Bermischtes.
f Vom 1. Nobenber ab wird bei den Poslanflalten im Reichs⸗
postgebiete die Aufsbewahrungsfrist für diejenigen mit dem Vermerl
posslagernd“ bezeichnelen Sendungen, welhe innerhalb Deutschlands
jur Post gegeben sind, auf einen Monat, und die Aufhewahrungẽ⸗
jrist für dergleichen gewöhnliche und eingeschriebene Briefsendungen,
jowie für Postanweisungen vom Auslande auf —W— festge⸗
setzt. Werden die Sendungen innerhalbh. der bezeichneten Fristen
hon der Post nicht abgeholi, so ersolat die Rüchsendung nach dem
Aufgabeorte. Alle vor den, 1. Noyenber zur Post gelieferten
Lagersendungen werden noch nach den bisherigen Bestimmungen
dehandelt, mithin 8 Monate lang am Bestimmungsorte aufbewahrt
werden. Bezuglich der Werthbriefe und der Packete vom Auslande
zleiben dia bisherigen Bestimmungen in Kraft. J
B8weibrücken, 16. Oll. Heute Nachmittag wurde
das Urtheil gegen den kgl. Notär Sartorius von Landstuhl, 89
Jahre alt, wegen mehrerer Vergehen im Amte (Falschunc oͤffent⸗
ucher Urkunden in seiner Eigenschaft als Beamter und XCC
ung im Amte) vor dem hießgen Zuchtpolizeigericht gefällt und
lautete: 4 Jahre 6 Monaie Gesammtgesängniß und Unfähigkeit,
ein öffentliches Amt zu bekleiden, fuͤr die Dauer von 85 Jahren.
Der Staatsanwält hatte nur 8*4 Jahre beantragt. Der Beschul⸗
digte war wöhl zu der am 8. d. M. Statt gehabten Verhandlung,
nicht aber zu der heutigen Urtheilsverlündigung erschienen. (3w. 3.)
7, Aus dem Vezitl Homburq. (O. A.) Der Ausbau
des Vistrikisstrahennehes in Bezirk Homburg schreitet immer mehr
seiner Vollendung entgegen. Durch den Distriksausschuß wurden
n unoster Zeit“ solgende neugebaute Streden nach vorheriger Be⸗
achtigung in den Distriktsverband übernommen: Straße von Kirr⸗
decge nach Moöͤrsbach, von Käshofen bis Bundenbacher Gemarkungs ·
grenze und von Lombsborn nach Martinshoͤhe. Im Bau ist
hegriffen die Straße von Wiesbach nach Kraͤhenbers. Im Kanton
dandstuhl werden dermalen gleichtails mehrere Distriktsstraßen gebaut
und im Laufe des nächsten Frühlahrs vollendet werden. Im
stanton Waldmohr wird im nächsten Jahr mit dem weiteren Aus⸗
hau des Distriltsstraßennetzes begonnen, zu welchem Behufe bereits
mehrere Prolekie gefertigt wurden. — Von den im laufenden Jahre
zur Ausfaͤhrung gelangenden Hochbauten ist der prot. Kirchenneubau
in Neuhäusel dollendet, während verschiedene Schulhausneubauten
noch in der Ausführung begriffen find.
—aiserrbautern, 16. Ott. (Aus dem Ger'chis⸗
jaale.) Vor dem hiesigen t. Polizeigerichte wurden heute die drei
Urtheile in den Beieidigungsprocessen publicirt, welche yHHerr Carl
Freiherr von Gienanth zu Hochflein gegen die Herren Redalteur
Weise, Dt. David in Ludwigshafen und Chr. Zinn angestrengt
hatte. Die Klagen gegen Weise und Dabid wurden abgewiesen
und Klager zu den Kosten verurtheilt, indem das Gericht annahm,
daß dieselben zur Wahrung berechtigter Interessen gehandelt haben
8 193 R.Str. G.); razegen wurde Herr CEhr. Zinm einer Be⸗
aͤdigung des Klägers auf Grund des 8 185 des R.Str. G. un⸗
er Annahme mildernder Umftände für schuldig erklärt und zu einer
Heldstrafe von 10 M., sowie zu den Kosten verurtheilt. (K. Z.)
KRirchheimbolanden, 15. Olt. Der 5.esige
Bierstreit neigt sich seinem Ende zu. Ein⸗ diesige Brauerei hat
damit den Anfang gemacht, den Preis des Bieres auf 12 Pig. zu
cmaßigen. Wahrscheinlich werden die anderen die jem Beifpiel
olgen.
* fLandau. 17. Oct. Heute Vormittag sptach das hie⸗
fige Handelsgericht das Urtheil in einer Klage, welche mehrere
Fitionate der Annweilerer Aktienbrauerei Burg⸗Trifels gegen die
Besellschaft angeslrengt haben. Das Urtheil verfügt nach Antrag
die Vernichtung der General⸗ Versammlungsbefchlüsse, durch welche
die jungen Aknien von der Vollzablung liberirt und 130,000 Mt.
zle Aküen zurücgekauft werden sollen.
Als erstes Motibd ist geltend genocht, daß die Sonderinteressen
der Altionäre durch die Generalversammlungsbeschlüsse nicht verletzt
derden dürfen. Die sehr interessanten Rectsfragen in die⸗
sem Prozeß werden wohl später in döchster Instanz definitiv ent⸗
schieden. (Eilb.)
fpLudwigshafen, 14. Oti. (Generalbersammlung der
Bolksbant.) Aus dem Beschäftsbericht ergiebt sich ein Minderum—
schlag von etwa 4 Millionen gegen das erste Halbjahr 1877.
Dieser Ausfoll im Umschlag hat feinen Grund einerseits in der
allgemeinen Geschäftslosigkeit, die in dem Verkehr der Mitglieder
sum Ausdruck kam, andererseis in der aus Grunden der Vorsicht
gebolenen reservitten Haltung der Verwaltuug.
Speyer, 16. Ott. Am Tage des Bischoffestes wurden
hon den Bewohnern und Gaͤsten der Stadt Speyer 356 Centner
Fleisch von in Speyer geschlachteten Thieren verzehtt. Wie viel
nag da im Ganzen wohl vertilgt worden sein!
p Gestorben in Heidelberg Otts Schrieder, früher Be⸗
fißer des dortigen „Hotel Schrieder.“ Die „Heidelb. Ztg.“ sagt.
de ploͤßliche Tod des in den besten Jahren stehenden Mannes sei
at alle seine Fteunde ein Fäthsel; wahrscheinlich hebe tin au-
ziudticher Augendlick seiuen Seist umnaqhtet. ———
FHäaruaberg, 15. Ott. Heute wurde hier ein don dem
Detonomen Wollertdoͤrfer zu Großreuih dei Schweinau gezogener
strautkopf zu Markle peteac welcher genau 21 Pfund wog.
pEin Braufesselals Lebensterter. In einem
Ruckgebäͤude der Lowengrubt in München arbeitete am Samfstag
stachminnag ein Kupferschmied in seiner mit einem Glatdach ver⸗
ehenen Werkftätte an einem kupfernen Kefsel, als sich plotzlich der
olaue Himmel, der oben hineingeschaut, versinsterte, das Glasdoch
ersplitierte und mit fürchterlicher Detonation ein Niumpen auf den
umgestülpten, Kessel fiel, der sich dann als Mensch und Maurer
ntpuppie, welcher vom dritten Stock herablam. Der Schmied
vurde vor Schreck unwohl, der Maurer aber verspürte, da er auf
zen elastischen Kessel und zwar mit einem von Natur gepolsterien
ddrpertheil gefallen war, durchaus leinen Schaden, nur einen ent⸗
etlichen Durft, dem er sogleich abzuhelfen sich anschickte.
7Saardrücen, 17. Olt. Die Frau Friedrich
Stunun, aus einer delgischen Familie stammend, ist nach laͤngerer
Zrantlichteit in Gersau in der Schweiz gestorben und wird heute
dort beerdigt. (S. 3.
7Mettlach, 15. Oct. In dem um 25 11 Uhr heute
Morgen dvon Saarbrücken hier anlangenden Zuge befand sich ein
Arrestant in Begleitung zweier Gendarmen aus Zweibrücen, welch
detztere den Arresiaaten nach Trier in's Gefängniß abzuliefern hatten.
Doschon nun derselde an den Händen gebunden war, brachte er es
zoch fertig, im hiesigen Tunnel durch die Finsterniß degünstigt, zum
Wagen hinaus zu springen. Die Gendarmen am Bahnhofe ange⸗
dinmen eilten sofort in den Tunnel, woselbst sie auch ihren
Arrestanten sehr schwer verletzt und gebunden, wie er war, vorfanden
ind in Empfang nahmen. Es ist anzunehmen, daß derselbe sich
darch den Sprung das Leben hat nehmen wollen. (S. 3.
F Der erste der Preise für den Entwurf eines allgemeinen
dollegienhauses füt die Univerfität Straßburg von 6000 M.
ist Herrs Warth in Karlsrude, die weiteren 4 Presse von je 3000
in. dem Architelten Eggert in Strakburg, Hoßfeld und Hindeldey
in Berlin, Mulius und Bluntschli und O. Sommer zu Frankfurt
a. M. zuerkannt worden.
7 Man schreibt der „Bad. Landesztg.“ aus Straßburg,
O9. Oin. , Der Centralausschuß der deuis hen Schützenvereine hat
heschlossen, daß das nächste, in drei Jahren erfolgende Bundesschie⸗
zen in Sttaßburg staufinden soll. Der Straßburger Schuͤtzen⸗
jerein, von Eingewanderten vor einigen Jahren gegründet, zaͤhl⸗
jeute 60 Mitglieder, worunter ein nicht unerheblicher Bruchtheil
eingebsrener Elsaͤsser.“
FAus den Entscheidungen des Oberhandelsgerichtes hebt die
Zaelsruher Zeitung solgenden Fall hervor, der wohl geeignet ist.
beherzigr zu werden. Bekannitich üben die Lebensversicherungs⸗
Beselishaften härfiz ihre Vertragtclaiselr in sehr schroffer Weise
aus. So hatte Jemand sein Leben für 60000 M. versichert und
nach seinem Tode erhob die Gesellschaft Anstände, erdot sich aber
im Vergleichewege zur Zahlung von 48000 M; darauf gingen
die Erben aicht ein und sie sind nan in allen drei Instanzen mit
ihrer Klave aus der Police abgewiesen, exhalten mithin gar nichts.
Der Verficherte hatze nämlich im Fragebogen angegeben, er sei
rußer Kinderktantheiten nie erheblich krant gewesen und sei, abge⸗
sehen von jenen Ausnahmen, nie ärztlich behandelt worden. Die
Bes⸗llschaft hat aber nachgewiesen, daß der Verficherte drei Jahre
dor Abschluß des Vertrages dreimal zu verschiedenen Zeiten einen
Arzt consultirt hat, weil er an Halsentzündung und Drusenan⸗
wellung gelitien hatte. Nach der sehr strengen Fassung der
Policeclauseln mußte eine unwahre Angabe des Verficherten angt⸗
nonmen werden, welche den Verlust der Versicherungssumme zut
Folge hatte, obwohl sichtbar der Verficherte nur in dem Irrthumt
var, jene erheblichen Unpaßlichkeilen und die desfallsige Consultation
eines Arztes lämen bei der Fragebeantwortung nicht in Betracht.
pRNewe⸗Ulm, 11, Ott. Verflossenen Miltwoch traf Kauf⸗
mann Bissingee in Leipheim auf der Jagd das jshrige Maͤdchen
FRes Bahnwärters Göggelinann, welchet er für eine Fuchs gehalter
hatte, durch einen Schuß so unglüdlich in den Kof, daß an deu
Auftommen des Mädchens gezpweißelt wird.
Eine aus Hamburg bezogene Sendung don amerikanischen
Fervelatwürsten warden dieser Tage in Coblenz auf Teichinen unter⸗
ucht u. lehlere in solchem Srade, vorgesunden, daß ein Verlaul
der Wursft nicht Statt finden darf. Da solche Wurst vielfach und
in rehem Zustande consumitt wird., so ist die dußerste Vorsicht so⸗
wohl für Kaͤufer als auch für den Verläufer geboten.
f Vor einiger Zeit siarb in Roßla eine Frau in Folgt
elner Atznei. Das Kreisgericht zu Sangechausen hat nun weger
iahrläsfiger Tödtung den Dr. V., der auf dem Recept neben der
Zahl 183 die Bezeichnung „Tropfen“ weggelassen hatte, zu 1 Monal.
den Apotheker S., der durch einen unerfahrenen Lehrling Arzneitn
derabreichen ließ, zu 2 Monaten und den Apothekerlehrliag F. der