Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. Sonntage mit illustrirter Bei— 
lage) erscheint wochentlich viermalz Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis betragt vierteljährlich 
14 40 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 M 60 H, einjchließlich 40 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 , von Auswarts 
mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blatischrijt oder deren Raum⸗ Neclamen mit 20 3 pro Zeile berechnet. 
Meiss. 
Donn⸗rstag, den 28. Noveneber 
I18s 
Deutsches Reich. 
München, 25. Nov. Aus bester Quelle vernimmt man, 
daß die Vorarbeiten für eine Steuerresorm im k. Staatsministerium 
der Finanzen bereits soweit gediehen und so im Fortgang begriffen 
sind, daß sich der Landtag vermuthlich schon im Frühjahr kommen⸗ 
den Jahis mit bezuglichen Vorlagen zu beschäftigen haben wird, 
also noch vor Berathung des Budgets pro 1880/81. 
Berlin, 22. Nov. Die heutige Sitzung des Abgeordneten⸗ 
hauses hatte die erste Lesung der Vorlagen zur Ausführung der 
Cicilprozeß⸗, Strasprozeß: und Coucursordaung zur Ausgabe. Die 
Discussion beschränkte sich, unter allseitiger Anerkennung des von 
dem Justizministerium auf die Vorlagen derwandten Fleißes, auf 
die Frage der zwecmäßigsten Behandlungsweise. Man befchloß 
die Entwürfe einer Commission von 21 Mitgliedern zu überweisent 
Hervorzuheben ist die ausdrücliche Versicherung des Juslizministers, 
daß er an eine Hinousverlegung des Termins für das Inkraftreten 
der Justizgesetze über den 1. Oltober 1879 hinaus nie gedacht 
habe. Wenn von anderer Seite derartige Befürchtungen ausge⸗ 
sprochen worden sind, so können dieselben bei dem gegenwärtigen 
Stande der Dinge in der That als vollkommen beseitigt angesehen 
werden. 
Berlin, 25. Nov. Die nach Berlin einberusfene Konferen 
der Bergwerka⸗Interefsenten der preußischen Monarchie hat zwei 
Tage, von Freitag bis Sonnabend gedauert. Es zeigte sich Sin— 
stimmigkeit datüber, daß die Adfschaffung oder wenigstens Herab⸗ 
jeßung der Vergwerlkssleuer, welche jeßt der Staat in Höhe von 2 
Prozent des Brutto Ertrages des Bergwerlas erhebt, höchst wünschens⸗ 
werth sei, aber es ist laum wahrscheinlich, daß Schritte in dieser Rich⸗ 
ung von Erfolg begleitet sein werden, so lange man in maßgebenden 
Kreisen prinziplell davon ausgeht, daß diese Steuer nur eine Ab⸗ 
loͤsung des Regals vorstelle. Bessere Aussicht hat ein anderes 
Petitum der Bergwerks-Interessenten, doß bei der anderweitigen 
Regelung der Kommunalbesteuerung für den Wegfoll der lästigen 
Doppelbesteuerung gesorgt werden müsse, welche jetzt die Berg⸗ 
werlsbesißer der westlichen Prov'nzen drückt. —X 
Berlin, 25. Nov. Der Handelsvertrag und der Schiff⸗ 
sahrtsvertrag zwischen Deutschland und Itatien sind in Folge ge⸗ 
troffener Vereinbarung bis zum Schlusse des Jabres 1879 per⸗ 
laͤngert. 7 
Berlin, 26. Nov. (Abgeordnetenhaus.) Nach Erledigung 
yerschiedener Angelegenheiten kam heute die Interpellat on vbon 
Schorlemer-Alst über Wuchergeseze an die Reihe. Der Justizmi⸗ 
aister erllaͤrte sich zur Beantwortung fofort bereit. Der Inter⸗ 
pellant sprach die Hoffaung aus, daß die Regierung seine Ansichten 
theilen und die Einführung von Zinsbeschränkungen ꝛc. bei dem 
Bundesrathe betreiben werde; anderenfalls würde er bem Reichs⸗ 
tage seine Anträge einbringen. Der Justizminister erllärte: die 
Regierung könne die geftellten Anftagen zu ihrem Bedauern präc is 
weder bejaben noch verneinen. Bestimmte Anworten erheischten 
große Vorarbeiten und Untersuchungen. Die Regierung verkenne 
leineswegs die Bedeulung und Wichtigkeit der gestellten Fragen und 
werde penselben nach wie vor lebhaftes Interesse zuwenden. 
Aussfand. 
Paris, 24. Nov. Hiesigen Blatiern zufolge haben noch 
der Kaiser von Oesterteich und der Koͤnig von Belgien anonyme 
Briefe erhalten, wonach ihr Leben durch Attentate bedroht sei. 
Paris, 26. Nov. Wie wir doͤren, ist der Legationsrath 
Stumem von der hiesigen Botschaft des Deutschen Reichs zum 
ersten Sekreiaͤr bei der Botschaft in St. Pesrersburg und 
diaf Arco, bisher ebenfalls bei der hiefigen Boischaft deschaf⸗ 
tigt, zum zweiten Selretär bei der laiserlichen Botschast in Non⸗ 
dan ernannt. 
Paris, 26. Nov. ODifizielle Depeschen aus Ro m bestätigen 
die gestern zueist vom Temps* gebrachte Nachricht von der Ent. 
dedung eines weitverzweigten Komplolts gegen das Leben des Ko⸗ 
nigt von Italien und von der Verdaftung mehreret hundert Per⸗ 
lonen. Auf Grund von Pabieren, die in Rom aufgefunden vucden. 
sollen auch“ hier in Paris heuie mehrere Personen verhastet 
worden sein 
— LSondon, 28. Nov. Den „Daily News“ wird aus Sophia 
lelegraphirt, die türl schen Rediis haben 320 Einwohner von Chrest⸗ 
nitra ermordit. — Ueber den Krieg gegen Asghanistan liegen nur 
venige Neuigkeiten vor. Der Vormarsch der britischen Truppen 
nimmt seinen Forigang, wird aber bei Jallalabad und Bandahar 
bis zum nächsten Frühling wahrscheinlich sein Bewenden haben. 
Um Sonnabend ist ein Kabinetskurier mit wichtigen Depeschen an 
den englischen Gesaudten in Petersburg, Loid Loftus, von hier 
abgegangen. —— 
Saragofsa, 28. Nov. Zahlreiche Verhaftungen sind 
nach Eatdeckung eines Complottes zur Stsörung des öͤffentlichen 
Friedens vorgenommen worden. Die Regierung bat energische 
Maßregeln angeordnet. 
WBermischtes. J 
GGkeischpreise) In Fürth bei Nürnberg bekommt man für 
35 Pfig. ein Pfund Hammeifleisch und für 50 Pfg. ein Pfund 
Kalbfleisch, und jũüt 46 Pfg. in Homburg ein Pfund Schweinen⸗ 
lleisch. 
f.Alzey, 20. Nov. Großer Brand, wie solcher seit Jahren 
hier nicht vorlam! Heute Nachm. 4 Uhr brach in der mit Frucht 
zefüllten Scheuer des Eisenbändlers Abel Feuer aus, welches troß 
des raschen Eingreisens der Feuerwehr, welche gleich am Platze war, 
in kurzer Zeit 4 Scheuern, einige Ställe, und 2 Wohuhäufer in 
Asche legte. 
Ju Dammheim wurde am Abend des 24. Nov. um 
11 Uhr, Jacob Bohlander, 28 Jahre alt, Ackersmanun und Valct 
on zwei Kindern, nach vorausgegangenem Wortwechsel von Fried. 
kost, 18 a Jahr ali, auf der Straße mit einem Messer durch 
wei Stiche in die Brust so schwer verwundet, daß er sich nur noch 
echs Schritte weit fortschleppen konnte und wenige Minuten dar⸗ 
aach starb. Der Thäter wurde noch in derselben Nacht verhaftet 
and nach Landau abgeführt. 
FEine Frau die vergangener Tage die Strede Moxrs heim⸗ 
Marnheim per Bahn bereiste, hatte sich sehr wahrscheinlich unbor⸗ 
ichtig auf einen brennenden Cigarrenstummel oder ein noch bren⸗ 
xendes Zundhoͤlichen gesetzt, in Folge dessen ihre Kleider in Brand 
geriethen. Von den Mitreisenden, die durch den aufsteigenden Rauch 
zufmerksam wurden, wurde das Feuer noch rechlzeitig entdeckt und 
zeloͤscht, ohne daß es der Frau, die hiervon gar nichts bemerkte, 
inen weiteren Schaden zugesügt hätte. Die Oderkleider waren be⸗ 
reits alle verlohlt. 
t In Maikammmer ereigneie sich am letzten Dienstag 
der Fall, daß ein stumpfsinniger Mann in Folge des übermaßigen 
Zenusses von spiritussen Getränken, die ihm von Andern aufgend, 
higt worden sein sollen starb. 
F Der lathol. Kirchengemeinde Bornheim, k. Bezieksamt Lan⸗ 
dau. wurde zur Wiederherstellung der lalhel. Kirche daselbst eine 
Follecte in sammtlichen kathol. Kirchen der Pfahj bewilligt uad zur 
Vocnahme dieser Collekte Sonntag den 1. December l. J. bestimmt. 
tLandau, 27. Nov. Gestern Nachmittag ereignete sich 
hier folgender Unglücsfall: Die beiden Bäckerburschen des Hrn. C. 
Brück hatten fich nach 8 Uhr Mittags in ihr Zimmer begeden, um 
ju schlafen. Der zuletzt hinaufgehende Bursche hatte einen Topf 
nit Kohlen mitgenommen und diefelben im Zimmer in Braud ge⸗ 
steckt. Als um 6 Uhr die Arbeit wieder beginnen sollte, blieben 
alle Versuche, die Beiden zu wecken, fruchtlos; man sprengte endlich 
die Thure ein und fand sie regungslos auf ihren Betten liegen. 
Der rasch herbeigerufenen ärztlichen Hülfe gelang es, den Heinrich 
Echwarz von Leinsweiler wieder in's Leben zutüczurufen, während 
der andere, Heinrich Müller von Walsheim, der eigentliche Urheber 
des Unglüds, todt blieb. 
FSpeier, 25. Nov. In vergangener Nacht brach in dem 
Lagerhaus des Bierkellers von Schwarz Feuer aus. Es verbrann— 
hen, wie die „ESp. Z.“ angibt, etwa 40 Ballen Hopfen im Wertb 
don 14,000 Mark. Die Waare war dersichert