Fabrikanten Josephh Sheener kam der Kaufmann Walter; Um ki⸗
nen Waschtisch mit Marmorplatte zu kaufen. Er hätte ganz gern
eine etwas beschädigte Plalte genvymmen, wenn er eine solche billiger
bekommen? hatte, entschloß sich aber zu dem Ankaquf einer unbe⸗
schaͤdigten, nachdem Sperner ihm die Versicherung gegeben, daß er
nitr gute, dadeltose Wagrt führe. Später siellte sich jedoch heraus,
zaß die Platte einen Riß gehabt, den Sperner duͤrch Kitt und
Farbe haite verdeden lassen, und daß er nach dem Verkaufe sich
dergnägt dahin geäußert, wie er nun einen dummen Potsdamer
ür die Platte gefunden habe. Die neunte Kriminaldedutation des
Stadtgerichtz verurtheilte den Angeklagten gestern wegen Betruges,
jeßgte jedoch in Anbetracht seiner biherigen Unbescholtenheit nur
reine Geldbuße von 30 Mark fest.
— Ein Restaurateur, welcher mit seinem Etablissement schlechte
BZeschäfte machte, wollte dasselbe vortheilhaft verkaufen. Ein Ver—⸗
nittler dazu war dald gefunden, welcher den Käufer angeln wollte.
Der Kommissionär sand auch bald einen Kauflustigen, und um
ziesem eine gute Meinung von der Frequenz der Restauration bei—
zubringen, verabredete der Resiaurateur, der Vermittler und der
hauseigenthümer, dem daran lag, einen zahlungssähigen Miether
des Restaurationslokals zu bekommen, folgende List: Die Arbeiter
einer in der Nähe gelegenen großen Fabrik wurden vom Haus—
virth, welcher in der Fabrik Bekannte hatte, zum Freibier bei dem
Kestaurateur für einen Vormittag während der Freistunde einge—
aden. In derselben Zeit sollte der Kauflustige vom Kommissionär
ur Besichtigung des Restaurants veranlaßt werden. Alles ging
nach Wunsch. Der Kauflustige kam mit dem Komm'ssiopär an,
ah die Räume von Gästen angefüllt, welche tapfer Bier tranken,
und fragte den Wirth, ob dies alle Tage so sei. „Gewiß“, er⸗
viderte dieser, „diese Herren kommen alle Tage während der Frei—
tunde aus der benachbarten Fabrik in mein Lokal'“'. Der Kauf—
ustige berechnele schleunigst im Stillen die von diesen täglichen
Basten zu erzielende sichere Tageseinnahme und fshloß noch an
demselben Toge mit dem Restaurateur das Geschäft ab. Als der
neue Restaurateur einige Tage lang vergeblich auf den Besnch der
Fabrilarbeiter gewartet hatte, erkundigte er sich bei diesen, warum
ie ihre Gunst dem Lokale seit seiner Uebernahme des Geschäfts
entzogen hätten, worauf ihm diese erklärten, daß, wenn er einmal
Freibier geben würde, sie bereit wären, vollzäͤhlig sich bei ihm zu
oersammeln. Dem neuen Restaurateur wurde nunmehr klar, daß
er betrogen sei und denunzirle gegen den früheren Restaurateur
und den Hauswirth wegen Betruges. In beiden Instanzen wur—⸗
)en die Angeklagten verurtheilt und die von ihnen eingelegte Nich—
eigkeitsbeschwerde wurde vom Ober Tribunal durch Erkenntniß vom
28. März 1878 zurückgewiesen.
7 Welcher starken Dosis von Schlauheit es zuweilen bedarf,
im von säumigen Schuldern Geld zu erhalten, dafür spricht eine
leine Historie, welche wir dem Wochenplauderer des Wiener
Fremdenblattes nacherzählen. Ein Konsektionär, der auch als
ustiger Lebemann bekannt ist, hatte längere Zeit der schöneren
Hälfte enes jungen Ehepaares Waaren geliefert, ohne die Rechnung
zeglichen erhalten zu können. So oft er aich einen seiner Kommis
einkassiren schickte, immer wieder wurde er mit der Zablung ver—⸗
röstet. Die schöne junze Frau, deren Reize ihr Gemahl so e frig
zütete, daß er keine Zeit fand, etwas Anderes zu thun, sagte wie
zewöhnlich: „Mein Mann, ist nicht zu Hause.“ Da beschloß
denn der Konfektionär einmal selbst es zu probiren. Voxerst ver—
zewisserte er sich bei dem Hausbesocrger, daß der Herr Gemahl
virklich zu Hause sei, dann betrat er die Wohnung und stellte in
der artigsten Weise seine Forderung. Doch erging es ihn nicht
jesser, als seinem Kommis, auh er erhielt zur Aut vort: „Ent⸗
schuldigen Sie, mein Mann ist nicht zu Hiuse.“ „Wirklich nicht,
nun denn ...“ und ein kräftiger Kuß erschallte und dann noch
iner — und auf flog die Thür des Nebenzimmers, aus welcher
vüthend der Genahl hecvorstürzte. „Herr, wie koönnen Sie sich
interstehen, meine Frau zu küssen ?“ „Ist mir gar nicht eingefallen,“
zxwiderte lachend der Kaafmann, „es war nur meine Hand. Aber
ei dieser Gelegenheit“ — und hier präsentire er dem eiferfüchtigen
Bemahl die Rechnung, dem diesmal nur nichts übrig blieb, als
dieselbe endlich zu begleichen, während das junge Weibchen, roth
vor Scham und Verlegendbeit, nun seinerseits ins Nebenzim ner sib
u fluͤchten genöthigt sah.
FKußkränzichen. Ein Pastor einer ländischen Gemeinde
in der Nähe von Philadelphia hat ein originelles Mittel gefunden,
um seiner verschuldelen Kirche aus der Klemme zu helfen. Zuerst
am der kluge Pastor auf die 'Idee eine allzemein dem weiblichen
Beschlecht zugeschriebene Schwäche zu diesem Zweck auszubeuten. Es
vurden „Parties“ (Sesellschaften) veranstaltet, bei denen für das
brivilegium, ein Wort zu sprechen, dezahlt werden mußte. Die
Sache war ein vollftändiger Mißerfolz. Daß Weiber zusammen—
ommen sollen, ohne über ihrer Nachsten Kleider, Dienstmägde,
dinder, Männer u, s. w. in bekannker liebenswürdiger Weise zu
Mudern, war zu viel verlangt; auch hältte man sich füglich
enken können, daß es den männlichen Mitgliedern der Kirchenge—
meinde in solch! einer ftummen Gesellschaft nicht behagen würde,
zesonders den au's Sußholzraspeln verfessenen zungen Männern.
Man denke sich, wie theuer ein solcher Spaß Manchem und Mancher
Jekommen wäre, wenn sie für jedesmal, daß sie den Mund zu
inem Worte öffneten, nur 8 Cents hätfen bezahlen müssen! —
Da die Sache nicht „zog“, so wurde ein anderer Versuch gemacht
ind diesmal der Ragel auf den Kopf getroffen. Es wurden Kuß—
ränzchen veranstaltet. Die Kirchenüllesten ftellten Weiber und
köchter zur Verfüguüng, und die übrigen Dorfschbuen beson ders die
ungen und hübschen, sielllen sich selbst zur Verfügung. Fuͤr jedien
duß wurden 10 Ceuts bezahlt. Das Beispiel fand Nachahmung
ind im Handumdrehen waren berschiedene Kirchen einen Theil ihrer
Schulden los. Wie es heißt, bemerlen boshafter Weise die, Pala⸗
elphia Times', haben einige überreife Pastorstöchter, die in Folge
)dieses geistreichen Einfalls noch zu Männern gekommen sind, die
Absicht, ihrem edlen Wohlthäter, dem Erfinder der Kuß-Unterhal⸗
ungen, ein Denkmal zu setzen. An der Spitßze des unter die
»aube gekommenen Damen;Comités, welches zu diesem Zwecke sich
ebildet hat, soll seine eigene, 30 Jahre alte Tochter stehen. Die
Welt ist leicht mit Verdächtignngen bei der Hand, und so gibt es
nuch frivole Menschen, welche behaupten, der Erfiader der kirchlichen
Ibschmatzerei habe eigeutlich mit der ganzen Geschichte nur den
zweck im Auge gehabt, sich seiner Dreißigjährigen zu entledigen.
die Idee wäre übrigens einer weiteren Ausnuzzung werth. Wie
hyär's, wienn ein so armer Tropf. der sich jahraus jahrein vergebens
ibschindet, um seine Schulden los zu werden, eine solenne Kuß⸗
interhaltung zum Zwedce der Zahlung dieser Schulden annoncirte?
Jeder Kuß 10 Cents! Es würden sich ohne Zweifel viele Mädchen
inden, die aus purer Mildthätigkeit sich küssen ließen, und an
Männern, denen es auf einige Zehncentstücke aicht ankäme, würdewohl
8 auch kein Mangel sein.
Literarisches.
D Gpfaͤlzische Geflügelzeitung, Verlag von Herrmann
—XLD
Mit einer höchst reichhaltigen und interessanten Nummer
Doppel-Nummer) beginnt dieses Blatt das neue Quartal. Na—
nentlich begrüßen wir die Illustrationen, welche der die verschiede⸗
nen HühnerRassen beschreibenden größeren Abhandlung, betitelt:
„Unsere Hühner“, beigefügt werden, als angenehme und werthvolle
Zugabe. Es gibt uns dies neuerdings wieder Zeugniß von dem
Streben dieses Blattes, seiner Aufgabe möglichst gerecht zu werden,
ind kein Opfer zu scheuen seine Leser zufrieden zu stellen. Berück⸗
iichtigen wir hierbei den dböchst billigen Preis, (pro Quartal nur
35 Vfennig) so können wir nur wiederholt dieses Blatt allen Ge⸗
fügelzüchtern und Landwicthen zur Anschaffung bestens empfehlen.
Die neueste Nummer berichtet über:
„Uasere Hühner, Beschreibung der Hühner-Rassen (mit Illu⸗
trationen). — „Geflügelseuche,“ Eingesendet von O. O. in M.
— „Geflügelseuche,“ aus Stuttgart. — „Zur Rentabilität der
Beflügelzucht,“ von B. vom Rfeein. — „Warum ich mir Hühner
inschaffter, von J. Mehring. „Federvieh und Rindvieh“, von
VYe. J. Schuster Reallehrer, in Wasselnheim. — ‚Fütterung des
Heflügels von B. vom Rhein. — „Nachtigallenschläger,“ von J.
Mehring. — „Ornithologische Ausstellung in Wien,“ Eingesendet.
— „Ninden-Ravensberg'scher Verband“ Eingesendet. — Brief⸗
kasten — Inserate. — J
Allenk. Post Anstalten und Postboten nehmen Bestellungen
hierauf entgegen. Die bereits erschienenen Nummern werden nachge⸗
liefert. Ahonnementspreis pro Quarial nur 65 Pfenudia.
Illustrirte Frauen-Zeitung. (Preis vierteljährlich 2 M. 50 Pf.
Die neueste Moden-Nummer (15) enthält: Promenaden⸗, Haus- und
Norgen-Anzuge, einzelne Schoßtaillen, Röcke und Tunicas, Fichüs, Tücher,
dalskrausen, garnirte und ungarnirte Strohhllte, Entoutcas, Facher, Gurtel⸗
hloß, Kamm, Schmucknadeln und Armring. Promenaden⸗Anzüge, auch
üte für junge Mädchen und Kinder. Tischdecke mit Gobelin-Stickerei nebsi
CLypenmuster, Divan mit Stickerei, Gardinen- oder Portieren⸗Halter, ver⸗
hyiedene Vorten und Fransen für Möbel, Portieren ac. Korb⸗ oder Tablet⸗
ecken, Arbeitständer, Cigarrentaschen, Strick. und Häkelmuster, Filet-Guipüre,
külldurchzug und Buntstickereien ꝛc. ꝛc. mit 79 Abbildungen und einem
Nodenkupfer. — Die neueste Unterhaltungs-Nummer (16) enthält; Heimath—
os. Novelle von Adelheid von Auer Fortsetzung. — Zur Naturgeschichie
»er ornamentalen Thiere. Von Julius Lessing. Fortsezung. — AÄus der
Frauenwelt. — Verschiedenes. — Wirthschaftliches: Der Mai in der Küche.
Iriefmappe. — Frauen-Gedenktage, — Ferner folgende Illustrationen: Alt—
eutsche Jungfrauen beim Osterwasserholen im Mittelalter. Von A. von
eyden. — Assyrischer Cherub, 10. Jahrh. v. Chr. Geb. — Griechische
Sphynx, 8. Jahrh. v. Khr. Geb. — Assyrischer Greif, 40 Jahrh. v. Chr.
ßeb. — Römischer Greif, 1. Jahrh. v. Chr. Geb. — Ilse ausf ihrem Hei⸗
nathsgut. Von Paul Mey.rheim.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter.
— EERRüöAVAI—
Fur die Redaction verantwortlich: F. X. Demeß. J