St. Ingberler AAnzeiger.
der St. Jagberter Auzeiger und das (2 mal wo hentli z) mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sountags mit illustrirter Vei⸗
lage) erscheint wöchentlih viermalz Dienstaz, Donnerstag, Sumstazg nud Sonutaz. Der Abonnementspreis beträgt vierteljahrlich
Vecl 140 R.⸗Pfa. Auzeigen werden mit 10 Pig., von Aas varts nit 15 Pfz. fur die viergespaltene Zeile Blattschrijt oder deren Raum. NReclamen
mit 80 Pfg pro Zeile berechnet.
M 177. Samstag, ?2norember 413878.
— ——— F
Deutsches Reich.
Berlin, 4. Nov. Wie die Arbeiten der Tabak-Enquete,
so werden auch jene dier Eisen Erquetekomm ssion wieder aufgenom⸗
men. Daß man auf Eisenzölle zurückgreifen wird, wird nun schon
als ziemlich sicher angesehen. Die Enqueten werden jedenfalls in
den nächsten Reschslags Verhandlunçen eine große Rolle spielen.
Es wird in Bezug auf dieselben umfassendes Material dem Reichs—
lage unterbreilet werden. Die Berichte, welche dem Bundesrathe
zugehen, werden vermurhl'ch theilweise oder ganz auch dem Neichs⸗
mage vorgelegt werden. Im Bundesrathe werden diejenigen Ar⸗
beiten, welche sich auf prinzipielle Zoll- und Steuerrorlagen be⸗
ziehen, übr'gens erst nach Abwickelung der Enqueten, also im Laufe
des näcsten Monats stat:finden. (K. 3.)
Berlin, 5. Nov. Die Beschwerde-Instanz für das Sojia
listengesetz ist nun also im vollsten Umfang eingerichtet, so daß ihre
Thätigleit in jedem Auçeablick beginnnn koöͤnnte. Bis jetzt aber ist
noch keine einzige Beschwerde gegen die Anordnungen der Ver⸗
waltungsbehörden aus den betreffenden Kreisen eingelaufen. Von
diesem Vorgange ist man überrascht; wenigens scheint derselbe den
allgemeinen Erwartungen zuwiderzulaufen. — Privatnachrichten aus
Peteresburg wollen wissen, daß Graf Schuwalow zum V cekanzler
ernannt sei. Es werde dies nicht, wie bei uns, ein Stellvertreter
des Kanzlers sein, sondern ein Titel, mit welchem das Amt des
Kanzlers verbunden sei und den als Kanzler auch der Fürst Gort⸗
schalow früher geführt habe. Nach einer andern Augabe sollle Graf
Schuwalo:no das Minesterium des Innern übernehmen.
NHussaud.
Paris, 6. Nop. Die „Agence Havas“ meldet aus Rom:
Die paͤpstliche Regierung wird demnächst bei der Berliner Regie⸗
rung einen neuen Versuch mahen, um wenigftens die leichtesten
Fragen, wie die Fürsorge für die verwa sten ki chöflichen Stüh!e
und Pfarreien, zu lösen, ohne den spateren befintwen Unter⸗
handlungen zu präjudiziten.
Paris, 6. Nov. Das „Journal officiel“ meldet: Die
Bevollmächtigten Franlreichs, Belgiens, Griech n'ands, Jaliens
und der Schweiz unlerzeichneten gestern eine Münzlonvention,
welche die Münzunion aufrechterhält und die Konbention von 1865
in einer durch de Umstä: de bedingten Weise modificirt.
London, 6. Nopo. „Reuter's Buredu“ meldet aus Simla
von gestern: Es eirculirt das Gerücht, die Bevöllerung von Kohistan
haͤtte sich gegen den Emir von Afghanistan empört und sei der
Gouberneur ge:odtet worden. Der Emir dabe eine fia ke Truppen⸗
macht zur Wiederherstellung der Ruhe abgesendet.
New⸗-York, 6. Nov. Bei den Kongreßwadlen waren
die Republifaner in folgenden Stoaten siegreich: NewYstl, New⸗
Jeiseh, Connect cut, Illinois, Massachusets, Nichitan, Minnesota,
New⸗Hampfhite, Pennsylvanien, Rhode-Is'and, Wieconsin, Kansas
und Nebraska. Die Demotraten siegten in den Staaten: Atilansas,
Alabama, Delaware, Florida, Georgia, Kentuchy, Louisiana, Mary⸗
iand, Mississippi. Missouri, Norde und Süd Carolina, Tenessee,
Texas und Birginien. Die Republekaner haben eine greßke An⸗
zahl Kongreßsitze gewonnen.
Bermischtes.
F Auch die Wagen 3. Klasse der pfälz. Bahnen find jeßzt
mit Dampfheizung, statt der b'sherigen Oefen, versehen.
f Mittelberbach, 5. Nov. Gestern Norgen geschah
in der Kohlengrube Ksönig“ bei Neunkirchen ein Unglück, indem
fieben Bergleuse von Mitlelbexbach und vier von Wiebelskrrchen
deim Anfahren in die Grube durch ein schlagendes Wetter lheil—
weise zu Boden geworfen oder an Felsen geschleudert, veiwundel
und furchtbar verbrannt wurden, so daß bei dreien aun deren
Juftommen gezweifelt wiro. (Pf. P.)
Kaiserslautern, 6. Nov. Vor dem kgl. Pol zeige⸗
tichte in Kirchheimbolanden kommt morgen die Beleidigungetlage
des Vanquiers Joseph Kehr dahier, gegen K. Thiene, Herautgeber
des Nordpfälz. Woqenblattef“ zur Verhandlung. Es sollen dazu
diele Zeugen eingeladen sein. Die Klage wurde durch eine von
hier datirle Correspondenz, welche im „Nordpfälz. Wochenb!alt“
erschien, veranlaßt. In dieser Correspondenz war bezüglich des
Auftauchens eines vielbesprochenen französischen Rentenfcheines in
hiesiger Stadt von ‚unheimlichen Gerüchten“, die hier circulirt
haben sollen, berichtet. Man sei nämlich, so schrieb der Correspon⸗
dent des „Nordpf. W.“, einem in Frankreich 1870 nader 1871
»erübten Raubmorde auf die Spur gekommen, es seien zwei
ranzösische Geheimpolizisten hier gewesen, und es sei denselben ge⸗
ungen, einen Theil der damals geraubten Werthpapiere bei einem
zietigen „Fon nci⸗r aufzufinden. In seiner lebhaften Phantasie
'ah der betreffende Correspondent zwei hiesige Polizeidiener für
ranzosische Geheimpolizisten an und ließ sich dann wahricheinlich
den „Bären“ von den aufgefundenen Wertbpapieren aufbinden.
Man sagt, daß wegen des besagten Rentenscheines in Folge höherer
We fung eine Unkersuchung wegen Hehlerei im Gange sei, und es
ollen bereits mhrere Zeugen vernommen worden sein. (Pf. .)
fLandau- 6. Nov. Bei der gestern abgehaltenen Ver⸗
deigerung wurde die Wäldin'sche Brauerei nebst Bierkeller der Frau
Wittwe Gerhein von Heuchelhe'im um 30,200 M. zugeschlagen.
Herr Waldin hatte das Geschäft s. Z. um 36,000 Gulden ge⸗
lauft.) (Eilb.)
München, 5. Nov. Se. Majestät der König befich⸗
igte gestern Nachm'ttog den Marstall. Als er den angrenzenden
Platz betrat, fiel eine Frauensperson auf die Kniee nieder. Se.
Majestät befahl ihr im huldvollsten Tone, sich zu erheben. Als—
bald wutrde diefelbe der Polizeidirektion vorgeführt, um betreffs
hres Begehrs befragt zu werden. Es stellte sich heraus, daß
zieselbe fünf arme hungernde Kinder zu Hause zurüchgelassen und
aus Noth den ihr günstigen Moment iur Erlangung einer Unter⸗
tützung erhascht hatte.
F Die Stadt Kissingen übersandte zum Hochzeitsfeste
)er Tochter Bismarck's einen mit frischen Rosen garnirten Hoch
‚eitsstrauß nebst Gratulationsschreiben.
7 Vom Militärbezirksgerich Würzburg wurde der
Sanitätssoldat Bald des 2. Train Bataillons wegen Mordet, ver⸗
ibt am 21. Juli J. J. en der ledigen 22jähricen Schlosserslochter
Magdalena Hemmerich von Wernfeld (Unterfranken) zur Todesstrafe
durch Enthauptung veru theilt. (W. Pr.)
FGundeltheim, 5. Nov. Vergangene Nacht ist in
dem Tunnel zwischen hier und Böttingen, wo Tag und Nacht ge⸗
zearbeitet wird, eine Strede, etwa 80 Meter lang, eingestürzt.
Die Arbeiter hatten noch Zeit, sich zu reiten. Der Tunnel, auf
der Strecke Jagstfeld-Eberbach, macht der badischen Bahnbauder⸗
waltung v'el zu schaffen. (S. M.)
fKarlsruhe, 5. Nov. Der Winter hat dei uns über⸗
raschend früh seinen Einzug gehalten. Auf dem Swarzwald und
im Oberlande liegt dereins ziemlich Schnee. — In Moaͤrxau ist
heute Nachmittag noch außerhald des Hafens ein, Becker in Ruhr⸗
ort gehöriges, Kohlenschiff mit über 9000 Ctr. Steinkohlen gesunken.
Das Scheff führt den Namen „Kronprinz“.
fGEßlingen. Die heesige Maschinenfabrik hat von e'ner
fremdländischen Erse bahnverwaltung eine A—
Schnellzugslokomotiven erhalten. DTurch Ausführung derselben ist
die Fabrik auf d'e nächsten 6 Monate derart beschäftigt, daß das
in derselben derzeit verbliebene Arbeiterpersonal, welches meistens
zus ältern Leuten mit zahlreicher Familie bestebt, zunächst den
Winter über beibehalten werden kann.
föFrankfurt, 5. Nop. Die „Fikf. Zig.“ cchreibt:
kinem bestimmt au'tretenden Gerüchte zufolge soll der Prolurist
eines hiesigen Vankhauses einer Deftaudation dvon 40.000 M. sich
schuldig zemacht haben und flüchtig se'n.
fFrankfurt, 5. Nor. Gutem Veruehmen nach ver⸗
mindert sich der Verlust der Frankfurter Bank durch Aufindung
pon Effec en (100 000 M.) und baar (angeblich 10,000 M.) in
der Behausjung des betreffenden Cassenbeamten.
tAuch ein mil dernder Umstand. Wegen dreier
Berbreden wider die Sittlichleit stand am 26. der Squhmachet
Umlauf vor dem Schwurgericht zu Breslau. Der Anqgtlagte,