St. Ingberter Anzeiger.
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Deutsches Reihc.
Berlin, 23. Olt. Durch Verfügung des Polizei⸗Prasidiumb
von heute wurde die heutige Nammer der „Berliner freien Presse“
auf Grund des 8 11 des Sozialistengesezes verboten, gleichzeitig
auch das fernere Erscheinen dieses Blailes verboten.
Ausfand.
Paris, 28. Olt. Der Minister des Innern erließ an die
Bräfelten durch den Telegraphen die Weisung, daß unverzuͤglich die
Veriolgungen gegen solche, gegen die wegen Beiheiligung an der
Tommune ein Contumatial . Urtheil vorliege, eingestellt werden sollen.
Paris, 24. Ott. Gegen die wegen Theilnahme am sozi⸗
alistischen Arbeitercongreß angeklagten Personen ist ein verurtheilendes
Erkenntniß ergangen, welches Strafen von 6 Monat und 200 Fres.
Beldbuße ausspricht. Zwei Frauen wurden freigesprochen.
London, 22. Okt. Nach einer aus Cypern eingetroffenen
Priveilorrespondenz hertscht daselbst unter dem griechischen Element
der Devdilerung große Unzufriedenheit üUber die Verwaltung der
Insel, da die englischen Behoͤrden — gemäß den ihnen voun der
Regierung vorgeschriebenen Instruttionen — den Sriechen die Aus⸗
idung don Civil- Funktionen nicht gestatten — In biesigen diplo⸗
matischen streisen wird versichert, daß der englische Boischafter
kayard in Konstantinopel werde demnächst nach London berufen
verden, um dafselbst persönlich Instruktionen seiner Regierung über
vichtige, zwischen der Türkei und England schwebende Frogen ent⸗
gzegenzunehmeenn. *
London, 23. Ott. Zum englisch- asghanischen Konflikt
meldet dat Reuter'jche Bureau“ aus VBombay von gestern, die
Kegierung werde den Frauen und Familiengliedern der Offiziere,
die zum Dienst an der Grenze verwendet werden würden, freie
Reise gewähren. Dem Kriegskommissariat sei ein Befehl zur Un⸗
ammlung von Pexviantborräthen noch nicht zugegangen, auch
halte man vieljach einen sosortigen Vormarsch für unmoͤglich, das
gelbe Fieber unter den Truppen in Jamrud dürfte jedensalla noch
zunehmen. Den „Dailh News“ wird aus Simla von gestern
helegraphirt, der englische Abgesandie an den Emir von Afghaniftan
sei während seines Aufenthalts in Kubal gut behandelt worden,
jabe aber nur mit den vom Emir dazu ausdrücküich ermächtigten
Personen verlehren dürfsen. Bei seiner Abreise von Kabul habe
üch der russische Gesandte noch am Hofe des Emirs befunden.
Madrid, 23. Olt. In Folge energischer Vorstellung
Spaniens wurden vorgestern in Gegenwart der spanischen Konsuls
die Wachmannschaften, welche am Tage der durch die Marolkaner
verühten Ermordungen von spanischen Unterthanen in Lano mit der
leberwachung der Lazarethe betraut waren, don den marollanischen
Behoörden strenge bestraft.
Persoͤnlichkeit des Erfinders und die Konstruktion des überaus ein⸗
'achen und doch so sinnreichen Apparates ju den Experimenten über⸗
uing, die das gerechte Erstaunen des zahlreich versammelten Auditoriums
xregten. Mit lauter Stimme wurden die zu fixirenden Worite in
den Apparat gerufen (den wir ja schon bei einer früheren Gelegen⸗
deit eingehend beschrieben haben) und klar, deutlich und im ganzen
Saale vernehmbar wurden sie wiedergegeben. Auch einige der
mwesenden Herren betheiligten sich an den Experimenten und ließen
jebeäisch, griechisch, italienisch, französisch ꝛc. gesprochene Seutenzen
„phonograph'ren“, ja selbst die schwierigsten Worter wurden dem
Apparat zum Nachsprechen aufgegeben, der sich aber in allen Stücken
»orzüglich bewährte und jeder Aufgabe gerecht zu werden wußte.
Ddere Sprenger experimentirt allerdings nur mit einem kleineren
Apparate, dessen Leistungsfähigkeir demgemäß nur eine beschränkte
ein kann, auch ist die Ersindung selbst noch in ihrer Kindheit und
Aufte vieler Verbesserungen fähig sein; jedenfalls ist aber der Be⸗
veis geliefert, daß die menschliche Stimme, wie überhaupt Tdne
zer verschiedensten Art fixirt und „für spätern Gebrauch aufgehoben
verden lönnen, und da Herr Sprenger auch unsere Nachtarftädie
u besuchen gedenkt, so wollen wir nicht verfehlen, unsere dortigen
Leser auf den wunderbaren Apparat det Allerwelizerfinders Edison
mpfehlend aufmerltjsam zu mache.
7 Kaiseretautern, 24 Olt. In der gestrigen Sitzung
des Polizeigerichts dahier kamen gegen Kaufmann Wilheim Muüller
dahier drei Klagen wegen Beleidigung verubl durch Inserate in der
„Pfalz. Vollszeitung“ dahier, sowie durch Flugscriften, daun die
Wiederllage Müllers gegen Dr. Recknagei wegen Beleidigung zur
Derhandlung. Die erste Klage, die des Dr. Recknagel, Reclor der
gl. Industrieschule dahier, gründet sich auf Inseraie in Ne. 220,
25, 228, 2330, 232, 242, 257, 262, 268 und 270 ber „Pf.
hoittzeitung“, durch welche Inserale sich De. Rednagel in seiner
khre gekränkt und herabgesetzt fühlt, da ihm hierin der Vorwurf
»es Beitugs, der Habsucht und Unfähigkeit als Lehrer gemacht wird
Müller stuͤzt seine Gegenklage (welche mit der Hauptklage verbunden
vurde) ouf einen Artikel in Rr. 80 der „Pf. Volksz.“, in welchem
er sich durch die Worte: Da schimpfl so ein armer Mann, der
einen Ruin vor Augen sieht ⁊c.“ ebenfalls beleidigt fühlt. Die
dlage des Redacteurs der „Kaiserslauterer Zeitung“ und des Ver⸗
egets und Buchdruckers Cmil Kayser gegen Wilheim Müller, dann
jegen Anton d'Angelo, Redacteur derPfalser Volkltzeitung“ und
Philipp Rohr, Verleger dieser Zeitung, fiütz sich auf ein Inserat
n Nr. 271 und 272 dieses Bliattes.“ Einée weiere Klage Weises
ind Kaysers gegen Wilhelm Muller allein, orundet sich auf Flug⸗
lätter, welche Wilhelm Müller vor und nach Empfaug der Vor⸗
adung wegen Beleidigung verbreitete. In allen diesen Klagen
vurde die Verlündigung des Urtheils auf den 30. dieses Monats
vertagt. Gif. Volls;.)
f.skaiserslautern, 24. Oll. (Zuchtpolizeigeticht.)
deinrich Caspar, geboren 1858, Posigehilfe, erhielt 10 Monaie
befaängniß wegen Unterschlagung eines in amtlicher Eigenschaft
mpfangenen Geldbriefes mit Werthinhalt im Betrag von 3783 Pe.
jerübt am 18. Juni 1878 in Hochspeyer. (ajesl. 3.)
fKaiserslautern, 24. Oll. Die Kaifrsl. Zig.“
chreiht: Die Nachricht, daß von den aus dem hiesigen Zuchthause
ntsprungenen Sträslingen einer in der Nähe don Dürkheim wieder
ingejangen worden sei, ist, wie wir aus guter Quelle hocen bis
jeßt leider unbegründet; im Begentheil glaubt man, daß derselbe,
jachdem er sich in der Gegend von Dürtheim von Verwandten das
idihige Reifegeld geholt, nach Amerita entkommen sei.
F In Zaiserslautern jzirkulirt das Gerücht, man sei
hort einem Theil des Objelts eines großartigen Werthpapieren·Dieb.
rahls (224 Willionen Francs) auf die Spur getommen, der
18704 71 in Franukreich berübt worden. Daß N. W.« berichtet
1. A. daruüber aus Kaiserslautern: „Daß die Spur nach dier
»erfolgt wurde, scheint gewiß zu sein, denn 4 Herren aus Frackreich,
vorunter 2 Geheimpolizisten, 2 Advolatanwälte, sowie Gerichna-
vollzieher und 2 Polizisten von hier begaben sich zur Aufsuchung
in die Wohnung eines hiesigen Kaufmanns und nahmen die fich
1— Bermischtes.
fSi. Inabert, 26, Otu. Gestern gegen Mittag brach
hier ein über eine Vierkelstunde anhaltendes Unwetter los. Heftiger
Wind, der fich zeitweise zum förmlichen Orkan steigerte, untermischt
nit em slark herabfallenden Regen machte den Leuten, die jur
Zeit dez Unwetters die Straße vassirten, das Gehen beinahe uͤn—
möglich.
St. Ingbert, 26. Olt. Donnerstag Abend, den 31.
ds., wird hier im Soale des Hotel Laur durch den Ameritaner
Spreuger ein Ponograph ausgesiellt. Ueder diese wichtige Eifindung
iegen uns verschiedene günstige Urtheile vor und lassen wir m. d.
das der St. Zohanner Zig. hier folgen, welche schreibt:
St. Johann, 21. Ott. Gestern Abead war uns Gelegenheit
geboten, eine der wunderbarsten Erfindungen det Neuzeit, Edisones
Bornzgraph, in Thaätigkeit zu fehen, jenen merswürdigen
Appatal, der im Stande ist, Toöne der verschiedensten Art wie die
menschliche Stimme, Klänge musikalischer Justrumente x. ꝛc. zu
irxiren, eine beliebig lange Zeit aufzubewahten, um sie dann klar
and deutlich wiederzugeben. Herr Sprenger, ein Amerikaner,
war es, det den Phonograph im Saale des Tivoli zur Besichtigung
ausgestellt hatte und nach einigen einleitenden Bemerkungen Aber die