dorfer ihr Leben retlen konnten, dabel aber alle ihre Habseligkeiten
nbüßten. Dem Sercadetten d. Schimmelmann gelang es, noch
rin Kind dabei zu reiten. Die Mannschaft der Elisabeth verthedigte
an der Schiffsfeuerspritze, der einzigen, welche am Otrt existirte,
nit dem den Leuten eigenthlimlichen Eifer und Ausdauer eine Häuser⸗
reihe nach der andern, bis es gegen Abend gelang, dem weiieren
Fortgang Einhalt zu thun. Man batte das seltene Schauspiel,
Fuß acht brennende Straßen ausschließlich von Matrosen der Elisabeth
anter Fuhrung des Co vetten: Capitäns Stubenrauch bewacht wurden,
während weit und breit fich weder Beamte noch Ojfiziere oder
Soidoten der Nepukblik sehen ließen. Nur dieser erfolgreichen Hilfe
hat Panama die Erhaltung eines großen Theils seiner Straßen
and Häuser zu verdanken.
F Eine Graͤfin Ziethen und ihr gegenwärtiger Gatte, der
Oberstlieutenant a. D. v. Winning, sind in Genug als Hochstapler
xechaftet und auf auf Requisition der Staatsanwaltschast zu Dresden
dem dortigen Gericht eingeliesfert worden. Die Gräfin ist müttlicher⸗
seits eine Ur-Enkelin des General-Feldmarschalls Fürsten Blücher
und stammt väterlicherseits von den General-Feldmarschällen Ziethen
und Schwerin ab, gehört also den berühmtesten Famil'en Preußens an.
pThorn, 13. April. GRussisches.) Gestern Mittag sollte
in Alexandrowo eben der Personenzug nach Thern abfahren, es
war schon zum dritten Male geläutet, als auf Anordnung des dort
neu stationirte n Gendarmerie-Offiziers eine Revision des Zuges
vorgenommen und der im Zuge befindliche Bankier Herr Simon-
iohn aus Tharn genöth'gt wurde, auszusteigen und in Alexandro—
wo zu bleiben. Das Verbrechen des Herrn Simonsohn, welcher
nit 20,000 Rubel in Scheinen à L,3, 5 und 10 Rubeln und
polnischen Pfandbriesen aus Warschau zurüchkkehrte, bestand darin,
daß er in Alexandrowo nicht augemeidet hatte, er führe Popiergeld
dei sich. Allerdings besteht die Anmeldepflicht nur in Bezug auf
Bold uad Silber; allerdings sind Tausende von Rubeln Papier—⸗
Jeld wöchentlich über Alexa;drowo ausgeführt worden, ohne daß
Anmeldung erfolgt wäre; allerdings hat Herr S. selbst seit Jahren
vöchentlich mehrmals Papiergeld aus Warschau über Alexandrowo
musgefützrt, ohne daß ihm jemals das Mindeste in den Weg gelegt
worden wäre — aber das half Alles nichts, das Geld wurde mit
Beschlag belegt, und die Ratze der Kammer konnten sich trotz aller
Reklamationen des Herrn S. und trotz langer Berathungen nicht
enischließen, es ihm zurückzugeben. Endlich beschlossen die Räthe,
den Fall, übec den sie sich nicht zu einigen vermochten, dem Viini⸗
derium in Petersburg vorzutragen, 10 pCt. der Summe abet
zurückzubehalten und nach 6stündigem Warten, Abends zalb 7 Uhr,
onnte Herr S. mit dem Reste der Summe nach Thorn zurückkehren.
Rasfische Beamte selbst, die übrigens zum Theil Herrn S. sehr
höflich entgegenkamen, haben gistanden, duß Fe das Verfahren nicht
begreifen könnten; wir Deutschen an der Grenze aber sind an die
diebenswürdigkeiten unserer rufsischen Freunde schon so gewöhnt,
daß wir in dieser Hinsicht nichts mehr unbegreiflch finden.
Der Hund der Taubstummen. Zahbllos sind die
Beispiele über die Verstandesthätigkeit dieser vierfußigen Freunde
des Hauses und jüngst erst hat man einen Arukel üder „Hunde⸗
Tharaktere“ aus der Feder der Frau v. Enderes gelesen, welcher
die Sympathie für dieses treue Thier gewiß noch gesteigert hat.
Ich will nun, so schreibt ein Leser an die Wiener „Neue Freie
—pᷣresse“, einen Fall aus meiner eigenen Ersahraug erzählen, der
sür die Forscher und Thierfreunde auch nach anderer Richtung ein
gewisses Inleresse bietet. Mesne taubstumme Tante wohnt seit
zielen Jahren in Gesellschaft eires jüngeren taubstummen Mädchens
auf einem Zimmer, dessen Vorzimmer auf den Corridor führt. Die
heiden Taubstummen halten natürlich die Thür steis geschlessen.
Bort ungefähr zehn Jahren bekam meine Tanie einen kleinen kurze
jaarigen Hund zum Geschenke, für den de Gemeinde Rudolphsheim
eine Hundemarke unentgeltlich zugestand, weil er gleichsam als
Wächier der beiden taubstummen, alleinstehenden Frauen angesehen
wurde. In der ersten Zeit seines Aufenthaltes bei den Taubstummen
neldete der Hund stets durch lautes Gebell die Anwesenheit von
zeuten, die vor der Thür im Corridor die Glocke zogen. Natürlich
varen Glockenschall und Gebell verloren für die Taudslsummen, bis
der Hund endlich auf den Einfall kam, das Kleid der Frauen zwischen
zie Zähne zu nehmen und die Herrinnen nach der Thür zu zerren.
Spater genügle das bloße Zerren am Kleide, um die Frauen zum
Deffnen det Thür zu veranlassen. Das Hundegebell, das mich bei
edesmal'gen Besuche ankündigie, hatte nach 2 Jahren aufgehört,
und so blieh der Hund durch mehr als sieben Jahre stumm, bis
an sein Lebensende, das vor einigen Monaten eingetreten ist. Der
Dund hat in diesem langen Zeitraume keinen Lauf mehr von sich
zegeben, ob er nun im Zimmer oder auf der Straße war, ob ein
Fremder oder ein Bekannter bei seiner Hertin eintrat, und seine
Aufmerksamkeit war stets nur auf das Mienenspiel oder die Handbe⸗
vegung der stummen Frauen gerichtet, gleichzeitig die Direktive
ür sein Thun und Lassen. Daß der Hund, indem er erlannte,
ꝛaß sein Gebell feiner Herrin gegenüber nußzlos sei und nicht ver⸗
danden wurde, sich diesen naturgemäßen Ausdrud seines Inflinktetz
zänzlich abgewöhnt hatte, gehört gewiß zu den merkwürdigsten Er⸗
cheinungen des Thierlebens.
rAuskunftsbureau in Paris. Das Haus Ru⸗
»olff Mosse hat am 18. April in Paris, Placo de la Bourse,
10 rue Notre-Dame- des- Viotoires eine Filiale seiner Annoncen⸗
xpediton errichtet. Wie man uns gleichzeitig mittheilt, wird
»ieses Bureau allen Paris besuchenden Deutschen über dortige Ver⸗
ältnisse meit Ausküünften und Rath jederzeit unentgeltlich zur
Berfuügung stehen. Diests auerkeuneukwerthe liberale Entgegen⸗
ommen durfte namentlich den vielen Besuchern der Pariser Welt⸗
zusstellung sehr willlommen sein.
F Die Pariser Weltausstellung wird, wie der
„K. 3.“ geschrieben wird, zwar am 1. Mai erdffnet werden, doch
dürfte dieselbe vor dem 15. Mai beziehungsweise 20. Mai nicht
oollständig sein.
F Auf der Pariser Weltausstellung beabsichtigt man den
Foucault'sthen Pendelverfuch in voch großartigerer Weise zur An⸗
schauuug zu bringen, als es früher im Pantheon und im Dome
zu Köln geschejyen war. An einem 85 —70 Metier laugen Eisen⸗
tob, der in einem besonderen Gebäude aufgehängt werden soll,
vird man ein Gewicht von 300 Klg. besfestigen und mit dem
LPendel eine Art Sprengausguß verbinden, der die Bewegung der
krde beständig auf dem Boden bejeichnet. Unter dem Pendel,
velches so zu sagen frei im Weltraum aufgehängt ist, wird ein
olossaler Erdglobns von 25—80 Meier Durchmesser Aufstellung
rhalten, dessen Drehurg unberkennhar klar gemacht werden soll.
Die „Estafette“, ein allerdings nicht sehr zuverlässiges
Blatt, erzählt die hübsche Geschichte, daß Prinz Louis Napoieon,
der Sohn Napol ons II., nachdem sein Oheim Murat für ihn
dei der Conscription das Loos gezogen, sich als einziger Sohn
iner Wittwe legitimirt habe und auf Grund Dessen vom Militär⸗
dienst befreit worden sei.
EGstern und der Weltuntergang.) Gegen das Vorjahr, wo
Istern am 1. April gefeiert wurde, fällt heuer dieses Fest un⸗
semein spät aus, da es erst am 21. ds begangen dwird. Am
pdätesten wicd es aber 1886 begangen werden, da es in diesem
zahre auf den 25. April, den Tag des Evangelisten Markus fällt.
Der berühmte französische Astrolog Notredame (Michael Nostradamus)
tellt jür das Jahr, an welchem Ostern auf den 25. April faällt,
den Untergang der Welt ganz sicher in Aussicht.
fRiesig. In der Eryphian Hall in London zeigt sich
inem neugierigen Pablikum eine Riese von Körperverhäunissen,
»ie in der That „pyramidal“ sind. Der Mann, erst 23 Jahre
alt, mißt um die Schaltern 8 Fuß, 7 um den Leib und 8 um
»ie Waden, und wiegt nahezu den dritten Theil einer Tonne
20 Centner?) Seine Größe ist indeß nur 6 Fuß 4 Zoll. Als
dind von 4 Monaten wog er 55 Pfund, und als Knabe von
10 Jahren 250 Pfund. Sein Arzt erklärt diese Masse weniger
us Fett, als vielmehr aus solidem Fleisch bestend. Herr Camp⸗
rell, dies ist der Name des Leichtfußes, bewegt sich etwas schwer⸗
ällig aber doch ohne H'lfe, und ist von seiner jungen kübschen
jrau begleitet, deren Dimensionen indessen nur den von gewöhn⸗
schen Menschen entsprechen. — Ob sich diese Zahlen nicht schließ⸗
ich als eine riesige — Aufschuneiderei darstellen werden?
Es wurde vor einiger Zeit in englischen Zeitungen behauptet,
nan betreibe ia London Butterfabrikation aus Themseschlamm.
Dies 6ab der Gesundheitsbehörde Veranlassung nähere Untersuch⸗
ingen hierüber anzustellen. Der amittliche Bericht bestatigt die Ge⸗
vinnung von Fett aus Themseschiamm, bemerkt aber, daß das
jett eine solche Beschaffenheit habe, daß es zur Butterbereitung
ntauglich sei. Seine Verwendung könne es nur zur Seife⸗ und
Ichtfabrikation finden; das Publitum brauche deshalb nihht zu be⸗
ürchten. Butter aus Tbhemseschlamm zu erhalten.
tIn China ist die am 80. Juni 1876 eröffnete erste
kisenbahn von Shanghai nach Woosung (18 Km.) nach den neuesten
Zerichten von der chinefsischen Regierung, welche der Neuerung ab⸗
jold war, angekauft und sogleich zerstöri worden.
F Das Telephon hat sich bereits bis Chinma Bahn
jebrochen und es bestehen schon telephonische Verbindungen von 500
Meilen Lange. Moͤglicherweise sind die bezopften Kinder des himm⸗
aschen Reiches dazu berufen, dieses Kommunikat onsmittel zu ver⸗
ollkommnen, welches für sie wichtiger ist als der Telegraph. Von
em Letzleren lönnen sie nämlich keinen Gebrauch machen, weil es
hrer Sprache an einem Alphabet fehlt. „Nach der Erfindung so
nerkwürdiget Apparate, wie das Telepyon und das „Phonogtaph,“
chreibt dazu ein amerikanisches Blatt, ,‚darf man anderen dunder⸗
aren Erfindungen entgegensehen, die heute noch unmoöglich eifcheinen.
Das Phonograph könnte möglicher Weise e'he kleine Rebolution
zuf dem Gebiete der Verbreitung von Wissen hervorrufen und
ielleicht die Berichterstatter und die Vorleser überflüssig machen,
a durch dasselbe Reden und Vorlesungen genau aufgezeid nel und
eproduzitrt werden. Vielleicht werden in nigt sehr ferner Zeit
VBorleser von ihrer Behausung aus zu Tausenden von Zuhdtern in