Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
der St. Inzberter Auzeiger und das (2 mal wo hentlityj mit den Quuotalatte varbuaidene Uaterhaltun asblatt. Sonntazs mit illustrirter Veͤ 
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AMA8ß. 
Donnerstag, den . Januar 
1879. 
Deutsches Reic. J 
Manchen, 6. Jan. An die Kammer der Reichsräͤthe ist 
pon deren eistem Präsidenten Grafen Schenk von Stauffenberg 
ein Schreiben gelangt, worin er wegen eines Augenleidens sein 
Nichtersheinen zur Eroffnung der gegenwärt'gen —XV 
entschuid'gt und sein Eintreffen auf den 16. Januar in Aussicht stellt. 
MZgerin, 4. Jan. Die Sitzing der Kommission filr die 
Reform des Zolltariss wurde gestern Morgen um 11 Uhr im 
Reichskanzlet⸗ Amte durch eine Ansprache des Ministers Hofmaun 
erbffnet, und der Vonsitzende der Kommission, Herr v. Varnbüler, 
hieit eine Begrühungstede. Es wurde ein neues Schreiben des 
Reichstanzler perleser. das in mehr als einer Hinsicht merkwürdig 
ist. Zunäãchst dadurch, daß Füest Bismarck kroß des Ergebnisses 
der Tabals- Untersuchungsommission noch keineswegs zu anderen 
Anfichten bekehrt worden ist, sondern ihm das Tabalsmonopol noch 
immer als Ideal vorschwebt; sodann betont er in dem Schreiben 
die Noth vendigkeit, durch die Zollceform den Finanzen des Reichek 
zu Hilfe zu kommen, so daß, wie es scheint, die volkswirtdfchafl⸗ 
ichen Vesichispuntte den finanziellen Vedürfnisfen untergeordnet 
wirden sollen. Es leidet wohl keine Frage, daß die Mehrzahl der 
I5 Mitglieder der Kommission im Wesentlichen unter dem —X 
der Ansichten des Reichekanzlers stehen wird. Indessen gehen die 
Unsichten der Regierungen noch weit auseinander, und das schlie ß⸗ 
liche Ergebniß der Kommission wird wohl in manchen Punllen 
noch abweichen von den Vorschlägen Bismarck's. Ueber die Halt⸗ 
ung des Reichstages läßt sich noch nichts Gewisses vorausse zen. 
Berhin, 7. Jan. Nach dem nunmehr vorliegenden Be⸗ 
richt der Tabakenquöte-Kommission erklärte die Kommission den 
Tabalverbrauch einstimmig (mit allen 11 Stimmen) für einen ge⸗ 
eigneten Gegenstand hoher Besseuerung und erachtete dieselde mit 
rider neuen Belastung von zwei M. per Kopf oder einem Steuer⸗ 
brusto von 80 bis 85 Millionen für durchführbar. Die Kom⸗ 
mission hielt vorläufiz mit allen gegen eine Stimme nur eine 
Sieuer von 50 bis 70 Mill. als eine zwedmäßige. Bei der Ab⸗ 
stimmung über die Prinz'pierfrage, welche Steuerrefoem nach 
Deuischlands wirthĩchaftlichen Verhältnissen überhaupt ausführbar 
sei, erklärten üch sammtliche Mitglieder für die Moglichkeit einer 
Besteuerung noch dem Gewicht des Rohtabats, jedoch mit der Er⸗ 
hebung der Steuer von dem fermentirten inländ schen Tabak. 
en anderrgz System erhielt die Stimmenmehrheit. Auch bei der 
konkreten Frage nach dem zwecmößigsen Steueriystem unter Vor⸗ 
aussezung einer bestimmten Ertragtsumme und der Moͤglichkeit 
riner spaleren Steigerung ergab sich nur für ein gemischtes System 
Stimmenmehrheit. Auch für den nach der Ansicht der Kommission 
jetzt noch nicht in Aussicht zu nehmenden Nenofteuerertrag von 80 
Mill. erhielt ein gemischtes System relativ die meisten Stimmen- 
Die Kommission empfi hit daber die gedachte Steuerreform als 
zweckentsprechend. 
Aussand. 
Wien, 3. Jan. Das „Lelegraphen-Korresp.“-Bureau“ 
meldet aus Rom vom Gestrigen: Die Verhandluagen wegen Waeeder⸗ 
bestellung eines russischen Vertreters bei der Kurie sind vollständig 
geschertert. Des russischen Abgesaudten Urussoff Mission exrzielte 
inen Erfolg, da über mehrere wichtige Tifferenzpunlie kein Ein⸗ 
vernehmen zu etreichen war. 
Wilen. Im April fe'ern Kaiser Franz Joseph und Kaiserin 
Esabeih ihre silderne Hochzeit. Die Handeltkammern von Wien, 
Bohmen und Maͤhren wollen aus diesem Anlaß eine Stiftung gründen. 
Pest, 4. Jan. Aus kompelenter Quelle derlautet. daß das 
—QXWI 1879 22,800 000 fl. 
dettage. 
Seit einigen Tagen erzählt man sich in den politischen Kreisen 
pon Bukarest, daß eine Gruppe bon Bulgaren fest enischloffen 
sei, bei der am 6. /18. Januar zu Tirnowa statifindenden Fürsten⸗ 
wahl den Fürsten Karl don Rumanien zu wählen. Man ist jedoch 
lib:rzeugt, dah es nur einen einzigen Fall geben koönnte, in welchem 
Furst Karl in der That auf den Thron des neu geschaffenen Bul⸗ 
darien — aber dann auch ganz sicher berufen werden würde; die 
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Formel aber, die diesen Fall präzistet, lautet: Wenn Rußlanb 
vin. ob aber Rußland will, das ist sehr die Frage. 2 
*Am 5. Janvar haben in Frankreich die Ergaͤnzungs⸗ 
wahlen für den Senat stattgefunden. Sie find, wie zu erwarten 
jand, ein zienlich bedeutender Sieg der Republikaner geworden,. 
rinschließlich der noch ausstehenden Stichwahdlen wird der ueue 
Senat aus 119 Mitgliedern der lonservaliven und 176 Mitglie⸗ 
ern der republikanischen Partei bestehen. Die Majoritat der Re⸗ 
ublikaner beträgt somit 57 Stimmen. Diese neue Gruppirung 
zibt der republitanischen Partei endgiltig die Macht in die Hand, 
Fie inneren Verhältinisse Frankreichs nach ihren Wunschen zu ge⸗ 
dalten. — Der franoösische Generallonsul zu Tunis erhielt 
elegraphisch Weisung, von der huneischen Regierung die erforder⸗ 
iche Genuglhuung wegen Vorzehens derselben gegen den Grafen 
Zarcy zu verlangen. Also kein Ultimatum, wie jungst irrthümlich 
zemeldet wurde! 
—Pariis, 6. Jan. Gestern rüdten von Versailles zwei Ab⸗ 
heilungen Genbarmen nach den Departemtnts des Herault und der 
Rsft⸗Pyrenaen ab, um den zahlreichen Straßenräubereien, die don 
panischen Flüchtingen dorl sein einiger Zeit verübt werden, Ein⸗ 
zalt zu ihunun. J 
Bern, 6. Jan. Deuischland hat der Schweiz den Handelt⸗ 
ind Zellvertrag anf Ende 1879 gekündigt, fi aber zu Unter⸗ 
jandlungen über den Abschluß eines neuen Vertrazes bereit erklart, 
vomit der Bundesrath einbverstanden ist. Er. 3.). 
Maderid, 5. Jan. In Xeres wurde eine Gejellschaft von 
—— verhaftet und wichtige Papiere mit Beschlag 
elegt. 
Rom, 6. Jan, Der Papst befaht den Verkauf des letzten 
zäpsilichen Kriegsscheffes „Immaculata Concezione“, das seit Jahren 
inbenüßt und nutzios im Hafen von Toulouse lag. Die Maun⸗ 
chaft wird pensionitt. (Ir. J.) 
Rach einer telegraphischen Meldung aus Aslrachan ist bald 
ach der Rückehr der Kojalen aus der asiatischen Türlei im Jeno— 
ajewstschen Kreise des do tigen Gouvernem nts eine epidemische 
dcantheit aufgetreten, welche nunmehr von den Merzten als die 
Menschenpest ertannt worden ist. Nach den vorliegenden 
Nachrichten hat sich die Lage außerocdeuntlich verschlimmert und ist 
die Gterblichkeit bereiss eine sehr große. 
Der erste Januar hatte für die Vereinigken Staaten von 
Amerika eine große Bedeunung. Nachdem feit Beginn des Keriegeß 
m Jahre 1860 ein Goldkurs eristirt hat, ist die Ausgleichung am 
J. Januar nunmehr thatsächlch erfolgt. Der ameritanische Papier⸗ 
dollar gilt jetzt ebensoviel wie der Golddollar. 
Fermischtes. 
e Si. Ingbert, 9. Jan. Der Musilverein hielt gestern 
Abend im Vereinslokale seine Statuten gewäße Generalversammlung 
ehufs Neuwahl des Ausschusses und Rechnungsablage dro 1878. 
der Verein zaäͤhlt gegenwärtig 119 theils achive, theils passive 
Muglieder. Von ihnen waren einige üder 40 anwefsend. Rech⸗ 
nerisch war das abgelaufene Jahr für den Verein ein sehr günstigek. 
Die Einnahmen bettugen 1186 M. 1Pf., die Ausgaben 876 M. 
71 ppf.; es verbleibt demnach der stasse ein Ueberschutz von 309 M. 
30 Pf. Ein Theil dieses Uederschusses wird verwendet, um 20 
jut Ausloosung kommende Flügelactien auszuzahlen, waͤhrend der 
stest zur Deckung einer Vereinssttuld an den Vorschußverein abzu⸗ 
ühten ist. Eine längere Debatte rief die Fesisetzung des Hono⸗ 
zars sür den Dirigenten hervor. Bieher bekrug dasselbe 180 M. 
zro Jahr. Nach langem Hin⸗ und Herreden wu de endlich mit 
Majotitat bessdlossen, es jür's laufende Jahr auf 300 M. zu er⸗ 
Jöhen. Als Dirigent ist von den ccliven Mitgliedern, nachdem 
zor einiger Zeit der frühere Dirigent freiwillig von seinem Posten 
urücttrai, Herr Sch adeweinß aus St. Johann engagirt. Wie 
nitgetheilt wurde, wird er in Folge dieses Engag menis hier seinen 
Wohnsitz nehmen. — Vor Vornahme der Neuwohl erklaͤtrie der J. 
Zorstand, herr L. Beer, eine Wiederwahl nicht mehr onzunehmen. 
Atd' J. Vvocstand wurde sodann gewäh!t Herr Landrichter eodnig.