St. Ingberler Anzeiger.
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Septem ber WW 1878.
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Deutsches Reiq.
Berkin, 8. Sept. Hiesigen Rlaitern zufolge wi'rd der
Reichstag durch den Grafen Stolberg eröffnet werden.
Bier bin. Die preußische Regierung gehm mit dem Gedanken
um, die Brauntweinschränken mit Keiner eigenen Steuer (40 bis
100 M.) jährlich zu belegen, um die Verminderung derselben herbei⸗
zuführen und so der überhandnehmenden Völlerei entgegenzuwirken.
Braunschweig, 4. Sept. Bei der gestrigen Nachwahl
im Kreise Holzminden erhielt soweit bekannt, Frhr. v. Stauffen⸗
zerg 577 1, Kramm Freilonservativer, 706 Stimmen. Die Wahl
Stauffenberg's ist gesichert.
Posen, 8. Sept. Der volkswirtihlchaftliche Kongreß sprach
sich nach längerer Debatie entschieden gegen die Einführung des
Tabaksmonopols in Deutschland aus, da fie aus wirthschaftlichen
Sründen verwerflich erscheine und insbesondere eine über viele
dreise Deutschlands ausgebreitete, nicht nur für den inländischen
Bedarf, sondern ouch in erheblichem Umfange für den Export ar⸗
eitende Industrie und Handelsthätigkeit vernichten würde. Werde
zie Noihwendigkeit eines höheren Ertrags aus den indirekten
Steuern begründet, so sei die Mehrbelastüung des Takakskonsums
als zulässig anzusehen.
k Durch die pfälzischen Blätter läuft eine von der „Pf.
Bollszig.“ zuerst verbreitete Mittheilung über eine angeblich zwijchen
irchheimbolanden und Macxnheim erfolgte Ausraubung
rines Präparandenschülers durch Jigeuner. Der mi viel Phantasie
ausgeschmückte Vorgang reducirt sich auf die einfache Thatsache,
daß der betreffende Schüler auf dem Heimweg von zwei Maͤnnern
angebettelt wurde und jedem derselben, um sich keine weiteren Be—
lästigungen zuzuziehen, ein Almosen von 3 Pf. gab. (N. W.)
7 Aus Neustabt, 2. Sept., schteibt die „Brzig.“: Jagd⸗
hüler Schaäfer vom Erfensteinerhof erbeutete gestern mit gutem Schuß
un seltenes Wild, einen Fischreiher, der innerhalb der Flügelspitzen
2 Meier maß und sich durch schöne Färbung auszeichnei. Vas
Hefieder ist mit Ausnahme der Bauchs und Brufigegend ganz schwarz.
Das Thier pflegte anscheinend schlafend der Berdauung auf einem
Bemäuer der Ruine Erfenstein, und hatte nicht allein, wie die
Auswaidung erwies, den Kropf, sondeen auch den Schnabel, resp.
Hals voll Forellen. Ein hiesiger Bürger eiwarb das schöne Thier,
um es für sich ausstopfen zu lassen.
fFrankenthal, 1. Septbr. In der gefltigen Sitzung
des Zuchtpolizeigerichtss dahier wurde der 46 Jahre alte Bäcker
Jacob Auth von Speyer wegen schwerer Beleidigungen Sr. Maj.
zes Deutschen Kaisers, sowie des Reichskanzlers Fürsten Bismarck,
zegangen am 17. Januar abhin in ver Seibert'schen Wirthschaft,
zu 8 Monaten Gefangniß veruͤrtheilt und erkonnt, daß der ver⸗
ügende Theil des Urlheils, soweit er die Beleidigung des Reichs⸗
lanzlers berührt, veröffentlicht werde.
T Zu der 7. Kreislehrerversammlung, welche am 17. und
18. September nächsthin in Frankenthal tagt, sind folgende The⸗
Zuãchraomesdetienlz Hehet Bildung und Siclung des Volis-
prechung der Lehrordnung für die deutschen Schulen der Pfalz.
RXeferent: Lehrer Houssong, Kleinbockenheim. 83. Die Fortbiidung
der Lehrer im Lichte der Berhältnisse. Referent: Gefängnißlehret
Rudolph, Zweibrücken. 4. Hat angesichts der sozialen Uebelstünde
inserer Zeit der Vorwurf, die Scule habe d'ese Zustände ver⸗
chuldet, Berechtigung d Referent: Lehrer Esselborn, Ludwigshafen.
f Speyer, 1. Sepibr. Die „Pfälz. Ztg.“ schreibt: Die
Besucher des heutigen Hochamtes in der Domtirche wurden durch
einen Zwischenfall nicht wenig in Aufregung versetzt. Ein offen⸗
bar irrsinniger Mann hatte fich während der Messe auf die Kanzel
begeben und begann daselbst eine Anrede zu halten, als er noch
rechtzeitig ergriffen und zur Kirche hinausgeführi wurde. Bei der
polizeilichen Vernehmung stellte sich es heraus, daß derselbe irrsin⸗
nig und ein vermöglicher Bürger aus Landstuhl sei. Er wurde
noch heute seinen Angehörigen zugeführt.
x* Speyer, 4Sept. Am Sonntag früh gerieth der vierjahrige
nabe des Bierbrauers W. in Abwesenheit der Mutter an den in
einem Schranke aufbewahrlen angesetzten Branntwein. Er trank
von demselben in solchen Maße, daß er vollständig betäubl
war. Die ssofort beigezogene ärztliche Hilfe konnte sein Leben
nicht mehr retten, er starb in der folgenden Nacht. Daß der
Znabe seines Unrechtes bewußt war, gehi daraus hervor, daß er,
nachdem er von dem Branntwein getrunken hatte, die Flasche mit
Wasser füllte. (5. 3.)
FSaarbrücken, 4. Sept. Anläßlich der großen Truͤppen⸗
evue in Paris am 15. d. M., veranstaltet die französische Ostbahn
vieder eine Exirafahrt von Nancyh nach Par's. Der betrefsende
Zug verläßt Nanch am 14. Sept. Abends 11 Uhr und trifft am
nächsten Morgen 10 Uhr 10 Min. in Paris ein. Nach fünf—⸗
ägi gem Aufenthalt erfolgt die Rücffahrt nach Nanch Donnerstag,
.9. Sept., Abends 8 Uhr 5 Min. Billets zu diesen Er razuge
osten von Pauro aus in 2. Klasse 24 Fres., in 3. Klasse 15
Fr. 50 Cta. Im Uebrigen sind die Bedingungen die von früher
her bekannten. J
rNeunkirchen, 2. Sept. Gestern Vormittag nach
11 Uhr brachte' sich der hierselbst wohnende Bergmann Klemens
Sch. mit einem dolchartigen Taschenmesser in der Herzgegend eine
Wunde bei, welche eine fast augenblickliche Verblulung und fomit
dessen Tod herbeiführte. Sch. hinterläßt Frau und Kind. Algz
Aussand.
Wien, 3. Seph. Nach hier eingegangener oifücieller Meh
zung besetzten unsere Truppen gestern vhne Widerstand Drient
muf der Straße nach Trebinje. Die aus 150 Mann bestehende
ürkische Besazung wurde nach Ragusa befördert.
Paris, 3. Sept. Heute war Todtenomt gelegentlich des
Jahresgedächtn sses des Todes Thiers' in der Notre Dame-Hir e,
zie feierlich geschmückt war. Große Menschenmengen, darunter Fye
yolitischen Notabilitäten, daß diplomatische Korps, zahlreiche Depu⸗
ationen aus den Provinzen, wohnten demselben bei.
Vermischtes.
F Zweibrücken, 3. Sept. Bei der heute früh begonnenen
Ziehung von Loosen der Lotter'e zum Ausbau der katholischen Kirche
mu Zweibrücken kamen bis jetzt nachstehende größere Geldgewinne heraus:
Serie⸗Nr. Gewinn⸗Nr. Bewinn:
M
10000
20000
3500
2000
2009
2000
500
500
250
250
50
*0
150
50
50
150
k50
50
150 5
Zweibr. Zig.)
fPirmasens, 2. Sept. Sorben wuürde der fchlag⸗
Ulter Ad. Meter von Lemberg isi das biesicge Gefängniß eingeliefert,
velcher heute Vormittag in Folge eines ehelichen Zwestes seine
Frau dürch dra Messerstiche in die Bruft lebensgefährlich ver⸗
vundet hat, Das unglückliche Ehepaar besitzt drei Kinder. (P. A.)
fHomburg-B3. Septbr. Gestern fiel hier ein Dach—
»ecer von einem 4 Stocwerl hohen Dache auf das Straßenpflafter
vhne erheblichen Schaden zu leiden. — Äm Abend desselben Tages
eriprang beim Fest: Schießen ein Boller und streifte einen Maͤnn
ur unbedeutend.