haltend zufällig auf dem Trottoir stand, ihnen entgegen, griff iun
die Zügel und brachte den Wagen, freilich nicht ohne Gefährdung
seiner eigenen Person — denn er wurde mindestens 30 Schritte
weit geschleift — zum Stehen. Ein lautes Bravo ericholl aus
der Reihe det Passanten, indessen zog der wackere Ritter es vor,
sich etwa beabsichtigten Obationen dadurch zu entziehen, daß er in
eine Droschke sprang und davonfuhr.
ünter Siegel. Herc W. G. erster Sekretaͤr einer der
renlabelsten Actien-Gesellschaften in Verlhin, ein junger Mann in
günstiger Lebeuslage und außerdem glüdlicher Bräutigan der hübschen
Tochrer eines angeseheuen Geldaristokraten, begab sich vor ewa 14
Tagen in Geschaͤstsangelegenherten nach Stuttgart. Hier fund er
inSchreiben vor, dessen Inhalt ihn recht unangenehm berührte.
Sein Schwiegerpapa in spo schrieb darin etwa Folgendes: „Sie
haben uns in Betreff ihcer Vermögenslage arg hinters Lcht zu
führen gesucht! — fuͤr einen Schwiegerfohn, an dessen Wohnungs⸗
thüre das brandmarlende Seegel des Exelutors hastet — danke ich
bestens. Su hen Sie sich eine Vraut — in Schwaben.“ Achtungs-
doll und ergebenst .... Herr G. traute jeinen eigenen Augen
nicht. Wie viel er auch hin vnd her sam, er erinnirte sich nischt
Jemandem etwas schuldig geblieben zu jsein, — doch halt! Den
neuen Anzug hatte er ja noch nicht bezahlt; hatte der Schneider
Anwa Besorgnisse gehegt d. Herr G. sendet mit telegraphischer Post—
anweisung deu Betrag ab. VDer Schneider bedankt sich ebenfalls
auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Drahtwege mit der Bemerkung:
Die Sache haͤtte aber doch keine Eile gehabt! Herr G. thelegraphict
run an feine Braut: „Es muß ein entjetzliches Mißderständniß ob⸗
walten; kehre übermorgen zurüd — Alles mus sich auft äreu.“ —
In Berlin angelangt, stürut G. nach seiner Wohnung in der
Wilhelmsstraße und constatirt die unglaubliche Thatsache — daß an
der Thür des Siegel des gefürchteten Beamten des Stadigerichts
prangt. Herr G. jagt wuthschraubend mit einer Drosvke nach der
Eretutions⸗Abtheilung in der Judenstraße. Dort weißz man von
einer gegen ihn gerichteten Exekutionsvollstreckung nicht das Mindesse.
Noch drei Tage respekt'it G. das verhängnißvolle Siegel, dann
ech rafft er allen Muth zusc:umen und das Furchtbare geschieht:
der schuldenfreie Mann, im Vollbewußtsein seiner Zahlungsfaͤhrgkeit,
er reißt das unanastbare Siegel der heiligen Justiz herab, komme,
Sas da wolle. Die Familie seiner Braut läßt sich verleugnen —
seine geliebte Vraut selbst — schreibt auf thränengetränklem Papier:
Ach Wilhelm, warum warst Du nicht aufrichtig — wehe! wehe!
daß ein Cxekutor unser Glück zerstören muß.“ — Herr G. flucht
einem SchiCsun. — Sonniag Nqhmmuiag fancmeu
‚or — — es ist Herr S., der Vater seiner ihm verloren gegangenen
Fraut; „Lieder G., jagt er, Sie müssen heute mit uns nach Trep⸗
ow fahren — die Anderen sitzen unten im Wagen, mit Ausnahme
neines Sohnes Karl — der muß als Sttafe zu Hause bleiben —
der Junge hat Ihnen und uns den bösen Streich gespelt — er
jat irgendwo einen Exekutionsstempel gefunden und bei einem Besuch
m Unmuth darüber, Sie nicht zu Hause zu finden, au Ihre Thür
zellebt. Erst heute legte er reuedoll das Gestandniß seiner unüber⸗
egten Missehat ab. Nicht wahr, zwischen uns bleibt doch Alles
deim Alten?“ —
pFolgenden hübschen Scherz erzählt der Pariser
Figaro“: Gine Tame, die an großer Kurzsichtigkeit leidet, sPeiste
einst mit ihrer Tochter an der Taͤble d'hdte eines Hotels. Mitten
n der Maͤhlzen bringt ihr ein Kelluer eine Depeiche auf einem
ilbernen Tadlet. Ich danke, ich will nihts mehr.“ „Aber, gnädige
Fiau, das ist für Sie!“ Ich wiederhole Ihnen, daß ich nichts mehr
vill.“ Während der Lellner sich erstaunt zurückzieht, flüstert die
Tochter ihrer Mutter ins Ohyr: „Mama! es ist eine Depesche ..
vahtscheinlich vom Papa.“ „Ach so! erwiedert die Mutter etwas
rwirit. Und sie streckt eilig die Hand nah dem Tablet aus.
Aber es war nicht mehr derfelbe Ktellner und sie faßte — eine ge⸗
hackene Seezunge.
4Chinesische Minister⸗Verantwortlichkeit. Das Reich
der chinesischen Tusche und des Drachen⸗Ordens beschämt den ge—
ammten Westen. Man wird an das „Lügenmärchen“ Rober!
Brutz' erinnert, der einmal einen fremden Berg hinaufjchteitet, in
an fremdes Land geräth und hier all rhand fabelhafte Sachen
zeht: einen Staat ohne Soldaten, einen Fiskus ohne Steuern, end
ich Min ster mit voller Veranmortlichkenn. Jetzt dringt der neueste
Sleamer aus Caina eine solche merkwürdige —X
ich das „Petinger Stea's Journal“ meldet, wurde auf Brfehl der
eiden Karserinnen der Reichs-Regent von China, Prinz Kung, vor
in Gerichts⸗Tribunal gestellt, weil er nicht jene Maßnahmen er—⸗
zriffen hatte, welche geeignet gewesen wären, die jetzt in China
errschende Hunzersno:h zu Helämpfen. Die andern Siaatsminister
hurden wieder dem Züchtigungs Tribunale, bei welchem das Bam⸗
usrohr eine wichtige Rolle spielt, üdergeben und ihres Adels ver—
uftig erklätt. Ihre Aemter dürfen sie iedoch Alle insgesammt beer
ehalten.
Für die Redaekion verantwortlich: F. X. Demetz.
Aufforderung.
Wer au den Nachlaß, der zu
Rohrbach verledten Eheleute
Franz Best und Philippine
Staudt noch eine Forderung
geltend zu machen hat, wolle
dieselbe binnen längstens 8 Tagen
bei dem Unterzeichneten aumelden.
Si. Ingbert, 20. Juli 1878.
Sauer, k. Notar.
Zwangsversteigerung.
Am Monlag, 22. Juli 1878,
Nachmittags ij 3 Uhr vor der
Wohnung des Megtgers Jacohb
Schwarz in Schuappbach
dersieigere ich folgende gepiändete
Begenstaͤnde offentlich au den
Meistbietenden gegen baare Zah⸗
luno wangsmweise, als:
Jppolirten runden Tisch,
J. Tanapee, J polirtes
Chiffonitt, 1 polirtes Com⸗
mode, 1 bollständiges Bett
mit polirter Bettlade, Roß⸗
und Stahlmatrage, ?c. 1po⸗
suicles Naͤchttischhena, J po⸗
irsen Secrelär, 2 lad rte
eleiderschränke und 4 Bett⸗
laden.
St. Jagbert, 9. Juli 1878.
Der k. Gerichtsvollzieher:
Faßbender.
Gesalzene Schweinszunge per ve.an8 IVNAGOo
Rinds⸗Roulade zunge p 7 J
Grau⸗Wurst — — 20 gf.
ditto IBI. Qualitͤ —* g.
emdfiiehlt I. PtoBS, St. Inobert.
Fre iele . Demeß in St. Ireee
Sisnu Alluñrirtes Sountaasblatt“ Nr. 20
Heute, Sonntag Nachmittag
don 3 Uhr ab
Harmonie
in der Garsenwirthschaft von
P. Weisgerber.
Rohrstuͤhle
u 3 Mk. per Stüc, Wei⸗
denstühle iu 8 Mk. und
u 2,30 Mk. verlauft
Seb. Müller, St.hlmacher
in Hasel.
Makulatur
zuum Tawvezieren verlauft
Bekanntmachung.
Nachst hende Lieferungen füc die Königliche Steinkohlen⸗
grube Sulzbach⸗Altenwald und zwar:
1) Anlieferung der Victualien für das diesjährige Berg
fest, bestehend in Rrod, Vier, Schweine- und
dusensteisch;
Anlieferung von ca. 15 500 kKg Kornstroh für
die Schlafhäuser,
jollen Freitag den 26. Juli e., Vormittagas im Bureo
der unserzeihneten Berginspection
nad Jum 9 Uhr im Wege der Submission,
nd 2 um 10 Uhr öffenilich an den Mind estiordernde
bergeben werden.
Die Bedingungen liegen hier zur Einsicht offen.
Sulzbac, den 15. Juli 1878.
Königliche BergeInspectian V
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