Full text: St. Ingberter Anzeiger

mit Tausenden von Leichen ersrotener Thiere bededt. Sehr arg 
u Leiden hatten auch die aiñ dem Wege von Turnu⸗Magurelli 
zierher befindlichen Transporte rürlischer Gesangenen. Dieselden sind 
jehr schlecht gelleidet. 
Der Eisgang auf der Donau dauert fort; sammtliche Schiff⸗ 
zruden sind abgesührt; die Verbindung zwijchen den beiden Donau⸗ 
Afern wird auoenblicklich nur durch vereinzelte Kähne, die sich da 
und dort hinüberwagen, unterhalten. 
Rin lartischer Sericht aus Sophiapon 31. Dezember fagt, 
zaß der rechte Flügel der Tarken seit zwei Tagen von 20 russischen 
Bataillonen und drei Reiterregimentern mit Artillerie gedrängt 
wurde. Die Türken wichen langsam zurück; sie räumten am 29. 
Dezember Latikowo, wo sodann die Russen einzogen. Ein türkischer 
Zericht vom 2. Januar sagt, daß russische Reiterei bereits zwischen 
Ichtiman und Sophia eingetroffen war und die Telegraphenleitung 
Zwie die Isker⸗Brücke zerstört hatte. 
Petersburg, 2. Jan. Nach hier eingegangenen Nach⸗ 
richten glaubt man sich der Hoffnung hingeben zu dürfen, daß 
Frzerum bald in russischen Händen sein werde. 
Rußland bistellte, zufolge einer Meldung der „Pall Mall 
Bazeite“ bei einer sranzösischen Firma viele Lokomotiven und drei 
ciserne Brucken für die Donau, eferbar im April am Donau⸗Ufei. 
Der letzie Auftrag wurde wegen Mangels an Zeit von der Firma 
abgelehnt. 
Wie dem „Standard“ aus Riga mitgetheilt wird, ist vom 
l. Januar 1878 ab sämmtlichen Londoner Tagesblättern, mit 
Ausnahme der „Times“ und Daily News“ der Postdebit in 
Rußland entzogen worden. 
Vermischtes. 
Kaiserslautern, 2. Jan. Gestern Vormittag 
var in Folge der Bretzeeldertheilung der Andrang zum Wilhelm 
Puller'schen Verkaufslolal so groß, daß die im Hofe befindliche 
Brucke biach und mehrere Kinder in's Wasser stürzten, was sicher 
nicht vorgelommen wäre, wenn nicht Erwachsene so unverschämt ge⸗ 
vefen wäcen, den Kleinen die ihnen zugedachten Bretzeln abzujagen. 
Hᷣluclicherweise kamen die ins Wafser gefallenen Kinder ohne Scha⸗— 
Fen davon. — Wie im vorigen Jahr an Ostern so hat sich auch 
in der Sylvesternacht der beireffende Dieb seinen Fesibraten aus 
dem Waldsqlößchen geholt und zwar in Gestalt eines fetten ausge⸗ 
vachsenen Hammels. Doch hat fich der Betreffende diesmal nicht 
damit begnügt, — sondern — wahrscheinlich in Gemeinschaft eines 
der mehrerer Berufsgenossen — das nothwendige Naß zum Hinab⸗ 
spielen des saft'gen Bratens, als: eine größere Quantitat Wein 
und Champagner, sowie mehrere Arüge Oel zut Bereitung eines 
feinen Salats und als Dessert eine halbe Kiste Aepfel mitge⸗ 
nowmen. (Pf. V.). 
ppirmasens, 81. Dez. (P. A.) Bei dem heute Abend 
zur Feier des Jahresschlusses in der protestantischen Vormittags⸗ 
lirche abgehaltenen Gonlesdienste ereigneie sich leider ein schwerer 
Anglücksfali. Als nech Schluß des Gottesdienstes die Andächtigen 
die Kirche verließen, wurde im Gedränge ein ca. achtjädriger 
Znabe auf der oberen Emporbühue Uber die Bank hinweg in eine 
Fensternische gestüczt. Im Fauen stieß er mit dem Kopfe das 
Fensier durch und blied dann, mit dem halben Körper draußen, 
im Fenster hängen. Die Glassplitter hatten ihn IILX 
opfe und Halse zugerichtet und die Halsarterie durchschnitten, so 
zaß eine starke Verblutung eintrat, in Folge deren, wie soeden 
nesagt wird, hereits der Tod eingetreten sein soll. Das Unglück 
Jalte leicht noch viel bedeulenderen Umfang annehmen können, in⸗ 
ZRem der Verunglüdte im Fallen eine Lampe mitriß, deren Stein⸗ 
zi sich auf dem Boden brennend derbreitete und die ganze Uimn⸗ 
zebung gefährdete. 
7Si. Johann, 2. Januar. Als heute früh die Auf⸗ 
pärterir einer alten, sehrt vermoͤgenden Dome, welche ollein ein 
daus in der Kaiserstraße bewohnte, ihren Dienst versehen wollte, 
sand sie trotz der vorgerückten Morgenstunde noch die Thür ver⸗ 
chloffen und erhielt auf ihr wiederholtes Schellen und Knopfen 
ine Antwort. Ein Unglück befürchtend, benachrichtigte die Frau 
sofort die Verwandien der Dame, welche das Haus durch Einsteigen 
hon außen öffnen heßen. Da fand man denn die alte Frau in 
inem Zimmer des oberen Siecwerls — todt, erwürgt am Boden 
jiegen. Das Gesicht der Unglucklichen ist zerkratzt, am Hals sind 
hiaue Flecken, als sei er von einer Mannerfaust gepackt worden. 
die Echiebladen verschiedener Mobel in den Zimmern sollen durch⸗ 
dühlt sein. Bis jetzt lonnte indessen noch nicht konstatirt werden, 
das an Geld oder Werthsachen der Berstorbenen vermißt wird. 
Der verruchle Mörder ist wahrscheinlich durch eine an der Straße 
zefindliche Kelleroͤffnung in das Haus gedtungen; bei dem Geräusch, 
welches das Eindringen verursachie, scheint die alte Frau die Thür 
hres Zimmers geoͤffnet zu haben und von dem Mörder sofort am 
Halse depadt und erwurgi worden zu sein. Wie wir vernehmen, 
wisl die Familie auf die Entdedung des Mörders eine Velohnung 
pon 1000 Mark setzen. Saarbr. Zig.) 
FMunqhen, 26. Dejz. ‚Gebt mie fromme, edle Frauen“ 
— haͤt Bourdaloue einmal gesagt — „und ich will dam'n die 
Well reformiren.“ Eines unserer wichtigsten Institute, das „weib⸗ 
iche Erziehungeinstitut fuür höhere Stände in München“, wie es 
iach seiner Suiftung durch König Max Joseph J. bießz, hat vor 
nehr als 16 Monalen seine frommsinnige Vorsteherin verloren, 
ind man war nicht wenig bdesorgi, daß die Anstalt dem „Libera⸗ 
ismus“ (7) verfallen würde. Doch nein! Soeben hat Herr 
cultusminifter v. Lutz dem Könige eine noch junge Lehrerin des 
refflichen Ascherschen Institules, Fräulein M. Pleitner für jene 
Stelle in Vorschlag gebracht, und der König dat die Ernennung 
er neuen Directrice vollzogen. Es ist dies seit 64 Jahren der 
rste Fall, daß eine Vorsteherin des „Max-Joseph-Stiftes“, wie die 
Anstal später hieß, nicht aus dem RAdel gewählt wurde. Das 
Institut wurde nänlich von 1813 -52 durch eine franzoͤsische 
delige, Fräulein Philippine von Ditterich, dann zehn spätere 
Jahre durch die edle Rittmeisterswittwe, Graäfin W. v. Joner, 
udlich darch Fräulein Bertha v. Lerchenfeld geleitet. Die neu 
rnannte würdige Vorsteherin ist die Tochter des ehemaligen Sub⸗ 
eclors Herrn Karl Pleiiner in Pirmasens, der jetzt als Recior 
»em Gymnañum in Dillingen vorsteht. (Pf. Z.) 
pManuchen, 831. Dez. Grdensverleihungen). Se. Maj. 
er Koönig hat zum neuen Jahre nachstehende Orden zu verleihen 
seruht: Das Großkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone 
em Stoatsminister des Innern für Kirche und Schulangelegen⸗ 
seiten Dr. Johann v. Lutz; das Ritterkreuz des Verdienstordens 
er bayerischen Krone dem Appellationsgecichtsdirektor Kieffer in 
3weibcücken. Das Ritterkreuz J. Classe des Verdienstordeus vom 
J. Michael dem Gymnasialrektor De. Gg. Autenrieth in Zwei— 
zrücken, dem Schullehrerseminor-Inspeltor Dr. Aug. Kittel in Speyer 
ind dem Forstmeister Rudolf Geib in Neustadi. 
pStuitgart, 29. Dez. Heute vollzog sich im Kreise 
zer Familie Hachländer ein Ereigniß, welches fowohl deren Anver⸗ 
handie als die Angehörigen der bekannten Künstlerfamilie Hanf⸗ 
jängl hier vereinigte: die Dermählung von Fräulein Marie v. 
hackländer, der einzigen Tochter des jüngst verstorbenen Romau⸗ 
ichters, mit Hercn Eugen Hanfslängl, kagl. bayer Cũrassier⸗Lieute⸗ 
ant, aus Muͤnchen. Die Trauung fand Jeute Nachmittag um 1 
ihr in der kgl. Schloßkapelle statt. Der Zudrang von Neugierigen 
har sehr groß. Sämmtliche Mitglieder des Bräutigams, die Pho— 
ographen Hanfstängl aus Munchen und Betlin, haben sich hier 
tendezvous gegeben; der älteste von ihnen, Erwin Hanfstängl, ist 
eil einigen Jahren hier etablirt und mit der Sängerin Schroͤder, 
ie einst auch in Wien auf den Brettern der Hosoper ihr Glück 
ersuchte, verheirathet. Der nenvermählte Gatte der Tochter Hack⸗ 
ander's ist der jüngste unter den 5 Brüdern, von denen der zweit⸗ 
ind drittälteste Ernsi und Edgar, den be. ühmten Hanfstängl'schen 
dunstverlag in München weiterführen. 
pRannheim, 31. Dez. Die „Rh. und N.«Z.“ erinnert 
aran, daß heute vor 100 Jahren Kurfürst Karl Theodor in der 
sacht vou hier abreiste, um als Nachfolger des Herzogs Maximilian 
III. von Bayern seine Residenz nach München zu verlegen; mit 
em Hof zozen damals über 3000 Personen von hier weg. 
JSeit einiger Zeit weil Henry Rochefort, der be⸗ 
annte Laternenmann, in Straßburg. Sein Besuch gilt dem 
Bernehmen nach seinen Freunden, dem Communards, welche in 
nicht unbeträchtlicher Anzahl in Straßburg leben und sich sehr 
armlos geriren, um nicht der Ausweisung üher die Grenze nach 
jrankceich hin und somit dem ihrer im Vaterlande harrenden 
hlimmen Loosezu verfallen. Herr Rochefort ist fortwahrend ein 
Jätiger Mitarbeiler an den ultra⸗-radikalen Organen der Pariser 
Hresse; der „Rebeil“ und der „Republicain“ bringen fast taglich 
Urtilel, welche das Zeichen Rochefort's (Stern mit drei Punlten) 
ragen. In Straßburg zeigt sich Herr Rochefort viel in den Straßen 
ind Vestaurants, und zwar in Gesellschaft ziner hübschen jungen 
Ddame. Das Auesehen des revolutionären Ex Grafen ist ein blü⸗ 
endes; höchstens das vollständig ergraute, übrigens reichtiche Haar 
aßt die Stürme und Mühseligkeiten errathen, welche der frühere 
Jommunard und Sträfling von Neu-Kaledonien durchledt hat. 
pEin Hundertjähriger. In Kalbe a. M. wurde 
urzlich der 100. Geburtslag des Veterauen aus den Freiheits⸗ 
riegen, Adenhausen, von der dorngen Bürgerschaft aufs feßlichste 
egangen. Der Jubilar, am 18. Dezember 1777 geboten, is 
roch immer recht rüsstig. 
f In der Rhn ist eine ungeheure Masse Schnee gejallen. 
Ia Frankenheim bei Fladungen wurdin zwei Personen, Vater und 
S„ohn, durch Schneeweten überrascht und kamen um. Zwei Per⸗ 
onen rettete der von Fladungen nach Frankenheim in der Nacht, 
ehufs Ueberbringung einer Depesche, gebende Postbote. Von dem 
on Fladungen nay Rüdenschwinden gehenden Bahnschlilten wurde 
in 12 Jahre aller Knabe oufgefunden, der im Schnee hiecen ge⸗ 
lieben und schon halb erfroten war. 
p In Wesel wurde dieler Tage eine Welte verloren. Ein 
derr behauptete nämlich, daß dvon Chrifii Geburt dis jetzt eint