Slt. Ingberter Anzeiger.
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M 72. Dounerstag, den 89. Mai
1878
— —
Deutsches Reich.
Berlin, 65 Mai. Der „Reichs-Anzeiger“ meldel Fol⸗
gendes: „Se. Maj. der Kaiser haben mit der —AX
Keichskanzlers nach Maßnahme des Gesetzes vom 17. März d. J.,
st. G.Bl. S. 7.:. 1), Im Bereiche deß Auswärtigen Amts den
Staatssekretär des Auswärtigen Amts Staatsminist /x v. Bülow.
2) im Bereiche der kaiserlichen Admiralität den Chef der Admira⸗
litaͤt Siaatsminister v. Stosch, 8) im Bereiche der Post· und Tele⸗
raphenverwaltung. den GeneralPostme ster Wirllichen Geh.⸗Ralh
Dr. Stephan zu beauftragen geruht.“
Berlina, 6.5 Mai. Die nationalliberale Ftaktion hat gestern
in wiederholter Berathung über ihre Siellung zu der Tabals⸗
nquete⸗ Vorlage und zu der Steuerreform die am 11 April ge⸗
saßten Beschlüsse einstimmig bestätigt. Die Sstzung der Frociion
wvar sehr zahlreich besucht. Bei det Berathung der Vorlage sollen
ille auf die Moncpolfrage bezüglichen Bestimmungen gestrichen
werden. — Fürst Bismarch wird an. den Reichstags berathungen
nicht mehr theilgehmen. (UA. 3.).
Ausland.
Dailh News melden aus Konstantinv pel: Des Sue
ans Stellung ist höchst gefährdet und nur du Anwesenheit der
Kussen · verhinderte bisher seine Eutthronung. In Laufe“der letzten
Woche war bereits der Tag für die Rebblunen besiimmt, allein
die Verschwörer änderten ihren Plan, da sie ungewiß sind, welche
Haltung die Russen einer Rebolution gegenüber e nnehmen würden.
Der Sultan wird von den Ministern, den Paschas und dem Volke
zleich gehaßt.
Konst'a netinoprel, 75 Mai. Auq Varna trafen einige
ürkische Truppenabtheilungen in Konstantinopel ein. — Ungeachtet
des anhaltenden Drüngens Seitens— der Russen wurde in Betreff
der sofortigen Räuumung von Vorna „Schumlaund Batuma noch
nichts entschieden. — Nach einer Meldung Samih Puschas und
Vassah Effendis aus Philippopel ist der muhamedanische Aufftand
zeineswegs in Abnahme begriffen. — Zwei tlrkische Comissture
reisen am Fteitag noch Batam ab. Die Russen halten Libana in
der Umgebunz von Batum besetzt. — In Burgas (am schwarzen
Meere) sind neue russische Truppen gelandet. Die Russen bleiben
in San Stefano.
Währeed der Czar auf Eroberungen auszirht undoseiner Sol⸗
vaten aun den Südabhängen des Balkans dem Fieber erltegen,
ritt ein anderer unheimlicher Gast,. die Hungersrothz im nord⸗
oͤstlichn Theile Nußlands auf. In den Gouvernements Kasan,
Wjatta, Nischnei⸗ Rowgorod, Petm und Simbirsk hat dir Noth
anter der ländlichen Bevoöölkerung in Folge von Mißernte einen
schrecklichen Umfaag angenomwen.. Der „Petersburger Herold
perdffentlcht über diese neue Geiftel, von welcher dis heilige Ruß⸗
and heimgesucht wird, eine aus führliche Schilderung und ruft zum
Schlusse die Hufe des Staates zur Linderung dieser Noöth an.
Iber wie soll rene Regierung, bemerkt die „Neue Freie Prefse“,
velche auf Abenteuer ausgehi, welche die Noth und das Elend det
igenen Bebölkerung principiell ignorirt und welche in ihrer
dandersucht die besten Kraͤfte vergeudet und das Volk an den
Bettelstab bringt, im Slante sein, diese Noth :u hiden?
tirlen Eisenbahn von Kaiserslautern nach. Biebermühle, läßt sich
leider auch auf die unterhalb Biebermühle gelegene Pulverfabrik
anwenden. Durch die spätere Erbauung zweier Pulverfabriken ganz
in der Nähe von Bahnen — in Sp. Ingbert und in Bous dbei
S„aarbrücken — ist der Fortbetrieb det genannten Werkes, das
Asa Stunden vom Bahnhof Kaiserslausern liegt, in Frage gestellt.
Sind es auch nur ungefähr 450.000 Kg., was diese Fabrit bis
daiserslautern durch die Eisenbahn an Rohmaterial 2 und von
na durch Fuhrwerke bezieht, so ist die Frachtdifferenz doch immer
dedeutend genug, um die Concurrenz mit den günstiger gelegenen
Fabriken zu erschweren.
In Hürchheimbolanden stürzte am 5. Mai Abends
ꝓoen 9 Uhr das von mehreren Familien bewohnte Rees'sche Haus
in der Lunggasse eir. Sechs Kinder waren unter den Trümmern
zerschüttet, wurden aber glücktcherweise gerettet; sie haben keine
iennenswerthe Verletzungen erlitten. (Pf. Aa.)
'Grünstadi,40 Mai. Stit einigen Tagen kann man
im sog. schwarzen Brett am Stadthaus die Publikason des Ehe⸗
jeloöbnisses des berühmten Franzosen, vulgo Laternenmannes Viktor
denri Jules Rochefort Lugui, Schriftsteller, z. Z. in Genf sich
zufhaltend, mit Fräul. Anna Kath. Strebinger, wohnhaft
n Morges bei Genf, lesen. Die Eltern der Braut sind“ vor
Jahren von hier nach der Schweiz cezogen. Aus dem in französi⸗
cher Sprache verfaßten Aufgebot geht ferner hervor, daß der radi⸗
ale Biäutigam bereits 470 Jahre alt, während die Broutf erst 21
Jahre zätlt. Letztere ist tbenfolls Schriftstellerin und hat ihre
Berwandten dahier schon mehrmals besucht. EGr. Tgbl.).
F OD er Neust. Bürgerzig.“ schreibi: Am— Samstag gingen
»vn Mittag an wicder mehrere aͤußerst heftige Gewitler mit flaͤrken
diederschlägen über dem Neust idter Thal und seinen Nebenthalern
serab, jo daß wir gegen Abend winder Hochwasser hatten, und
war ziemlich in gleichtr Höhe wie am Mutwoch, also in vier
Fagen zweimal. Weiler oben hatten sich aber die Massen der
sürzenden Wassers mehr vertheilt und ward Weidenthaͤlund seine
Lmgegend am meisten ˖betroffen, ohne daß wir aber von dort
tdachrichten über außergewöhnlichen Schaden vernommen häatten.
Uuch der Schauplaß des Unspeuers vom 1. ds., von Esthal bis
jur Sattelmühle und indas Elmsteiner Thal herab, wurde wieder
tark! heimgesucht, aber ohne eigentlchen Schaden anrichten zu
önnen, denn das Vernichtungswerk vom Miltwoch war so grundlich,
aß dem Nachfolger nichts mehr zu thun übrig blieb. Auch am
5.. d8. stroͤmte der Speyerbach noch mit hochgesdwellter Flut und
es brauchte gar nicht sehr viel, um ihn abermals zum Uederquellen
zu bringen.
Pirmasens, 4 Mai. (Moderne Romantik.) In
em benachbarten Dorfe R. liebte ein flotter Bursche ein Maͤdchen.
Diese Neigung stieg bei den Eliern auf Hindernisse. Da faßlen
die beiden Liebenden den Entschluß., sich scheinbar zu hassen und
ju meiden. Diesen Schein trieben sie so weit, diß Beide neue
Verbindungen eingingen und das Nädchen dieser Tage mit dem
Scheinbräutigam Hochzeit aben jollte. Heimlich aber war eine
kntführung berabredet worden, und ist das treue Paar vor einigen
Tagen, resp. in einer Nucht — wie es heißt, nach Anmerika —
zum Schrecken der beiderseitigen Eltern und noch medr der beiden
Vuzeberlobten auch wirklich durchaegangen. (B. A).
Münchweiler, 6. MNui. Das ist geweß ein „rüstiger
Aller“, der in senem 86. Jahre noch einen „flotien Walzer“
anzt. Einen solchen Fall haben wir von der hiesigen Kirchweite
ju verzeichnen, und zwar ist es der vielen Lesern bekannte Fleisch⸗
»eschauer Menges von Llingenrrünster, welcher trotz seines hoten
Alters von beirahe 860 Jahren heute als Waljzertänzer“ sfür man⸗
ben Fünderen eip Musser bäste obgeben innee . 6.)
RVermisttes.
fKaiserslautrer n, 4. Mai.. In der heute dahier
ibgehaltenen Generalversommlung der Aclionäre der Kammgarn⸗
pinnerei wurde nach Erledigung der Tagesordnuug die D bidende
ür das abgelaufene Betriebsjahr auf 1014 pCt. festaesetzt, der
Keservesonds mit nahezu M. 75,000 bedact und außerdem den
Arbeitern und deren Unterstützungskassen nicht unbedeutende Beträͤge
ugewiesen.
f Von der Mooalb. Der dürzlich im „Pfäl. Qurier“
jebrachte Artikel aus Trippstadt über d⸗ Betriebseinstellung der
ꝛortigen Esenwerle und daß Bedurfniß der Erbauung der projec—
dvie Nedacuion vere m
Wir machen hierdurch auf die im heutigen Blatte stehende Annonce der
derren Kaufmann und Simon in Ham burg besondert aufmerksam.
—A Original⸗Loose zu einer so reichlich mit 4u6.3
—L