Full text: St. Ingberter Anzeiger

hier und Rentrisch zu haben sind. Gegenwärlig werden pro Tag 
15—60 Waggons solcher nach dem Bliesthal befördert. Wie uns 
aritgetheilt wird, ist beabsichtigt, Schlacken auch als Decmaterial 
für die Bahn von hier nach Saarbrücken zu benutzen. Sie lassen 
das Wasser leicht durchsildern und sichern dadurch die —AXI 
der Schwellen. 
— — 
der deutschconservativen Partei in der Pfalz“ am 27. v. M. an 
den Reichstanzler abgeschickt hat. Das Schriftstück, unterzeichnet 
don Frhen. K. v. Gienanih und Dr. W. Medicus begrüßt mit 
Freude das bekannte Schreiben des Reichskanzlers vom 15. Decem⸗ 
her b. J. und erklärt es als einen „unbestreitbaren Grundsatz ra⸗ 
ioneller Volkswirthschaft, die directen Steuern so weit möglich durch 
indirecte zu ersetzen? — was besonders in der Pfalz fühlbar fei, 
wo die Kreis⸗ ünd Gemeinde-Umlagen zu 200, 300, ja 600 
pCt. der direlten Staatesteuer und darüber steigen. Als schädlich 
werden dann die Aushebunge der allgemeinen Eingangsabgabe im 
Jahr 1865 und die seit 1862 zur Gelkung gelangten Grundsätze 
des Freihandels bezeichnet. Weiter heißt es in der Adresse: „Einen 
Brund der allgemeinen Nothlage, besonders der außerordentlichen 
Theuerung aller Lebensbedürfnisse sehen wir auch in der über⸗ 
mäßigen Zunnahme und Ausbreuung des Zwischenhandels, welcher, 
wie es die hohen Brod⸗ und Fleischpreise gegenüder den nieder gen 
VSetreide⸗ und Viehpreisen zeigen, namentlich die landwirthschaftlichen 
Producenten, sowie alle ausschließlichen Consumenten schädigt, und 
velchem nach unserer unmaßeblichen Ansicht gesetzliche Schranken 
— Adresse 
volkswirthschaftlich nach allen Seiten hin gerechtfertigl nur in einer 
solchen Höhe, daß dadurch die Mehrkosten, welche der einheimischen 
Landwirihschaft und Industrie gegenüber dem Ausland erwachfen, 
ausgeglichen werden.“ Zur Vermehrung der Einnahmen des 
Reiches wären Tabalk und Schnops nach ihrer Ansicht besonders ge⸗ 
eignet, dann auch eine Börsensteuer. Schließlich begehren sie 
Regelung der Eisenbahntarife, namentlich Abschaffuung der Differen- 
ialtarife. 
4 Die Wanderversammlung des Vereins „Pollichia“ findet 
am Samstag, 19. April zu Edenloben statt. 
Der pfoölzsche Jagdschutz- Verein hält Sonntag, 9. März, 
Nachmittags 3 Uhr im Saalbau za Neustadt a. H. eine General— 
bersammlung zur Abhsöt des Rechenschaftsberichtes 1878, Besprechung 
bdon Vereinsangelegenheiten und Neuwahl des Ausschusses, 
4 Wie alljährlich wird auch heuer laut Verordnung des kgl. 
Staatsministeriums für Kirchen⸗ und Schulangelegenheiten an der 
kgl. Centralturnlehrerbildungsaustalt ein Turnkurs für Turn— 
lehramtskandidaten abgehalten. Derselbe beginnt am 15. April und 
endet mit 31. Juli. Die Gesuche um Zulassung zu diesem Kurs 
sind an das kal. Kultusministerium einzureichen. Der Turnlehrkurs 
bezw. die darauffolgende, mii Erfolg bestandent Prufung berechtigt 
zur Anstellung als Turnlehrer an allen Mittelschulen und an allen 
mit d'ejen in gleigem Rang stehenden Privatanstallen. 
p Aus den Gemenden Ruppertsberg, Wachenheim und Nie— 
derkirchen wanderß 10 Familien mit 60 Seelen nach Rumänien 
aus. Ein deuticher Grundbesitzer aus Galatz war eigens gekommen, 
um sich Arbeiter zu engagiren, die sich auf 10 Jahre verpflchten 
mußien, ihm für einen täglichen Lohn von nur 1Pe. 50 Pi. seine 
Ländereien zu bebauen, von denen er ihnen allerdings so viel ais 
sie verlangen, in Eigenthum zu geben versprach. 
FGlanmünchweiler. Ein gräßliches Unglück hat 
sich vor einigen Tagen ereignet. Ein Kind fiel nämlich in einen 
Topf kochenden Wossers und verbrannte sich derari, daß es nach 
turzer Zeit seinen Wunden erlag. 
RKaiserslautern, 4. März. In der heutigen Szung 
des Zuchtpoltzeigerichts dahier wurde dee Berufung des Pol'ze anwalts 
in Kirchheimbolanden gegen ein Urthen des dortigen Polezeig richts 
vom 20. December v. Irs., wodurch Jacob Braun IV. 38 Jahre 
alt, Ockonom, in Wofstein wohnhaft, von der Auschuldigung des 
Feilhaltens und Vertaufs von Arzneien, Droguen und chemischen 
HZräparaten, deren Verkauf nicht freigegeben ist, freigespochen wurde, 
IAs degründet angenommen und Braun zu einer Geldstafe von 
Z0 Vt, ebentuell zu 6 Tagzen Haft verurtheilt. Vor dem Poli- 
zeigerict hatte der Polizeianwalt gegen den Appellaten eine Haft⸗ 
straft von 40 Tagen und die Confiscat:on der bei demselben beschlag 
nahmten medicinischen Gegenstände beantragt. Der Polizeirichter 
zing jedoch von der Ernägung aus, daß Braun seinen Kunden 
nicht Geld oder Geideswerth abgesordert,noch Bezahlung argenommen 
habe. Dem enigegen hob jedoch das Zuchtpolizeigericht hervor, 
»oß duich das Gesetz (K 367 Ziffer 3 des R.St. G.S.) das 
Publicun vor derartigen Pfuichereien von Laien, wodurch die Gesund⸗ 
heit der betreffenden Personen gesahrd.t werden kann, geschützt werden 
solle urd es nicht darauf ankomme, ob diese Quachsalber hierfür 
Bezahlung erhalten oder nicht. 
f Auf der am Winwoch zu Landau staltgehabten Versamm⸗ 
ung des Vereins pfälzischer Schriftstellet und Künstler hielt Herr 
Ifarrer Petersen von Mußbach einen längeren Vortrag über die 
xtage: „Wo hat Chlodwig die Allemannen geschlagen ? „Der Vor⸗ 
rag wurde durch Karten, Handrisse u. s. w. erläutert. Redner 
ührte aus, daß die bisherige Aanahme, der Sieg Chlodwigs sei 
ei Zulpich, (Tolbiacum) erfochten worden, nicht hinreichend bewie— 
en werden kbönne, während dagegen die größte Wahrscheinlichkeit 
»orhanden sei, daß dieser Eatscheidungskampf in der Nähe von 
Tholeh (Rgözk. Trier, nicht allzuweit von St. Wendel) flaitgefun⸗ 
»en habe. Der Vortrag hatte einige Bemerkungen des Herrn De. 
Dehlis zur Folge, der sich den Deductionen des Vorredners in 
dielen Punkten anschloß. 
'Frankenthal, 5. März. Das hiesige Bezirksge⸗ 
eicht veruͤrtheilte gestern den Weber Jac. Boeuf von Landau, einen 
inverbesserlichen, gefährlichen Tieb, zur höchsten zulässigen Strafe 
yon 15 Jahren Zuchtzaus, den Spengler Fran; Wagner von 
wBann wegen Hehlerei zu O Monaten Gefängniß und dessen Frau 
bendeshalb zu 3 Monaten Gefängniß. 
pLudwigshafen. Am 30 Januar wurde auf dem 
J'esigen Bahnhof cin Geldbetrag von 400 M. gesunden; Verlierer 
roch unbekaunt. 
4Speier. Aus dem Siaaktsbeitrag für katholische Cul⸗ 
usbauten pro 1879 wurden Unterstützungen bewilligt an nachste— 
ende Gemeinden: für den Kirchenbau zu Eußerthal 200 M., 
ür den Kirchenbau zu Berzzabern 400 M. für die Cultusgemeinde 
zlankenborn 200 M., für den Kirchenbau zu Rohrbach 200 M., 
ür den Pfarrhausbau zu Rödersheim 200 M., für deu Plarr⸗ 
ausbau zu Bsbingen 200 M., für den Pfarrhausbau zu Karls⸗ 
erg 200 M., für den Kirchenbau in Neuleiningen 200 M., für 
den Pfarrbausbau zu Münchweiler 200 M., fuür den Kirchenbau 
u Oiterbach 600 M., für den Pfarrhausbau in Hohenecken 200 
N., für den Pfarrhausbau in Göllheim 200 M., für den Kirchen⸗ 
au in Kusel 200 M., für den Krchenbau in Bornheim 200 
M., für den Kirchenbau in Mörzheim 200 M., für den Pfarrhaus⸗ 
»au in Ranschbach 200 M., für den Kirchenbau in Bann 200 M., 
zei dem Pfarrhausbau in Obermohr 200 M., für den Pfarrhaus⸗ 
»au in Ramstein 200 M., für den Kirchenbau in Reipoltskirchen 
300 M., für din Kirchenbau in Obermoschel 200 M., für den 
irchenbau in Walsheim 200 M., im Gazzen 5400 M. (Rhpf.) 
F Speier. Wie gefährlich das Loslassen resp. Freilaufen⸗ 
'assen von Hofhunden ist, zeigte ein dahier vorgekommener Fall. 
Fin auf dem Spaziergange besindlicher Mann dvon hier wurde in 
der Naͤhe der hiesigen Beierkeller von zwei solchen Bestien angefallen 
und derart zugerichtet, daz an seinem Aufkommen gezweifelt wird. 
Sulzbach. An einem der letzten Tage voriger Woche 
vurde ein Bergmann zu Grube Altenwald durch eigene Usvorsich⸗ 
igkeit von schlagenden Weitern schrecklich verbrannt. Derselbe war 
nit offenem Lichte an einen verbotenen Ort, wo sich dies so seht 
gefährliche Gas angesammelt hatte, gegangen und sofort nach Be— 
treten der Stelle ecfolgte die verhängnißvolle Entzündung desselben. 
(B. d. Sulzb. Th.) 
F Dieler Tage wurde zu Sul zbach ein Kals Rit 2 voll⸗ 
fändig schön ausgebildeten Köpfen, welche hinier den Auzgen zu⸗ 
sammengewachsen sind, geboren. 
Trier, 8. März. Gutem Vernehmen nach ist in den 
lehten Tagen die Behörde, welche den Bau der Bahn Coblenz⸗Trier Sierck 
uu leiten bat, augewiesen worden, unverzüglich Idie Legung eines 
weiten Schienengeleises in Angriff zu nehmen. Gleichzeitig erfahren 
vir, daß um dee Benutzung der Eisenbahnbrücke in alf auch für 
den Landverkehr zu ermöglschen, der Handelsminister sich bereit er⸗ 
lärt hat, den noch sehlenden Zuschuß zu den Brückenaufgängen 
on 35,000 M. auf d'e Staatskasse zu übernehmen. 
Miesbach, 4. März. Wenn jede geplante Rohhen 
leich so vom Anfange an gestraft würde, als wie die am letzten 
zonntage in einem bekachbarten Orte, so stünde es hüdsch besser 
imn die ländlichen Verhältnisse, die in Wirklichteit na hHgerade immer 
tbaulicher werden. Doch lassen wir einen Augenzeichen darüber 
pcechen: In dem Wirthshause eines nahe gelegenen Dorfes zechten 
Zonntaz Vocmittags, trotz des schlechtesten Biered eine Auzacn 
zzauern und Burschen, deren Geschrei von einem Eude des Dorfes 
um anderen hollte, man wähnte sich in der Nähe einer Menagerle 
Um späten Abend saßen sie noch vollzählig beisamm⸗ n und wenn 
aan die aufgeblähten rothen Besichter beim Kerzenschimmer sah, so 
laubte man sich zu Indianern versetzt, denn die Zecher hatten 
mander auch mit Ruß beschmiert. Gegen Mitternacht zu, als et 
och etwas ruhiger wurde, hötte man ein wildes Geschrei und 
hilfetufe in nächster Nähe, und als man nachforschte, sand man 
men Burschen in der Kalkgrube festgehannt, denn bis zum Halie 
tack er in der breiigen Masse. Herausgeholt und geftagte, wie er 
»enn da bineinktomm⸗, sagte er ruhig: „Wia da Lenz furt is, hab 
ihm vani aufi geb'a woll'n, daweil din iin die lnada Grub'n 
„'falln!“ Also auch er wollte Keinem ruhig Heimkehrenden ein 
Andenlen mitgeben, das ihm dvielleicht das Leben gekostet hätte.