8* t. Ingberler Anzeiger.
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436. Donuerstag, den 10. Januar 178.
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Deutsches Reich.
Mänchen, 7. Jan. Der Abg. Raver Frhr. v. Hafen⸗
drädl hat unterm Gestrigen folgenden auf Abminderung der Dauer
der Werktagsschulpflicht abzielenden Antrag eingebracht: „E sei an
5. M. den Koͤnig die Vitte zu richten, veranlassen zu wollen, daß
Ziffer 1 der Allerh. Verordnung vom 9. Juil 1856, die Ver⸗
längerung der Werktagsschulpflicht über das zurückgelegte 13. Lebens⸗
jahr betreffend, sammt den einschlägigen weiteren Bestimmungen
außer Wirksamkeit gesetzt werde und daß dafür wieder bei an⸗
zemessenem Anschluß der Feiertagsschulpflicht die bezüglichen An—
ordnungen vom 26. Februar 1838 betrefss der Werkiagsschulpflicht
in Kraft zu treten haben.“ Der Antrag wurde von Herrn v.
Hafenbrädl bereits vor mehreren Jahren gestellt, von der Kammer
aber mit großer Majoritäͤt abgeworfen.
Für die pfälzische Bahnen hat der Staat für das nächste
Jahr 224 Millionen M. daraufzuzahlen.
Wie früher in Aussicht gestellt wurde, sind jetzt die Kreis⸗
schul⸗Inspektoren mit Beaufssichtigung der Fabriken be—
züglich der die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter betreffenden ge⸗
setzlichen Bestimmungen (8 127 bis 131 der Gewerbe Ordnung)
zeauftragt worden.
Berlhin, 7. »Jan. Der „Kreuzzeitung“ zufolge ist der
Kommandeur des neunten Armeecorps Generalnv. Tresckow an
Stelle des verstorbenen Generals v. Schwarzkoppen flir das Kom⸗
mando des 13. (kal. württembergischen) Armeekorps, General von
Obernitz (Düsseldorf) für das Kommando des neunten Armeekorvs
in Aussicht genommen.
Ausland.
Wien, 8. Jan. Der ,Polit. Corresp.“ wird aus Bukarest
mitgetheilt, es mache dort Aufsehen, daß der vormalige rumänifche
Agent in Konstantinopel, General Joan Ghifa, am 8. Jamuar in
deheicier Mission nach Bulgarien abgereist ist. Nach Ansicht der
dortigen politischen Kreise beziehe fich diese Mission auf die Even⸗
ualität von Waffenstillstandsverhandlungen, wobei Rumänien direkte
Verhandlungen beansprucht. General Ghila solle als künftiger
Repräseutant Rumäniens bei den Verhandlungen zur Hand sein.
Paris, 7. Jan. Das Gesamontrejultat »der gestern in
ganz Frankreich abgehaltenen Municipalwahlen ist der republika⸗
nischen Partei sehr günstig. In den meissen Städten il die Liste
der republikanischen Candidaten vollständig durchgegangen. Kein
Akt der Unordnung wird gemeldet, mit Ausnahme des Orles
Courihezon im Departement Vaucluse, wo eine Person verwundet
wurde. In Paris wurden 73 Republikaner und 4 Conservatibe
gewählt; außerdem sind 3 Stichwahlen nothwendig; die Republi—
daner haben her bisher 4 Sitze gewonnen. — Midhat Pascha
wird morgen nach London abreisen.
Paris, 8. Jan. Wie verlautet, soll der Herzog von Au⸗
male an die St⸗lle Ladmiraull's zun Gouverneur von Patis ernannt
werden. Die Ersetzung Ducron's ist fest beschlossen.
Paris, 8. Jan. Raspail, der älteste Deputirte, ist heute
hiet gestorben.
London, 8. Jon. Der „Morning Post“ zufolge finden
nelegraphisch vermittelte Unterhandlungen zwischen den Cabineten
oon London und Petersburg statt, über deren Ethola unmdalich
Bestimmtes vorauszusagen sei.
London, 9. Jan. Wie die „Morning Post“ erfährt,
jat England, um die Vedingungen Rußlande lennen zu lernen,
der Pforte empfohlen, den Vorschlag Rußlands wegen einer Waffen⸗
ruhe direlt mit dem ruffischen Hauptquartier zu unterhandeln.an—
zunehmen.
Konstantinopel, 8. Jan. In der heutigen geheimen
Sitzung der Kammer werden die Minister die InterpUatisnen
beantworten. — Die Russen griffen am Freitag Solenit an, wurden
edoch zurtickgewiefen. — Um Schipkapvasse dauert der Urlilleri-
kambf fort
Bermischtes.
Am S. d. ssarb in Zweibrüsken Herr Appellrath Augus
Thoma im Alter von 68 Jahren nach zweimonatlichem Leiden.
Zweibrücken, 8. Jan. In der am Montag Asend
Statt gehabten Generalversammlung der hiesigen Altkatholiken wurde
die Erllaärung der Mannheimer alilatholischen Gemeinde beir. Auf⸗
hebung des Cdlibatzwangs einstimmig angenommen. (Iwbr. Zig)
. Die Gemeinderäthe von Wallhal ben und Umgegend
haben der Abgeorduetenlammer eine Bitte eingereicht um Erbauung
einer Eisenbahn von Landstuhl über Wallhalben nach Thaleischweiler.
T Tas letzte Neujahrsschießen hat auch in Ramsteienn ein
Opfer gefordert. Ein Bursche, Johannes Boßle mit Namen, schof
rin altes Gewehr, das Niemand anders loszuschießen sich getraute,
dasselbe auf seinen Leib stützend, mit den Worten ab: „da müßte
ich kein Soldat gewesen sein.“ Aber das Gewehr gab beim Ent—
aden einen Rücschlag gegen den Leib des Boßle, daß dieser zu
BZoden fiel. Wahrscheinüch trug er durch den Sltoß eine innere
Gerletzung davon, denn solort schwoll sein Leid sehr flark an und
3 Tage nachher war er eine Leiche.
FLandau, 8. Jan. Vor den Schranken des hiesigen k.
Zuchtpolizeigerichts erschienen heute die wegen Todtschießens deß
WBilderers Bütiner aus Maudach angeklagten drei Bürger auß
Rheingbanheim, Gamber, Frey und Gunzenhäuser. Nach Ver⸗
nehmung von 25 Zeugen beantragte der Staatsanwalt für Gambet
ind Frey eine Zuchthausstrafe von je zwei Jahren und für Gunzen⸗
jäuser Gefängnißsirafe von einem Jahre. Das Gerücht sprach
edoch dieselben nach wehrstündiget Berathung frei. Die Verhand.
jung währte von Morgens 8 bis Abends 8 Uhr. (Rhpf.
F Seit ungefahr acht Tagen wird ein Grundbesitzer von
Dudenhofen vermißl. Derselbe, ein gam vermd gender Mann
n den besten Jahren, hai sich in Folze ehelicher Zwistigkeiten aus
»em Hause entfernt, um sich, wie er wiederholi außerte, das Leben
zu nehmen. Bisher hat man von dem Verbleib des Mannes
esne Spur und glaubt man, daß derselbe sich in den Rhein ge—
türzit habe.
Pforjheim, 6. Jan. Unsere Stadt wurde gestern
durch die Nachricht von einem hier gemachten Mordversuch in nich!
zeringe Aufregung verseßzt. Am hellen Tage hatte nämlich ein
Jiesiger Fabrikant am Eingange in einen stark besuchten Gasthol
—B geschossen. Die eine Kugei
raf gar nicht, und die zweite streifte den Ueberfallenen bloß. Hie⸗
Auf versuchte der Attentäter sich selbst durch einen Schuß in den
stopf zu tödten, brachte sich aber nur eine, allerdings ziemlich be⸗
deutende Verletzung bei. (Schw. M.)
Meßz, 8. Jan. Aus einem Dorfe des Cantons St.
Avold wird der „Gaz. de Lorr.“ berichten, daß sich die Wöoͤlfe
»afelbst recht bemerklich machen. In geringer Entfernung von einer
Wohnstätte hat in einer der letzten Naͤchte ein Rudel diefer Unholde
)en Kadaver einer Kuh, der mehrete Tage zuvor doct vergraben
vorden war, herausgescharrt und verzehri. Einer der Wolfe,
vielleicht der Häuptling der Bande, fühite sich durch das leckere
Mahl dermaßen animirt, daß er unter den Fenstern der Wohnung
ꝛiner jungen Witiwe eine Art Serenade ausbrachte, deren unhar⸗
nonisches Geheul der betreffenden Dame begreiflicher Weise michl
eben zum Ergötzen gereichte.
F.,Diedenhofen, 7. Jan. In diesen Tagen starb hier
rine sechzigjährige ledige Dame, welche, wie es heißt, ein Vermögen
pon 7 bis 8 Meill'onen Francz hinterläßt. Während ihrer Lebens⸗
zeit hat sie einen Häusercomplex angekauft, um daselbst ein Hospital
ju errichten. Dasselbe steht jeht im Rohdaue vollendet, soll aber
och bedeutend vergrößert werden. Za diesem Zwecke hat sie tine
Million Ftancz in ihrem letzten Willen bestimmt, Das Testament
st ganz genau noch nicht befannt, so viel steht ober fest, daß fasl
dat ganze Vermögen zu milden Stiftungen bestimmt sein soli.
Jar Vw . 14 Ner norgostrigen Hof⸗