Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wo hhentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Vei⸗ 
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AM 147.. Dienstag, den 17. Eeptember 
1878. 
Deuksches Reich. 
Näünchen, 18. Sepit. Erzbischof d. Stei hele und Bischof 
khrler legten heute den Eid der Treue und des Gehorsams in die 
dände Ste. Maj. des Königs ab. 
Berlin, 14. Sept. Gegenüder der Nahricht der „Weser⸗ 
Zeitung“ von einem entdechen neuen Complou gegen den Kaiser 
ind der Verhaftung des Attentäters wird officis folgendes Com⸗ 
mun?que veröffentlicht: Vor etwa acht Tagen erregte in Gastein 
ein Herr die Aufmerksamkeit durch den Eifer, mit welchem er sich 
nach der Zeit, zu welcher der Kaiser seine Ausflüge zu machen 
aflegt, nach den Wegen die er dabei einschlage, nach der Art und 
Weise der Ausführung x. erkundigte. Er wurde verhaftlet. Auf 
die Frage nach dem Namen nannie er einen solchen. Bezuügzlich 
einer Subsistenzmittel befragt, gab er den Betrag seiner Habe auf 
12 fl. an. Als man ihn genau unterfuchte, fand man Visiten⸗ 
sarten bei ihm, die auf einen andern Ramen — einen adeligen — 
lauteten, als er angegeben hatte, sowie die Summe von 200 
Thalern in Fünfmartstuͤken. Da man Zweifel hegte, ob der auf 
)en Visitenkarten genannte Name der des Verhafteten sei, gab der⸗ 
elbe einen dritten an, welcher sich bald als der richtige erwies. 
Der Verhaftete war ein geborener Hannoveraner, welcher sich spä⸗ 
er in Graz als Kaufmann niedergelaffen und eine nicht sehr Ver⸗ 
rauen erweckende Vergangenheit hinier sich hat. Eine Haus⸗ 
uchung constatirte den Vesitz soeialistischer Schriften. Jud ssen ließ 
sich die Absicht eines Nttentaté nichi feststellen, und der Verhaftele 
nurde nur wegen Namensfälschung zu einer kurzen Gefängnißhaft 
xeturiheilt. 
Aus Baden, 13. Sepf. Der württemb. Bifchof Hefele, 
welcher diesen Sommer, wie gewöhnlich zum Curgebrauch in Baden⸗ 
baden weilte, nahm, wie ich aus sicherer Quelle weiß, mehrmals 
Belegenheit, sih dahin aus usprechen, daß es nicht weniger im 
Interesse der kathol schen Kirche als des Staales lage, wenn sich 
die ultramontane Vartei Deutschlands den friedlichen Ablfichten des 
Papftes zur Beilegung des lirchenpolitischen Streites anbequemen 
würde; leider bilde aber der Ehrgeiz gerade der hervorragendsten 
Altramontanen Parteiführer das groͤßte Hinderniß. Er der Bischof, 
zabe bisher, ehne Schädigung für die Ktirche, auch das gerin ste 
Zetwürfniß mit dem Staat zu vermeiden gewußt und auch den 
venigen Hetzern in Württemderg sei es noch nicht gelungen, erheb⸗ 
ichen Anhang zu gewinnen. Ihm sei es auch ganz erwünscht ge— 
vesen, daß der Kerchenrath den kathoi. Geistlichen don jeder Wahl⸗ 
agitation abgerathen habe. pf. K.) 
Kassel, 15. Sept. Kaiset Wilhelm ist heute früh um 8 
Ahr im besten Wohlsein bier eingetroffen, von zahllosen Volksmassen 
nit Enthusiosmus begrüßt, und fuhr unter fortdauerndem Jubel⸗ 
ufen im offenen Wagen nach Schloß Wilhelmahöhe. Der Kaiser 
rrug das Haupt mit dem Helm bedeckt und den rechten Arm in 
er Bnde. Se. Masestat grüßte freundlich mit der linken Hand. 
Die Kaiserin ist gestern Äbend in Wilhelmshöße angekommen. 
KAussaud. 
Wien, 18. Sedt. Die Anwesenheit des Grafen Schuwa⸗ 
ff wird dahin ausgelegt, daß ein energisches (7) Auftreien der Drei⸗ 
aisermächte in Konstaninopel in Aussicht stände. Demgemõß seien 
wischen dem Prinzen Reuß und dem Grafen Andrafsy bereus Be⸗ 
sprechungen abgehatten worbden. — Die Russen konzentriren bei Adriano⸗ 
del bedeutende Truppenmossen, halbverfallene Tüurkerschanzen werden 
uusgebessert und mit schweren Geschützen armirt. 
Wien, 18. Sept. (Offisiell) Gslern haben die Ope⸗ 
ationen an der Save begonnen, und ist diese von unseren Truppen 
lberschritten worden. Ueber den weileren Verlauf dieser Ope⸗ 
anionen können in den nächsten Tagen Mittheilungen nut in dem 
Naße vers fentlicht werden, als Dies mit Rüdsicht auf die gebotene 
addlichste Geheimhaliung der militärischen Bewegungen thunlsch ist 
Gastein, 14. Sept. Naiser Wilhelm ist heute Vormiltag 
J Uhr, Fuͤrst Bismard heute Nachmittag 23/ Uhr von hier ab 
ereist. Letzterer wird sich direlt nach Bedin begeben. 
Vermischtes. 
f In einer am Sonntag zu Blieska st el Statt gehabten 
Verjammlung des Aussquusses des Feuerwehrberbandes für den 
Zezirk Zweibrücken wurde u. A. der Beschluß gefaßt, die nächste 
Bezirlss Uersammlung am 20. Oktober 1878 n St. Inabert 
abzuhalten. 
Die prlzischen Bahnen vereinnahmten in den bis jetzt ver⸗ 
lossenen 8 Monaten von 1878 604 181 M. 39 Pfg. weniger, 
us in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. 
F Der „Pirm. Anz.“ schreibt: In der Bahnhofswirthschaft 
es benachbarten Dorfes Mnchweiler erschoß sich am vorigen 
Mitwoch Abend mitielst eines Revolvers aus bis jetzt noch nicht 
rmittelten Gründen ein junger Mann. Derselbe wurde ais der 
5jãhrige Philipp Graf von Hinterweidenthal recoznoscirtt. 
14. Die Kus. Ztg.“ berichtet über Line Gant, die in ihren 
rinzelheiten lebhaft an die berüchtigte Sp tzeder⸗Affoire erxinnert. 
Sparsame Arbeilerfamilien legten ihre sauerverdienten Sparpfennige 
ei dem alles Vertrauen genießenden Geldmanne Seyl in Kusel an 
gjegen 5 pCt. Zinen, die sie nicht erhielten. Nun droht ihnen 
x ganze oder theilweise Verlust des Capitals. Warum wendelen 
ich die Leute nicht an solide Spark ssen, die ja seit Jahren be⸗ 
sehen ? Dieser Seyl operirle wit fremdem Gelde, dessen Ziffern 
ch in die Hunderttausende erstreckten, von einer Buchführung aber 
it, wie wir hören, keiue Spur zu finden. Möchten sich Andere 
niese schliamen Erfahrungen zur Warnung dienen lassen! 
7 Der 63 Jahre aite Münchener Hofianger Kinderman 
jat sich mit einer 17jäh igen Ballettänzerin von dori verlobt. 
FJWiesbaden, 15. Sipt. Heute Nacht um 11Uhr 40 
Nin. wurden hier drei starke Erdstoͤße, jedoch bon kurzer Dauer, verspürt. 
. Dem „Rh.⸗Westph. Vollsfr.“ zufolge floriren die Krupp'schen 
Berte derart, daß Herr Krupp sich entschlossen hat, auch in dem 
nadichen Keilwig dei Werden groößere industrielle Anlagen zu er— 
chten. Er ist mit den betreffenden Eigenthümern bereits behufs 
zcwerbung eines Arcals von 100 Morgen in unmittelbarer Nähe 
er Stadt in Unterhandlung getreten. 
x Merlwürdige Verunglücung. Man berichtet der „Wesif. 
tob. Ztg.“ aus Wilten unerm 12. v. : Von einem gewiß feltenen 
englücksfalle ist ein Arbeiter auf, einer Annener Zeche betroffen. 
derfelbe, ein Schnied, hielt ein zum Einsprzen von Wasser in ein 
Zohrloch bestinmmtes Rohr ins Feuer und bemerkle dadei, daß das 
kohr noch Wasser enihielt. Indem er nun in dasselbe blies, 
im das Wasser zu entfernen, platzte das Rohr und das ihm da⸗ 
urch mit großer Vehemenz in den Mund kommende Wasser trieb 
hm den Kopf auseinander, so daß augenblickticher Tod die 
jolge war. 
fLondon, 18. Sept. D'e Aufstelkung des Obelisk die 
stadel der Kleopatra“ am Themseufer fand gestern Nachmittag 
hne Zwischenfall statt. 
x Eisenbahn nach Amerika. Die amerilanischen Blätter be⸗ 
prechen ein Eisenbahnprojelt, welches selost die Pacific⸗ Bahn noch 
inter sich lassen würde. Man will nämlich die alte und die neue 
Welt, Asien und Amerika, durch eine Resenbahn verbinden und 
amit die Seefahrt über den atlantischen Ocean theilweise unnöthg 
nachen. Amerila soll sein Esenbahnnetz bis nach einem Punkte an 
er Grenze des Washington-Tertitociums und der britischen Befitze 
uingen ausdehnen, England dann die Bahn durch Alaska bis zum 
Fap Prinz Wales an der Behringstraße sorisetzen und schließlich 
Lußland an der anderen Soeile der Behringstraße eine Eifenbahn 
jach St. Petersburg anlegen. Damit waͤr dann ein ununiec⸗ 
zrochener Sch'enenstrang don Washington nach St. Peters burg 
zetgestellt und man könnte die Reise mit eine geringen Unter⸗ 
»rechung von 40 Meilen Seefahrt ganz zu Lande machen. 
p Der Daltonismus oder vie sogen. Farbenblindheit 
st zwar längst in wissenschaftlichen Kreisen bekannt, aber hat doch 
rst in neuerer Zeil wegen der verhaͤngnißvollen Folgen, welche si⸗ 
im Signaldienste der Eiserbahnen und der Schiffe herbeiführen 
ann, die allgemeine Aufmerksamkeit erregt. Betanntlich sind in 
nehreren Staaten Verordnungen über die Prufung der Eisenbahn⸗