Full text: St. Ingberter Anzeiger

24: Juni, New⸗Orleans; Christian Bardes, aus Annweiler, 80 
Jahre alt, gest. am 14. Juli, Cincinnati; Daniel Deprez, aus 
Billigheim, 45 Jahre alt, gest. am 18. Juli, Circinnati; Su— 
sanna Siben, geb. Glaßer, aus Deidesheim, 68 Jahre alt, gest. 
am 19. Juli, New-Orleans; Wilhelmina Carolina Uehlein, geb 
Munter, aus Homburg, 51 Jahre alt, gest. am 24. Juli, 
Fincinraiti. 
f Aus dem Elsaß. Vom 26. bis 29. Sept. wurde zu 
Jtrenheim eine Hochzeit gefeiert, wie sie im Elsaß schon lange 
nicht dagewesen ist. Der Gutsbesitzer und Reservelieulenant Jakob 
Diebold aus Fürdenheim heirathete die jüngste Tochter des Bürger⸗ 
meisters und Kreisrathe Karl Ammel zu Ittendeim. Drei Tage 
dauerte das Fest, dem 400 eingeladene Gäste beiwohnten. Zur 
Bewirthung der Gäste waten 2Ochsen, 2 Kälber, mehrere Schweine 
und Schafe geschlachtet worden. Sodann wurden 50 Hasen, 100 
hühner, 100 Enten, 80 Tauben und 2 Centner Fische verzehrt. 
Der Wein floß in Strömen. 3 Köche und 10 Kochfrauen sorgten 
sür die Zubereitung, und über 30 Kellner bedienten die Gäste. 
Beim Festessen des ersten Tages brachte der elsässische Dichter Daniel 
hirtz in Eisasser Mundart zwei Trinksprüche zum Vortrag; Abends 
war großes Feuerwerl, dem bis früh Morgens der Tanuz folgie. 
Am zwerten Tag war von den jungen Leuten aus Ittenheim und 
Fürdenheim ein Pferdrennen veranftaltet. Die Familien Ammel 
Diebolsd gehören zu den ältesten und angesehensten des Unterelsaß. 
starl Ammel ist schon 26 Jahre Bürze meister in Itteüheim, und 
zor ihm verwaltele sein Vater dasselbe Amt länger als 40 Jahre. 
F In Jsenburg Großherzogth. Hessen) wurde dieser Tage 
ein Sozialdemokrat zum Bürgermeister gewählt. 
FVom Rhein, 28. Sept. Der Preis von Zwiebeln 
sst so merkwürdig gesunken, daß man zu 1 M. 80 Pf. bis 1M. 
90 Pf. pro Centner in den Ortschaften um Frankenthal genug 
haben kann. (Rhpf.) 
Kassel, 30. Sept. In einem Hause der Wörthstraße 
hierselbͤ ist heute bei Gelegenheit eines Umzugs eine grauenhafte 
Enideckung gemacht worden. In einer am Boden stehenden, zum 
Theil mit Rauchwaaren angefüllten Kiste fand sich nämlich der fast 
dis zur Unkenntlichkeit entstellte Leichnam des sein länger als acht 
Wochen vermißten zehnjährigen Sohnes eines im Nachbarhaufe 
vohnenden Schreiners. Der Knabe war am Tage seines Ver— 
schwendens wegen verschiedener dummer Streiche in eine Boden— 
kammer gesperrt worden, hat von hier jedenfalls einen Ausweg 
iber das Dach in das Nachbarheus und dort in der Kiste ein 
willkommenes Versteck gefunden. Wahrscheinlich ist nun der schwere 
Deck! umgeschlagen, der Knabe aber, ohne sich befreien oder um 
hülfe rufen zu koͤnnen, elend erstickt. 
Der vor einigen Tagen gemeldete Tod des berühmten Geo— 
graphen Petermann scheint nach nerern Melduugen kein natürlicher 
gewesen zu sein. Wie Berliner Blättern aus Gotha mitgetheilt 
wird, hat derselbe durch Erhängen seinem Leben seibft ein Ende 
gemacht. Die Familie versuchte dus nahe liegenden Ursachen, einen 
Schlagankall als Todesursache henzustellen. Unter den Motiven zu 
)nm beklagenswerthen Selbsimord dür ten unerrreul che Fameliender⸗ 
zaltnisfe in eister Line stehen. (Uebrigens scheint auch eine pshchische 
Vererbung mitgewerlt zu haben; es haben nämlich s. Z. der Vater 
Petermanns und ein Bruder von ihm ebenfalls ihrem Leben durch 
ẽrhängen ein Ende gemacht.) 
Berlinund Zeitz. Ein angesehener Fabrikant aus 
Zeitz hatte bei einem Berliner Kunstschlosser ein Geldspind gekauft, 
welches ihm von dem Verfeitiger als vollkommen diebessicher ga— 
rantirt worden war. Ein Schlossermeister aus Zeitz, den es ver⸗ 
droß, daß die allgemein in bestem Ansehen stehende Schlosserkuast 
an der Elster geringer geachtet wurde, als die am grünen Strand 
xer Spree, erkläcte öffentlich in einem Zeitzer Blatte, daß er das 
berliner Geldipend, nachdem er es sich henau angesehen, in drei 
Stunden aufbrechen und alles darin Enthallene herausholen wolle; 
nut brauche er zuvor fünf Tage Zeit, um sich das nöthige Werk 
eug zu den Bohrungen anzufertigen. Der Berliner Meister, dem 
)er herausfotdernde Artikel zugesandt wurde, erklärte nun in dem⸗ 
ilden Blatte, daß er 300 Mark in das Geldspind einschließen 
volle, die möge sich der Zeitzer College heiausbohren. Au einem 
vestinmten Tage der vergangenen Woche waren nmun um den Gelb⸗ 
chtant versammelt: der Zeitzer Fabritkant, Abgesaudte von Be⸗ 
Prden, sämmtliche Schlosser don Zeitz und der Berliner Kunst— 
closset mit ein gen Freunden. Rachdem der Berliner, win ber— 
prochen, 300 M. in das Spind gelegt und dasselbe verschlossen 
zatte, degann der Zeitzer mit der Bohrung. Seine selbstgefertgten 
jnstrumente wurden von allen Kennern fuͤr echletß Zeiher Faͤbelai. 
uso für ausgezeichnet erllärt, allein obgleich der Mesier arb itele, 
ns ihm. der Schweiß in Stidmen von der Slirn rahn, halte ae 
ach drei Stunden erst ein Loch gemacht, etwa so groß, daß man 
inen Bleistift durchsteken konnte; an der Panjerung aber zerbrachen 
ile Bohrer. Keuchend warf sich der ganz Ermattete auf einen 
Siuhl und erklärte: „Weiter gehis nicht!“ — Unter allgemeiner 
deilerkeit wurden nun die Gloser mit Zeitzer Ausbruch gefüllt und 
von den Preisrichtern das Verditt abgegeben: „Die Berliner Kunst⸗ 
ichlosser haben ihr Lehrgeld nicht vernascht.“ 
Eine sonderbare Briefadresse ging dieser Tage in Berlin 
ꝛin. Dieselbe lautette: „An meinen lieben Sobn Isaak K — 
deim 4. Vataillon; wo der Kapitän den weißen Schimmel reitet.“ 
Nach vielem vergeblichen Hin⸗ und Herftagen gelang es endlich, 
den Empfaänger des Briefes bei der 4. Kompagnie eines dortigen 
Gardetegiments zu ermitteln und ihm den Brief zugänglich zu 
machen. 
F Auf dem Potsdamer Bahnhofe in Berlin werden jetzt 
die jämmtlichen 12 Weichen der Geleise durch eine äußerst sinn⸗ 
reiche centrale Vorr'chtung von einem Signalthurm aus durch nur 
einen Weichensteller gestellt. Die Kosten dieser Einrichtung, die 
ich als sehr praktisch bewährt, sollen reichlich 80,000 M. betragen 
Jaben. 
F Einem Schuster in Itze hoe hat seine Frau am 28. 
September drei Knaben und zwei Mädchen geschenkt. Der allzu 
lückliche Vater hat sich an die deutsche Kaiferin um Uebernahme 
)er Gevatterschaft bei den fünf Neugeborenen gewandt, um den⸗ 
elben, wie er sich ausdrückt, einen guten Eingang in dieses arm⸗ 
elige Leben zu virschaffen. 
F Bera, 29. Sept. Ein recht trauriger Fall hat sich in 
den letzten Tagen zu Gains im Kanton Außerrhoden ereig⸗ 
net. Der dortige Schollehrer hatte den Kindern in der Schule 
jur Belehrung und Warnung Tollkirchen vorgewiesen und sie dann 
auf den Ofen gelegt. Unglücklicherweise kommt nach den Schul⸗ 
tunden sein eigenes stind in die Schulsiube, sieht die rothen Bee⸗ 
ren und ißt sie. Kurz dazauf war es elne Leiche. 
tParis, 27. Sept. Seit zwei Tagen hat die Weinernte 
n der Champagne begonnen; die großen Händler haben den gamzen 
krtiag beteits vorher käuflich an sich gebracht. Die vornehmsten Ge⸗ 
vächse sind zu den hohen Preise von 800 — 828 Franken per 2 Hek— 
oliter, die zwe ttlassigen zu Preisen zwischen 400 und 650 Frauten 
derkauft worden. 
fF Eine aufgeschobene Hinrichtung. An 6000 
Personen hatten sich neulich in Greenville, Tennesee, zusammen⸗ 
zgefunden, um den Mörder George Howell am Galgen baumeln zu 
sehen. Der „Spaß“ sollte gerade beginnen, als vom Gouverneur 
ein Aufschub des Urtheils anlangte. Der Haufe war schwer ge⸗ 
äuscht und darüber so wülhend, daß in der Nacht ein Mob das 
Befängniß, zu stürmen versuchte, unn den Mörder zu „iynchen“. 
Ein Marschall wurde erschossen, und der Sberiff mußte die Miliz 
zu Hülfe rufen, um die Rasenden zurückzuschlagen. 
New-⸗-Orleans, 29. Sept. Das gelbe Fieber führt 
fort, bösartig in den Provincialdistrikten zu sein, aber in den 
Städten läht es nach, mit Ausnahme' von Vicksburg, wohin die 
Ieflüchteten Einwohner thörichter Weise zurückgekehrt waren. Die 
Zohl der Todesfälle in Folge der Seuche beträgt bis jeht in New— 
DOrleans 2,758, in Memphis 2,469, in Vicksburg 7090, 
in Greenvisllse 300, in Grenada 274, in Hollyspring 133, 
in Pott Gibson 110, in Canton 99, in Stickmann 84, in 
Browalville 66, in Plaguemine 65, in Batonrouge 58, in Grand 
Junction 44, in Louswille 36, in Palersonville 33, in Morgon 
Tity 30, in Babadieville 830, in Chattandaga 26 und in andern 
Orten 200. 
4Mormonisches. Eine der vielen Favoritinnen Brig⸗ 
ham Poungs, des verstorbenen Mormonen-Propheten, Amelia Fol⸗ 
som, ist am 15. August mit J. Leavilt, dem General:-Passage⸗ 
Agenten der Ctutral-Bahn von Utah, getraut worden. Leabut ist 
ein „gemäßigter“ Mormone und hat „nur“ zwei Weiber. Sech⸗ 
zehn von den Wittwen Brigham Youngs weinen fich noch immer 
die schönen Augen .... rah einem neuen Gatten wund. 
Gemeinnühiges. 
Eine Mahnung an Eltern. Ir. Tschamer in Graz 
hat beobachtet und durch CTrperimente verschiedener Art, zum Theil 
an sich selbst, unwiderkeglich dargethan, daß die schwaͤrzen Punkte 
und die schmutziggraugrünen, abwischbaren Belege auf den Orangen⸗ 
ind Aepfelschalen nich's als eine Art Pilze sind, die genossen, in 
der Luftröhre sich vermehren und dann Keuchhusten veranlassen. 
Es ist daher das Schaͤlen der Aepfel durchaus gerechtfertigt; zum 
Mindesten ist es geboten, daß die Kinder, welche die Upfelschale 
gerne mitgenießen, angehalten werden, sie vorher säuberlich abzu⸗ 
reiben. 
Mittel gegen die Kartoffelfäule. Ein Beo— 
hachter hat, wie er versichert, vor mehreren Jahren, als seine Kar⸗ 
toffeln in Folge der Karloffe krankheit faulten, sie durch Bestreuen 
mit Gyps gegen ferneres Foulen geschützt. Die noch gesunden 
Kartoffeln sind auch ferner noch gesund geblieben; die schon ange⸗ 
faulten und vernarbien gepflanzt, haben all⸗ kraflige Stauden ge⸗ 
liefert. 
Flut die Redaction verantworilich: F. X Deme