deutschen Botschafter in Paris
staligehabte Ball war außerordentlich glänzend. Unter den seht
ahlteichen Anwesenden besanden si h der Marschall Präsident Mac
Mahon nebst Gemahlin, die Ex⸗Koͤnigin von Spanien und die
dervorragendstea diplomatischen und politischen Notabelitäten.
Der Herzog von Decazes hat in Zeiner privaten Wählerver⸗
sammlung die europäische Lage erbrtert und dieselbe als eine solche
argestellt, die fihere Büegschaften für die Erhaltung des Friedens
nsich trage.
Bermisates.
* Germersheim, 16. Febr. Gestern Abend ereignete sich
n der Wicethschaft des He. Hellmann hier der Unglücksfall, daß
zerselbe von einem Unterofficier aus Unvorsichtigkeit ducch Spielen
nit einem Revolber, den ein hiesiger Handlungs-Commis bei sich
rug, in den Unterleib geschossen wurde. — Bis jetzt steht keine
veitere Gefahhr in Aussicht, da die Kugel im hohlen Unferleib
iegt.
Am 12. d. wurden zwei Knaben, welche zu Neidenfels
zei Lambrecht einet Frau Kohlen zu bringen hatten, von dersel ben
nit Schnaps regalirt und zwar mit einem für zarte Organismen
o unzuträglichen Quantum, daß der eine Knabe davon schwer
rank wurde, der andere aber, ein hoffnungevolles Kind von 6
zdahren, eins blief, um nie wieder zu erwachen. Soviel wir ver⸗
jehnnen, ist üder den Fall, dessen wir zu eindringlicher Warnung
frwähnung thun, bei Gericht seitens des beigerufenen Arztes An⸗
eige erstattet worden. (B, Z.)
Landau, 14. Febr. Der erste Weinmarkt für dieses
JFahr foll sicherem Vernehmen nach am 20. Apcil nächsthin dahier
abgehalten werden.
7 Frankenthal. Alfred Burghart, 36 Jahre alt, Wein⸗
zändler in Ruppertsberg, bezeichnete während der Zeit von Okt.
1873 bis Spätsommer 1874 moussirende Weine, welche von ihm
elbst fabricirt waren, mit Namen und Firmen französischer Cham⸗
dagnerfabriken, namentlich Heidsieck und Co. in Rheims, indem
x mit deren Namen und Zeichen bedruckte Etiquetten auf die
Weinflaschen kleben ließ. Diese Weine brachte er in Verkeht und
'andte solche hauptsächlich aꝛ einen Kaufmann in Königsverg.
Burghardt wurde hier wegen am 7. d. vom hiesigen Zuchtpolizei⸗
zericht zu 9000 Mark Gesdstrafe verurtheilt.
fF Mutterstadt. Unser Gemeinderath hat in Anbktkracht
der seit Einführung der Reichswährung eingetretenen Preissteige⸗
rung der Lebensmittel die Jahresbezüze der Lehrer von 500 fl.
auf 1000 Mark erhöht.
FMünchen, 14. Febr. Beim Diner des Kriegsministers
purde heute Abend der Generalkapitän der Hartschier-Leibgarde,
Benerallieutenant Frhr. v. Laroche, vom Schl'age gerührt und iß
pößzlich gestorben.
jJ München Wieder stand dieser Tage ein Soldat aus
der Hemauer Gegend (Oberpfalz) wegen Selbstverstümmelung vor
dem Militärbez eksgericht. Der Gemeine Georg Selch vom 182.
Juf. Reg. benützte Ende vorigen Jahres seinen Urlaüb dazu, sich
den Zeigefinger der rechten Hand mit einem Beil abzuhacken, ledig⸗
ich in der Ubsicht sich dem Mil tärdienst zu entziehen. Deßwegen
vurde eremit 1 Jahr 8 Monat Gefängniß bestraft und muß nach
Berbüßung dieser Strafe seine Dienstzenn durch häusliche Arbeiten
Kochen, Putzen u. s. w.) ableisten.
F Der 2. ordentliche Delegirsentag des „bayher. Veteranen⸗-,
drie zer⸗ und Kampfgenossenvereins“ ist auf den 5. Juni nach
Augsburg einberufen.
f Amberg, 10. Febr. Das „Amb. Tagbl.“ schreibt: Wir
erhalten folgende amtliche Berichtigung: „„Der im „Amberger
Tagblatt“ Nr. 32 enthaltene Artikel im Betreff einer augeblichen
Tviltrauung im Wirlhshause zu Ursen sollen beruöt vollständig auf
Unwahrheit. Urfensollen, den 9. Februar 1876. Leonhauser.
Burgermeister und Standesbtamter.““
F Mannheim, 13. Febr. Eine Bauersfrau, welche dieser
Tage einer Kand'n Milch bringen wollte, traf solche bewußt!os auf
dem Boden liegen, mehrere kleine Kinder wenend um sie herum.
Auf Beftagen, antworteten die Kleinen, daß sie schon seit gestern
nichts zu essen gehaht und daß der Vater ausgegangen sei, um