St. Ingberler Anzeiger.
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M 47. Samstaa, den 28. März 1878.
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Die Eaxpedition.
Deutsches Reich.
München, 19. März. Unier Leitung der Oberstudien⸗
und Examingtions-Com vission wurde gestern de Offisiersprüfung
an der Kriegsschule zu Ende geführt; dieselbe soll aber nicht die
o sehr befriedigenden Resultate der früheren Jahre ergeben haben,
indem 15 Kandidaten auf eine mündliche Nachprüfung verwiesen
wurden und einige, man sagt 5, sich im nächslen Jahre einer
weiten vollständigen Prüfung zu unterziehen haben. Hiecgegen
Jaben 3 Examinanden sich einer sp ciellen mündlichen und schrift—
üchen Prüfüng unterzozen uud hiebei sich die Note „besonders be—
ähigt“ erworben.
Berlin, 19. März. Fürst Bismarck theilte in der geastrigen
»arlamentatischen Soiree mit, der Kaiser habe das Entlassungs⸗
zesuch Cauphausens angenommen; ein Nachfolger sei noch nicht
gefunden. (A. 3.)
Berlin, 20. März. Der Kaiser hat den Brief des
Papstes in einem übcraus freundlichen Tone beantwortet und in
zemselben belont, daß eine Jutercession in der kirchlich:politischen
Augelegenheit zuerst vom Papste werde auszugehen haben. Ueber
die Neubesetzung des Ministeriums ist noch nichs entschieden; der
daiser dringt in Stolberg, anzunehmen. Die Mittheilung der
„Voss. Ztg.“, wonach beim Diner Bismarck geäußert, Falk babe
zringlich den Abschied gefordert, wird von den anwesenden Abge⸗
y)rdneten entschieden dementirt.
Fürst Bismarck vesksichtigt, wie er selbst erklärt hat, ein
zreußejches Eisendahn-Ministerium zu errichten: ob zu dessen Leiter
Maybach ausersehen ist, soll noch nicht gewiß sein.
Von bemerkenswerther Seite ist der Gedanke angeregt worden,
den jedesmaligen Kronprenzen des Deutschen Reichs zum Souverän
»on Elsaß Lotyringen zu machen. Die Elsässer baben diese Idee
lebhaft aufgefaßt.
Mauinz, 18. März. Vom biesigen Gouvernement 'st an⸗
zeordnel worden, daß alle für die Mannschaften am Geburtstage
es Kaisers veranstalteten Lustbarkeiten, wie Bankette, Tanzver⸗
zuügen ꝛe., wie dies in früheren Jahren schon größtenthe'ls gischah,
nn den Sälen der Casernen abgehalten werden, daß aber jeder
Soldat an diesem Abend auf Wunsch Urlaub erhalten soll. Darauf
zeduciren sich die aus Fraukfurter Blöttern stammenden Mittheilungen,
vonach den Soldalen der hiesigen Garnison wegen der im vorigen
Jahr an diesem Tag vorgekommenen Excesse verboten worden sei,
an genanntem Tage auszugehen. (W. 3.)
Metz, 19. Marz. Aus Berlin wird der „Lothringer Zeitung“
Folgendes çeschrieben: Ter Bundesrath hat den vom Reichskanzler⸗
amt beantragten Kredit sür die Bahnbauten Chateau-Salins Saar⸗
iben, Bensdorf⸗Dieuze und Hargarten Karlingen bewill:gt; da die
Unnahme des bezüglichen Gesetzentwurfs durch den Reichstag nicht
zu bezweifeln ist, so dürfte mit dem Baue der betreffenden Linien,
ür welchen die Eisenbahnbaumeister bereits ernannt und in Thätig⸗
kdeit geireten sind, noch in diesem Jahre begonnen werden. Die
erstere Bahnstraße vermitttelt die directeste Verbindung zwischen
Ytainz und Paris üher Blieskastel- Saargemüund bezw. Chateau⸗
Salins Champigneulles, und wird deshalb die Blieskasteler Saarge⸗
nündeter Bahu — zur Entlastung des Bahnhofes Saargemünd
— von der dortigen Ircenanstalt at zum Anschlusse an die Saar⸗
gemündSaaralber Bahn vermittelst einer Verbindungskurve von
twa einen Kilometer Länge über die Saar fortgesetzt werden;
wischen Saaralben und Chateau-Sal'ns werden Stationen ledig—
ich westlich von Ottweiler, zwischen Insmingen und Nellingen, bei
de'ningen, bei Rodalben-Bensdorf (an der Kreuzung mit der Re—⸗
nilly-Riedinger Linie), an der Neumühle zvischen Mörchingen und
Lonthile, bei Habudingen und noͤrdlich von Harepont angelegt
verden; nach Vollendung dieser Bahn übernimmt die Reichseisen-
hahuverwaltung auch sosort den Betrieb der Lokalbahn Chateau—
zZalins⸗ Vic⸗Champigneulles innerhalb des Reichsgebietes an Stelle der
ranzösischen Ostbahngesellschaft. Im Kreuzungsbahnhofe der Re—⸗
nisly-Riedinger und der Cgaleau-Salins-Saaralber Linien mündet
die Fortsetzung der Lokalbahn Avricourt-Dieuze über Bergaville
ind Guebling ein, wodurch die Salinen und Fabriken zu Dieuze
hren Kohlenbedarf von Saarbrücken her (an Stelle des aufgegebenen
danalprojekts Dieuze-Lauterfingen) beziehen und den Absatz ihrer
Zrodukte in der Richtung gegen Meh, die preußische und die bahe⸗
rische Rheinprovinz ꝛc. zu bewirken haben. Was endlich die Kaͤr⸗
ngen-Hargarter Bahn anlangt, welche nur 12/3 Kilometer west⸗
ich von Kreuzwald eine Zwischenstation erhalten wird, so gwird
alche deßhalb vom Reiche gebaut, weil sie das nur lurze Mittelglied
er Reichsbahnlinien Beningen-Karlingen und Bouß-Hargariten⸗
Teterchen bildet, so daß eine Abrechnung der Betriebseinnahmen
ind Kosten bloß wegen dieses Mittelgliedes mit der Landesver
baltung nicht angezeigt erscheint. Dagegen wird die Fortsetzung
on Teterchen gegen Diedenhofen unter keinen Umständen auf Kosten
es Reichs, sondern ficherliv nur dann gebaut werden, wenn der
andesausschuß von Elsaß-Lothringen die Mittel hierfür bewilligt.
Das Reich wird dem Reichslande hierfür ein Drittel der Rohein⸗
ahmen als Pachtzins gewähren., dürfte vielleicht jedoch auch sich
ereit finden laffen, gegen einen unverzinslichen Landeszuschuͤß à
onds perdu von 3 bis 5 Millionen Mark den Bau selbit zu über⸗
ehmen; die Höhe des Landeszuschusses hängt von der Wahl der
stichtung ab, da die Varianke Busendorf⸗Königsmachern und selbst
ie Linie Teterchen Auzlingen, Diedenhofen imme hin billiger ist,
ils das vom Landesausschusse, wie es scheint, bevorzugte Projekt
Busendoif«Kedingen-Megerwiese⸗Deedenhofen.
Ausland.
Wien, 20. März. Nach einer der „P. C.“ zugehenden
Londoner Mittheilung wücde die Frage der Betheiligung Englands
im Congresse insoferne in eine entscheidende Phase eingetreten sein,
uls das Cadipet von St. James auf seine in kategorticher Weise
rach St. Patersburg gerichteten Forderungen in Betreff der auf
)em Kongresse einzuhaltenden Vorgangeweise eine vorbehaltlose Ane
iahme oder Ablehnung derstlben aus der russischen Haup.stadt
rwartel⸗et.
Ueber die Beziehungen Oesterreichs zu Deutschland
n der Orie tsrage gab Graf Andrassy in der gestrigen Sitzung
ver ungarischen Delegation folgende Erklärung ab: Er (Andrassy)
ühle sich vom Vertrauen- des Fürsten Bismaick auf's Hö chste ge⸗
hrt. Ais Fürst Bismarck die Aeußerung „beati possidentes“
ethan, hade er jo viel gesagt, als er in einem Moment habe sagen
önnen, in welchem er die Absicht einer ehrlichen Vermittlung kund⸗
zegeben. Für das Interesse des einen oder des anderen Staates
abe Fürst Bismarck in einem solchen Momente sich nicht qus—
orcchen lönnen. Derselbe hät!e auch den Vorsitz auf dem Congreß
aum übernommen, wenn nur die faktischen Bedengungen des Frie⸗
»ens zu registriren wären. Nicht nur sein persönliches Verhäitniß
uu Fürst Bismarck, sondern auch die Beziehungen pwischen beiden