Full text: St. Ingberter Anzeiger

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M 60. J J —— SEonntag / den 14. April ————— — — 1878. 
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Deutsches Reic. 
Berlin, 11. April. Der Reichs« Anzeiger meldet: Se. 
Maj. der Kaiser haben mit der Siellvertreiung des Reichskanzlers 
nach Maßgabe des Gesetzes vom 17. Maärz d. J. im Bereich der 
Justizverwaltung von Elsaß⸗ Lothringen den Staatssekretär im 
Reichsjustizamt, Wirtl. Geh.Rath Dre Friedberg, in allen übrigen 
Theilen der Landesbverwaltung von Eljaßz- Lothringen den Unter⸗ 
staatssekretär im Reichskanzleramt von Elsaß⸗Lothringen, Herzog, 
zu beauftragen geruhte.. . ue 2 
Berlin, 12. April. Die Nationalzeitung“ meldet: 
Die nationalliberale Fraction beichloß in ihrer gestrigen Sitzung 
einstimmig, die Einführung des Tabakamonopols abzulehnen. Die 
Fraktion lehnte ferner die Vorausseßzung ab, daß eine anderweitige 
Befteuerungsform des Tabals annähernd soviel einbriagen müfse; 
als die Reichssregierung von dem Tabakmonopol erwariet. Die 
Fraktion ist nicht grundsätzlich gegen eine Untersuchung über die 
Tabakfabrikation und den Tabakhandel in Deunschland und die 
Bewährung des entsprechenden Credits hierzu, will ihn jedoch aus⸗ 
drudlich uidt zur Vorbereitung für die Einführung des Mor opols 
zjewähren, sondern in der Richtung einer Besteuerung, welche ohne 
auf den Handel, den Bau und die Industrie des Tadals zerstörend 
einzuwirken, eine ansehnliche Mehreinnahme liesern könnte. 
aAausland. ——— 
Wien ,II. April. Der „Polit. Corresp.“ sind heute mehr⸗ 
sache Meldungen aus Bularest zugegangen üder starle rufssische 
Truppenbewegungen in ganz Rumamen. Mehrere Punkte auf. dem 
rumänischen Donau⸗Ufer, insbefondere Bragaline, Cretebei, Berceani, 
Dobreni und Oiten za, sind von der xrussischen Arlillerie stark besetzt 
worden. Die 11. russische Div'sion hat seit vorgestern wichtige 
Pofitionen, namentlich Stationen der Giurgewo⸗Bularester Eisenbahn 
besezt. In unmittelbarstet Nähe von Bularest findel ebenfolla eine 
starte Concentrirung von russischen Truppen statt. Offendar ge⸗ 
schieht das zur Sicherung der Verbindung der in Bulgarien und 
Rumelien stehenden russischen Armeen mit Rußland bei einem et⸗ 
waigen Krieg mit England, in welchem Fall die russischen Jufuhr-⸗ 
linien zut See unterbrochen wären. 9 
London, 11. April. Die „Times meint, die Lösung 
der Orientfrage sei während der lezten zwei Tage gicht sehr ge⸗ 
fordert worden. Die Differenz zwischen England und Rußland 
beflehe noch unverändert. Unter Umständen gebe jedoch die Lage 
noch die deste Hoffnung zur Dazwischenkunft eines Vermitilers. 
„Times“ ermuntert daher Deutschland, sein Bestes zu thun, eine 
Verständigung zwischen Rußland einerseits und Oeftetreich und 
England andererseits anzudahnen. Wenn Bismarck Rußland be⸗ 
wegen könne, den Friedensverirag dem stongreß vorzulegen und im 
ongresse den rückhaltloser Einwänden der anderen Mächte Gehör 
zu schenken, werde der erste Schritt zum Frieden geihan sein. Ein 
solcher Schritt sei nicht unmöglich. 
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München so gut wie getiroffen ist, und zwar soll ein Landgericht 
nach Kaiserslautern, ein zweites nach Speier kommen; unenischieden 
oll noch sein, ob nicht noch ein drittes in Landau zu bestellen 
väre. Jedenfalls würden Frankenthal und Zweibrücken ihre Be⸗ 
irksgerichte verlieren. Für Speier (das bisher ohne Bezirksgericht 
var), soll die Eigenschaft als Kreishauptstadt und das Stireben, 
dieser Stadt, welche unter den Drangsalen früherer Zeitläufte 
chwer gelitten hat und dadurch zurülgekommen ist, wieder eiwas 
aufzuhelsen, den Ausschlag gegeben haben. Ludwigshafen und 
deustadt, die sich auch als Concurrenten zur Aufnahme eines 
zandgerichtes gemeldet hatten, sind leer ausgegaugen. Zweibrücken 
ehält wahcscheinlich sein Appellationsgericht Oberlandesgericht); es 
hweben noch Verhandlungen mit dem Großherzogthum Hessen über 
»ie Einbeziehung von Rheinhessen in den Sprengel des Zweibrücker 
Iberlandesgerichts; die Hessen sähen ek freilich lieber, wenn das 
OAberlandesgericht für Pfalz und Rheinhessen nach Mainz käme.“ 
PBie viel an der vorstehenden Mittheilung wahr, wie viel falsch 
st, läßt sich nicht sagen; jedenfalls ist zweifelhaft, daß eine solche 
geränderung fofort beim Inslebentreten der neuen Gerichtsorgani⸗ 
ation staufinden wird. Dringend zu wünschen wäre es aber, daß 
piejem Zustande des Hangens nud Bangens durch eine Aeußerung 
hon maßgebender Stelle dald ein Ende gemacht würdhe. 
f In Munchener Blättern liest man eine Annonce von 
Ottilie Hohenester, „Nichte der sel. Amalie Hohenester“, wonach in 
Rariabrung , Bad; und Curmethode in unveränderter Weiste 
origeführt“ und die Session am 27. ds. eröffnet wird. 
r.In Passaus siad' in« diesen Tagen Leute aus Wien 
angekommen, um Arbeit zu fuchen; dieselben schilderten das Dar⸗ 
aiederliegen der Geschäfte in der Hauptstadt Oesterreichs als jamumervoll. 
7Aus dem Elsaß wird berichtet, ein junger Freiherr v. 
dlockler jei dieser Tage zum Secondelicuienant in der Linie er⸗ 
zannt worden: der erste Elsasser, welcher sich in Deutschland der 
Pilitar· Catrieͤre zugewendet hat. Er hat sich einem badischen 
kegiment überweijen lafsen. 
7 Frankfurit, 8. April. Heule Vormittag wurde unter 
zroßer Theilnahme der Componi Wilhelm Speyer zur Erde bestattet. 
f. Aachhen, 4. April. Correlius Meyer, Müllet von 
Frerebmühl, der seine Ehefrau vorsäßlich und mit Ueberlegung ge⸗ 
ödiet hat, ist heute hier zum Tode veruriheilt worden. 7 
1JIn Bretlau finbet am 28. dis 30. Julied, J. das 
ünfte allgemeine deutsche Turnfest stait, dei welchem eine sehr 
Irotze Bethenigung erwartet wird, da mit ihm die dundertjährige 
Bedentfeier des Turnvaters Fr. L. Jahn verbunden ist. 
f Berlin, 10. April. Die Zadlungseinstellung der Stadt 
Florem ist nach Nichrichten, welche der B. Borf.⸗tIig.“ zugehen, 
eider vollendete Thatsache geworden. Noch am 1. d. Me waren 
die zur Einldsung präsentirten Coupons richtig honorirt worden, 
aber am folgenden Tage schon wurden die Zahlangen fistirt und 
die flaͤdtischen Kassen geschlofsen. .» 
27Paris, 9. April. Das Seinewasser ist soweit gefallen, 
daß die Schiffahrt wieder beginnen konnitie. 
7 Florenz, 81. Mäch. Heute wurde hier ein indischer 
Prinz., welcher seit einigen Tagen mit großem Gesolge sich hier 
aufhielt und gestern gestorben ist, nach den Gebräuchen seines Landes 
derbrannt. Der Scheiterdaufen wurde am Ufer des Arno errichtet. 
Die Verbrennung fand mit all der in Indien gebräuchlichen Feier⸗ 
lichkeit statt ·· 
Wie weit die Verschwendungssucht einer fashionablen Dame 
gehen niag, zeigt ein Prozeß, der sich dor einigen Tagen vor einem 
der Londoner Gerichtshöhe abspielsie. Mes, Thistleihwaile, die 
Battin eines in London ansässigen reichen schottischen Grundbesitzers, 
defsen jährliches Einkommen fich auf 20,000 Pfund Sterling be⸗ 
zifferd, hatte ihrem Manne kein Vermd en „ugebracht, dafüt aber 
zine gewaltige Pafsfion für Putz und Juwelen entwidelt. Sie macdte 
morme Schulden, die ihr Gatte stets bezahlie. Im Jahre 1870 
aber, als er eine Schneiderrechnung seiner Frau im Betrage von 
Bermischtes. . r 
Die Mittwochs · Nummer des „Fr. Journ.“ vom 11. April, 
enthält folgeude Cortespondenz: „Rus der Pfalz, 6. April. 
Die Frage, ob und welche Veranderungen die bevorflehende neue 
Berichtsorganisation in den Sitzen? unseret Bezirkagerichte (der 
kuͤnftigen Landgerichte) bringen werde, wurde schon vor langerer 
Jeit in den betheiligten Kreisen lebhaft erdrtert und deranlaßte die 
Entsendung von Deputationen nach München, die aber wir dem 
Bescheid vertroͤstet wurden, es seien noch diele Vorarbeiten nöthig, 
bevor man an die Entscheidung dieset Frage gehen koͤnne. Danmt 
deruhigten sich die erregten Gemulther. Eine Zeit lang glaudte 
man auch, eb würden die bdestehzenden 4 Bezirksgerichte als Land⸗ 
gerichte an ihren Sitzen belassen werden, wiewohl iman sich micht 
perhehlen konnte, daßz dann deren Sprengel inm Zusammenhalt mit 
den Grundfätzen, nach welchen die neue Organisalton angelegt ist, 
diel zu klein waäͤren. Runmehr verlautet, daß die Entseidung in