Sl. Ingberler Anzeiger.
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M 37. Dienstag, den 5. März 1878.
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Deutsches Reich.
München, 2. März. In einer heute stattgehabten Sitzung
des Staatsrathes gelangten die Entwürfe des Finanzgesetzes und
des Gesetzes bezüglich eines Credits für außerordentl'che Bedürfnisse
des Heeres zur Etledigung. — Was die Cinführungsgesetze zu den
deutschen Reichsjustizgesetzen betrifft, vernehmen wir, daß der schwie⸗
rigste Theil derselben, die Subhastationsordnung, nachdem dieselbe
in der hiezu berufenen besondern Commission kürzlich zur zweiten
desung gelangt war, nunmehr fertig gestellt ist, und daß auch die
Vorlagen für die weiter erforderlichen gesetzlichen Bestimmungen
und Verordnungen dem Abschlusse nahe sind. Es werden deshalb
auch olle Vorlagen, welche Behufs der Durchführung der Reichs-
justizgesetze den Kammern gemacht werden müssen, insbesondere auch
jene, welche den Kostenpunkt betreffen, nach der Wiederberufung der⸗
selben im Frühjahre an d'e Landesvertretung gelungen önnen.
Berlin, 2. März. Der Oberst v. Orff, Direltor des
öniglich baierischen topographischen Bureaus des Generalstabes
oon München, der Oberst Vollborn, Genie-Direktor und Direktor
des königlich sächsischen topographischen Bureaus von Dresden, und
der könialich württembergische Major a. D. Fink von Stuttgart
ind behufs Herstellung einer einhe tlichen militärisch-topographischen
Zarte des Reiches im Anschluß an die Grad-Abtheilungskarte zu
zeiner Konferenz im großen Generalstab kommandirt und von ihren
bezüglichen Garnisonen hier eingetroffen.
Berbdin, 2. März. Der „Reichsanzeiger“ schreibt: Bei
Besprechung der Reichssteuer-Vorlagen hätten viele Blätter Aeuße⸗
rungen des Reichsskanzlers zu Gunsten des Tabakmonopols ein
Bewicht beigelegt, welches dieselben thatsächlich nicht gehabt haben
vönnten. Der Reichskanzler habe zwar seine Ueberzeugung von
der Zweckmäßigkeit des Monopols mit der Erwägung begründet,
»aß dasselbe die Consumenten weniger belaste, als irgend eine
Steuer gleich hohen Ertrages; er habe aber in keiner Weise die
Absicht ausgesprochen, den Bestrebungen, höhere Erträge ohne das
Monopol zu gewinnen, entgegenzutreten, wenn letzteres nicht an⸗
Jenommen werde.
Berlhin, 83. März. Die „Nationalzeitung“ meldet: Die
Ekntschließung des Kaisers auf das Entlafsungsgefuch des Ministers
Tamphausen ist gutem Vernehmen nach dahin ergangen, daß zur
Zeit ein Grund für das Entlassungsgesuch nicht vorliege und der
Minister zunächst die Beschlüsse des Reichstages über die Steuer⸗
dorlagen abwarten möge.
Ausland.
Madrid, 2. März. Ein in der Sitzung der Cortes
derlesenes Telegramm des Generalgsuverneurs Martinez Campos
zestätigt die Unterwerfung fast sämmtlicher Insurgenten auf Cuba
mitsammt dem Centralausschusse. Alle Maitglieder der Cortes und
die Minister begaben sich darauf in den Palast, dem König ihre
Glückwünsche zu diesem Ereigniß darzubtingen.
Londonmn, 2. März. „Reuters Bureau“ meldet: Sämmt⸗
liche beurlaubte Officiere erhielten gestern die Weisung, sich zur
Rücklehr zu ihren Truppentheilen bereit zu halten. Der Befehl
zur Rückkehr werde ihnen telegraphisch zugehen.
London, 3. März. Das „Reuter'sche Bureau“ läßt sich
aus Konstantinopel von gestern telegraphiren, Rußland hätie in
Bezug auf die Grenzen des künftigen Bulgarien nicht unerhebliche
Zugeständnisse gemacht, heute sei über die Kriegsentschädigung ver⸗
jandelt worden, der Anspruch Roßlands auf einen Theil der tür⸗
uschen Flotie sei fallen gelassen worden. General Ignatieff habe
heute mit Sabfet Pascha eine längere Unterredung gehabt, die
Unterzeichnung des Friedensvertrages sei unmittelbar bevorftehend.
Morgen solle in San Stefano eine Truppenrevue stattfinden.
London, 4. März. „Reuters Bureau“ meldet aus
Zonstantinopel vom 83. ds., Mitternachts: „Der Friede ist unter⸗
zeichnet. Großfürst Nkolaus verkündete den Soldaten bei der
Redae die Unterzeichnung. Es heißt, Rußland habe auf die Ver⸗
Rjändung der Tribute von Aegh pien und Bulgarien verzichtet.
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St. Petersburg, 2. März. Trotz aller widersprechenden
Berüchte gilt es hier für ausgemacht, daß der Friedensverlrag
elbst bereits abgeschlossen, die Unterzeichnung dagegen aus rein
ormellen Gründen noch nicht erfolgt ist. Die Friedenspartei hat
hdier schließlich den Sieg davon getragen and man erhofft deshalb
eine friedliche Lösung auch aller internationalen Fragen auf der
Eonferenz, eventuell auf einem Congresse.
Petersburg, 8. März. Der Friedensvertrag
stunterzeichnet.
Petersburg, 4. März. Ein heute um ein Uhtrr früh
ingetroffenes offizielles Telegramm des Großfürsten Nikolaus aus
San Stefano vom 83. d., Nachmittags 5 Uhr, lautet: „Ich beehre
nich, Eure Majestät zum Friedensschluß zu beglückwünschen. Gott
yeclieh uns Glüch, die von Eurer Majestät begonnene große heilige
Sache zu beendigen. Am Jahrestage der Befreiung der russischen
Leibeigenen erlösten Eure Majestaäͤt die Christen vom muselmän⸗
nischen Joche.
Vermischtes.
p. In Weilerbanch ist Pfarrer Erwin Blaul, 32 Jahre
alt, in Folge eines Blutsturzes gestorben.
Aus Kaullstadit, 1B. März, schreibt man dem „Nordpf.
W.“: Bäcker Klippel von hier ist seit Sonntag mit Hinterlassung
don 50,000 M. —Schulden verschwunden, nachdem er zuvor seinen
Wein, auf dessen Verkauf die Gläubiger vertroͤstet wurden, zu
Geld gemacht hatte.
—Saacbrücken, 3. März. An der Chaussee von hier
nach der goldenen Bremm sind au dem neuen Exercierplatze ent⸗
ung, links, circa 50 der jungen schoönen Bäume mehr oder minder
urch Messerschnitte von igdrer Rinde entblößt worden. Die bos—
jafte That kann erst vor wenigen Tagen verübt worden sein.
Möchte es doch gelingen, den ruchlosen Thäter ausfindig zu machen
und zur wohlverdienten exemplarischen Bestrafung zu ziehen. Die
zielen an allen Chausseen und Spaziergängen unserer Gegend in
»en letzten Zeiten verübten Baumfrevel sind wirklich ein wahres
S„chandmal und fordern zur strengsten Wachsamkeit des Publikums
zuf die Urheber derartiger Bubenstreiche heraus. (Saarbr. 3.)
Frankfurt, 28. Febr. Durch eine nichtswürdige In⸗
amie wurde heute das Börne-Denkmal zu Grunde gerichtet. Die
zanze Büste, sowie das Piedestal sind mit einer schwarzen Masse
nesprengt. Die Entrüstung ist allgemein.
F Der alte Meier Anseln Rothschil d, der Gründer
deß großen Bankhauses, war wegen seines Sarkasmus gefürchtet
»ou Allen, die eine Probe seiner Schlagfertigkeit empfangen hatten.
Finst besuchte ein hoher Beamte von Berlin den Alten, als der—⸗
elben eben an einem wichtigen Briefe arbeitete; der Bankier bat
um Geduld, bis er eine Pauie machen könne, und sagte dem Be—⸗
uchenden schließlich: „Nehmen Sie einen Stuhl.“ Nach fünf
Minuien erhob sich der Beamte ungeduldig, warf sich in die Brust
und fagte: „Hert Baron, ich bin der wirkliche Geheime Rath
Freiherr v. X.“ „Nehmen Sie noch einen Stuhl!“ war Alles,
vas Rothschild entwortele.
F Mainz. Nächsten Donnerstag, 7. März, 10 Uhr, soll
m Alsrecht'schen Locale dahier eine Veriammlung von Weinhänd⸗
ern stattfinden, behufs Berathung von Maßnahmen über die vom
Veinhandel einzunchmende Stellung gegenüdber der von der Reichs⸗
egitrung beantragten gesetzlichen Regulirung des Wetkehrs mit
Lebens⸗ und Genußmitteln.
F Elberfeld, 28. Febr. Die Mordbrenner nähern sich
unserer Stadt. Hier in Elberfeld sind bis jetzt bereits fünf Brand⸗
zriefe aufgefunden worden, den wirklichen Äusbruch eines Brandes
hatten wir glücklicherweise goch nicht zu beklagen. (B. 3.)
Ein Zeichen der Zeit. Folgende Thalsache, welche dieser
Tage in Kreheld pessirte, ist so recht geeignet, die schlechte
Heschäftslage und den Druck, der dadurch auf dem kleinen Kauf⸗
nann laftet, zu illusttiren. Ein auswärtiger Weder lieferte sein