St. Ingberler Anzeiger.
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Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlichj mi⸗ dem Hiudtblatte detbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗
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M 41. Donnerstag, den 18. März 4 1879.
Deutsches Reich.
Muünchen. Durch lönigliche Entschließung wurde die Ein⸗
führung vou Seitengewehren mit Sägerücken bei den Insanteries
Regimentern, den Jäger⸗ und Landwehr-;Bataillonen, sowie bei den
Fuß · Art llerie⸗Regimentern, in einer auf 6 pCt. des Gesammibesitz⸗
dandes derselben an Feuerwaffen zu normitenden Anzahl ge⸗
aehmigt.
S. M. der Koöͤnig hat dem General⸗Feldmarschall v. Moltke
ein Glückwunschschreiben zu dessen 60jährigen Jubiläum durch den
payerischen Gesandten v. Radhardt in Berlin übermitteln lassen.
Muünchen. Die Eisenbahnanstalten wurden von der Ge⸗
neraldirection der k. Verkehrkanstalten ermächtigt, Liebetgaben,
welche für die Nothleidender des Spessart an die Hilfscomites in
Aschaffenburg oder Würzburg gehen werden, zunächst jüt die Dauer
pon zwei Monaten frachtfrei zu befördern. Insoweit dieselben nach
Verpackung, Umfang und Gewicht zum Posttransport geeignet sind,
dnnen dieselben auch auf den k. Posien portofrei befördert werden.
Aus Berlin 10. März, meldet man detr „Frif. Ztg.“
„Die bay rische Regierung beantragt, den Zoll auf baumwollene
Barne, welcher bisher pro Ceatner 12 M. beirug, auf 30 M. zu
rhoͤhen. Es verlauitet die Tadatsteuer⸗Vorlage enthalte einen Saß
non 90 M. anf ausländischen und 60 M. auf inländischen Tabak
oto Centner ··
Berlimn, 11. März. Fürst Bismarck äußerte gegen einize
Abgeordnete, er rechne auf eine Mebrheit im Reichslag für fein
Zollprogramm; falls dasselbe abgelehnt würde, werde er an das
bolk appelliren. (Also Auflösung des Reichsstags).
Die Tarif⸗-Commission beschioß, Felle und Häute, frei ein⸗
ulassen. I
Berrhin, 11. März. Die Wahlprüfungs-Commisston des
Reichssslags beschloß einst mmig, die Wahl Hammachers für Lauen⸗
rurg zu beanstanden. Gegencandidat Hammachers war Graf Her⸗
oert Bikemarck.
sIn der Reichstagssitzung am Dienstag brachte der würtem⸗
zergische Abgeordnete van Bühler den Antrag zur Diskuisien, der
Reichstag wolle den Reichskauzler ersuchen, einen europäischen Cou⸗
areß zu veranstalten, um eine wirksame allgemeine Abrüstung twa
auf die durchschnittliche Hätfte der Friedensstärke der Heere sür die
Dauer von vorläufig 10 bis 15 Jahren in Ergähung zu nehmen.
Der Antra steller rechtfertigte seinen Antrag und betonte besonders
»en jchweten wirthschastlichen Drnck, welchen die Militärlast auf
janz Europa ausübe. Das Schicksal des Antrages war voraus
susehen. Er wurde als unzeitgemäß und unausführbar mit allen
gegen nur wenige Stimmen abgelehnt. — In derselsen Sitzung
vurde von fortschrittlcher, liberaler und conserbativer Seite der
Wunsch geäußert, die Mar ineverwaltung möge endlich einmal dem
Reichetage über die Ursachen der Katastrophe des „Großen Kur⸗
fürsten“ erschöpfenden Ausschluß geben.
*Die preuß. Regieruag erließ eine Verordnung, nach welcher
Schweinefleisch oder aus Sqchweinefleisch hergestellie Waare welche
ius dem Auslande, insbesondere aus Amerika, herstanmt, vo r dem
Berlaufe durch einen amtiich bestellten oder überhaupt dazu berech⸗
igten Fleischbeschauer milroslopisch auf Trichinen und Finnen
intersucht werden muß.
Ausland.
Paris, 11. März. Präsident Grevy hat heute Morgen
in Decret unterzeichnet, wodurch 131 wegen Theiluahme an der
Infurreltion von 1871 verurtheilte Personen begnadigt werden.
Konstantinopel, 11. März. Reuf Paschw meldet der
bforte, daß 6 türkische Bataillone in Ädrianopel ein gerückt und
von der Bevöllerung gut aufgenommen worden ßud.
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Zermischtes.
St. Ingberit. Unter den bis zum 5. März bei det
Hetitionskommission des Reichslagt eingelaufenen Petitionen um
Abhilfe gegen Wanderlager, Waarenauctionen und Hausirhandel
ind um Einführung von Wuchergeseten definden sich auch solche
yon J. Friedrich und Gen. hier, M. Oppenheimer und Sen. in
Bliestastel, Chr. Leschhoru und Gen. in Homburg. — Um Auf⸗
»echterbaltung der allgemeinen Wechselfähigkeit waren bis zum obigen
Tage 408 Gesuche eingelaufen und zwar sämmtlich von Vorschuß«
zereinen oder ähnlichen Genossenschaften.
St. Ingbvert, 13. März. Ein hiesiger Bürger fuhr
nor einiger Zeit mit der Bahn von Zweibrücen hierher. Um die
rahrtaxe für sein Hündchen zu sparen, nahm er es zu sich in ein
tZersonercoupe 3 Kl. Dieses zog ihm von Seiten der Bahnver⸗
valtung eine Klage zu die in der gestrigen Sitzung des hiesigen
andgerichs dadurch ihren Abschluß sand, daß er in eine Geldbuße
on 6 Mark versällt wurde.
Der Centralausschuß des pfälzischen Bereins für sittlicht
Zesserung verwohrloster armer Kinder und entfaffener junger Sträf⸗
inge hat laut seinem im Kreisamtsblatt veröffentlichten Rechen⸗
daftsbericht im Jahr 1877 seine Unterstützzungen 68 Personen zu—
ewendet; seine Einnahmen betrugen 45997 Mark 56 Pf, seine
lusgaben 3230 M. 93 Pf.; die Mitgliederzahl war 678.
jm Bezirksgerichtssprengel Frankenthal haben 82 Gemeinden,
robentheils zum ersten Mal, auf ergangene Aussorderung aus der
vemeindekasse dem Verein Beiträge zugehen lassen; im Bezirksge⸗
ichtssprengel Kaiserslautern hat die Kammgarnspinnerei Kaisers⸗
autern 130 M. und das Eisenwerl Kaiserslautern 100 M. sür
Bereinszwecke gespendet; im Bezirksgerichtssprengel Landau wurde
»e fast erloschene Vereinsthätigkeit neu belebt uud es zählte dort
m Jahr 1877 det Verein 180 Mitgliedber; im Beiirksgerichts⸗
prengel Zweibrüden mehrte sich die Milgliederzahl um 20. Der
Verein hat eine Anzahl seiner Pfleglinge im Waisenhaus zu Land⸗
tuhl und in den Retsungshäusern zu Haßloch und Rockenhausen
intergebracht; für andere die ein Gewerbe lernten, bezahlte er das
Lebrgeld; andere erhielten nach vollendeler Lehrzeit Reisegeld zur
Banderschaft zc.
FeNadch dem Berichte des Reichscommissärs für das Aus⸗
randerungswesen wurden in ben letzten 10 Jahren 825,244 Per⸗
ynen durch deutsche Auswandererscheffe befördert. Die Auswande⸗
ung war am stärksten im Jahre 1872, um von da an sietig, im
zahre 1874 schon fast auf das Drittel, im Jahre 1878 aber sast
nuf das Viertel herad zu sinken. Es bildet diese Thatsache den
esten Beweis daß die Überseeischen Länder und ihre socialen Ver⸗
alinisse so ziemlich aufgehört haben, zu Auswanderungen zu
erlocken.
F Der Maschinenfabrilant Chr. Wery in Zweibrücken ist um
ein Patent auf einen Saugapparat sür Feuerspritzen eingekonmen.
B8weibrüden, 10. März. Gestern fand dahier eine
Jusschußsizung des Bezitlssängerhundes Statt. Auf der Tagesa-⸗
rdnung stand: Rechnungsablage, Ausschußrahl und Feunstellung
zes diesjährigen Festortes. Die Rchnung schloß mit einem Ueber—
huß von 68 M. ab. Die Miigleeder des Ausschusses wurden
a ihrer Mehrheit wiedet gewählt. Die Wahl des Festortes fiel
uf Einöd, und wird das Sangerfest dorten in dem Bruch nerg
n August abgehalten werden. Zur Zeit gehöten 17 Vereine mit
ahezu 500 Sängern dem Bezirkssängerbunde an. (Zw. 3.)
xWie der „Pf. Presse“ mitgetheilt wird, war dieser Tage
»ne Deputation von zwötf Herten aus Göllheim und Kanton bei
Irn. Oderstaatsanwalt Zöller in Zweibrücken zum Zwecke der Er⸗
jaltung des Gerichtes in Göllheim. Der von genanntem Herrn
rtheilte Bescheid soll nicht ungünstig gelauset häben.
Walsbeim. In Foige des Schredens über dem in
zer Nacht vom 28. Februar auf den 1. März in der hiesigen
Dorfmühle auszebrochenen Brand wurde der 19jährige Sohn des
Schuhmachers Wiltelm Rectanus wahnsinnig. Durch den Ruf
„Feuer“ aus dem Schlaf geweckt, sah er sofort die Fiammen vor
ich, und seitdem sieht er beständig Feuer und Flammen, so daß er
nn die Heilanstalt Klingenmünster derbracht werden muß.
fHdheinöd, 9. März, Ein schweres Unglück trug sich
Jestern in der Näde unseres Dorfes zu. Die Frau des Tagners
8. Weis von hier, welche in einer Sandtkaut Sand holen wollte,
durde von zusammenstürzenden Sandmassen erdrüchkt und von herbei⸗