and ungezogen. Beim Militär zog er sich mehrere Insubordinationssteafen
zu. Seine Ehe mit der nunmehr verlebten Katharina Buch war nicht glück⸗
uch. Veide Eheleute lebten mit einander in beständigem Streit; sie belegte
ihren Mann oft mit den abscheulichsten Schimpfworten, und er pilegte sie
dafur auf die gröblichste Weise zu mißhandeln, so daß die Spuren hievon
manchmal lange Zeit an ihrem Körper bemerkbar waren. Die Ehefrau ver—
ließ schließlich, um den fortgesetzten Mißhandlungen zu entgehen, und in
Furcht, ihr Mann möge sie noch umbringen, die eheliche Wohnung und bezog
einige Tage nach Ostern l. J. bei den Eheleuten Martin in Sippersfeld eine
andere Wohnung. Ihr Ehemann hatte hiegegen Nichts einzuwenden und
berforgte sie selbst noch am nämlichen Tage mit verschiedenem Hausgeräthe
und einigen Lebensmitteln. Ein vierjähriges Söhnchen nahm die Mutter in
hre Wohnung auf, während die übrigen drei Söhne bei dem Vater blieben.
Die Haushaltungsgeschäfte bei dem Angeklagten wurden anch nach diesem
Wegzuge von dessen Ehefrau besorgt. Dieselbe bezog auch von dem Ange—
klagien einzelne Lebensmittel; doch war derselbe in dieser Beziehung so spar—
sam, ja geizig, daß seine Frau zu ihren in dem benachbarten Orte Gonbach
wohnhafien Eltern ihre Zuflucht nehnen und diese ihr Unterstützung gewähren
mußten. Sie hatte nun allerdings keine Mißhandlungen mehr von ihrem
Manne zu erdulden, aber sie beklaͤgte sich oft bei ihrer Ruckkehr aus der Be⸗
hausung ihres Mannes über die von diesem und ihren Kindern gegen sie
ausgestoͤhenen beschimpfenden Redensarten. Am 16. Juni abhin begab sie
sich des Nachnmittags um halb1 Uhr wieder in die eheliche Wohnung, um
die Haushaliungsgeschäfte zu besorgen. Obwohl sie sich vorgenommen haite,
nicht lange dort zu bleiben, hielt fie sich den ganzen Nachmittag daselbft auf
ind war' ganz vergnügt und munter. Der Angeklagte würdigte sie jedoch
keines Vlikes Gegen 8 Uhr schälte sie Kartoffelnn, und schon jetzt wäre es
beinahe wegen Brennholzes, das sie den Angeklagten in ihre Wohnung zu
chaffen bat, was dieser ablehnte, zu Zwistigkeiten gekommen, und Nur die
Nawesenheit des Zeugen Lenckel, der bei dem Angeklagten in Miethe wohnt,
md eines gewissen Becker, verhinderte den Ausbruch eines Streites. Als fich
heide Zeugen Lenckel uud Becker gegen 6 Uhr entfernt hatten, scheint der
Angeklagte seinem Zorne freien Laͤuf gelassen zu haben. Um diese Zeit jahen
nämlich Kinder, welche auf dem vor dem Fenster des Weimer'schen Hauses
aufgeschichteten Holzes standen, daß der Angeklagte in seiner Stube auf seine
Fraͤu mit einem weißen Prügel schlug, und eins dieser Kinder, die Zeugin
Katharina Folz, konnte gleich darauf durch einen im Scheuerthore des Ange⸗
klagien befindlichen ziemlich breiten Spait sehen, wie derselbe in der Scheuer
mil dem nämlichen Prügei auf seine Frau losschlug. Besagte Scheuer steht
mit den Wohnräumlichkeiten des Angeklagten in directer Verbiudung, so daß
man, um in die Scheuer zu kommen, das Haus nicht zu verlassen braucht.
Dieselbe Zeugin Folz machte auch die Wahrnehmung, daß, als der Angeklagte
die Anwesenheit der Kinder vor dem Scheuerthore bemerlte, alsbald den er⸗
wahnten Spalt mit einem Wagentuche, das schon vorher an dem einen Thor⸗
flügel innen angeschlagen hing, verdeckte, so daß inan nicht mehr in die
Scheuer sehen koͤnnte. Ganz um diese Zeit hörte ein Zeuge beim Vorüber⸗
gehen an dem Scheuergiebel ein fesles Getrappe, wie weun sich zwei Personen
in der Scheuer einander nachliefen. Andere Personen vernahmen einen in
der Scheuer zwischen dem Angeklagten und seiner Frau geführten hejtigen
Woriwechsel uͤnd einen hellen aher gedehnten Schrei aus der Scheuer, der
sich 223 Mal wiederholte und der Stimme nach von der Ehefrau Weimer
ausging. Das Thor war hier, wie sich einzelne Zeugen uüberzeugien, derart
inwendig verhängt, daß man nicht in die Scheuer blicken konnte. Nicht lange
nachdem dies die Zeugen wahrgenommen, bemerkte man den Angeklagten mit
einem Stallkübel aus seinem Stalle in den Hof und von da an den Dorf⸗
brunnen gehen. Die Ehefrau Weimer wurde nach den eben geschilderten
Vorfällen an diesem Abende nicht mehr gesehen und war auch weder jetzt,
noch in der Nacht in ihre eigene Wohnung zurückgekehrt. Der oben erwähnte
Zeuge Lenckel, der gegen 7 Uhr wieder in die Wohnung des Angeklagten
gerreten war, erkundigte sich bei diesem nach seiner Frau, worauf d.rselbe,
oͤhne daß man etwas Auffäliges an ihm bemerken konnte, anur Antwort aab:
Sie wird wohl fort sein, sie ist zur Thüre hinaus.“
Am felgenden Morgen fuhr der Angeklagte mit seinem Sohn Friedrich
in aller Frühe auf den Acker, um Klee zu holen. Um halo 6 Uhr kehrten
fie nach Hause zurück, und erst jetzt will der Sohn Friedrich die Entdeckung
gemacht haben, daß seine Mutter in der Scheuer an einem Balken entseelt
ding. Der Augeklagte machte sogleith die Anzeige hiervon bei dem Bürger⸗
meisteramte und bezeichnete dabei seine verlebte Frau als geisteskrank. Auf
die Kunde ron Tem, was geschehen, eilten viele Leute herbei und fanden die
Leiche an einem Balken, welcher über einem die Tenne von dem Barren ab⸗
schließenden Mäuerchen in gleicher Richtung mit diesem sich hinzieht, mittels
eines um den Hals geschlungenen und um den Balken mehrmals gewundenen
Stranges in der Weise aufgehängt, daß der Knoten linksseitig vor dem
Ohre augelehnt war, die übrigen Körpertheile aber frei in den Barren herab⸗
hingen. Die Haare waren stark verwirrt und mit Spuren von Heu und
Eiroh untermischt; die Haube war vom Kopfe heruntergesunken und der
Rock über die Hüfien und den Unterleib herabgerutscht. Der Strang, an
dem die Leiche hing, war in der kunstlichen Weise an den Ballken befestigt,
wie es die Zimmerleute zu thun pflegen, wenn fie Bauholz aufziehen, so daß
man sich wunderte, daß eine Weibsperson Dies so fertig gebracht haben sollte.
Ter zuerst an Ort und Stelle geeilte Zeuse Peter Folz wurde bei der Leiche
als Warter aufgestela. Das erwähnte Wagentuch war bei seiner
Ankunft nur an dem einen Thorflügel angeheftet und hing im Uebrigen bis
auf den Boden und war ganz trocken. Zur Erklärung der Verhängung des
Scheuerthores mit dem Tuche behauptete der Angeklagte, er habe dasselbe,
dat vom Regen naß geworden, zum Troanen über die gagze Breite des
Thores ausgespannt. Als die Leute sich allmählich verlaufen hatien und der
Angeklagte sich unbemerkt glaubte, fühlte er der Leiche auf dem Kopfe herum
m nomentlich auf dem Schädeldache, wie wenn er dort etwas unterjsuchen
vollte, und Dies widerholte er mehrmals, wenn er sich unbeobachtet glaubte.
Den Wächter Folz ersuchte er auch einmal in den Barren hinabzusteigen und
nachzusehen, ob die Leiche mit den Füßen aui dem Boden stehe. Dieser kam
dem Ersuchen nach und konstatirte, daß die Fuüße von denm Boden ctwa um
einen Fuß entfernt waren. Der Zeuge Folz entdeckte später auf der in der
Tenne stehenden Windmühle einen Knebel, von dem die Rinde abgeschält war
und deßhalb weiß aussah. An der Bruchstelle desselben klebte noch ein ge⸗
Käuseltes derart schwärzkiches Haar, wie solches die Verlebte hatte.
Ein auf Befebl des Präsidenten gefertigikes Modell veranschaulicht aufs
Benaueste das Innere der Gebäulichkeiten des Angeklagten. Der Barren der
eser liegt, als die Tenne, ist von dieser durch ein Mäuerchen und arüber
besindliches Balkenwerk getrennt. Der Barren selbst ist 2 Meter tief. Um
in denseiben hinabzusteigen, bediente man sich eines in der Scheuer vorhandenen
Leiterchens. Es wurden im Ganzen 833 Bes und 4 Entlastungszeugen ver⸗
Jommen und zwar während des gestrigen Tages. Heute früh begannen die
Debatten und dauerten bis gegen Abend. Der Angeklagte stellte, wis fruher,
die That in Abrede.
Der Wahrspruch der Geschworenen lautete nach halbstundiger Berathung
auf „Nicht schuldig“, worauf Weimer sofort auf freien Fuß gesetzt wurde.
Kaiserslautern. Ueber die Holzschuhfabrik von Chr.
zotz dahier schreibt die „Pf. Vollszig.: Wir nahmen gestern die
helegenheit wahr, die Erzeugisse dieser Fabrik in Augenschein zu
ehmen, welche heute zu der bei Gelegenheit des Oktoberfestes in
Munchen stattfindenden Ausstellung des landwirthschaftlichen Vereins,
erbunden mit' den Erzengn'ssen der bayerischen Holzindustrie, abgehen.
Pir waren erstaunt über die Mannichfaltigkeit dieser Fabrikate,
ie alle Nuancen bieten, von den solidesten, wasserdichten hohen
5chuhen für Wiesengräber bis zu den niedlichsten Kinderschuhen und
legacnesten Damenpantoffeln. Es besinden sich z. B. in der Aus—
ellung Kinder⸗, Schüler⸗,, Frauen⸗ und Mannsgalloschen das Paar
son 1M. 40 Pf. bis zu 2 M. Basonders praktisch auch für
Urbeiter scheinen uns die Laschenschuhe, und ist der Preis für
Nännerschuh 8 M. bis 3 M. 80 ppf. und wenn dieselben mit
zeder und Nägeln auf den Schlen beschlagen sind, halten dieselben
inen ganzen Winter. Für unbemittelte Schullinder sind ungefütterte
zchnürschuhe schon zum Preise von 2 M. an bis solche für größere
Rädchen von 2 M. 50 Pf. bis 3 M. zu haben. Der Hauptvor⸗
ug dieses Ariikels liegt darin, bei kalter und nasser Witterung
mmer einen trocknen und warmen Fuß zu haben, was gewiß für
Ander, die im Winter manchmal einen weiten Weg in die Schule
Jaben, nicht zu unterschätzen ist, außerdem kommt noch das bedeutende
5. sparniß für ärmere Leute in Betracht. In Frankreich trägt
Jedermann Holzschuhe von dem Aermsten bis zum Reichsten, nur
sei uns herrscht in dieser Beziehung ein Vorurtheil.
Kaiserslautern. Auf das Gutachten des Gefund⸗
jeitsrathes hat der Stadtrath die Anlage von Versitz zruben ver⸗
oten. — Erne Commission wurde vom Stadtrath deauftragt,
nusterg'ltige Schlachthäuser zu besichtigen; ihre Wahrnehmungen
ollen sür den Plan des neuanzulegenden Schlachthauses verwerthet
oerden. — Der Gesundheitsrath wurde vom Stadnalh aufgefordert
u einem Gutachten über Vorsichtsmaßregeln gegen Einschleppung
von trichinösem amerikanischem Schweinefleisch.
fFQaisertlautern, 2. Ott. Ein Nachspiel zu den
deichstagswahlen. Die „Kaisersl. Ztg.“ schreibt: „Gestern wurde
vr Redakteur unserer Zeitung durch eine Vorladung überrasht,
velche ihm Herr Karl Freiherr von Gienanth sen. auf Hochstein
urch einen Gerichtsvollzieher hat zustellen lassen. Herr von Gie⸗
zanth fühlt sich nämlich nachträglich noch beleidigt durch das vom
iveralen Wahlcomitee im Monat Juni d. J. veröffentlichte Vor⸗
pvort zu der von Herra Dr. Zinn zu Langmeil gehaltenen Wahl
ede und hat nun von den Mitgliedern des liberalen Wohlkomitees
en Redalteur unserer Zeitung allein herausgegriffen und diesen
begen Beleidigung verllagt. — Die Sache kommt am nächsten
smamstag, den 5. Oltober, vor dem hiesigen Polizeigerichte zur
Berhandlung. — In deiselben Sitzung kommen noch zwei andere
Beleidigungsklagen zur Verhandlung, welche Hert Baron von
hienansth gegen die Herren Christan Zinn von dier und Dr.
daoid von Vudwigshafen wegen zweier Gedichte, die in der
pfälzischen Volkszeitung? veröffentlicht waren, angesttengt hat.“
f Am 29. Sept. hielt der Ausschuß des pfaälz. Holzhändler⸗
Bereins unter dem Vorsitz des Herrn Gehrlein von Maximiliansau
dei Friedr. Bauer in Haardt eine ordentliche Sitzung ab, die den
Zwech hatte, sich über mancherlei Mißstände und übder die mißliche
dage, in welcher sich geginwärtig der pfälzische Holzhandel befindet,
u besprechen und sich beschwerend an die k. Regierung zu wenden.
Zugleich wurde die Gründung einer Arbeiter⸗Unfallversicherung unter
dolzhändlern und auch sonstigen Interessenten beschlossen und die
Fiesbezügli deu Echebungen sowie Ausarbeitung von Statuten Herrn
Ferd. Jentzzner übertragen. (Pf. A.)
Dürkheim, 1. Olt. Bei dem Winzer Martin Fischer
zier wurden gestern Nachmittag zwischen 4 und 6*4 Uhr mittelst
Finbruchs goldene Schmuctgegenssände im Werthe von M. 490
und M. 2500 in Baar gestoblen. Die Diebe sind bis jetzt noch
nicht ermittelt worden.
Landau. Die k. Siudienanstalt Landau hat das neue
Schuljahr mit 370 Schülern erdffnet, 4 mehr, als bei Beginn des
»oxigen; davon kommen 221 auf die Lateinschule und 149 aui
das Gymnasium.
Speier, 30. Sept. Die Gewerbebank hatte am letzten
Samsiag ihre statutengemäße ordentliche Generalversammlung im
Basthaus zum Pfalzer Hof behuss der Legung der Geschäftsetgeb⸗
nisse des 1. Semefiers 1878. Dem dort verlesenen Geschäfis⸗
zericht eninehmen wir in Kürze Folgendes: Der Gesammtumsaß
var in dem verflossenen 1. Halbjahre M. 8,697, 041. 00. Die
—X—
zestiegen, und sind seit dem 30. Juni weitere 26 beigetreten.
F Die niueste Nummer der „Nachrichten aus Amerika“ ent⸗
jalten die Namen folgender in Amerika gestorbenen Pfälzer: Anna
Macia Becht, geb. Hellwig, aus Rohrbach, 74 Jahre alt, gest. am