Full text: St. Ingberter Anzeiger

„f. Ingberter Anzeiger. 
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M45.— Donnerstag/⸗ den 20. Marzzz 
Deutsches Reich. 
Bei Besprechung des Falles Pude⸗Sicken hebt der „Irk. 
sur.“ hexrvor, die Cap'talfrage sei, ob einem Unteroificier gestattet 
sein darf, in einer friedliven Stadt die Schußwaffe gebrauchen 
zu lassen oder selbst zu gebrauchen, um einen militärischen Befehl 
nicht etwa an Steäflingen oder sonst gefährlichen Subjekten, sondern 
un einfachen Excedenten zur stricten Ausführung zu dringen. Ge⸗ 
tatitet ihm dies, wie das Militär⸗Schwurgericht angenommen hat, 
die Insiruction, dann war die trautige Thaisache ein Unglück, an 
welchem Pude am wenigsten Schuld trägt; dann liegt die Schuld 
ander Instruction, die nicht präcis genug gefaßt ist, wie dies 
schon die verschiedenen Deutungen, welche ihr bei der öffentlichen 
Berichtsverhandlung gegeben wurde, zeigen; dann muß dafür Sorge 
getrogen werden, daß die Instruction verbessert wird, damit 
solche Dinge nicht meht vorlommen lönnen. 
Berlin, 18. März. Die Tarifcommission beschloß einen 
Ausfuhrzoll auf Lumpen und eine bedeutende Erhöhung der Zölle 
auf baumwollene Gewebe, auf wollene Garne und andere zur 
Textilindustrie gehörige Artikel, jedoch etwas niedrigere Zölle, als 
ste vom Zentralverband der Industriellen im autonomen Tarif auf⸗ 
gestellt werden. 
Berlin, 18. März. Die Geschäftsordnungs ˖ Commission 
des Reichstags beschloß heute, nur die Bestimmungen über die Ent⸗ 
ziehung des Wories einer Revision zu unterziehen und von einer 
allgemeinen Revision der Geschaftsordnung Umgang zu nehmen. 
— Der in Folge der Anträge der Abgg. Stumm und Günttzer 
niedergeseßte Commission über das Arbeiterkassenwesen wurde vom 
Abg. Stumm ein vollständiger, 26 Paragrophen umfassender Gejsetz⸗ 
entwurf über die Einführung von Fabrikpenfionskassen vorgelegt. 
Königsberg, 18. März. Der ostpreußische Landtag hat 
mit allen Stimmen gegen fieben eine Vorstellung an die Staats⸗ 
regierung und den Reichssstag gegen Korn⸗ und Eisenzoöͤlle ange⸗ 
nommen. (Die Majorität des nassauischen Communal⸗-VLandtags 
hat fich für Einführuug der Korn⸗, Vich⸗ und Eisenzölle ausge⸗ 
sprochen.) 
Dresden. Das ‚„Dresdener Journal“ beflätigt das 
Wiederauftreten der Rinderpest zu Ausig und Peterswalde in 
Döhmen, also in unmittelbarer Nahe der sächsischen Brenze; die 
Maßtregeln gegen Einschleppung nach Suchsen sind wesentlich ver⸗ 
schärft worden. 
Aus Württemberq. Die israelitische Oberlirchenbe⸗ 
börde hat die Rabbinate des Landes angewiesen, daß dieselben die 
Verweiflichkeit der Wuchergeschafte vom sittlich⸗religiösen Stand⸗ 
puntt darstellen und durch Predigt und Unterricht dagegen wirlen 
jollen. (S. M.) 
der Stadt. Bisher wurden 23,000 Flüchtlinge befördert. An 
Lebensmiteln herrscht kein Mangel. 
Versailles. (Deputirtenkammer.) Bei Berathung deßs 
Untrogs Bert beir. die Etxichtung von Normal⸗Eltementarschulen für 
»as weibliche Geschlecht kündigt der Unterrichtsministee die baldige 
Vorlegung eines Gesthzentwurfes an, wodurch die Ermächtigung der 
Huglieder geistlicher Kongregationen, ohne Befähigungszeugniß 
Unterricht zu ertheilen, aufgehoben wird. (Beifall von der Linlen.) 
deller belämpft die Vortage, indem er sie als ein Gesetz des 
dampfes und der Unterdrückung hingestell.. In Erwiderung herauf 
detont Bert die Nothwendigkeit, den Unterricht solchen Lehrern an⸗ 
wertrauen, welche die Staatstesetze anerlkennen und keinen anderen 
Oberen gehorsamen, als dem durch das allgemeine Stimmrecht kund⸗ 
jethanen Volkswillen. — Die Kammer beschließt, zur Berathung 
er einzelnen Artilel der Vorlage überzugehen. 
Londou, 17. Marz. Jaktub Khan hatte bis gesern die 
cröffnungen Englands noqch nicht beantwortet; die Engländer wür⸗ 
)en, wofern die Rückantwort urbefriedigend ausfälll, bei Gintritt 
er günstigen Witterung gegen Kabul vorrücken. — 
Bermischtes. 
—R. Airtel⸗æNeuhäufsel. Am Samstag in der 
Frühe riefen unsere Glockken wieder zur Brandstätte. Es war in 
dem Anwesen des Friedrich Schwarß (früher Koch'schen Hause) 
jeuer ausgebrochen, welches in kurzer Zeit das Oekonomiegedäude, 
wie das Dach des Wohnhauses zerstörte. Zum Glücke war die 
Feuerspritze am Abend vorher von Homburg zurück gebracht worden. 
Zie leistete treffliche Dienste und suchte wieder gut zu machen, was 
ie fruher verjäumte. Da auch dir Rachbarschaft Gefahr drohte, so 
olt es hauptsächlich, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. 
Zu wüuschen wäre für unserte Gemeinde, wenn ouch gerade nicht 
ine orjanisirte Feuerwehr, io doch, daß bei einem Brande einige 
jeschulte und sachlundige Männer die Handhabung, der Spritze 
idernehmen sollten. Außerdem mußte eß empfindlich berühren, daß 
usnahmsweise nur Schullinder Wasser herbeischleppten, wahrend 
ztößete junge Leute gemüthlich die Hände in die Taschen stecken. 
*Vor dem Polizeigericht zu Kaiserslautern wurden 
inige Fortbildungsschüler, welche beim Nachhaus⸗gehen aus der 
Ubendschule e ne Famelie dadurch belästigten, daß sie die Fenster⸗ 
heiben des Wohnzinmers derselden mit Schneeballen bewarfen, mit 
reitägiger Haft vestraft. Ferner wurden etwa acht Fottbildungs⸗ 
hüler, welche bei'mn Nachhausegehen aus der Abendschule am 24. 
jebruar abhin einen Bürger mit Singen und Pseifen vor dessen 
Vohnung belastigten, zu Haftftrasen von drei, zwei, bezw. einem 
tag verurtheilt. Es wurde von einer Geldstrase Umgang genom⸗ 
nen, weil durch eine solche nur die Eltern, aber nicht diese un⸗ 
attigen Buben gestraft würden, und um durch ernste Strafe den 
zielseitigen Klagen entgegen zu kommen. 
FNeustadt. (Pf. Voltszig.) Ein Müller aus dem Unter⸗ 
ande, der sein Mebl nicht mehr an d'e Bäder absetzen konnte, hat 
ine Bacerei errichtet und gestern einen hochgeladenen Wagen Brod 
nier auf den Ptarkt gebracht und 6 Pfd. bestes Kornbrod zu 56 
ind 4 Pfd. gemischtes zu 50 Pf. verlauft. Man zat sich wahr⸗ 
saft darum gerissen, und nicht Hände genug waren da, um die 
daide herumzureichen und das Geld einzunehmen. In etwa 14 
Stunde war der Wagen geleert.. Dieses Geschäft soll nun an 
seden Markttage wiederholt werden. 
fFBergzabern, 18. März. In der gestern Abend im 
docale des Gewerbevereins abgehaltenen Versammlung, zu welcher 
ich eine große Anzahl hiesiger Gewerbetreibender eingefunden hatte, 
vurde nach längerer Debatie der Beschluß geiaßt, im nächsten Jahre 
zahier eine Kantonal⸗Gewerbeauestelklüng zu veranstalten. 
Ausland. 
Wien, 17. Maäriz Der paäpstliche Nun tius Äberreichte im 
Namen des Papstes 5000 Frants, der mit dem Ausdrucke mitleids⸗ 
e Theilnahme diese Spende für die armen Siegediiner 
chicke. F 
Wien, 18. Marz. Die „Polit. Corresp.“ meldet aus 
Adrianopel: Mit den abziehenden Russen verließen 20,000 bul⸗ 
garische Familien Rumelien. In Ostrumelien herrscht große Auf⸗ 
regung. 
Der Abg. Balay, der neulich im ungarischen Unterhaus so 
beherzi geuswerthe Worte über die jahrelange Nachlässigkeit sprach, 
welcher jetzt Szegedin zum Opfer gefallen ist, schätzte den Verlust, 
welchen Szegedin an Mobilien und Immodbilien erlitten hat, auf 
mindestens 15 Mill. Gulden. Vor Allem hielt er es für nöthig, 
der Bürgerschaft zvon Szegedin ein Bauanlehen von 5 bis 6 Mill. 
Gulden zu gewähren, welches in 20 Jahren zu tilgen wäre; dann 
werde sich die Stadt bald wieder von Neuem erheben und weiter 
leine Unterstüßzung in Anspruch nehmen; gleichzeitig aber müsse man 
mit Ernst an die Theißß Regulitung gehen. 
Szegedin, 17. März. Der Kaiser wurde heule Vormiltag 
sei seiner Ankunft von der ganzen zurückgebliebenen IBevdllung mu 
Begeisterung empfangen; derselbe besichtigt zu Schiffe die Ruinen 
P 
Marktberichte. 
Homburg, 19 März. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) Weizen 
0 Me20 Pf. Korn 8 M. 15 Pf., Spelzlern — M. — Pj., Spelz 6 M. 
30 Pf., Gerste 2reihige — M. — Pf., Gerste A4reihige O M. — pPpf. Hafer 
z M. 60 Ph, Wischirucht dO M. gpf. GErbsen'd M. — pf. Wiaen 
d M. — Pf. Bohnen — M. — Pf., Kleefamen — M. — Pf. RKorn⸗