Full text: St. Ingberter Anzeiger

iich darin bestehen, daß der Erfinder dieser Sieuer don den du rch 
Sieselbe einflieenden Geldern für ein oder mehrere Jahre zwan zig 
Procent erhält. Da es jetzt Viele giebt, die gerne eine Beschäftige 
uing annehmen möchten, so wollen wir ste hiermit auf diesen Be⸗ 
schiutß der türkischen Regitrung aufmerlsam gemacht haben. 
Vermischte. 
7.Zweibrüchen, 9. Dez. (Pfälz. Schwurgericht, 4. 
ZQuarial 1878.) GBerhandlung gegen Georg Brand;809 Jahre 
alt, Makler von Haßloch, wegen Mordversuchs und Widerstand 
gegen die Staatsgewalt.) Vertreter der k. Staalsbehörde: Staats⸗ 
anwalt Scherrer, Vertheidiger: Anwalt Kieffer. 9V 
Der heutige Angeklagte war schon seiner Zrit in die Unter⸗— 
uchung gegen einen gewissen Ulmer verwickett, der vor einigen 
Fadren wegen Erschießen eines Försters zu lebenslänglicher Zucht⸗ 
Jausstrafe derurtheilt worden war; jener Förster hatte auf dem 
Sterbebelte auf seinen Eid hin den heutigen Angektagten als seinen 
Mörder bezeichnet; jener Ulmer aber hat sich damals für schuldig 
erklärt und wurde, da auch sonstige Beweise gegen ihn sbrachen, 
ↄerurtheilt. 
Heute nun hat fich der Angellagte wegen Mordversuch, verübt 
an dem Stations Commandaunten Franz Schwarz zu verantworten. 
Am Morgen des 30. September lzihin wurde der Sohn 
des Angeklagten Jakob, der wegen Wilddieberret in Untersuchung 
sich befand, von dem Stations Commandanten Schwarz verhaftet 
und in das Verwahrungelokal in Haßloch verbracht. Da Schwarz 
den verwegenen Wülderer kannte, haute er ihm die Hände auf den 
Rücken gebunden und ihn mit einem Strick an die Prilsche des 
Berwahrungéelokales gefefs lt. Der Angeklagte kau nun an jenem 
Morgen zu verschiedenen Malen zu Gendarm Frech, welcher den 
zungen Brand bewachte und beschwerte sich bitter über die Behand⸗ 
lung, welche man seinem Schne angedeihen lasse. Auch drohte er 
in mehreren Wirthschaften die Gendarmen kämen nicht lebendig zu 
daßloch hiraus, wenn sie seinen Sohn so fort mißhandelten. Als 
im haib ein Uhr sein Sohn von den Gendarmen zur Bahn ge⸗ 
zracht wurde, überhäufte er Letztere auf der Straße mit den 
rohesten Beschimpfungen. Dem Stationskommandanten drohte er: 
eich schlage dir das Hirn ein und vor dee Füße; du lommst henute 
aicht mehr zu Haßlo d hinaus“ ⁊ꝛc. Um 1 Uhr holte sich der An⸗ 
geklagte bei einem Metzget ein langes Metzgermesser und lief damit 
den Nachmittag über in Haßloch herum, indem er den Leuten das 
Messer zeigte und Drohungen gegen den Staatskommandanten 
nusstieß. Im Naufe des Naqmittags schickte er noch verichiedene 
Personen zu dem Stahonskommandanten, die ihn in seinem Namen 
wegen der Beschimpfungen um Verzeihung bitlen und ihm epentuell 
sagen sollien, wenn er micht verzeihen wolle, d. h. wenn er den 
Angeklagten protolollire, so lebe er bis zum Abend nicht mehr. 
Gegen 5 Uhr ging der Angeklagte immer noch mit dem Misser 
bewaffnet in die Benz'sche WirthsüAaft, wo sich auch der Statious⸗ 
kommarndant befaud. Nachdem dort ein zweiter Sohn des Ange⸗ 
klagten auf dessen Geheiß nochmals vergebens den Stationskom⸗ 
masdanten um Verzeihung gebeten hatte, ging der Vattir B.and 
selbst auf denselben zu und bat um Ver,eihung. Als der Siations⸗ 
sommaudanten eine abschlügige Autwort gab, griff der Angeklagte 
in die Hosentasche, zog das Messer heraus und stach auf den Gen⸗ 
darmen mit den Wocten ein: „So, Sie wollen mir micht ver⸗ 
zeihen!“ Schwarz hatte die Geistesgegenwart, dem Wüthenden in 
den Arm zu fallen und so die Wucht des Stoßes etwas zu mildern. 
Trotzdem war die Wunde in der rechten Brustseite sehr dedenklich 
ind' nur dem glücklichen Zufall, daß ein Arzt zugegen war, der 
die Wunde sofort verband, und der ungemein kräftigen Constitution 
des Verletzten ist es zu verdanken, daß der beabsichtigte Tod nicht 
virklich eintrat, daß vielmehr Schwarz nach 2monatlicher Dienst 
unfähigkeit jetzt wieder vollständig hergestellt ist. 
Die Hadhaftwerdung des Angeklagten nach der That bedurfte 
keiner geringen Anstrengung der Haßlocher Gendarmerie und Bür—⸗ 
jerschaft, da er mit dem uoch bluͤttriefenden Messer Jeden nieder⸗ 
zussechen drohte. Er wil an dem kritischen Tage sinnlos betrunken 
gewesen sein und von dem ganzen Vorfall michts wissen. Sein 
RKuf ist nicht der beste und seine Vorstrafen nicht wenige. Früher 
war er Waldhüter, kam aber in den Verdacht der Wilddieberei und 
rat dann freiwillig von diesem Deenste zur ück. (Schluß folat.) 
4 Aus Kaiserslautern, 9. Dez., berichtet die „K. 
3.“: Bei einer am Samstag im St ftswalde veranstalteten Sau⸗ 
agd suchte eine stack angeschossene Sau dadurch zu entkommen, 
Zaß sie in den Lauterspringweiher sprang und durch denselben 
schwamm. Ein Jagdhund schwamm iur aber nach und erw schie 
sie am jenseitigen Ufer. Die Sau sezte sich zur Wehre und riß 
dem Hunde mit ihren Hauern den Leib auf, so daß ein mulleidiger 
Jäger den Hund durch einen Schuß von seinen Leiden ttlöste. 
Doch auch die Sau überlebte den Hund nicht lange, sondern ver⸗ 
endele gleich darauf in Folge des zuerst erhaltenen Schusses. 
Aus Grünstadil'. 9. Dejember schreibt das Nordpfäli. 
Wochenblatt“: Die Besucher des gestrigen Nicolaus-Jahrmarn 
vurden durch das plötzliche Auftauchen von Taschendieben nich 
penig erschreckt. In kurzer Zeit wurden nämlich nicht weni 
ils 8 Taschendiebstähle ausgeführt und der Polizei angezeigt. 6 
uudoe, n 
umes Dienstmädchen aus Sausenheim ist besonders hart detroffen 
ndem ihm seine ganze Ersparniß von 21 Mark entwendet wud,, 
die Diebstahle wurden im Gedränge, das sich haupisächlich um bh 
0. Pfennig⸗Buden bildete, ausgeführt und 5 Portemanais —2** 
eer) später auf der Straße gefunden. Leider ist man keinen 
Thäter auf die Spur gekommen. 
Srünstadki, 10. Dez. Der Verwalter der Wittwe 
Zeltsam'schen Güter, Burkhardt, hatte gestern Abend das Unglüq 
yon der Kellertreppe auszugleiten und herabzustürzen uud blieb auf 
der Stelle todt. 
Aus Limbach, 9. Dez., meldet die „Pf. Post“: Henn 
Nacht erschoß sich dahier ein junger Mensch von 21 — dwr 
geranlassung zu dieser grausenhaften That war Eifersucht. Gestery 
Abend soll er mit seinem Rebeubuhler einen Disput gehabt und 
einem ihn tadelnden Vater erklärt haben er werde ihn nicht mehr 
ange schelten. Um 11 Uhr klopfte er an das Fenster des Mäd 
hens und rief: „Maq' auf, Tu siehst mich doch nicht mehr!“ 
Wenige Augenblicke darnach ertönte in einem benachbarten Gäschen 
inen Schuß. Als der Nachtwächter hineilie, fand er einen leblosen 
umpf ohne Kopf. Einzeine Theile des Kopfes lagen weiser davon 
veg zerstreut, und in der Mauer stack ein Messer. Der Unglüdlliche 
— er war Bergmann — soll zu seiner That eine Dynamilpatron⸗ 
»erwendet haben. 
Sschaidt, 10. Dez. Vor einigen Tagen stacb hier di⸗ 
ilteste Fru nnserer Gemeinde, Wettwe Keßler. Man fand unte 
hrem Nachlaß zwei Kisten voll Geld aus aller Herren Ländem, 
velches tinige Tage zum Sortiren und Zaͤhlen erfocdert. Dasselbe 
oll eine Summe von 12-20, 000 Gulden repräsentiren. 
pMänchen. Gemäͤßng 2 des Gisetzes vom 2. Imn 
1878 über Gewährung einer Ehrenzulage an die Inhaber des 
kisernen Kreuzes von 1870771 sind in Bezug auf die Berechtig⸗ 
uing zum Empfange der Ehrenzulage dem preußischen Milität⸗ 
Fhrenzeich n 2. Klasse, das bayerische Mititär:Verdie nstkreuz und 
* dpir sche silberne und go!dene Militär-Verdienst-Medaille gleich⸗ 
estellt. 
—7 In vri Sege i vor —233 
Nacht vom 7, auf 8. Tezember so bedeutend, daß die dort passi⸗ 
cenden Eisenbahnzüge nur m't Mühe vorwärts kommen konnten und 
ellenweife erheblichen Aufenthalt hatten. x 
F In Ellwangen explodirte etne An ven Ofen gestellde. Beite 
Rasche, aa der die Schraube nicht abgenommen war. Die umher⸗ 
Ieegenden Stücke todteten ein kleines Mädchen. Es mag diefer 
raurige Vorfall bei der bevoistehenden Winterszeit zur Warnung 
dienen. 
Wäürzburg, 7. Dez. Heute kamen am Stadig ericht 
wei Beleidigungsklagen gegen den Redacteur des Fränkifchen 
Volksblattes“, Herrn Johann Fußangel, zur Verhandlung. Der 
Angeklazte war nicht erschien. Wegen Beleidigung des Advokaten 
ind Laadtageabgeordneten Ludwig Louis, früher in Landau, jetz 
n München, dem er in seinen „Sittenbüdern“ unsittliches Zu— 
mmenwöohnen vorgeworfen hatte, wurde Fußangel zu 1 Mom 
daft verurrheilt. 
4 Kluger Streich. Ein Muster von Schlauheit wurde in der 
Sitzung des Kreisgericht zu Naumburg am 28. d. M. mu 
O“ M. Geldkuße bestraft. Der Bölscher Fridrich Wilhelm Lanche 
us Burkecssroda, det in dortiger Gemeinde d'e Dienste eines Be⸗ 
neindedieners versieht, war am 18. Septemder beauftragt eir en ver 
Jafleten Bettler nach Edartsberga zu schaffen. Unterwegs warf sich de 
Befangene zur Erde und wollte nicht weiler. Da sich nun der Ange 
lagte nicht zu helfen wußte, so ließ er den Gefangenen liegen und lie 
den nächsten Ort, um Hufe zu holen. Als er jedoch zurüo 
ehrte, war der Vozel natürlich weggeflogen. Seine Fahrlässigter 
— bußen. 
1Paris, 7. Dez. (Possdiebstahl.) Nah amilichen Et⸗ 
bungen sind vor einigen Tagen aus einem nach der Nordbahn 
irigirlen Padwagen der Messagerien zwei versiegelte Packeie und 
ia Gelosack entwendet worden; die beiden Packete waren mit 
320,300 Frs. deklarirt, enthielten aber 700,000 Frs. in verschie 
enen Titeln; der Geldsack war mit 2000 Frs. deklarirt und 
athielt beinabe 100. 000 Frs. Absender, also falsche Deklaranten. 
oaren — so meldet der „Figaro? keine Geringere als die Hausi 
Oppenheim und Rothschild. Die Gesellschaft ist ihnen jegt natürlich 
jur in Höhe von 22,500 Frs. haftbar. 
Dem „Obzor“ wird mitgeth:ilt, daß in Bibac (Bosnien 
in käürlischer Greis, Namens Kara Alija Pdvanovic, lebt, de 
rereiis das 135. Lebensjahr erreicht hat, aber noch so rüsiig o 
haß er mit einen Sacke Frucht don 40 Oka — 100 Pfund 
—VV erlebt und in vie. 
Zriegen, so gegen Raboleon und gegen den ersten serbischen Aufstar—