Full text: St. Ingberter Anzeiger

Frnennuug eines neuen Fürsten. Die Pforte scheint indessen nicht 
geneigt zu sein, den Beschluß der samiotischen Nationalversammlung 
anzuerkennen. 
Vermischtes. 
*Sit. Inabert, 20. Febr. Mit der Eröffrüng der 
Blies halbahn wird die hiefige AÄbgangszeit zweier Züge verseat 
perden Der Zug Morgens 858 wird ersi Gis, der Zug 1081 
Vormitlags aber schon 120 von hier abjahren. Wie uns übrigens 
heute Abend mitgetheilt wurde, ist die auf 28. Febr. festgesetzte 
Eröffnung der Blieshalbahn wieder auf unbestimmte Zeit verschoben. 
Ruischungen an einem Damme sollen dieses nohwendig gemacht haben. 
7 LSehrerwaisenstiftslotterit. Wie wir hören, 
prosperirt dieselbe über alles Erwarten. Bei dem re ßenden Absaß 
der Toose ist gegründete Aussicht vorhanden, daß der Ziehungstermin 
78. Maärz — nicht nur eingebhalten, sondern daß sämmiliche 
Loose noch vor diesem Tage abgesetzt sind. Gewiß tragen neben 
dem Wohlthätigkeitssinn zu diesem glänzenden Verlaufe die außerst 
günstigen Gewinnchancen vieles bei. Wer sich noch eine Anwart: 
schaft auf Gewinnste sichern will, der greife daher rasch zu; die 
Moglichkeit liegt nahe, daß die Gelegenheit dazu bald vorüber 
sein könnte. 
4 Wie man höͤrt, ist als Reinüberschuß aus der jungst satt 
gehabten Kirchenbaulotterie der Kirchenderwaltung der katholischen 
Fiebfrauenkirche det Betrag von etwa 220,000 Mark geblieben. 
7 Fur das Jahr 1879 werden nachstehende Beschäl-Slatonen 
bestimmt und mit der beigefügten Zahl von Beschäl⸗Hengsten des 
pfaͤlzischen Landgestüts bestellt: Pirmasens 4, Kandel 4, Offenbach 4. 
Speier 3, Haßloch 3, Muiterstadt 3, Lambsheim 4, Kirchheimbo⸗ 
sanden 3, Winnweilers, Lundstuhl 4, Eichelscheid 4, Wallhalben, 3 
Zweibrücken 19. — 
*In der am Mittwoch zu Neustadi statigefundenen Ausschuß · 
sitzung des pfälzischen Feuerwehrverbandes wurde der Witiwe von 
Tarl Presser IV. in Odenbach rine Unterstützung von 1000 
M. hewiligt. (resser verunglückte bei einem Brande.) 
7In Brestenbach am Höcherberge ereignete sich, 
der „Zw. Ztg.“ geschrieben wird ein recht bedauerlicher Unglücksfall 
Der' Häder Brill von Niedertirchen, ein Bürger und Jeg pächter, 
befand sich daselbst in cinem Wirthehause. Beim Wegeehen entlud 
sich sein Gewehr, welches er bei sich trug, und der Schuß zerschmet⸗ 
jerte ihm einen Fuß derart, daß das Schuümmste defürchtet werden 
muß. — W 
217 gaiserslautern, 19. Febr. HDiute wurde vor dem 
hiesigen Polizeigericht gegen den dreizehnjährigen Schulknaben Peter 
Jung von der Eselsfürth wegen groben Unfugs bei einer Beerdigung 
derhaudelt. Derselbe war geständig, mit einem Stock unter das 
Leichentuch gefahren und dasselbe herabgezertt zu haven. Er ver 
sicherte jedoch, daß vor ihm schon andere Buden in dieser Absicht 
auf den Leichenwagen gestienen seien. Der Polizeianwalt betonle, 
wir groß die Roheit und Verwilderung einer Jugend sein musse, 
die nicht mehr den Todlen ehre, was ja dem Wilden sein nalür— 
liches Gefühl eingebe. Er war der Ansicht, daß man hier mit 
allet Strenge einschreiten müsse, denn es sei nicht abzusehen, was 
aus einer Jugend werden solle, die jetzt schon zu solchen Dingen 
fähig sei. Derselbe beantragte 10 Tage Host; der Rchter verur⸗ 
rheilie, indem er die Jugend und das Zeugniß des Lehrers in Be— 
hracht nahm, den Kuaben zu 4 Tagen Haft. 6pPf. 8.)— 
* Der Hefenfabrikan Heß dörfer in Neustadi wurde 
vor dem Zuchtpolizeigericht Fraunkenthal wegen Uebertretung des 
Malʒaufschlaggesetzes zu einer Strase von 180 M. und in die 
Kosten verurtheilt. 
pRNeustadt, 17. Febr. Die Loos'sche Kesselfabr'k mit 
Maschinen und Zubehör, vor der Siadt zwischen der Maxbahn und 
der Landauer Straße liegend, wurde vorgestern zwangsweise dersteigert 
und dem zweiten Hauptgläubiger aus HPtaunheim um 16,000 M. 
zugeschlagen. Vor zwei Jahren wurden für dieses Anwesen so viel 
Gulden gefordert. J F 6gf. V.) 
RKeuffadt, 19. Febr. Bei dem Vorstand des Verschö⸗ 
nerungsbereins traf heute vom laul. Hofrath Hofmann in München 
die Minhe lung ein, daß das an Se. Maj. den Koͤnig gerichtete 
Gesuch, auf der Maxburg einen Pavillon gegen Regen und Wind 
errichten zu dürfen, dahin beschieden wurde, daß diese Anlaqe nicht 
nur gestaitet, sondern auch der Kostenbeirag in den d'es jähr igen 
EFtat der Marburg aufzunehmen sei. 
J f Landau. Wie man dem „Eilboten“ aus München be— 
richtet, wird vom Justizminister Sr. Maj. dem König der Ankiag 
unierbreitet werden, die lünfügen Landgerichte wie folgt zu besetzen: 
Landau, und Zioeibrücken je 1 Präsident, 1 Dlreftor und 6 
Richter, Kaiserslautern 1 Präsident, 1 Direktot und 7 Richter, 
Frankenthal 1 Prasident, 1 Direltor und 8 Richler. * 
Fraänkenthal. Das Comite des mittelrheinischen Schützen 
hbundes, welches am Sonntag hier tagte, hat das Schützenfest au 
den 22. bis 29. Junj festgeseßkt. ——— 
pLudwigshafeu. Der Pferdemetzger, welcher an den 
Markttagen hier Fleisch verkauft, macht immer bessere Geschäfte. Daß 
diese bieher ungewohnte Conturrenz den hiesigen Metzzern nachgerade 
doch nicht ganz einerlei ist, beweist der Umstand, daß schon seit eini⸗ 
ger Zeit das Kalbfleisch nicht mehr wie vordem um 70, sondern um 
80 pf. verkauft wird. Nun, wir werden es wohl auch noch er⸗ 
leben, daß der enorm hohe Preis des Ochsenfleisches — man würde 
im Allgemeinen besser sagen des Kuhfleisches — herabgesetzt werden 
wird. — 
Mannheim, 18. Febr. Gestern gegen Mittag hat 
sich ein Knabe von 9 Jahren Namens Pfisterer in seiner elterlichen 
Wohnung über dem Neckar an einem Thürkloben erhängi. Der 
Znade soll öfters zum Kodlensamm⸗ln ausgejchicht worden sein und 
zestern die Aeußerung gethan haben, wenn er dies ferner thun 
nusse, würde er sich ertränken oder aufhängen. In Abwesenheit 
jeiner Mutter vollzog derselbe nun den Selbstmord, bei welchem 
als Zeuge noch ein vierjähriges Brüderchen zugegen war. 
F Aus der Pfalz. Das Betilerunwesen hat in neuerer 
Zeit wieder arg üherhand genommen. Wie ein ausgetretener Strom 
Iberfluthet das bettelnde Gesindel die Oeischaften, indem es die 
Stäbdie und größeren Dorfer thunlichst zu meiden sucht, wohl wissend, 
daß es daselbst von der Polizei gefaßt wird. Sobald ein Bettler 
dem Poli eigerichte angezeizt ist, kann derselbe einer sicheren Hast⸗ 
drafe entgegen sehen, und ist es ein Gewohnheitsbettler, so kann 
et bis zu 42 Tagen erhalten, auch schließlich noch der Landespo⸗ 
izeibehörde zur Unterbringung in ein Arbeit?shaus uüberwiesen werden. 
Finem arbeislosen, in Noth gerathenen Handwerksburschen, wird 
Jedermann gerne seinen Fechtpfennig verabreichen, wiewohl es bei 
Fenselben schwer bäͤlt, den wirklich ordentlichen Burschen von dem 
Fechibruder ex professo zu unterscheiden; allein die Mildthätigkeit 
muß gewiß da ihre Grenze haben, wo einer dieser Burschen dem 
anderen gleichsam die Thür in die Hand gibt, und wenn man 
mertt, daß das Beltteln formlich gewervsmäßig betrieben wird. Ein 
Bild hierdon mag ein Gespräch zwischen zwei solchen hetabgekom⸗ 
menen Vagabunden geben, welches Einsender bieses einmal anzu⸗ 
hörea Gelegenheit hatte. Der Gine- fFragte den Andberen: „Wo 
willst denn Du den Winter zubringen 3“ VDieserx erwiderte: „In 
B. . .., denn dort ist das Arrestlökal wärmer und freundlicher 
Ia sonsiwo; auch wird vort besser gekoht. Im Sommer gehe ich 
nach G ..; dort ist es um die Zeit im Arrest tühler. Ich habe 
die Ptobe schon mehrmals gema ht.“ Bei dierer Uaterhaltung be⸗ 
merkle der Erstere warnend: „Gehe nur der Gegend um XE 
aus dem Wege, denn dort ist der Arressvermehzer arg grob, und 
man muß don auch immerfort arbeiten !“. „Ja, ich habe dies auch 
hon von anderen Kameroden gehört!“ war die Entgegnung. 
Jede Gabe an derlei Strolche wird den werdigen Armen gleichsam 
tzogen. Das Mitleid mit drkommenen Sudj⸗kten ist am un⸗ 
lechten Platz. Eines der Hauptmittel, diesem Bettelübel zu begege 
nen, besteht darin, daß man die fremden Be'tler in ihre Heimaths⸗ 
zeneinde verbringt und von der Ortsabehörde strenge überwachen 
aßt, damit sie nicht auswärts auf den Betiel gehen. Es wird 
unn dieses die Gemeinde nöihigen, auf jede möslsche Weise für 
ihre Beschäͤftigung zu sorgen. Die sogenannlen schlechten Zeiten 
werden noch bon seiner andern Art Betiler, die auch allen Ehrge⸗ 
fühles bar sind, aber doch noch den ‚Nobelen“ zu spielen verflehen, 
und daher auch die „geputzten Lumpen“ genannt werden, benütt, 
um ihr Leben in nichtsthuendem Genuß junnbringen. Wir denken 
da an das frivole Borgen im Bäcker⸗ und Kramladen bis zunet 
Wirthahause, wo solche deute Zechen bis zu 30 und 40 M. an⸗ 
schwellen lassen, bis der Wirth endlich den Muth faßt, nach der Be⸗ 
zahlung zu fragen — und schließlich doch leer auszug⸗hen pflegt. 
Gegen solche Wichte gibt es nur ein Radicolmittel: es heiht Richt⸗ 
borgen! GPf. K.) 
Straßbburg. In der Naqht vom Freitag auf Sams— 
jag wurde hier ein Schuhladen von Deeben vollständig ausgeräumt; 
der Werth der geßohlenen Waare biläuft sich auf 2000 Frics. 
fFrankfurt, 17. Febr. Die wegen Beleidigung des 
Fürsten Bismarck (durch eine Kolleknv-Erklärung) angeklagten jämmt⸗ 
uͤchen Redakteure der „Frankfutter Ztg.“ wurden heute vom Stadt⸗ 
gericht freigesprochen; der noch wegen zwei anderer Artikel angeklagte 
Redalteur Dr. Stern wurde wegen dieser zu 7 Wochen Gefängniß 
veturtheilt. 
7 Frankfurt. Der „Koln. Ztig.“, wird von hier ge⸗ 
schrieben: Eivem Franzosen, welcher seit einigen Jahren' als fleißi⸗ 
zer und geschickter Arbeiter in einer Möbelfabrik zu Bockenheim 
shätig war, wurde dieser Tage der Ausweisungsbefehl aus Preuben 
zuͤgeflellt. Die Ausweisung ist damit degründet, daß der Mann 
gestaͤndig ist, als Polizeibramter der Commune fungitt zu haben, 
nd von den französischen Gerichten in eontumatiam zum Tode 
derurtheilt zu sein, auch mit dem Socialdemokraen Feohme Umgang 
gehabt zu haben. 
* Augs dem jenseitigen Bahern wird eine lebhafte Agitation 
fut Wiedereinführung der Lebenbmitleltaxen gemeldet. Die Wag