Full text: St. Ingberter Anzeiger

Maunchen, 22. Aug. Dem Hauptausschuß des bahe⸗ 
aischen Lehrervereins ist die nachgesuchte Erlaubniß ertheilt worden, 
ine Prämencollelte oder Lotterie zu veranstalten zu dem Zwecke 
einen ansehmichen Fonds zum Besten von Waisen aus Lehrer⸗ 
familien zusammen zu bringen. Die Unternehmung wird einen 
namhaften Umfang erhalten. Es werden 800,000 Stück Loose 
zu 2 M. — mit bedeutenden Geldgewinnsten — ausgegeben. — 
Dem Presbyterium der protestantischen Gemeinde zu Ludwigshafen 
wurde die Bewilligung der Veranstaltung einer Geldlotterie für den 
Ausbau der proiestantischen Kirche dortselbst mit der Befugniß zu 
dem Loosabsatze im Umfange des Königreichs ertheilt. 
F Tie Eßlinger Maschinenfabrik sieht sich, wie man der 
„Deuischen Reichspost“ schreibt, demnächst genöthigt, eine größere 
Anzahl von Arbeitern zu entlasfsen, da die Bestellungen aus Ruß 
land fertig gestellt sind und neue Aufträge nicht vorliegen. 
Coblenz, 24. Aug. Von Reisenden wird uns mitge⸗ 
theilt, daß gestetn Abend gegen 7 Uhr in der Gegend zwischen 
Bacharach und Bingen ein sehr heftiger Wolkenbruch stattgefunden 
umnd furchbare Verheerungen angerichtet hat. Besonders soll der 
Ort Heimbach schwer betroffen worden sein, so daß in der Haupt⸗ 
straße der Schlamm die Hausthüren und Fenster vollständig zuge⸗ 
decl hat. Zwei Hauser sind unler dem Drud der Wassermassen 
eingestürzt, eine Menge Hausmobilien sind weggetrieben und theil⸗ 
weise von Schiffern im hein aufgefischt worden. Ju Boppard 
wurden heute Bormittag zwei Ohm Wein gelandet. Der Bahn⸗ 
damm ist ebenfallz, jedoch unbedentend beschädigt worden. Aus 
Bacharach schreibt man uns über das Unwetter: Drei volle Stunden 
hielt dasselbe an und die Fluten überschwemmten die Straßen und 
Bassen in kurzer Zeit. Die Schlossen in Dicke eines Tauben-Eies 
serstörten viele Saaten und Früchte und machten die Hoffnung 
manchen Winzers auf eine gute Weinärnte zu Schanden. 
F Ein eigenthümliches Fest. Der Scharfrichter 
rautß in Berlin gab am Tage der Juftifikation Hodel's ein Fest, 
uiber welches ein Augenzeuge also verichtet: „Am Fre'tag Nach⸗ 
mittag, dem Toge der Hinrichtung Hödel's, ertonten aus einem 
unscheinbaren Bierlolal in der Augusistraße schmetternde Fanfaren⸗ 
klaääͤnge und ein frohes festliches Gedränge machte sich im Lokal 
hbemeikbar. Ein fröhliches bemerkenswerthes Ereigniß, vielleicht ein 
Judiläum vermuthend, betrat ich das Lokal und in der That wurde 
dier ein eigenihümliches Fest begangen. Herr Krautz nämlich, der 
neue Schatfrichter von Berlin, feierte inmitten seiner Gehilien und 
chemaligen Kollegen das Fest seiner erlangten Meisterwürde. An 
langer festlicher Tafel, die freigebig mit den Kindern Floras geschmückt 
war, saßen im Sonntagsstaate sämmtliche Scharfrichter⸗ und Ab 
deckergehiisfen Berlins, inmitten derselben der Held des Tages. 
Abseiis der Tafel hatte eine Musikbande ihren Platz erhalten, welche 
mit ihren Blechinstrumenten eine lärmende Musik ausführte. Das 
Tafelgespräch drehte sich um — die am Morgen verrichtete That 
und mit sichtlichet Genugthuung lauschte der Gefeserte den Lob⸗ 
prüchen der Tischgenossen. Plößlich winkt derselbe, die Musil 
schweigt und nach einer kleinen erwartungt vollen Vause erhebt sich 
weibrueker Sirchenbau-Lotterie. 
Ziehung unwiderrussich 3. Sept. 1858. 
daupitreffer M. 40 000. M. 20 000 ⁊c. Auf 20 Loojse 
ein Treffer. 
Loose à M. 2 sind zu haben bei der General. Agentur: 
August Schuler, B. Schuler'sche 
Kaufmann. Zweibrücken. Buchhandlung. 
aAn St. Inabert bei Franz Woll. 
Märchenhaft!!! 
Folgende 12 Gegenstände liefere ich für 
nur 6 Mark 
der Nachnahme in Kiste perpackt: 
Jecht chines. Sonnenschirm; 1 echt japanes. Fächer mit 
Malerei; 1 reizeade Manilla⸗Tischdecke, 985 Centim. lang; J feiner 
Serdieitenhaller (neue Erfind.); 1 wirklich richtig gehende Brief⸗ 
raage; 1 Microscop, welches 50 Mal vergroͤßert; 1 Ocarina 
d. j7 an neuerf. Instrument, worauf man alle Melodien bei nur 
einiger Uebung liedlich produciren kann; 1 Broche und Ohrringe, 
kunsivolle Arbeit; 1 Telephon, neue Erfindung, vermittelst man 
mit Perfonen in d. Entfernung sprechen kann, mit Erklärung; 1 
j. Ring imit. Gold m. Emallle; 1 Metermaaß. 
Dlese solide Offerte ist nicht mit den bekannten Wiener 
Angeboten zu verwechseln. 
Cart Minde in Leipzia. 
zer Nachrichter und bringt, wahrend die Musit auf einen zweuen 
Wink leise intonirt „Muß i denn muß i denn zum Städtilein 
inaus“, einen Spruch aus, den die Gehilfen leise murmelnd wieder 
olen. Dreimal wurden schweigend die gefüllten Gläser erhoben, 
hne daß daraus getrunken wurde, dreimal schwieg die Musit, um 
ann, nachdem die Gläser schweigend geleert waren, in eine lärm« 
volle Weife überzugehen. Augenscheinlich hatte es sich bei dieser 
igenthümlichen Zecemonie um die Beobachtung eines alten ,Hand⸗ 
verks“⸗ Gebrauches gehandelt. 
4 Der Geistliche, der den Attentäter Hödel zum Schaffor 
geleitele, hat solgendes Schreiben an den Stiefvater des Enthaup— 
eten gerichtet: „Geehrter Herr Traber! Da der letzte Brief Ihres 
inglücklichen Stiefsohnes Mox Hödel, dessen Todesurtheil heut: 
Norgen 6 Uhr im Hofe des Zellengefängnisses zu Moabit vollstredt 
vorden ist, an das Kammergericht zur Beförderung übergeben, wohl 
aum noch heute in Ihre Haͤnde gelangen dürfte, so will ich Ihnen 
venigstens, wie ich ihm versprochen, seine letzten Grüße an Sie und 
zie Mutter übermitteln. Ich habe ihn auf seinem letzten Gange 
zegleitet. Er ertrug die Vollziehung des über ihn ausgesprochenen 
Artheels in derselben Weise wie er seine Verurtheilung von dem 
verichtshofe hingenommen hatte. Die Seinen zu sehen uud zu 
prechen, war einmal keine Zeit mehr, und andernfalls verlangte er 
uch nicht so seht danach, damit ihm das Herz nicht schwer würde. 
Nichts hoffend“, wie er sagte, ‚„und nichts fürchtend“ ist er zum 
Tode gegangen und nichts gefaßt geblieben. Sein Leichnam wird, 
vie man mir sagte, uuf dem Gefängnißkirchhofe ein Plätzchen finden. 
Oer Pastor an der königlichen Stadtvogtei Heinide.“ 
Am Dienstag Abend versuchte sich der Raubmörder Thürolf 
n seiner Zelle zu erhüngen. Derselbe hatte bereits sein Halstuch 
in das Fensterkreuz derselben gelnüpft und wollte eben seinen Kopf 
n die Schlinge stecken, als die auf dem Flur wachhaltenden Be—⸗ 
imten Thürols'e Adsichten bemerkten und sofort gegen dessen Selbst— 
nordversuche energ'sch einschritten. Seit Mittwoch hat der Raub⸗ 
nörder Thürolf die auf der 7. Station der königlichen Stadivoigtei 
elegene Gefängniß zelle bezogen, die der Hochverräther Hödel biß 
inen Tag vor seiner Hinrichtung innegehabt hat. Thürolf ist num 
nehr in dieser Zelle an Händen und Füßen gefesselt worden. 
Zisher war er ungefesselt, ging sogar mit anderen Unterfuchungs⸗ 
jefangenen zusammen auf dem Hofe der Stadtvoigtei spazieren. 
F Nächsten Samstag den 31. d. M. wird die französische 
Istbahn abermass einen Exttazug mit ermäßigten Preisen für 
Zillets 2. und 3. Klasse nach Paris ablassen. Derselbe nimmt 
keisende auf der Strecke von Avricourt bis Nanch auf. Die Ab— 
ahrt von letzterer Station erfolgt Samstag Abends 11 Uhr, dii 
Ankunft in Paris (woselbst 5 Tage Aufenthalt gestattet) am Sonn⸗ 
ag Vormittags 10 Uhr 10 Min. Die Rückreise von Paris er⸗ 
oigt am Donnerstag Abend 10 Uhr 5 M. Der Preis einet 
Zillets ab Nancy beträgt wie bekannt, für 2. Klasse 25 Fr., für 
3. Klosse 16 Fr. Nur Handgepäck ist frei, alle andere Bagage 
zahlt die gewöhnlichen Toxen. 
— — r — 
Rechnungen 
in Jedermanns Gebraud 
n Achtel, Viertel u. Halben Bogen 
mit rother und blauer Liniatur 
iind vorräthig in der 
NMe- — 2æ Bl. 
* 
Ein seltenes kEreigniss 
ja, ein im Buchhandel gewiß Sensativ 
erregender Fall ist es, wenn ein Bus 
toũ Auflagen erlebt, denn einen st 
zroßartigen Erfolg kann nur ein Weri 
erzielen, welches sich in ganz Außer 
ordentlicher Weise die Gunst den Publi⸗ 
ums erworben hat. — Das berühmtt 
opulär⸗medicinische Werk: „Dr. Airy'i 
aturbeilmethode“ erschien 
— — 
und liegt darin allein schon der beß 
Beweis für die Gediegenheit seines In 
halts. Diese reich iUnstrirte, voll ständin 
umgearbeitete Jubel⸗Ausgabe kant 
mit Recht allen Kranken, welche bt 
wãbrte Heilmittel zur Beseitigung ihren 
Leiden anwenden wollen, zuingend 
Durchficht empfohlen werden. it 
darin abgedruckten Driginal⸗Attefti 
deweifen die außerordentlichen Heilerfolg 
und sind eine Garantie dafür, daß dat 
Vertrauen der Kranken nicht getäuschi 
wird. Obiges 644 Seiten starke, nu 
1 Mark kostende Buch kann durch jed 
Buchhandlung bezogen werden; man 
verlange und nehme jedoch nur Dr. 
J Naturheilmethode“, GSrigina⸗ 
nsgabe von Rithter's berlags · 
Raßtall in k*eiprie⸗ 
Stotion 
zilliast bei 
——— — 
Druch und Verlag den F. x. Demes in St. Ingbert.