Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
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Ac 124. Donuerstag, den 8. August 13878. 
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Deullches Reich. 
Berlin. Prof. Rühlmann in Chemnißz hat Mollte in 
einem Schreiben ersucht, seinen Einfluß dafür zu verwenden, daß 
aus den Geldern der Withelaspende von Reichs wegen eine nationale 
Arbeiterpensions⸗- und Invalidentasse nach deim Printp der Knapp⸗ 
chaftskasse gegründet wer den foll. Molkte hat hierauf dem Brief 
ichreiber geautwortet, daß vor einigen Tagen von aoderer Seiie 
ihm ein ganz ähnlicher Vorschlag zugecangen fei. Mollie schresbt: 
Ich finde den Gedanken der Gründung eincß Arbeiterpensions⸗ 
und Invalidenfonds für ganz Deutschland aus den Etträgen der 
Wilhelmsspende so außerordentlich richtig und zeitgemäß, daß ich 
nicht ver'ehlen werde, denselben maßgebenden Oris in Anxegung 
zu bringen. 
Iin, 6. August. Der „Nordd. Allzem. Ztg.“ zufolge 
iind in det Sozialistenvorlaze die Vere'ne, um deren Verbot es sich 
Jandelt, als Vereine bezeichnet, welche socialdemokratischen sociali⸗ 
tischen oder conmunistischea, auf Untergrabung der bestehenden 
Staats⸗ oder Gesellscheftsordnung gerichtelen Bestrebungeun dienen. 
Karlsruhe, 6. August. Die Mitgli⸗ der der Heidelberger 
Ministerkonferenz werden, einer Einla ung des Großherzogs folgend, 
jeute an der Hoftafel theilnehmen und Abends nach Heidelberg 
urückkehren. 
Mainz, 8. Aug. In einer gestern Abend im Café du 
Rhin? stattgehabten, von der socioldemokratischen Arbeiterpartei be⸗ 
tufenen Volksversammlung, wurde der Beschluß gefoßt, bei der 
norgen statifindenden Stichwahl den Candidaten d't ultramontanen 
Pattei, Dr. Christoph Moufang, zu wählen. Ais Grund dieses 
TFompromisses wurde von den Führern der social stischen Partei an⸗ 
egeben, daß in dem Wahlkreise Offenbach⸗ Dieburg die Ultra nontanen 
ür Liebknecht stimmen würden. Als Gegendank babe die Partei 
die Verpfl'chiung übernommen, im Wahilreise Masnz Oppenheim 
hte Stimme sür Moufang ab ngeben. (GSr. J.) 
NAusland. 
Wiren, 6. Auzust. De heutigen Mocgenblatter melden, 
daß der Kaiser und der Kronprinz morgen in —A— 
verden, um den Kaiser Wilhelm zuͤ besuchen. 
Wien, 6. August. Die „Tiener Abendpost“ veröffentlicht 
olgendes Telegramm der 20. Truppend vesiom; Heute (5. d) 
vdierter Aufstandsversuh in Gracan'a unlerdrüdi. Ein Oberlieute— 
nakt, 4 Mann des 70. InfanterieeN-giments verwunder. Unter 
den gefangenen Türken 13 Verwundete. Ihre Todtenzahl unbelannt. 
Ddas 13. Korps-Kommando berichtele am 3. d M. der den durch 
die nölhige Herstellung der Uzora-Brücke und durch anhaltenden 
Regen erschwerten Vormarsch von Doboj aus. Die ersten Vortrabs 
oatrouillen wurden bei einer starken Biegung der Bosna nördlich 
von Kosna mit Gewehrschüssen empfangen. Die mohame danischen 
Ausständischen, wetche eine dortheilhafte Aufstellung genommen hatten, 
hutden vom 27. Reserve-Regiment in leichten, Jiesolenden Ge⸗ 
rechten in der Front angegriffen, während das 27. Jägerkatallon 
jebst einem Bataillon des InfanteriieReg. Nr. 52 dur Umgehung 
xer linken Flanke beordert wurden. Um halb 6 Uhr Nachmitttags 
ztiffen Abtheilungen des 27. Reserveregimenis kräftig ein. Zu 
leichet Zeil trasen die Vortruppen des 7. Reserberegiments von 
er am rechten Ufer der Bosna vorrückenden Kolonne ein. Um 
Uhr Abends waten die Ausständischen aus allen Posilionen gegen 
dosna geworfen. Gesammtherlust 2 Todte, 1 Unterlieutenant und 
Mann verwundet. Die Ungehungétolonne traf eben ein, als 
IJnsurgenten in heller Flucht nach Kosna zurückzogen. Die 
„ahl der Insurgenten angeblich 1300. Die Hallung der Truppen 
üͤhmenswerth. Abends Bivouacs in den genommenen Positiouen 
jogen. Bei sortdauerndem Regenweller vird der Marsch auf 
Naglag fortgesetzt. 
Mostar, 5. Aug., Abends 6 Uhr. O sterreichische Truppen 
ind, ohne Widersiand gesunden zu haben, hier eingerückt. Si⸗— 
aurden festlich empfangen. 
Mosta'c, 6. August. Einer Mitiheilung aus Sera jewo 
vee proklamirte Hadschi Loja das religiöse Gesetz des Korans 
AScheriah) a's ausschließliches bluͤrgerliches Gefetz. Der christlichen 
Bevölke⸗rung bemächngte sich darob eine gesteigerte Aufregung. 
Prevesa Epirus), 5. August. Die Probinzen Margariti 
und Paramythia find Räubern und Mordern preisgegeben. Griechische 
Priester wuiden in den Straßen erschlagen. Die türkischen Behörden 
unterstühen und ermuthigen de Missethäter. 
Rom, 6. August. Als die zwischen Bismarck und Aloifi 
getroffenen Abmachungen werden hier bezeichnet; Stillichweigende 
Rücktehr des vertragsmähigen Verhältniffes vor dem Bruche, Amnestie 
aller wegen der Kirchengeseze Berurtheilten, Rückkehr der flüchtigen 
Bischöfe und Besetzung der erledigten Stühle nach altem Brauch. 
Sie werden indeß dort besser beurtheilen können, ob diese Angaben 
nicht der Wirklichkeit um ein bedeutendes Stück vorauseilen, wie 
me scheinen will. — Cjzaßti geht als Nuntius nach Madrid. 
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Vermischtes. 
7 Humoristisches bei den Neichstagswahlen. 
Die Gründe, weßhalb mancher Wahlberechtigte selu Wahlrecht nicht 
usübt, sind mituunter recht ergötzlicher Nalur. So wählte in der 
ßemeiude W.. . h...7n nach eigenem Geständniß in dem öffents 
ichen Wirthslokal Einer nicht, weil die neuerbaut⸗ Distriktsstraße 
ucht ganz so hoch gelegt wurde, als Dicses zut bequemen Einfahrt 
u seine Scheuer wünschensweith gewesen wäre!“ — In dem 
Atte G..ßst ... h . . s. n war ein Altgescheid:er verhindert, 
u wählen, weil er, am Wabllokal mit seinem Gespann angekommen, 
och zuvor die Pfreite ausklopfte, waͤhrend welchen Geschäftes die 
Ichsen gemüthlich weiter gingen. Nachdem sie auf eine⸗ Eutfernung 
pon circa 60 Sqhritt wieder eingeholt waren, war es doch zu weit, 
um nochmals retour zu gehen19] 
FKaiserslaufern. Midergewichtiges Brod, 40 Laibe, 
wurden gestern einem hiesigen Backer abgenonmen und 3 Arme 
verschenkt. — Bravo! 
f Wir lesen im „Pf. K.“: Da, wo es die besonderen localen 
Berhälin sse geftalten, werden nach dem Voigange anderer Bahnen 
auch auf den pfälzes hen Linien weitl che Personen, d. h. Bahnwarts⸗ 
icauen, zum Barrierdienst verwendet werden. Zunächst wurde dies 
zestattet auf der Strecke Neustadt⸗W eißenburg für zehn 
Bersonen. — 
fLudwigsdhafen, 7. August. Auf dem Hemshof sind 
gestern zwei Knaben beim Baden in einer Füllgrube ertrunken. 
7Frankenthal, 85. Auz. Ein Pflegling des hiesigen 
dospitals, welcher gestern Abend mit seinen Zimmergenossen einen 
Wortwechsel hatte, getieih dabei so in Wath, daß er seinem Jähzorn 
einen a deren Ausdruck mehr zu geben wußte, als daß er sich 
aus dem im zweiten Stock belegenen Zimmer auf das Straßen— 
oflastec stürzie. Trotz der ziemlich betrüchtlichen Hoͤhe er itt derselbe 
eine sichtlchen äußerlichen Beschädigungen, Os innerliche vorhanden 
ind, kann bis jetzt noch nicht sestgestellt werden. Der Fall ist um 
so merkwürdiger, als der Beschädigte ein doppeller Kruppel ist, 
indem ihm ein Bein und einige Finger sehlen. F. W.) 
F.Aus Speyer, 8. August wird gemeldet. VDer Schiffer 
Peler Kief wurde von dem Tagner Philipp Zahyn im Streite über 
ꝛinen geringfügigen Gegeustand durch Meesserstiche in den Hals lebens— 
zefährlich derwundet. 
Saarbrüktken, 7. August. Dem Herrn Vürgermeister 
unserec Stadt ist gestern folgendes Telegrawm“ aus Harnnoder zu⸗ 
zegangen: „Wie immer zum heutigen Tage den Dat und Glück⸗ 
vunsch des 1. Hannoverschen Jufanterie:Regiments Ne. 74.“ 
Die sosort abgesandte Drahtantwort lautet; „Dem tapferen 
Regimente herzlichen Danuk und Gegeugruß an feinem Ehrentage 
von der Gemeinde Scatbrüden.“ S. 3. 
tSaarbrücken, 8. Augzust. Die 10 Marpinger Burschen 
welche bei Gelegenheit einer Coutrolversammlung im April eine 
Wirthin in Alsweiler erschlagen haben, standen deeser Tage vor den 
Geschworcnen. 2 wurden fteigesprochen, gegen die 8 üdtigen wurden 
olgende Strafen verhängt: 15 Jahre Zuchthaus, 8, 6, 5, 4,3, 
1u und 1 Jahr —A 
fNach der im neu⸗sien Kreisblatte veröffentlichten amtlichen