Full text: St. Ingberter Anzeiger

Frankentbal, 28. Jan. In dee heutigen Sitzung des 
Deririsgerichts wurde Franz Keller von Kuppertsberg, lediger Sohn 
des dortigen Bügermeistecrs, der schon im vorigen Jahr wegen 
Jagdfredels besttaft worden war, wieder wegen des gleichen Ver⸗ 
dehers und zwar zu 1Monat Gefaͤngniß verurtheilt. 
p In leinbodenheeim vertaufte ein Landwirth vor 
aAnigen Tagen ein 10 Monale altes Schwein, das ein Gewicht von 
353 Pfund hatie und wofut er 211 M. cridste. 
vLandau, 80. Jan. (S. A) Am verflossenen Monlag 
stach dier im Doipiial die leoig Dunstmacht &atharina Glaͤser 
Fon Annweiler am Typhus, sie befand sich im Umersuchungshaft 
wegen Kindermordes und war vor drei Wochen aus dem Gefüng—⸗ 
niß ins Hojspital verbracht worden. 
FSpeyer, 30. Jan. Als diejenige Persoͤnlichkeit, welche 
jür den Speyerer Bischofsstuhl in Ausfi.nt genommen ist, wird von 
nehreren Blaͤttern Lyceaulprofessor Liugg in Bamberg, ein Vertrauter 
des dortigen Herrn Erzbijchofs, genannt. 
f Aus Alzey, 30. Januar, schreibt man der „Worms. 
Zig.“: In Flonheim ereignete sich gestäern Abend sotgender tragische 
Borfall. Der Adhjuunct und ein Aüfermeister begaben sih in die 
Wohnung des Selignuann Krpp, um Zinsen zu jahlen. Es gad 
hdald einen lehnaften Skandal, in den sich auch die Köchin einmischen 
wollte. Der Aojunet giug auf dieselbe los und brachte derselben 
it dem Messer eine Halswunde bei, die alsbald deren Tod herbei⸗ 
fuührte. Auf fortwährendes Hillschreien kamen in dem Auuenblick, 
vo auch für das Leben des Kapp Gefahr drohte, Nachbarsleute 
herbei und verhinderten weiteres Unalück. 
pIn Kit henfur, Bei. J. Wasserburg jand am Sonn⸗ 
ag im Wathehause eine großattige Rauferei statt, wobei 3 Bur ichen 
mu Messern schwer vetretzt wurden. Einer derselben, 20 Jahre 
in, in dereits gestorben. Der Thäter, ein ubelbi leumundeier 
Knecht, der schon beinn Mil'tär 4 Jahre Festung büßte, äͤuberte, 
a haue noch ein Paar erstochen, wenn nicht der —AV 
—DV 
4Ein Einwohnet in Bernec mußte in den jünasten Tagen 
wei magere Scwerne um der enormen Preis von 827 M. 68 
pPpf. erwenben. Fin Schweinhandler pries nämlich ia einem Wirtas⸗ 
onn 2 Schweine unter der Bedingung an, doß ihm die erste 
ue einen chweines um 8 Pf., die zweitt um 6 Pjf. und so 
jort (dei jeder Klaue um das Doppelte meht) dis zur 16. Klaue 
vᷣezahit werde, die Summe, welqht die 16. Klaue kosten würde, 
de er als Gesammmriis fut beide Schwerme annehmen. Obiger 
Finwohner dot sofort für die 1. Nlaut 1 Pf. und so lam es, 
daß demselden die ausgebotenen Schweine zu erwähntem Ptreise 
glüͤcklich zufielen. 
Fräune Fraunken. Zwei Kondukteure des Bahnamis 
Wurzducg geriethen dor tinigen Tagen auf der Fahrt wegen eines 
Villeis in Streit. Rachdem ein heit'ges Zungengefecht voraubge⸗ 
zangen war, ging man zur Thai über. Es folgte eine hefrige 
Balgerei und trenuten fich die deiden hißigen Kaͤmpfer erst, als 
Ir dem Anderen einen starlen B in die Haud vetsezt hatte. 
urch Nichtbeachtung verschlimmerie sich die Wunde derart, daß 
hei den Einen K. Blutzerfejung einttut, welche um 28. d. dessen 
Tod zue Folce hatte. Auch der Audrre joll gefaͤhrlich darnieder⸗ 
liegen. 
p Nut Cham wird ein deteabendes Vorlymmnß berichtet: 
In dem eine halbe Stunde von da entferoten Zefling wollte die 
Zauersfrau Lankes d'e dereins drennende Lampe mit Oel auffüllen, 
wozu fie die Lampt ause manderschraubte, obne jedoch die Flamme 
auszulbichen; das sechejahrige Radchen derselben hief binzu mii 
den Worten: „Mutiet, ich will aufschauen, wenn'z voll ist“ und 
zeugte sich dabei so nahe Ader die Tampe, daß die offenen Haute 
zesselben Feuer singen; die Muner wollie nun mit der einen Hand 
daß Feuer idschea, manipulirte abet dabei so unges: icu, daß sich 
der Indalt der Petroleumflascde über dan sind ergoß. Im Nu 
stand dasselde in Flammen. Die Malter suche das Feute dadurch 
zu dampfen, doß sie das Kind an fich drückte, leider gelaug ihe 
eß nicht und eist als der dutch Beidet Geschrei aufmerlfam ge⸗ 
nachte Rann aus dem Stalle zu Hute kam, wurde man der 
Feuers Meister. Die Berlezungen, die die Frau davontrug, waner 
iqht dedeulend, wobl aber die des Kindes; Gesicht, Hals, Brust, 
NXiine und Unterleib bis zu den Quiten sin derart verdtannt, 
duch Ham urd Flrijch in Fehen weghiagen. Das Maͤdqen in 
anler furchterlichen Schmerzen gestor beu. 
Siert. 27. Jan. Am Danstag, den 20. Januar wird 
die Sdhie enderdindung zwischen Trrec uud Diedenhofen stattfindn. 
cs sind noch 1800 Vieter zu egen von Seiten der Reiqsbahn, 
um bes zui preußzschen Grente bei Apach⸗ Sierlk den Anschluß an 
vie preuhrsche Strecke zu erreichen. Vor Mai duürfte inden beine 
Erofnung in Russicht stehen. (Cbl. 3.) 
Fur Strabbarg melda man: Schuͤlec der Tettia des 
—I— Lehrer wahrend des Unrerrich 
Dhnoamit · Porroera m das Zmer, die euq exploditten, vhne e⸗ 
doch großen Schaden zu thun. Der Gine der Schuldigen wurde 
elegirt, der Andere erhielt das Consilium abeundi. Andere 
„chuͤler hatten es vor Kutzem auf den Lheer der iscaelitijchen 
deligion, Rabbiner Aaron, abgesehen? Sie sammelten in Tertia 
Reul⸗Clusse) je 2 Pfennige von jedem Schuͤler und kauften dafür 
ine sogenannte Sonne“, welche vor Beginn des sraelitischen 
teligionz-Unterricht unter dem Katheder befest gt wurde. Dieselbe 
var mit einer Zundschnur versehen, deren Dauer auf 25 Minuten 
erechnet war. Um 2844 Uhr Nachmittags wurde angesteckt, worauf 
e Terlianuer das Lokal äumten. Darauf kamen die jüdischen 
Zchüler und der Religions Unterricht begann. Zehn Minuten nach 
zunhr ging das Feuerwerk unter dem Stuhle des Ravbbiners los, 
zessen peinliche Lage man sich denken kann. 
p Bremen. 25. Jan. Nach bier eingelaufen Nachrichten 
st die Bremer Barke „Weser“ am 14. Januar im Hafen von 
stew Yoikte nem großen Un lücke entgaugen. Wahrend eines dich · 
en Nebels stieß sie mit den Fährboott „Fultou“ zusammen und 
zeschäftigte dasselbe in erheblicher Weise, während die Barke selbft 
nit geringen Beschädegungen duvon kam. Auf dem Fäarboote de 
anden sich 300 Passegiere, welche jedoch rechtzertig in Sicherheit 
jebracht weiden konnten. 
Man schreibt aus Hamburg: Der Dopp selbstmord 
er Inhaber der in Zahlungsftockunj gerathenen Firma J. u. G. 
Rittershausen — der beiden Brüder J. P. J. und G. C. Rittett 
jausen, ein Zwillings paat — überiaschte die kaufmannische Welt 
ucht minder ols die übrigen Kreise. Die Frma war mit etwa 
z Millionen Passiva in Stockang gerathen und wurden ihr von 
Freunden und Verwa'dten sofort als erste Hitfe eine Million Marlk 
ufferirt. Dee beiden Verstorbenen cheintn iudetz den Kopf ver⸗ 
oten zu haben und wollten den Zuiammenbruch des seit Jahrzehn⸗ 
en besriedenen Geschäites micht überleben. Vorgestern Abend nach 
) Uhr enlfernten sie sich aus ihren Wohnungen und wurden gestern 
rüh in der Bille, einem kleinen Nebenflusse det Elbe, als Leiche 
efunden. Die Srüder hiterlassen resp. seus und zwei Kinder. 
Die Fiema soll namentl'ch durch den Krieg in Verlegenbeit gerathen 
rin. Vor einigen Jahren ⸗rwarb sie aus der J set Imros, vor 
»a Dardanellen, mehre große Bergwerle, werhe darch den strieg 
mpfindlich litien und außerdem aus Anlaß desselben noch exorbitant 
joch besteuert wurden. — Das „H. T. B.“ meidel noch. daß man 
zie Passiven der folliten Ferma zwar allgemein auf 560 Mill. 
M. saatze, daß aber von anderer Seue demeldet wücrde, dieselben 
»ettügea sogar zwijchen 11 und 12 Millionen. 
J damburg, 26 Jan. Heute wurden die Leichen der 
—X fich jeldit den Ted 
Jegeben durch Oeffnen der Pulsader und Eririnken. Fast zur 
Zeu dieses Begräbnisses wurde die Leiche eines andern Boͤrsianers 
nus der Alster gezogzen. — Ssmon Heß if sein Name — welchrt 
n wildem“ Speel 150,000 M. verlor, immechin aber noch 300,000 
Partk gehabt haden joll. 
FAa 24. Jan. vollendele der zu Breblau wohnende 
Dichter Holiei sen 80. Lvensjahr. Nicht nur Breslau und ganz 
ẽchiesien je erte den Chreutag des Alten, aus ganz Deutjchl and 
amen hin Glück und Segenswunsche zu. JIm Auitrag des Kaisert 
Wulhelm wurde dem Gereierten don dem Oderpräsidenten der Pro⸗ 
unz Schlesien das Ritterkreuz des löoniglichen Hausotdens von 
dobdenzollern Uberteicht, eine Audztichnung, welche, wie der Herr 
Ob erp asident in seinet Auipra ve drervorhob, nur für patriotische 
ind P. rjönliche Anhäuglichtent an den Kaiser und sein Ham er 
deili wird. Die Kabinelsoidre, gerichtet: „An den Schriftsteller 
deren Kerl d. Holtei“, ist aus Berlin dom 23. Jan. daurt und 
Ju folgenden Wortlaut: „Ich habe vernommen, daß Sie am 28. 
I. Mis. Ihr 80. Lebensjahr vollenden werden. Gern nehme 
Ich Anlaß, Ihnen zu diesem Erinnerungsstoge Meine Glückwünsche 
u widmen und mit de«selden in Aabetracht der cedeihlichen Weise 
nu welcher Sie wäbrend Ihres reichen und bewegten Aedent ducch 
Ihre dichierische Toatizkeit aus die Kulturentwickung des deutsches 
Holles eingewittt haben, den erneuten Auzßdruck Veiner Anerlennug 
u vertniipfen. Als besonderet Zeichta derselben verleihe Ich Ih⸗ 
zen das Ritterkreuz des königl. Hausordens von Hohenzodern und 
alse ea Vit zum Bergnügen gereichen, Ihnen anbei die Deloration 
u Überenden. (aez.) Wilhelm. 
7 In Auffähen üben die Besteuerung des Tabals in Deusch 
and erzaͤdlt De. R. Schliden, daß in Thüringen jährlich 20,000 
Fentnet Kunttlcübendläuter zu Tabal verwendet wurden. Diele, 
owie Cichorientlatier und sogat Kartoffelltaun würden auch im 
Dagdebdurgijchen und in der Wfalz diel derarbeilet. Diet in Sud⸗ 
euischlaud ziemulich ver breiteten Ved y Cigorren, welche zu 1M. 
32 Pji. bis 2 M. 56 Pf. sür 100 Sud verkauft würden, ent⸗ 
dielten gar keinen Tabak, so dern destünden aus sorgilig anbge⸗ 
vascheneu uad dadurch hret ursprüngiichen Geruchs und Geschmacs 
attleideien Kohle und Küoenblättern, die dann in einer besonders 
ubereiteien Tabaks drühe langere Zeit getrüuft, getrocnet und ver⸗ 
irbeitet würden. Schleiden erllürt ferner, daß Tigarren in keinem 
daude so bill g seien wie in Deutjchland und daher rühre ihr un⸗ 
gemeiner Verbrauch.