Full text: St. Ingberter Anzeiger

milliarde Minuten verflossen wären, was ein Anderer bestritt. 
durch Jahlen wurde nun nachgewiesen, daß noch ca. 12 Millionen 
Minuten fedlten. Die Wette ging um ein Kölner Donbauloos. 
pReuljahrskinder. Kinder in der Neujahrsnacht 
geboren, haben nach der Vollssage besonderes Glück, natürlich, wie 
za allen derartigen Prophetien, untet geroissen Bedingungen. Wenn 
Madchen sind, müssen sie der Mutter gleichen, die Knaben sollen 
dem Vater ähnlich sehen — sonst trifft die Voraussetzung nicht zu. 
Im Wesifalenlande gilt die Sage in den meisten Dörfern, man 
detrachtet dort die Neujahrzkinder allgemein als bevorzugt, wie 
anderswo die Sonntagskinder, und fiudet die glückverheißende Aehn⸗ 
lichlkeit auch dann beraus, wenn sie gar nicht vorhanden ist. Einst 
mpfinz eine Bäuerin die Nachticht von der Geburt eines Knaben, 
Ae sie eben am Neujahrsmorgen ihren Kochtopf in voller Thätig⸗ 
deit besorgte. Die glücliche Mutter wohnte in nächster Nachbar⸗ 
schaft. Also lief die gute Frau in höchster Eile, noch den Schaum⸗ 
loffel in der Hand, zur Wöchnerin, hob die Gardine von der Wiege, 
rief entzückt aus: Accrot as de Vatter (Genau, wie der Vater) 
und wollte wieder zur Thür hinaus —, um ihren Topf nicht über⸗ 
tochen zu lassen. Da aber entstand Seitens der Wöchnerin, der 
Debamme und einer Magd ein lautes Gelächter. Das bewunderte 
ind lag gar nicht in der Wiege, sondern neben der Mutter im 
Bett, und die Bauern hatten ein junges krankes Ferkel in die 
warme Wiege gelegt, welches nun von der Nachbarin als dem 
Bater des Kindes frappant ähnlich anerkannt worden war. 
F Marktpreise in Berhbin vom 27. Dez 1877. Rindfleisch 
don der Keule 55 — 70. Bauchfleisch 50 — 60. Schweinefleisch 
55— 70. Kalbfleisch 530 - 75. Hammelfleisch 50 —65. Butter 
30 bis 1,40 Pf. pro 1 Pfund. Eier pro 60 Stück 1,7s5 - 2 
Mark. 
Braunschweiger 20 Thle.⸗Loose vom Jahre 1868. Zicthung 
am 31. Dezember 1877. Haupipreise: Serie 730 Nr. 16 à 
18,000 M. Serie 4932 Nr. 47 à 15,000 M. Serie 8308 Nr. 
42 2 7200 M. Serie 562 Nr. 47 à 3000 M. 
Wien, 2. Januar. In der heutigen Ziehung der 4pro⸗ 
dentigen össerreich schen Staatsloose von 1854 wurden folgende 
Serien gezogen: Nte. 81 150 439 552 630 638 9985 1185 
I241 1407 1459 1529 1617 1859 1866 1960 2000 2070 
2079 2135 2193 2510 2577 2566 2601 2701 2898 2945 
3247 3348 3614 3677 3746 3752. 
Von einem Jagdunfall in der Nähe von Wisen, den der 
dortige deutsche Boischafterath Graf Dönhoff vor wenigen Tagen 
deranlaßte, wird berichtet, daß sich das Gewehr des Grafen aus 
bis jeht unaufgeliärken Gründen entlud und die volle Ladung dem 
Flügeladjutanten des österreichischen Kaisers, Major v. Arbter, in's 
Bwesicht fuhe. Einige Schrotkorner schlugen zwei Vorderzähne durch 
and geriethen in die Mundhöhle, andere drangen in die rechle 
Ohrmuschel und endlich auch in das Fleisch oberhalb des rechten 
Auges. Die letzte Verletzung wird als die bedeutendste bezeichnet, 
da anfänglich die Möglichteit nahe lag, daß der Angeschossene des 
Auges verlustig werden öunte. Ein anderer Theil der Schrot⸗ 
körner traf den neben Herrn Arbter stehenden Patronenträger, doch 
pvutde derselbe weniger hart mitgenommen. Die Jagd wurde sofort 
abgebrochen und der Verwundete, der nahezu bew ßtlos war, nach 
Wien transportirt. 
fOsman Pascha und die Wiener Bäcerstochter. 
Man stheilt der „W. Tagespresse“ die kolgende Drollerie mit: 
Osman Pascha, der Sieger in seinen Niederlagen, der Held von 
Plewna, hat überal Bewunderung und Auerkennung gefunden —- 
selten aäußerte sich diese jedoch so lebhaft und urwüchsig, wie bei 
einem jungen Mädqgen, der Tochter eines hiesigen Bäckers, welche 
sich in den Helden von Plewna verliebte. Das naive Kind sandte 
an Oswan Pascha, „Gefangenen“ in Bukarest, folgenden Brief: 
„Geehrter Hert! Die Mädchen Wiens sind in Bege sterung für 
den Helden von Plewna und bedauern nur, daß es ibm nicht ge⸗ 
lungen ist — die Russen zu schlagen, welche ihnen so verhaßt 
sind. Ich will Ihnen Hert Genetal, meine Verehrung ausdrücken, 
rotzdem üch sonst nicht für's Militar schwärme. Herr General, 
ch richte die Bitte an Sie, wenn Sie in Pension gehen, nach 
Wien ju kommen und hier die Huldigungen Ihrer zahlreichen Ver⸗ 
ehrerinnen anzunehmen. Man lebt hier sehr gut und Sie werden 
ich gewiß wimdern üuber die vielen schönen Madchen, deren Herz 
Sie erobert haben, — wie Plewna. Sie werden daraus niemals 
derttieben werden, selbst nicht durch ein russisches Garde ⸗Regiment 
und wenn es aus lauter Boulatzelles bestände. Meine ganze Nach⸗ 
darschaft ist wahnsinnig verliebt in Sie. Osman heißt hier die 
adchenparole. Wir erwarten Sie mit Sehnsucht. Sollten Sie 
ange nicht lommen köanen, bitte ich um ein Bild von Ihnen, da 
neines schon ganz von den flammenden Vlicken verzehrt ist, die 
dasselbe äglich treffen. Ich grüße Sie, edler Held und bitte, 
wenn Sie nach Wien kommen, mich davon unter „Fall von Plew⸗ 
na“ im „Kleinen Auzeiger“ gefälligst zu verständigen. Ich grüße 
Sie und bilte diskret zu sein, damit Mama nichts erfährt. Bis 
in den Tod Ihre M. G. Goste restante Hauptposi.)“ 
— 
*7Rotterdam. Das wahrscheinlich untergegangene Damph 
ichiff „Friesland“ soll im Ganzen nur 80 Personen an Bord ge— 
jabt haben. Das Unglück wäre auch in diesem Falle noch schred⸗ 
lich genug. 
Mailand, 31. Dez. Gestern Nachmittag befand sich der 
Erbauer der berühmten Galleria Vittoria Emanuele, Giuseppe Men⸗ 
joni, mit drei anderen Personen zur Besichtigung auf der Brust⸗ 
vehr der ihrer Vollendung entgegengehenden kolossalen Hauptfa cade 
seiner großartigen Schöpfung, als er in Folge eines Fehlttitts 
ausglitt, die beträchtliche Höhe heruater in den Seitengang stürzte 
und todt auf dem Platze blieb. Mengoni ist kaum 50 Jahre alt. 
Die erwähnte Haupifacade, welche diese belanntlich schönsten und 
zroßartigsten überd ckten Kaufhallen Europas (begonnen 1865) erst 
'hren würdigen Abschluß gibt, sollle zu Aufang deß neuen Jahres 
mit großer Feierlichkeiten enthüllt werden, und man war gerade 
daran die Gerüsle zu entfernen, als den verdienstvollen Erbauer auf 
dem Felde seiner Ehre sein tragisches Geschick ereilte. (A. Z.) 
FIn Montevbideo ereignete sich am 10. November ein 
ichreckliches Unglück. Ein Artillerieregiment wollte eben zu Schieß⸗ 
iungen ausrücken, als beim Fassen der Munition eine Granate 
in Magazine erplodirte und eine Menge anderer Geschosse gleich⸗ 
alls zum Explodiren brachte. Die Caserne stürzte zusammen und 
zegrub über hundert Personen unter ihren Trümmern; ungefähr 
30 Personen wurden in das Spital gebracht, viele andere todt 
aus den Ruinen hervorgezogen. 
F Die Weizen⸗Ernte ist im Jahrl877 in den Ver. Staaten reicher 
zusgefallen, als je zuvor. Die „Chicago Trihune,“ welche in Bezug 
auf westlich⸗ Ernteberichte eine gute Autorität ist, veranschlagt den Er⸗ 
rag der Weizenernte in den vier Staaten Minnesota, Jowa, Wisconsin 
ind Kansas auf 117,000,000 Bushel, 56,000,000 Bushel mehr, 
ile im vorigen Jahre. In Michigan, Indiana, Ohio, Kentucky, 
und Tennessee ist der Ertrag der Weizeneinte um 33 bis 40 Mil⸗ 
lionen Buschel größer als im torigen Johre und nur in den Pacific 
Staaten ist et um etwa 12,000,000 Bushel gegen das Vorjahr 
urückgeblieben. Alles in Allem gensommen, kann man mil Sicher⸗ 
jeit die diesjährige Weizenernte um 80,000,000 Bushel höher 
eranschlagen, als die vorjährige. 
HYienstesnachrichten. 
Die erledigte protestant. Pfarrstelle zu Ellerstadt, Dekanais Bürkheim, 
wurde dem Pfarrer Heinr. Hoffmann in Weiden hal verliehen. 
Zum Igl. Kreisthierarzt in Speier ist der kgl. Bezirksthierarzt Groß 
n Neustadt ernannt. 
— aedaction veraniwortuch: e. 
Illustrirte Jagdzeitung. Organ für Jagd, Fischerei und 
Naturkunde. Herausgegeben vom k. Oberfoörstet H. Nitzsche. 
Fünfter Fahrgang. Nr. S enthält: Jagdstreitigkeilen 
don Fr. Freiherr von DrosteHülshoff. Jagddilder aus der 
ODstindischen Inselwelt von H. von Clausewitz (mit Illustra⸗ 
tion). Der Wiener Wildpretmarkt. Die Hofjagd zu Lezß—⸗ 
lingen. Zum Fischereigeseß. Von der Gemsenjagd. Einge⸗ 
stelltes Jagen auf Rothwild (mit Illustration) u. s. w. — 
Verlag von Schmidt & Günther in Leipzig. Alle Buchhand⸗ 
ungen und Postanstalten nehmen Abonnementz an. Preis 
3 M. halbiaährlich. 
— ————— — 
Psfalzische Geflügelzeitung. Verlag von Herrmann 
Kayser in Kaiserslautern 
Bei statigehabtem Quartalwechsel erlauben wir uns alle Freunde 
der gefiederten Welt, der Geflügel., Zier⸗ und Singbögelzucht auf 
die ia Kaiserslautern erscheinende Pfalzische G flügelzeitung aufmerk⸗ 
sam zu machen. Tie neueste zur Ausgabe gelangte Nummer hat 
enen höchst lehrreichen und inleressanten Inhalt: 
Abonnemenis: Einladung. — Antwort elnes Pfaͤlz. Geflügel⸗ 
züchters auf den 9Aetikel des Hertn St. in Weimar. (Schluͤß.) 
— Eierfressen der Hühner von R. O. in Görliz. — vie 
Behandlung des Andreasberget Kanarienvogels bei dem Lieb⸗ 
haber, von R. Maschle in St. Andreasberg. — Aus stellunq 
elbstgezüchteter Canarien zu Weimar, von St. in Weimar, 
— Berschiedenes; 4 Rebhühnereier. — Nürnberg. — Brief⸗ 
kasten. — Anzeigen. 
Die Beilage enthält Mittheilungen Über: 
Die Behandlung des Andreasberger Kanarienvogels bei dem 
Liebhaber, von R. Maschle in St. Andreasberg. — Ueber die 
Aufzucht der Silbetfasanen. — Veischiedrnes: Kaisertlautern. 
— Aus Magdeburg. — Vom Büchermarkt. — Anzeigen. 
Da der Abonnementspreis dieses Blattes ein so äußerst ge⸗ 
inger (pro Vierteljahr blos 65 Pfennig), sein Inhalt ein stets 
reichhaltiger, belehrender und für jeden Züqchter interessanter ist, so 
lann es zu zahlreichen Abonnemeis nur bdesteus empfohlen werden, 
ind machen wir auf die Abonnemets Einladung zum neuen Quar- 
ale aufmerksam. Alle k. Postanstalten und Postboten, sowie alle 
Zuchbandlungen nehmen darauf Bestellungen entgegen. Die derein 
erschienenen Nummern können nachgeliefer werden.