St. Ingberler Anzeiger.
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M I48. Donnerskag, den 40. Eepteublher 1378.
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4. *
Beutsches Reich. .Bemrlin. We Berl. Fr. Pr.“ Gsocialdemokr.) cäth den
Berlin, 10, Sept. Am heuligen ersten Tag der General⸗ Sot aldemekraten — allerdings in verblüsster Weise avber dech ganz
debatte über das Soc alisten⸗Gesetz sprachen von! Seite der: Regier⸗ nerstanduich — fie sollten. wenn due Socialisteugesetz vom Reichstag
arg Graf Stotberg und Graf Eulenburg, beide mit wenig Gluck angenommen würde, fteiwilligt nicht mehr ˖ Steuer zahlen, sondern
d Geschid, besonders der Erstere. Geiutreich, hier und da schaff muer die Eretnion über. sich ergeven lassen; wern 3. B. in“
sieß sich Bamberger aus, während Bebel mit einer geradezu er⸗ Berlin 30 000 solche Ex cutionenvoxlämen, so wäre das einerseits
IXX Offfenheit über die Ziele und Aussichten der Gocal⸗ jür den Einzelnen leine Schande mehr, und andererseits werde
Fmotratie sprach. In geschicter Weise insinuirte er · den Zusammeun⸗ Riemand auf die gepfändeten Gegenstände e was bieten, es ware
hang der preußischen Regierung mit der Geschichte und jahtelaugen denn, um'sie für den Ausgepfäudeten selbst wieder zu ersteigern.
Führung der deutschen Socialdemokratie Marxscher Linie und wies Banz so gleschgültig oder gar erwünscht,/wie sich die Socialdemo⸗
drohend auf den durch den Widerstand wachsenden Fanatismus der raten austellan, muß ihnen also jenes Gesetzedoch nicht sein; wie
Massen hin. Ist anch Manches davon übertrieben“, so liegt dem erst! wenn es in verbesserter Auflage aus dem Reichstaj hervorginge!
heobachter und Freund des Recches ernste Sorge darüber dochnicht —I——
fern. Um so gewisser- thut · Abhilfe nothh, soweit dies ducch ein. Jum ersten Mal nach seiner Genesung zu Pferde gest egen und hat
wohlerwogenes, maßvolles Gesetz möglich ist. Das Meiste oder einen Spazierritt in Begleitung des Generals v. Lehndorff gemacht.
boch sehr viel werden daun immer noch und erst recht andere NKiel, 17. Sepf. Die ‚Kieler Zta.“ berichtet, daß der
Facioren im staotlichen, socialen unb geistigen Leben der Nation zu Thef der Marinestation der Oftsee, Contre-Adm'ral⸗Werner seinen
hun haben.Die Rede Bebels in beachtenswerih und wird weire Abschird eingereicht hat.
— todu Ausland.
chweigen, würde das unlaugbar vorhandene Uebel nicht zum schwierigen Paris,Al Sept. Sämmiliche wézen“ des? soziäl stischen
ind langsamen, aber nothwendigen Heilungsproceß führen. UIrbeitereongresses vechafreten- Personen wurden, mit Ausuahme von
Berlimn, 17. Sepr. Der Reichstag beend: gte heute die: Hirsch in Freiheit geseßzt.
erste Lesung des Socialistengesetzes. Dasselbe wurde schließlch einer London, 18. Sepf. Die „Morninqgpost“ will wessen, daß
aus 21Magliedern bestehenden Eommijsion überwiesen; gegen die der Hsterreichische Vouchaftet Graf VBeust fant Posten derissen und
— D am Berliner Hose Grof Karoihi ersegt
Abg. Hänel (fortschr.) erklärte, der Gefetzentwurf, wie er vorliegt, werden soll. Graf Karolyi wücde. den veuen Poften dereica un
ti unannehmbar e Avᷣg. ve Kleisi-Retzow (cons.) November antreten.
nannte die socialdemokeatische A itation eine Pflanzschule des Hoch⸗ Konstantinop'el, 17. Sepi. Nach einer Melduß
herraihs für die ungebildeten Mafssen. Abg. Hasselmann Goccald.) Reuter'schen eeä wuͤrden die — edu de
rief ihm deshalb das Wort „Denunciant“ zu, wofür er vom Prä⸗ 16 Tagen räumen und rach Tjchataldia zurückg-hen
sidenten zur Otdnung gerufen wurde. Abg. Bebel (ociald.) ver⸗
jangte, daß auch v. Kleist-Retzow zur Ocdnung gerußfen werde, wie
— Fechsche als
Lügner erklärt und die Soctaldemdlraten Banditen genannt hätte.
Außerdem spcach noch der Socialdemokrat Bracke. — Fürst Bib⸗
macck veriheidigie sich gegenden gisttrn rrhobenen Vorwurh, et babe
ant den Socialdemokraten unter Jandelt; wenn man seine Bestreb⸗
ngen, das Loos der Arbeiter zu verbessern, so bezeichnen wolle,
so Jchülte man das Kind mit dem Bad aus.. Bebel habe veel
Unrichtiges vorgebracht, was er im Einzelnen ausführte; »iusdesondere
habe er nie einen Herren Eichler beauftragt, in seinem Namen mit
zn' Secialdemofra en zu verhandeln. Etlozgen sei auch, daß
Fritzsche an ihu, Bismarck, irgend welche Bexichte geschickt habe.
Roͤttig ist, so fuhr er fort, daß ih den Geh imen Rath Wagner
zach Essenach gesch cit hade, um mir- über die doctigen Verbaad⸗
zungen berichten zu lassen. Deeses hiel ich für meine Schuldigteit.
Ith meine, wir haben mit einem gefährlich n Feind, zu tämpfen,
dit Siaat und Gejsellschaft scuwer bedroht. Die Auffotderuag der
Socialdemok aten zu gewaltjamem Umsturz ist ja cauß all· aglich.
Sie haben den Mord des Generals Misenzow als Act dir Ge⸗
echtigleit gefeiert, und ein bezüglicher Artikel wurde mit den Worten
—X aljo Ihr seid gewarnt. Wovor?
Vor nichis Andetem als vor dem Mo.d.nesser, das Mesenzow traf. vor der
Hucheflinte Nobileng's. Wenn wir unter der Tyannei einer
jolchen Gesellschaft von Banditen leben sollen, dann höctj de Eristenz
aus. Ich hoffe, daß der Reichstag die Regierung unterstüßen wird,
uß dem Kasser Schuß für sene Persoa, für se'ne preuß schen
Anterlhanen und' seine deutschen Landsleute gewährt wird. Möglich,
daß von unsertr Seite vielleicht noch einige Opfet fallen, aber
deder, dem das passirt, möze bedenken, daß er zum großen Nutßzen
des Vaterlandes aufj dem Felde der Eqrte fällt.“
Betrthin. Der Abg. Stumm und eine An ahl' Mitglieder
det Reichspartei haden folgenden Antrag eingebracht: „Der Reichs⸗
ag wolle beschlehßen, den Reichskanzler aufzufordern, in der nächsten
Sessiton einen Gesetze ntwurf vorzulegen, der auf Einführung obliga⸗
orischee na h dem Muster der bergmännischen —XXO
ildender Alterverforginge⸗ und Invalide atassen für alle Fabrikar⸗
Riter gerichtet ist.“
Vermischtes.
.Qauserzlautern', 17. Sept. (stas. Ztg) Gestern
Abend' nach'7 Uhe wurde aus dem Laden des Herra Uhrma her
Staehle ein äußerst frecher Diebstahl verübt. Der 21. Jahre alte
ZSteindrecher Jos ph Hager von hier entwendete, nahdem er eine
Scheibe am Ladenfenster eingeschlagen, durch de hiedurch entstandene
Oeffaung 6 Taschenuhren, 15goldene und 52silderne, im Wecthe
»on 194 M., ohne daß die Taat soöfort gemerkt wurde. Der
Thäter wurde indeß bereits um 8 Uhr vom Herrn Vol'zeik)» nm'ssär
ruf der Straße verhaftet, wobei noch 3Ugren und 4 M. baar
Beld bei ihm vor zefunden wurden; eine vön den Uhren hatte er
inzwischen — untert Angabe falscher Namen — bei einem Piand⸗
iher füc 6M. vers⸗tzt, eine zweite bei e nem andern Pfandleiher
sür 84.M. verlauft; auch diese Uhren wurden beshlagnahmt und
dem Gerichte überliefert.
F. Die „Pf. Volksztg.“ berichtet von Kaiserstautern:
Wir hasten küczhch Gelejenheit, ein Pracht Exemplar eines in hee⸗
siger Stadt verfertigten Tisches zu sehen, dessenwir; seiner kunst⸗
hvollen, im Rengifsancsstyl ausgeführten ptachtvollen Gravirungen
vegen, Erwähnung thun müssen. Dieses Meisterwert ist das Fab⸗
rikat des Herrn Schie nermeisters Reinhard Kölichh, Glockenstraße
Ret. 10, und brahte den Preis von binahe 490 Mart en. TDer
Tejch wurde von Herrn F. H. Weber, Rentner aus Chcago, er⸗
tanden und wird derselbe bald'gst die Reise nach der auderen
hemifphäre antreten.
F Neustadt, 15. Sept. (Pf. Ki) Heute Nahmitsag vera
ammelte sich hier im Sauibau eine Anzahl Scriftsteller und
tünstler, sowie Freünde det Literatur und Künst aus der Pfalz,
inmn einen Verein zu grüuden zur Fördecung der Literatur und
Zunst in der Prali, sow'e durch Wahrung der si h daraus ergebenden'
gemeinsamen Intereffen, welcher Zweck zunächst durch Pflege des
Jesellgen Verkehrs unter den Mitgliedern, durch Vortcäge, Diskassion
»on Kritik erreicht werden soll. Heute wurden zuvö derst die
ZStatuten festgestellt und ein aus fünf Mitzliedern bestejendet Vor«
sand des Vereins gewählt. Vorsitz nder ist He. Job. Hütl in
sNeuftadt. Die nushste Ve samminng soll im Nevember in Neustadt
Statt fünden. Miglied des Dereins kann jeder ehreuhaf.e RNann