Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Der St. Ingberter Anzeiger und das (Z mal wöhentlish) mit dem Haudtblatte verbundene Untorhaltungsblatt. Sonntaga mit illustrirter Vei⸗ 
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M 2044. eEauustag, den 28. Dezember 
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Deutsches Reichh. IJ 
Mänchen, 21. Dez. Die dem Landtage vorzulegenden 
Besetzenwürfe, namentllich das Disziplinargeseß für die Beamten 
und die Gebühtenordnung, werden unmittelbar nach dem Weih⸗ 
nachtsfeste im Staatsrathe zur Berathung gelangen. 
Mänchen, 22. Dez. Der Geseßgebungs-Ausschuß der 
dammer der Abgeordnelen machte sich in Z Sißungen (Samstag 
und Sonntag) über die Rückäußerungen des Ausschusses der 
Reichsrath—kammer schlüfsiz. Anlangend das Ausführungsgesetz zur 
Strafprozeß · Ordnung, so stimmtle der Ausschuß allen Beschlüssen 
des Ausschusses der Reichsrathekammer mit Ausnahme des zu Art. 
10 gefaßten Beschlusses zu. Gleiches gilt von dem Ausführungs⸗ 
gesehhe zur Civilprojeßordnung. Auch dier wurde sämmtlichen Ab⸗ 
underungsbeschlüssen des Ausschusses der Reichsrathskammer zuge⸗ 
stimmt und nur bei Art. 228 b eine Aenderung ue Miit⸗ 
serweise hat der Ausschuß der Reichsrathskammer in diesen beiden 
Punkten nachgegeben, so daß Gesammibeschluß erzielt ist. Letzterer 
ist auch in Bezug auf das Aussührungsgesetz zum Gerichtsverfassungs⸗ 
zesehe erreicht, indem der Ausschuß der Abgeordnetealammer der 
dNvergirenden Anschauung des anderen Ausschusses in 5 Punkten 
Rechnung tiug. Darunter befindet sich auch der nunmehr gestrichene 
Art. 8 p, wonach bei Ausfertigung der Ucrheile die Formel: „Im 
Ramen Seiner WMaj stät des Königs von Bayern? gesetzlich ein⸗ 
zeführt werden soll. Eine Auflösung des Ausschufses wurde nicht 
verfügt; die in München verbieibenden Mitglieder desselben werden 
bei der Arbeit der Zusammenstellung der Beschiüsse thätig sein. 
Zur Einbringung von Autrügen Seitens der Miglieder des Land⸗ 
ags soll bei Zusammentrig des letteren eine Eguag ar Frist vor⸗ 
geschlagen werden. 
Ausland. 
Wie erinnetlich ha Frankreich seit einiger Zeit mit wieder⸗ 
holten Aufständen in seinen Strafkolonien zu kämpfen. Der Abge⸗ 
ordnete George Perrin von der aͤußersten Linken, der den Interessen 
der Strafkolonie Neu-Caledonien besondere Pflege angedeihen läßt, 
hat nun von dem Marinenminister die Mitthellung erhalten, 
daß der Gouverneur der Colonie, Herr Orly folgende Anord⸗ 
naungen gelroffen hat, um die wegen Theilnahme am Commuue⸗ 
Aufsiande zu Zwangsarbeit verurtheilten Individuen, deren Zahl 
sich Ende August nur noch auf 242 belief, nach Thunlichleit von 
den geneinen Seräflingen zu isoliren. Auf der Insel Nu sind 
diese Verurtheilten in besonderen Räumea untergebracht und belöstigt; 
dasselbe geschieht in Burail, Kanala und in der Bai von Pruy. 
Füt die Deportirsen, welche auf den Bauplätzen beschäftigt werden, 
ist die Trenrung in Folge der Verschiedenheu ihrer Gewerbe schwie⸗ 
riger; doch soll auch dort Alles geschehen, was die Umslände ge⸗ 
latten. 
Ueber die Arbeiten der verschiedener europäischen Kom⸗ 
mijsionen, weiche die durch den Berliner Vertrag veranderten Grenz⸗ 
perhältnisse zu bestimmer haben, liegt heute eine KReihe von Notizen 
dor, die sich kurz dahin zusammenfassen lassen: die Kommission, 
welche mil Feststellung der Grenzen für die Dobrudscha beauftragt 
war, hat ihre Arbeilen beendet und ist der diesbtzügliche Bericht 
hon den Komm'issionsmitgliedern unterzeichnet worden. Die von 
den russischen Delegirten betreffs einzelner Beschlüss⸗ erhobenen Ein⸗ 
wendungen sind von den übrigen Mitgliedern wicht derlichsichtigt 
worden. — Die Delegirten der Kommision für Bestimmung der 
Drenzen Dslrumeliens sind von ihren respektiven Reg erungen an— 
gewiesen worden, in Konstantinopel zu bleiben und weitere Ver⸗ 
sugungen guwarten. — Zwischen den Vertcetern der Broßmächte 
m — finden seit mehre en Tagen lebhafte Beralhungen 
über Fesiste Tung der Grenzen Bulgatiens statt. — Die Mitglieder 
der Kommission zur Festsetzung der montenegrinischen Grenzlinien 
werden ihre Arbeiten nach der Räumung von Spuz und Podgoritza 
wiedet aufnehmen. — Vezäglich der gricchisch⸗ürlischen Grenzrekti⸗ 
itation werden von einer türkischen Spezialkommission Berathungen 
Jepflogen, deren Ergebniß in politischer und mililärischer Hinsicht 
als Basis zu dem mi Griechenland adzuschliebenden Uebercinlommen 
dienen soll. 
We verlautet hat die 1umänische Regierung mit der Pforte 
ein Uebereinkommen getroff:n, nach welchem sich die letztere verpflichtet, 
sür die Verpflezung der Gefangenen, sowie für andere durch den 
rieg herbeigeführte Unkosten an Rumänien eine Entschädigung von 
Uuse Millionen Frce. zuj leisten. 5200.000 Frcs. sollen demnaͤchst, 
der Rest innerhalb sechs Jahren bezählt werden. Die wenigen, 
noch in Rumänsen besindiichen tfürkischen Gefangenen werden in 
nächster Zeit nach Konftantiropel befördert werden. 
Der erste Theil dez Krieges zwischen England und Afgha⸗ 
nistan ist beendet. Nach offic illen Depeschen ist Jellalaäbad am 20. 
Dezember von den englischen Truppen besetzt worden. Die Flucht 
etz Emirs Schit Alj ist ebenfalls bestängt und d'e Engländer 
danen somit mit Genugthuung auf das bisher ecreichte zurück⸗ 
icden, Es wäre jedoch voreilig, aus diesen Krfolgen den Schluß 
ijehen zu wollen, daß der Krieg-nun bald beeudet sein wird. 
Zchon haben die Häupllinge des Gilzaistammes den Sohn Schir 
Alis, Jacub Nbau, der von seinem Vater bekanntlich lange in Ge⸗ 
angenschafe gehalten wurde, zu seinenem Nachfolger ausgerusen und 
iaßl sich erwarten, daß andere Stämme dem Beispiel des Gil- 
aistammes folgen werden. In Kabul, der Haupsstadt Ajghanistans, 
st zwar längst erklärlicher Weise rollständige Anarchie ausgebrochen. 
Aber die Uebernahme der Regicerung durch Jacub Khan dürfte der 
tathlosigleit ein Eude machen, wenn eben Jacus der richtige Mann 
an richugen Platze ist. Ein Versuch des Widerstandes wird jedene 
jalls gemacht werden. Injwischen wird den .Daily News? aus 
Fellalabad vom 20. . berichtet: Majot Cadagnari habe einen 
dichtigen Brief vom Emir Schir Ali erhalten, Aber den Juhalt 
ʒesseiben· sei aber Näheres noch nicht bekannt“. In wie weit 
rgend welche Eröffaungen des nicht mehr an der Regierung sich befind⸗ 
ichen Emits von Wichtigkeit sein können. ist nicht recht verstände 
ich. Auch oikF. Times“ für: tet nun in Folge der Flucht Schir 
Al s u ue alnnen Im Anschluß au Vorstehendes liegt 
ioch folgende Depesche aus Jellalabad selbst vor: Offiziell. Jella⸗ 
abad ist heute von deu englischen Truppen besetzt worden. Die 
kinwohner nahmen die Truppen freundlich auf. Hier ist Alles 
uhig, während in dem Lande über Jellalabad h'naus und in 
dabsul Anarchie herrscht. — General Roderts ist nach Kurum 
urückgekehrt. 
Der Nothstand in den Fabrik⸗ und Bergwerksbezirken Ein g⸗ 
lands und Schoftbands ist nunmehr dermaßen entwickelt, 
daß in einigen Zeitungen ganze Spalten von Berichten unler 
iesem Titel zu finden sind. In Manchesier sind schon 8000 Pfd. 
zt., in dem stark heimgesuchten Glasgow bisher erst 3700 Pfd. 
S. Unterstützungegelder gesammelt worden. In Edinburg kam es 
um 17. zu einer belebten Szene. Der Stadlrath hatte beschlossen. 
den Arbeitslosen auf Stadilosten bei dem Wegschaufeln des Schnees 
Beschäftigung zu geben. Dieß wurde öffentlich verlündigt, und 
jehe da, es ftellien sich an tausend Mann ein, alle offenbar in 
coihleidendem Zustande, aber unler den gewöhnlichen Taglöhnern 
nuch vele Handwerler und Maschinenbauer. Für solche Menge 
angte der Vortath an Schaufeln nicht zu. Die Stadt hatte nur 
ber etwa 300 zu verfügen. Die übrigen Leute wurden unge— 
jalten, und es drohte zu einem Auflause zu lommen. Sdhließlich 
sießen sie sich mit Versprechungen beruhigen. Ter Stadmraih 
zat nuumehr an Schaufeln zusammengeborgt, was in der 
ähe zu erborgen war, und so weit die Schaufeln reichen oder die 
deule sich selber Schaufeln zu verschaffen vermögen, ist den Brod⸗ 
sosen Beschäftigung beim Schneeschaufeln bestimmt zugesagt. 
Vermischtes. 
4 Der neuesten Nummer. der Nachrichten aus Amerika“ ent⸗ 
nehmen wir die Namen folgender in Amerila, verstorbener Pfälzer: 
Jafch Breiling 45 Johre alt, (aus Arzheim 9) gest. am 8. Sept. 
in San Francisco. J. Faller aus Eddlingen, 283 Jahre alt, gest. 
im 29. August in Rew⸗Orleans. Louis Kreutzer aus Neustadt, 
38 Jahre ait, gest. am 831. August in New-Orleans. Barbara 
dauer, geb ˖ Deidesfeldt, aus Goͤllheim, 88 WJahre allt, gest. am 
I3. Rovember in Cypreß, Hills, Rew-HYork. Wilhelm Lander aus