legen, vein, der Rückblid auf die Vergangenheit soll uns ermuthigen,
anf dem betretenen Wege mit Ruh:? und Besonnenheit weiter zu
gehen, bis unser gutes Recht allgemeine Anerkennung gefunden hat
dei uns, wie im dentschen Vaterlande. Noch sisd wir wet davon
entferut. Im Noden uuseres Varerlandes wird mit grimmigem
Fanatismus der Kreuzuug gegen den religiösea Fressinn gepredigt,
die Staatsgewalt aufgeboten, uürsere Richtung zu unterdrücken, ader
auch bei uns in der Pfjal, haben unjere Gegner die Hoffaung nicht
auigegeben, unsere Provinz, die zum politischen und kuchlchen Libera⸗
lusmus sich allezeit mit Stolz bekannte, zur Orihodoxie zu bekehren,
pder wie es heute hetßt. conse dativ zu machen. Die letzten Reichs⸗
agswahlen haben der Beweis erbra dt, daß die Gegner sich unges
intin tührig erweisen und einige, wern auh nicht allzuglänzeude,
so doch nicht erwartete Erfolge zu verzeichuen haben. Lasseu wir
den Parteien, welche die Umkehr predigen, gleichzültig das Feld,
wer vermag dann zu sagen, wel dven Lauf die geschichtliche Ent⸗
—XXVDI wirdF Die conservative Partei, die
por einigen Jahten gänzlich undetannt war, hat alle Ursache mit
ihren Focischütnnen seit ih ein erften Auftreten bei der vorleyten
Reichssagswahl zufrreden zu sein.
Das Protessan: enfest in Neusßadt a. d. H. b'etet der fressinnigen
Pfalz eine willkommene Veranlassung, zu zeigen, daß wir Pfalzer
in uͤnserer ungeheuern Miehrheit totz aller Machinationen und
Agitationen unsern alten polischen und kirchlichen Gesinnungen treu
geblieben sind, Proiest zu erhebden gegen de Verdächtigungen, mit
welchen die Wulsamkeit der freifinnigen Partei in Kirche und
Schule, in Staat und Geiellschaft überschüttet wird.
Zie' werden um 22. Sepiember auch daran gedenken, daß die
Maänner des proiestantischen Verenes es waren, die in schwerer
Zeit nicht blos die Fessein einer herischsübtigen H erarchie sprengten,
die Geister und Gewissen unter ihre Sahungen knechten wollte,
sondern auch der politischen Freiheit zuerst wieder eine Gasse brachen,
das Jodqh entfernten, das, drückender, wie nirgends mehr, eine ge⸗
waltihatize rrac onäre Bureaukrafie der Pfalz aufgelegt hatte.
Die Gründung des prot. Veremes beze chnet einen Weundepunkt in
der poltrschen wie kirchlichen Geschichte der Pfalz.
Tarum werden auch zur Feier dieser groͤßen That die prot.
Männer aus ollen Theilen der Pialz in Neustadt sich sammeln,
dankbar zurücksehen auf die errungenen Erfolge, neue Kraft und
neue Frische zu saͤmmeln für die Kämpfe der Zutunft. Nicht mehr
eroberad schreiren wir vorwäris, wic sehen im Großen und Ganzen
erfüllt, was wir erstrebten, aber nicht geringere Mühe und
Ausdauer erfordert unsere neue Aufigabe, das schwer Errungene
gegen fanansche Angriffe von Begnern zu vertheidigen, die nicht
waͤhlerisch find in der Wahl ihrer Waffen.
Tas auigestellie Programm laulet im W. sentlichen; 1) Eroffnung
der Vefammlung und Begrüßung der Gaue. — 2) Festoericht,
erstattet durch Pir. Hoepffaer iu Reustadt. — 3) Rechnung adlage.
i Rob fion der Statuter. — 5) Nuwahl des Ausschusses. *
6) Ausprachen der Abgeordneten. — Hervorragende Personlichkeiten
haͤben vhr Ersche nen uge'att, so daß die Feler au sich eine be⸗
deutende Anzahl Gaͤste anziehen wird.
Protestanische Männer, de ihr die Freiheit liebt in Kirche
und Stea, die ihr, sest auf dem Voden der Grundsätze der U ion
bon 1818 aushatrend, jeden hierarchischen Zwag zurüchweiset, die
iht den fö dernden Einfluß der Religion auf das Volksleben schätzet,
aber den Unlerschied zwächen Religion und Ortboderie wohl er—
ennet, ihr werdel nicht fehlen am 22 Sept. zu Nustadt a. d. H.
BVermischtes.
Zweibrüchen, 18. Sept. Vor die am 23. Sept.
nächsthin unter dem Vorsitze des kgl. App ationsgerichtsrathes
Dssert dahier beginnende Session des pfälzischen Schwurge⸗
richtsfar das IUII. Quartal 1878 sind folgende Personen
berwiesen worden: 1L. Vollmer Jakob, 38 Jahre alt, Tagner von
Eppstein, augellagt des Mordvpersuthes. Sißzung: Montag den 23.
Seplember, Morgens 8 Uhr begzinneud; Vertheidiget: Rechtskan⸗
ditat b. Beenard. 2. Dr. Eugen Jager, 36 Jahre alt, Redak⸗
deur in Speier, beschuldigt der verleumderischen Beleidigung des
kal. bahrijchen Staatsministeriums durch die Preisse. Sitz ing:
Dieustag den 24. September, Morgens 8 Uhr beginnend; Ver⸗
theidiget: Anwalt Gebhart. 83. Soffel Katharina, 32 Jahre alt,
edige Tochter des verlebten Tagners Peter Soffel von Soberndeim
in Rheinpreußen, zuletzt Köchin in Winrweiler, angeklazt des stinds⸗
mordes. Sihung: Dienstag den 24. September, Nachm tiags
Z Uhr beninnend; VBerthe diger: Anwalt Frencel. 4. Weimer
Samuel, 38 Jahre alt, Schuhmacher von Sippersfeld, angeklagt
des Todtschlags. Sitzung: Mittwoch den 25. September, Mor⸗
gens 8 Udr beginnend, und den folgenden Tag; Verih idiger:
Anwalt Keffer. 5. Endres Wilhelm, 28 Jahre ale, lediger Metz⸗
zergeselle von Edenloben, angeklagt der Vornahme unzüchtiger Hand⸗
ungen mit Gewalt und der Kösperverletzung mit nödtlichem Er⸗
jolge. S'tzung: Freitag den 27. September, Morgens um 8 Uhr
deg nnend; Vertheidiger: Rechtskandidat Maher. 6. Götz Johoann
Michael, 80 Jahre alt, früher Sieinbrecher, jetzt ohne Gewerbe in
Forramstein wohnhaft, angeklazt des Todischlags. Situng:
Samstag den 23. September, Morgens um 8 Uhr beginnend;
Feriheidiger: Rechtskauididat König. 7. Sgwerdtfeger Georg
29 Jahre alt, Aderer von Gleishorbach, angek agt der Brandstif⸗
ung und der Storung dis öffentlichen Friedens. S'tzung: Sam⸗
Jag den 28. Sept⸗mober, Nach nittags um 3 Uhr beginnend; Ver⸗
beidiger: Rechtskand'dat Wildt. 8. Klein Jatkob IL., 88 Jahre
ili, Tigner von Vogeldach, angeklagt der vorfatzlichen Brandstif⸗
ung. Sitz ng: Montag den 80. Sepiember, Morgens um 8 Udr
eginnend; Vertheidiger noch nicht bestimmt. 9. Roos Peter,
29 Jahre alt, Ma'chinenführer auf dem Bruchhofe, genannt Schel⸗
neutopi, Gemeinde Hoiaburg, angeklagt der Körperverleßzung mit
ödilichem Erfolge. Sitzung: Montag den 80. September, Nach⸗
mittags 4 Uyr deginnend; Vertheidiger: Rechtslkaudidat Rhein⸗
derzer. 10. Eichinger El sabeih, 46 Jahre alt. Ehefrau des Metz⸗
Jers Andreas Reich in Kleinniedesheim, angeklagt der Brandstif⸗
sung und des Betrugsversuchs; Sitzungstag und Vertheidiger noch
nicht bestmmt.
Reustadit. Den Theilnehmern an dem Fest des Prote⸗
tanktenbereins am nächsten Sonntag hat die Direktion der Pfälz.
Hahnen freie Rückfahrt dewilligt; die Billete sind bei der Abfahrts⸗
tanon adzustempeln und bei der Rück atzrt ist die im Saalbhau zu
rhaltende Legitimationskarte votzuzeigen.
fLandau, 19. Sept. In einem hiesigen Garken wur⸗
den gestern neben vollständig reifen weißen Trauben frisch aufge⸗
brochene Blüshen gefunden.
Frankenthal, 18. Sept. In der gestrigen Gener al⸗
versammlung des pfalz. Lehrerwa seustiftes betichtete Lehret Thirolf
hon Rheinzörnhein als Kissirer des pfälz. Lehrwa senstiftes, daß
dessen Vermözen bei 918 Mitgliedera zu Ende des Jacres 1877
nuj 28, 578 Mark angewachsen war und daß im vergangenen
Jaht 3305 M. unter 136 bedürftige Lehrerwaisen vertheilt wurden
Immer noch stehen etwa 600 pfälz. Lehrer diesem gemeinnütz gen
Zereine ferne. — Der bisherige Ausschuß wurde weder gewählt.
F Ddas Aschaffeuburger Jatelligenzblat enthält nachftehendes
„Gingesandt“: „Wie belannt hat der Magistrat Würzburg ein
Berbot erlassen, wonach für die Folge keine Bier⸗Preffion
‚eim Verschaak des Biers in Auwendung kommen darf. Dieses
Perdot hat nicht nur in Würzburg, sondern auch auswärts bei
dem ganzen biertrintenden Publikum, das Kenniniß von diesem
Beschluüß durch die Zeitungen erbielt, die vollste Bligung erfahren.
Auch wir Aichaffenburger wünschen und hoffen, daß unser Magistrat
dem Beispiele der Würzburger Vater folgen wird, denn die Gründe,
wel he bei der Abfchaffung in Würzburg in Erwägung kamen,
danen hier ebenfalls angefühat werden. Gewiß wird auch unser
arztlicher Verein durch ein Gutachten, wenn es nothwendig wäre,
den alljertig gehenzten Wuusch nach Beseitigung dieser der Gesundheit
chat lichen Eiurichtung unlerstützen, wie es auch in Wüczburg ge—
schehen ist.“
——
Literarisches.
Eine bemerkenswerthe Neuerung in der Erscheinungs⸗
weise des „Berliner Tageblatt“. Vom ersten Oktober an tritt das
Berkner Tageblatt“ in die Reihe der täglich zweimal, in einer Morgen⸗
und Abend-⸗Ausgabe, erscheinenden Blätter und stellt sich somit — ohne an
diese Umwandlung eine Preiserhöhung zu knüpfen — auch in dieser Bezieh⸗
ung in die Reihe der größesten Organe der deutschen Tagespresse. Besaß
— Spezialität in der Fülle und
Sicherheit seiner Informationen, so wird es mit diejen Vorzil jen fortan auch
ine Schneiligkeit der Berichterstattung an den —Ab
iner anderen Zeitung Ubertroffen wird. Sehr zu Staaten kommt dabei
em „Berliner Tageblatt“ der große Kreis seiner Spezial⸗ Korrespondenten in
llen Hauptplätzen; dadurch, sowie durch die ausgedehnteste Benutzung des
kelegraͤphen, wird es ihm — bei den ihm nun täglich zweimal zugehenden
usführlichen Specialtelegrammen — erniöglicht sein, nicht nur die reichhal⸗
igste und billigste, sondern auch die am schnellsten informirte deutsche Zeitung
u werden.
VdDie Atendausgabe des „Berliner Tageblatt“ wird auf diese Weise schon
im nachsten Morgen in allen Theilen Deutschlands in den Händen seinen
1, o00 Abonnenten sich befinden, so daß der noch so entfernt von Berlin
vohnende Leser gleichzeitig alle bis Rachmittags 8 Uhr eintreffende politische
dachrichten, einen ausführlichen Coursbericht der Berliner Mittagsbörse und
den größten Theil der parlamentarischen Verhandlung des Tages am nächst⸗
olgenden Morgen erhalten wird, für deren Abfassung das „Berliner Tageblatt“
brigens speciell ein eigenes parlamentarisches Bureau errichtete. So strebt
iese wahrhaft unabbängige, freisinnige Zeitung unablässig vorwärts. Natürlich
o das Mor genblaitdes „Berliner Tageblatt“ dabei nicht vernachlässigt
berden und wie sein Feuilleion bisher für unsere ersten Romandichter die be⸗
jebteste Art zur Verösfentlichung ihrer neuesten Werke war, so soll auch jetß
son dieser Tradition nicht abgewichen werden; denn im Laufe des IV. Quar⸗
Is wird der neueste Roman Berihold Auerbach's der gefeierte Poet, unter
em Tilel „Forstmeister“ im „Verliner Tageblatt“ veröffentlicht Außerdem
jehen die werthvollen Veigaben, das illustrirte Witzblatt ‚Ulk“ und das
eiletristische Wochenblatt, Verliner Sonntagsblatt“ nach wie vor den Abon⸗
ienten ohne jede Preiserhöhung zu, denn der Abonnements⸗Preis für das
Berliner Tageblalt“ in seiner zweimaligen Ausgabe, als Morgen⸗ und
Ibendblatt, mit allen Gratisbeigaben bleibt vierteljährlich auf 5 Ml. 25 Pf
ormirt, ein Preis, der in der That außer allem Verhältniß zu dem dafür
gebotenen steht.