Anzeiger.
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M 155. Dienstag, den 1. Oktober
ws7s
Deutsches Reich.
München, 30. Sept. Die zweite Lesung des Sozialisten⸗
zesehenwurfes soll morgen Abend beginnen. Tas Endergebniß der
itrsten hat nirgendwo eine rechte Befriedigung hervorgerufen. In
Regierungskreisen hält man nach wie vor eine Anzahl der von der
dommission vorgenommenen Abändernungen für „unannehmbar“ und
amentlich der Reichskanzler selbst soll von den durch Lasker's
bessernde Hand“ ins Leben gerufenen Mod ficationen ganz und
jar nicht erbaut sein. In linksliberalen Kreisen findet man da⸗
zegen in den durch die Kommission vorgenommenen Aenderurgen
wirkliche „Verbesserungen.“ Die beiden Hauptdifferenzpunkte zwi⸗
chen Regierung und Reichsstag werden die Bestimmungen über die
Dauer des Gesetzes und über die Rekursinstanz bilden. (Südd. Pr.)
.Berlin, 27. Sept. Zur Ausführung der Reichs-Justiz⸗
gZesetze ist im Justiz-Ministerium eine Reihe von Geietzen ausge⸗
beilet worden, welche jetzt der vorbereitenden Berathung des,
Staatsministeriums unterliegen: nämlich ein Gesetzentwurf betreffend
zie Schiedsmanns-Ordnung, zur Ausführung der deutschen Civil⸗
Brozeß⸗ Ordnung, und ein Gesetzentwurf betreffs der Uebergangs⸗
Zestimmungen für die Civil Prozeß⸗ und Strafprozeß -Ordnung.
Leßterer enthält namentlich Vorschriften darüber, wie es mit dem
im 1. Oktober 1879 bereits anhängig gemachten zu halten sein
oll. Ein Gesetzentwurf bezüglich der sün anhängige Konkurssachen
ind auhängige Zwangsvollstreckungen und das unbewegliche Ver⸗
nogen nothigen Uebergangsfristen ist noch in der Bearbeitung.
Das zweite Verzeichniß der beim Reichsstag eingegangenen
Betitionen weist deren 29 auf. Es befinden sich darunter solche
vegen Beseiligung der Wanderlager und Aultionen durch Aenderung
der Gewerbeordnung; eine auf Einführung allgemeiner Arbeiter⸗
ensionskassen im Wege der Gesetzzebung; die Vertreter der Essig⸗
abrikanten von Elsaß-Lothringen, Rheinland, Westfalen, Hessen⸗
Nassau und dem Großberzoglhum Hessen bitten die zu erwartende
Vorlage eines Gefetzes üͤber Eimführung einer Uebergangssteuer auf
Essig von 3,82 Mt pr. 100 Liter sammt einer Sieuerrückver⸗
zütung auf Essig, der nach den Südstaaten auseführt wird, an⸗
unehmen. de
Nachdem der erste deutsche Arbeiterkongreß in Gera im Okto⸗
zer v. J. die unter diesem Namen organisirte antisornaldemokta
ische Bewegung so außerordentlich günstig inaugurirt hatte, war
vorauszusehen, daß ihre Organe die Jahresfrist bis zur Erneuerung
ener Verhandlungen zur Agitation wirlsam benutzen würden. Der
weite densche Arbeiterlongreß, welcher an 12., 13. u. 14. Oltober
. J. in Dresden tagen wird, hat in Folge dessen auf eine äußerst
ebhafte Theilnahme zu rechnen, um so mehr, als die soeben ver⸗
iffentlichte Tagesordnung jehr interessanie Debatten in Aussicht stelli.
Dieselde enthält u. A. folgende Puntte: Eröffnungsrede des Vor⸗
itzenden des sländigen Ausschusses über „die wahre Belämpfung
der Soz'aldemokratie“; Betichte des Generalfekretärs und des Schatz⸗
neisters; die Verwendung der Wilhelmsspende und die freien
dülftkassen; das Wesen und Wirken der Gewerkvereine; die Auf⸗
Jjaben drr Fabrit-VJInspektoren nach der neuen Gesetz ebung; die
bresse und die Arbeiterfrage; Betheiligung der Arbeitet am Gedeihen
der Unternehmungen; das Herbergöwesen; die Aufgaben des Aussfchus⸗
es und der Vertrauensmänner des deutschen Trbeitetlongresses, ins«
esondere die Arbeiterstatistik, das Lehrlingswelen und die gewerb⸗
iichen Schiedsgerichte (Gewerbegerichle) betreffend; Antrag eines
rorporativen Mitgliedes auf Streichung des Zusatzes „anli⸗sozial⸗
emokratisch‘' im Namen des Kongresses; Vorschläge zur Ausbrei—
ung und praktischen Wirlsamkeit des deutschen Ardeiterkongresses;
Wahl des Vororts und sländigen Ausschusses, Best'mmung des
nächsten Kongreßortes. Für solche liberalen Parteielemente, welche
in einer Bekämpfung der Sozialdemokratie durch selbstthatige Wirk
amkeit des Voikes mitarbeiten wollen, sei noch hinzugefügt, daß
Anmeldungen zur Theilnahme (sowohl Einzelner als auch von Ber⸗
anen) an das Bureau des deutischen Arhbeiteckongresses, Berlin 8.,
titterstraße 3, zu richten sind.
Berlin, 28. Scept. Die Wahlprüfungs-Commission det
xrichstages beantragt, die Wahl des Grafen Grote (in Harburg,
wo die argen Excesse vorkamen) zu beanstanden und den Reichskanz⸗
ler zu ersuchen, wegen der Wahlagitation durch Staatsbeamie und
der von Wahlvorstehern begangeren Ungesetzlichkeisen Ermittelungen
und wegen eines anderen Punltes strafgexichtliche Untersuchung
eintreten zu lassen.
. Berhin, 28. Sept. Bitreffs der Hebung des „Großer
urfürst“ sind berets über 120 Projecte eingegangen.
In Frankfurt a. M. hat sich ein „kathol. kaufmännischer
Berein“ gebildet; den Hinterlassenen seiner Miiglieder, welche regel⸗
mäßig die Beiträge gezahlt haben, gewährt er eine Unterstützung
hvon 50 Mark. Vorsitzender ist Ferd. Hohoff . Für ein lath. Ge⸗
eslenhaus sind 6676 M. gesammelt. * *
—Baden⸗Baden, 29. Sept. Gestern Abend nach 9
Ahr trasen Kasser Wilhelm und Kaiserin Augusta, heute Abend 6
Uhr der Kronprinz Friedrich Wilhelm, der Großherzog und die
Broßherzogin und der Ecbgroßherzoz von Baden hier ein.
Bermischtes.
7TZweibrücken, 27. Sept. Verhandlung gegen Wilhelm
kndres, 29 Jahre alt, Mitzzgergeselle von Edenkoben, angetlagt
der Vornahme unzüchtiger Handlungen mit Gewalt und der Köcper⸗
nerletzung mit tödtlichem Eifolge. Endres wurde unter Annahme
nildernder Umstände für letzteren Fall für schuldig befunden und
u einer Gesammtzuchthausstrafe von 6. Jahren und zum Verlusi
er bürgerlichen Ehrenrehte auf gleiche? Dauer verurtheilt.
FZweibrüchen, 30. Seypt. Unser diesjähriges land⸗
virthschaftliches Fest, welches von dem schöusten Weiter kegünstigt
var, nahm wie gewöhnlich einen glänzenden Verlauf. Nachdem
chon am Samstag eine große Menge Gäste eingetroffen war, stroömte
s gestern sörmlich von allen Seiten in unsere festlich geschmückte
Ztadt. Nach vorhergegangenem üblichem Umzug der preisgekrönten
Pferde durch die Streßen der Stadt, fanden Nachmiitags 3 Uhr
»ie Rennen statt. Die Betheiligung an denselben war in diesem
Fahre schwächer als sonst, was lediglich in zufälligen äußeren Ver⸗
ältnissen seinen Grund hat, doch gewährten dieselben ein interes⸗
aintes, zum Theil aufregendes Schauspiel. Leider ist dabei ein
inglücksfall zu verzeichnen. Das Pferd des preuß. Lieutenants
)xn. Jacobi aus Lauterbach (br. Wallach „Insolvent“) stürzte
vährend des Ojfiziers-Hürden Rennens bei dem Nehmen eines
dindernisses so unglüchlich, daß es auf der Stelle eine Leiche war.
der Reiter, der unter das Pferd zu liegen kam, trug glückicher⸗
veise nur eine Verstaubung der rechten Hand davon, die ihn jedoch
on der weiteren Theilnahme am Rennen nicht abhielt. Er hatte
as Glück, aus den beiden letzten Rennen als Sieger hervorzu⸗
jehen, als welcher er jedesmal von der dicht gedrängten Zuschauer⸗
nasse mit lebhaften Bravorufen begrüßt wurde.
.Kaiferslautern, 28. Scpt. (Ein unzeitiger
-„cherz.) Heute Morgen erhielt die Erpedit'on der Kaisersläuterer
zeitung“ einen auf der hiesizen Stadwpost gestern Abend aufge⸗
jebenen Brief, welcher die Todesanzeige eines hiesigen Kaufmanns
enthielt, der Io am Herzschlage gestorben sein sollte. Die
Todesanzeige euthielt auch Tag und Stunde des Begräbnesses ganz
jenau und trug de Unterschrift der „ieftrauernden Witiwe“. Da
vit den Todtgesagten gstein noh gefund und munter gesehen,
hedten wir in sein Haus, wo er frisch und gesund am Kaffeetisch
itzend vorgefunden wurde. Die nöthigen Vorbereitungen, um dem
Ztiesschreiber, dem man auf der Spur zu sein glaabt, zu entdecken,
ind im Gange, und wird dieser dann der ve dienten Strofe für
iesen höchst unzeitigen und rohen Scherz sicherlich nicht entgehen.
F Die Weinlese beginnt in Wollmesheim 2. Ouober.
zn Jlbesheim am 3, Oltobet. In Khodt am 7.
Oktober.
f Vom Zuchtpolijeigerich Landau wurde am 27. Sep⸗
ember ein Nagelschmied aus Billigheim, Namens Pauli, wegen
Najestätsbeleidigung, begangen zu Billigheim in der Wirtschaft von
Metzaer durh eine rohe Bemerkuag über das bayerische Königshaus,
u 1 Jahr Gefäugniß verurtheilt.
Das „N. W.“ schreibt: In dem reizenden Park des Herrn