Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
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Oer St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wochentlich) mit dem Hauptblatte verbundene uUnlerhaltungsblatt. Gonntags mit illustrirter Bie— 
lage) erscheint wöchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Aboune mentspreis betragt vierteljahrlich 
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M 24. .* ESountaag/⸗ den 10. Februar J 143878. 
— „v v 32— 
— WBMW2 — 
J Deutsches Reicßß. 
München, 6. Februar. Der Minister v. Piretzschner, 
welchem das Correferat über die Gesetzesborlage, betr. die Siellver⸗ 
tretung des Reiaslanzlers, übertragen worden ist, reiste heute mit 
dem Abendschnellzug zu den bezüglichen Verhandlungen nach Berlin 
ab. Miit der interimistischen Leitung der Gefchäfte des Ministeriums 
des 1. Hauses und des Aeußeren ist der Minister v. Luz betraut. 
München, 6. Febr. Die leidige Defizits beziehungsweise 
Sieuererhohungsfratze in der loimmenden XIV. Finanzperiode fängt 
nach und nauch an, eine erfreuliche Perspelline zu zZeigen; wie näm⸗ 
lich in finanziellen Hreisen des Landtages verlauiet, ist dos Defizit 
bis auf circa 8 Mill. gedeckt, so daß nach einer entsprechenden 
Echshung der direkten Steuern im dießmaligen Finan gesetze als 
hefeunigt grscheint. Dieses günstige Ergebniß wird haupisächlich 
auch durch Verweisung der Erweiterungs⸗ und Neubauten auf 
einen außerordeutlichen Kredit erreicht. 
zMümnchen, 7. Februar. Se. Maj. der König hat den 
Landtag bis zum 16. Feruar einschließlic verlängert. (A. 3.) 
Berlinz; 7.Febr. Der Reichskanzier, Fürst Bismarck, 
wird, wie die „National⸗Zeitung“ mit Bestimmtheit erfahren haben 
will, in den ersten Tagen der nächsten, Woche hier eintreffen, so 
daß er bei der thatfächlichen Aufnahme der Acbeiten des Reichs⸗ 
tages anwesend sein wird. — 
hussland. 
London, 7. Februar. Times? außert sich dei Besprechung 
der Thronre e zur Eröffnung des deutschen RFeichstags folgender⸗ 
maßen: Dieselbe bekunde „bezüzlich der oriental. Fragen den festen 
Eatjchluß desjenigen Monaͤrchen, dessen Macht bei jedem europäischen 
Touflct jetzt selbit die Vacht Rußlands üdertreffe und der bei den 
chwebenden Unlerhandluncen ein sehr bedeutendes, wenn nicht ent 
cheidendes Gewicht in die Waagschale zu werfen vermöze. Dem⸗ 
aach tönne mit Befriedigung beme kt werden . daß der Deuische 
Zaiser keiner extremen Anschauung Vorschub leiste. Da der Kaiser 
rahrjcheinlich dessere Misitel habe als irgend Jemand anders in 
curopa, den Chaͤrakter des schließlichen Friedensprogrammes Ruß⸗ 
ands zu kennen und auch zu beurtheilen ob solches für die eurd⸗ 
päischen Maächte aunchmbar sein dürfte, so seien die friedlichen 
Versicherungen desselben eine solide Thaisache worauf man bauen 
dune. Wenn Rußtand noch einen Siellung in Osteuropa trachten 
ollte, durch weiche die Interefsen Oesterreichs und Deutschlands ge⸗ 
chadiat werden onnten, so wuͤrde ein Won des Kaisers Wilhelm 
zenügen, um Rußland Mäßigung aufzuerlegen. F 
Eem amtliches Telegramm aus Petersbu xg, 7. Februar, 
»estätigt, „daß zufolge des Wuffenstillstandes die Türken Sulina, 
Silistria. Rustschut und Widdin zju räumen habenß, daß die Russen 
das Kustenland des schwarzen Meeres bis Baltschik (nördlich von 
Barnao), das des Marmora-Ndeeres von Bujuke Tschekmedsche bis 
Thaͤrk vi und das des Archipel von Urscha bis Matrn besetzen. 
¶ Die russischen Blaͤter deröffentlichen aus Adrianopel ein Tele⸗ 
ramm des Großfürsten Nikolaus vom 81. Januar, welches die 
Punttalionen des an dem genamten Tage adgeschlossenen Waffen⸗ 
Austandes genauer angies:. Daff loe lautet: Es wecden di 
Feindse ligteiten bei Erhalt d eser Depesche aufhbren. Naw den Abl 
Ragungen des Waff ust UIstandes hebt die Türkei die Blocade — 
Hhäfen im schwarzen Meer auf und es wird durch eine weilter 
Zundmachung die Freiheit des Verlehrs für Hau.delsschiffe ertiärt 
Außze dem rdumen die Türlen, so bald es das Eis erlaubt, Suli⸗ 
— Rustschut, Silistria und Widdin, und wir unsererseits geben die 
Scifffahrt auf der Donau frei. Folzende Mecresfüsten werden 
)»en ruffischen Truppen übergeben Von der russischen Grenze 
ais Balischik einschlüssig, daun von Misstora bis Derkiöi aus 
dlüssig. Im Vearmona· Meer von Bujuk⸗ Tjschekmendsche bis 
ncatgieinshlussz, im rchipei? ven Urscha biß Matri. 
die Ruffen desetzen die Häfen von Burqgas und Piidia (am 
hidarzen Meer.) Dee Verleyr auf den türkifchen Eisenbahnen 
it dem HDandei freigeheben. Man kaun Alles in die Häfen 
dirigiren, mit Ausnahme der Kriegsmunition. Die ftürki sche Re⸗ 
gierung hat die Befehle zur Eröffnung der telegraphischen Verbin⸗ 
dung zwischen Konstantinopel und Odessa ertheilt. Dieselbe Wei⸗ 
ung wird von unserer Seite gegeben.“ 
Philadelphia, 18. Jan. Zu den religiösen Toll⸗ 
jelten, die jetzt in den⸗ Vereinigten Stauten wie Pilze aus der 
Erde steigen und trotz ihrer handgreiflichen Gemeinheiten doch immer 
Anhänger finden, ist nun auch ein Gesst des Ausruhrs unter viele 
Frauen gefahren: Sie ˖wollen keine Hausfrauen mehr, nicht me hr 
„Sclaven ihrer Kinder“ sein, sind des Haushal:s und der Küche 
iberdrüssig und spüren den Beruf in sich, wie die Männer das 
dand zu regieren, Staatsbeamte zu werden, ja selbst in den Congreß 
zewählt zu werden. Eine große Schaar derselden, aus allen Theilen 
zes Landes, befindet sich schon seit dem Veginn der Congreßsitzungen 
'm Dezember in Wafhington, und es ist ihnen gelungen;, eine be⸗ 
)eutende Anzahl Maänner, auch mehrere Mitglieder des Congresses 
ür ihr Vorhaben zu gewinnen. Es ist das die Partei der Weiber⸗ 
echtler. Am 10. Januar hatten die Werberrechts⸗ Damen ihren 
Nationalconvent“ in Washiugton „dann zogen sie in Massen nach 
)em Capitol, um dort im Sturm, wie die berühmten Halledamen 
des französischen Convents, den Vollsvertretern ihre Sturmpetitidn 
n überreichen. Es waren 500—600 Frauen, die sich in der 
duppelhalle des Capuols vor der Eröffnung dis Congresses ver⸗ 
sammelten. Frau Isabella Beecher Hooter uͤbernahm den Vorsit 
uüͤber die erregte Nausse. Tine Frau Sreneer sprach ein Gebet, 
as mit folgenden Worien schloß: „Das Capitol gehört der Nation, 
die Nation gehört den Weibern dieses Landes ·und folglich gehört 
das Gebaude uns. Wir werden nach dem Saale der AÄbgeoroneten 
sichen und Besitz von diesen Sälen ergreifen. Man mag Uns 
nauswerfen, wenn man's wagt! Wir werden ung Gehoör ver⸗ 
chaffen. Niemand soll uns deran dindern.“ De Weiber ant⸗ 
voiteten mit lautem Hurrah! Als die Siunde der Erdffoung 
jes Congresses kam, erwartelen die Frauen, daß ihnen die Hallen 
er beiden Häuser gröffnet werden, wo sie im Sturm einziehen, 
hre Petition rinteischen und dazu beclamren wollten. Senator 
Sargent, als Schwächling und Weiberfreund bekannt, stellte auch 
m Senat den Autrag, diese Damen einzulassen, damit sie nach 
Passirung eines 16. Amendemenis zur Verfassung mitstimmenund 
resen könnten. Die Senatoren Edmiunnder ung Thurmann er⸗ 
lärten das aber für ungesetzlich und die lä menden Damen wurden 
nit 31 gegen 183 (republitanische) Stim men abgewiesen. Von den 
Halerieen erhsb sich sofort ein großes Getöse, und jchimpfend wie 
ichte Halledamen, stürnuen die abgekühllen Weiber hinaus. (S. M 
Rerrcctes. 
fDie Letzenstetlerin de⸗ stopp in F1 omheim ist eine 
arme Witt.de, welche sich und ihre Kinder zu ernähren sucht. Dem 
zapp wird das Zeugniß gegeben, daß er kein Wucheret sei; wenn 
aicht reich, ist er doch sehr wohlhabend, — beides Eigenschaften, 
velche hoffen ließen, daß er sich der armen Wittwe recht dankbar 
erweisen werde. Ohne deren rasches Handeln war la Kapp, nach 
eigner Aussage, vertoren. Die Belohnung ist — 
Zusammen 86 gengste. Die Beschälzeit beginnt mit dem Märj 
und endigh mit dem 15. Juni l. J. Das Sprunggeld veträgi 
üt sämmiliche Hengste ohne Uusnahme 8 I 26 Pf; der: Befchäi⸗ 
waͤrrer erhälik fur jede Glue 90 Pf. Trintgeld. 
FSpetet, 7. Febr. Die Jahresschlußprüfungen an den 
Ate 4477 dursen icht vor dem 7. Narz . J. 
deginnen und müssen mit 17. Apriu . J. beend at sein. 
Speyer, 7. Fedre Füe das Jahr 1878 werden nach⸗ 
tehende Beichässtatinen beftinm und mit der bei efügten Zabl 
»on Beschärtzen sten des pfälzischen Landgestüts bestellt; Pirma sens 
bHengste, Berqgzäbern 40 Laͤngenkandel 4, Offenbach⸗4, Speher 8, 
haßloch 8,Muterstade 3., Lambsheim 2, Kirchheimbotdude n 3, 
Wianweiler 8, Lanostuhl 5, Eichelscheid 4, Zweibrüden 12 Henassie. 
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