den Verein zu bringen. Man glaubte dieses Mittel zu fiaden in
den Wanderbersammlungen: sie sollten immer mehr Freunde dem
Verein gewinneun. Gestatten Sie mir rinfach die Bemerkung:“ der
Ausschuß der „Pollichia“ hatte sich hierin nicht getäuscht; es begann
mit den Wandervpersammlungen ein reges Leben
in unserem Verein, bis das Jahr 1870-71 kam, das
mil blutigen Ziffern in die Geschichte unseres engeren und weiteren
Vaterlandes gezeichnet ist. Damals beseelte bekanntlich nur ein
Fedante das ganze Vaterland, nur ein Gebet lispelten unsere
Voben: Gott schüße unser deuisches Vaterland; die „Pollichia“
fieilie auch ihre Thatigkeit ein; doch schueller und ruhmvoller, als
ir erwartet hatten, war die blutige Arbeit vollbracht; der Sie⸗
geẽrausch war allwählig verschwunden und allenthalben in unserm
Volerlande wurde die Arbeit und Thätigkeit wieder aufgenommen.
Auch die „Pollichia“ sammelte wieder ihre Mitglieder unter ihrem
gemeinsamen Banner. Doch bald zeigte es sich, daß, wenn die
„Pollichia“ zum Mittelpunkt gemacht werden sollte, daß sie ihr
Arbeitsfeld erweitern müsse. Zu den drei schon vorhandenen Sec⸗
ienen der „Pollichia“ traten noch zwei neue hinzu: die anthropo⸗
logische und meteorologische mit tüchtigen Kräften aa der Spitze,
so daß man die schönsten Erwartungen die, schönsten Hoffnungen
auf Erfolg hegen kann. Ich glaubte meine Herrn! diese kurze Ge⸗
schichte der Thätigkeit unseres Vereins bisher unserer heutigen Ver⸗
sammlung vorausschicken zu müssen, um die Ziele darzulegen, die
umser Verein befolgt. Wenn wir nun unsere heutige Wanderver
sammlung nach Ss. Ingbert verlegt haben, so geschah es deshalb,
eil der Ausschuß die sicherste Ueberzeugung hatie, daß auch hier
die Besirebungen unferes Vereins Anklanz finden mögztn. E)he wir
nun zu den Ihnen aus unserem Programm bekannten Vocträgen
schreiten, komme ich einem Ansuchen des Herrn Bürgermeissters
nach, ihm vorher das Wort zu ertheilen. Herr Bürgermeister
WCust er richtete nun, an die Herren Mitglieder der „Pollichia“
gewendet, folgende Worte:
Meine Herren! Es gereicht mir zur besonderen Freude, die
verehrten Mitglieder der „Pollichiak in unserer Stadt begrüßen
zu dürfen und ich sage Ihnen für den Besuch den besten Dank.
Möge es den Herren in unserem Westrich recht gut gefallea, mögen
Sie sich unter uns redt heimisch fühlen, damit der heutige Tag
Ihnen in reudiger Erinnerung bleiben wird.
(Rede des Hrn. Prof. Rednage l.) Ho hverehrte Ver⸗
sammlung! Das Bedücfniß zu einer Weiterprognose darf wohl
nicht neuerdings constatirt werden, nachdem schon seit den ältesten
Zeiten Versuche gemacht werden, welche indeß seit den letzten De⸗
dennien, ja man könnte sagen seit den letzten Juhrea zu einem
befriedigenden Abschluß oder wenigstens zu einer Annäherung an
das Ziel geführt worden sind. Es ist indeß nicht unpassend auf
die aͤlleren Versuche der Werlerprognose — Vorhersagungen des
Wetters zu machen — einzugehen, weil in dieser Beziehung eine
Reihe von Vorurtheilen zu bewältigen sind, welche sich der um—
fassenden großen und schwierigen Arbeit, auf dem richtigen wissen⸗
jchaftlichen Wege die Prognose zu erreichen, hindernd entgegenstellen.
Fz ist ihnen belannt, daß man glaubte an einem bestimmten Ocrte
durch Beobochlung des Benehmens der Thiere einen Anhaltspunkt
für das künftige Wetter zu finden. Es ist da allerlei in Scherz
und in Ernst dersucht worden. Man glaubte, die Spinnen seien
die richtigen Wetierpropheten; ja gewiß gibt jedes Thier, dessen
Auffindung seiner Nahrung, von der Witterung
abhängt, enen Auhaltspunkt zurt Wetterprognose. Es muß
das doch einen Grund haben und der Grund ist leicht zu finden.
Man isi sehr geneigt, den Thieren den Instinct zuzuschreiben und
dersteht darunler eine unfehlbare Gabe, das was ihnen nütlich ist
bom Schädlichen zu unterscheiden. So sagt man, die Kudh frißt
aus Instinct das giftige Kraut nicht. Wenn dieser Instinct besteht,
so ist allerdings große Hoffaung vorhanden, daß die Thiere auch
das Wetter vorher empfinden. (Fortsetzung folgt).
fLudwigshafen, 285. April. Ueber die Bahnlinie
Zweibrücken: Saargemünd entnehmen wir dem Gesqäftsbericht der
Pfalziychen Batnen folgende Angaben: Diese Linie, welche nach
der Concession im December 1878 fertig gestellt sein soll, ist durch
Differenzen über die Bahnhof-Anlage ia Blieskastel, welche der
Entscheidung des Ministeriums unterstellt werden mußgen, im Bau⸗
hetrieb etwas veczögert worden. Ursprünglich sollte nämlich Blies—
kastel eine Kopfstation erhalten, in welche die St. Ingberter Bahn
tiumünden sollte, um von dort gemeinschaftlich mit der Saarge⸗
münder Bahn nach Zweibrücken zu führen. Seildem aber die
Fortsezung det St. Ingberrer Bahn nach Saar⸗
brüchen durch den Staatsvertrag vom 23. April 1877 sicher
zestellt war, es sich also nicht mehtr um eine Sacbahn, sondern
um eine directe Linie ersten Ranges haudelte, welch
den lürzesten Weg von Saarbrücken über Zweibrücden⸗
Landau⸗Germersheim-Bruchsal nich Säddeutsch
land eröffnet, hielt die Direction der Pfälzijchen Bahaen es für
geboten, die Kopfstation fallen zu lassen und die directe Einführung
dieser dinie in den Bahnhof Zweibrüden ins Auze zu faßsen.
stach langen Verhandlungen, welche durch das Widerstreben der
Ztadt Blieskastel sehr schwitrig geworden waren, wurde dus neue
Bahnhofproject vom Pinisterium an 20. August 1877 genehmigt
und kounten die Baumbeiten fortgesetzt werden. Trotz dieser Ver⸗
ögerung glaubt die Diriction den oben angegebenen Termin der
Fertigstellung einhalten zu können, wenn nicht noch unvorherge⸗
ehene Hindernisse sich ergeben. Pf. st.)
f Nach dem soeben ausgegebenen Jahresbertichte der Piäl⸗
ischen Eifenbahnen für 1877 ergibt sich für das abgelgufene Jahr
ein Passivrest von M. 2,792,640 87 Ef. Dag wirkliche Be—
riebsergebniß für 1877 ist M. 4,400,601; erforderlich füͤr die
Jewährleisteten Zinsen, die vertragsmäßigen Amortisationen der
Prioritäten ꝛc. sind M. 7,193,241 837 Pf. Die Differenz
wischen dieser Summe und dem obigen Reinerträgniß M.
2,792,640 37 Pf. hat bekanntlich die Staatskasse vertragsmägig
uzuschießen.
Am 20. April ist in Trippstadt nach längerem Lei⸗
)en der auch in weitern, namentlich in den Lehrerkreisen Bayerns
zekannte Schullezrer, Herr Johann Drescher, Führer und Haupt⸗
edner des pfälzischen Lehrerveceins gestorben.
Speier, 20. April. (Pf. 3.) Eine unter dem Vor⸗
itze Sr. Erz. des Herrn Regierungspräsidenten der Pfalz zusammen⸗
zetretene Kormmission, bestehend aus den Herren Bürgermeistern
on Speier, Kaiserslautern, Sondernheim, Kirchheimbolanden und
zweibrücken, hat die Vergebung der Präbenden, Aussteuerprämien,
lufmunterungspreise und Ehrenbriefe für Dienstbolen aus dem
fälzischen Dienstbotenstift sür das Jahr 1878 vorgenommen und
; Dieustbotea mit mehr als 45jähriger Dieustzeit bei einer und
»erselben Herrschaft Prämien von je 50 Mark, ferner 1 Aus⸗
teuerprämie, dann 9 Dienstboten Geldbelohnungen zu 30 Mark
nebst Ehrenbriefen, 54 Dienstboten Geldprämien zu 10 Mark
nebst Ehrenbriefen und 523 Dienstboten Ehrenbriefe zuerkannt.
Mannheim. Da heuer die Maikäfer massenhaft vor⸗
ommen, hat das hiesige Bürgermeisteramt eine Aufforderung zum
Finsammeln derselben erlassen. Für 1 Liter Maikäfer werden im
Bauhof 10 Pf. bezahlt. Werdient Nachahmung!)
Metz. Der in dem benagchbarten Nancy ausgebrochent
zroße Krach erstreckt sich in seinen Folgen auch hierher. Sowohl
dei dem Konkurs Hael-Demange, als der soeben anzeordneten
2q aidation der Gesellschaft Levy-⸗Bing sind verschiedene hiefige
däuser und Private mit zam Theil namenhaften Summen bethei⸗
uͤgt. In Nanch selbst soll die Bestürzung so groß sein, daß ein
Theil der Depois aus den Banken zurückzezogen wird und in
Folge der all emenen Pank die Geschäfte vollständig darnieder⸗
iegen. Vermehrt wird die Unficherheit der Lage dodurch, daß
obege Konkurse noch eine Anzahl weiterer nach sich ziehen werden.
FRegeusburg, 22. April. Der Ottersonntag war in
uinserer Gegend reich an blutigen Episoden. So viel bis jetzi be⸗
anut, hat im benahbarten Orte Weichs ein 19jähriger Bursche
inen Manu ibotlich gestohen; in einem Bierhause nächst dem
siesigen nüchst dem hiesigen Bahnhof fand eine großartige Rauferei
Ztatt, bei der Manner und Weiber, Zivel und Militar betheiligt
varen und zahlreiche Verletzungen vorfielen; an einem andern Orte
warde ein Magnn lebeusgefährlich gestochen, und schließlich hat ein
Mann sein Weib mit erner Hacke erschlagen.
F Die Altienbtauerei Aschaffenburg erklärt, die Summe
»on M. 1000 Demjenigen zu geben, der nachweist, daß ihr Bier
außer Hopfen und Malz andere Stoffe enthält.
F Mäünchen, 22. April. Gestern ist Adele Spitzeder mit
hrer Capelle nach der Schweiz abgertist, wo sie zuecst in St.
Ballen auftcitt. Sie hat ihre Musiker auf 132 Jahr fest engagirt;
h9i Capellmeister Westermaier, ein Haidh user, hubei ihr ftceie
Verlöstigung und Wohnung und dabei noy 200 M. pco Monat,
die anderen Musiker beztehen 180 bis 190 Mark pto g
(Sr. K.)
F München.] Se Maj. der König hat drei wegen Mordes
um Tod Verurtheilte, nänlich den Tischlergesellen Trum, die
Bauecrnwittwe Stadleder, den Hähnergesellen Schäffer zu lebens⸗
änglchem Befängniß begnadigt.
F Berlhin. Em erschütterndes Unglück hat sich am Grün—
donnerstag auf dem Actillerie-Schießplaß bei Sperenberg in der
sahe von Zossen begeben. An diesem Tage fanden daselbst Schieß⸗
Pbungen der Matrosen-Div sion statt, und ereignete es sich, daß
ine Granate nicht kreperte. Bei dem darauf von mehreren Ma⸗
rosen unternommenen Entladungsversuch explodirte jedoch dieselbe
lößlich und tödtete vier Mann augendlicklich. Zwei andere Ma⸗
srosen wurden schwer verwundet und verstümmelt; von diesen bei—⸗
zen ist bereits einer an den erlittenen Verlezungen gestorben; für
das Aufkommen des Letzten ist gerinze Hoffaung dorhanden.
fF Berlin. Ein Briefträger, welcher einen Brief, den er
4 Treppen hoch bestellen follte, aus Bequemlichkeit zertissen hatte,
ist vom Stadigericht zu 3 Monaten Gefäugniß verurtheilt worden.
F Betlin. Die Ugrrdlichkeit im Geschäflsverkeht wird von
den Gerichten in neuerer Zeit schönungeloz geahndet. Zu dem