Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
— — — — — ** — 
Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich' m⸗ dem Hauptblatie verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Vei⸗ 
lage) erscheint woͤchentlich viermalz; Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abounuementspreis betragt vierteljährlich 
1A 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen, IM 60 H, einschließlich 410 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 8, von Auswärn 
mit 15 für die viergejpaltene Zeile Blatischrift oder eren Raum. Neclamen mit 80 pro Zeile berechnet. 
AM 53. — *7 Donnerstag, den 8. Apri. 5 1879. 
— — — — — * — — — 
Deutsches Reich. 
München, 30. März. Se. Moj. der König hat der 
hiesigen österreich- ungatischen Gesaudtschaft für die unglücklichen 
Bewohner Szegedins 3000 M. aus der kgl. Cabinetiskasse über— 
mitteln lassen. (A. 3.) 
Berhin, lJ. Aprii. Ja der Reschstags Commission für 
den Antrag Stunmm in Betreff der obligatorischen Arbeiterkassen 
erklärte der Renierungecommissät den Stumm'schen Gesetzentwürf 
für unannehmbar. Die Maierie sei für ein gesetzgeberisches Vor⸗ 
gehen überhaupt noch nicht spruchreif. 
— Das Tagesereignis ist die gestrige einstündige Audienz, die 
Windthorst bei Bismarck gehabt hal. Windthorst hatte den Reichs⸗ 
lanzler seit 11 Jahren nicht gesprochen. Die Audienz stand im 
Zusammenhang mit den Verhandlungen mit Rom und mit der 
Zollpolitik. (Doch wohl nur Vermuthung.) 
— Dem dürsten Bismarck sind zu seinem Geburtstag (1. Apris) 
von dem Kaiser, der königlichen Familie und deutschen so wie 
außerdeutijichen Souverainen jahlreiche Glückwünsche zugegangen. 
(Auch S. M. König Ludwig von Bayern beglückwünfchte ihn 
herzlichst). 
— Die Tarifcommission setzte den Zoll für Maschinen vor⸗ 
wiegend aus Holz auf M. 1,850, aus Gußeisen auf M. 2, aus 
Schmiedeeisen oder Stahl auf W. 2,50 pro Centuet fest. Nach 
den Beschlüssen der Commission sind die Finanziblle festgestellt: für 
Wein in Fässern M. 12, für Wein in Flaschen M. 24, für rohen 
Kaffee M. 21. für Thee M. 50, für Buiter M. 10 Petroleum 
M. 83, Cacao in Bohnen M. 17,50, alles pro Cemner. 
Ausltand. 
Langfam aber unaufhaltsam dollzieht fich in Frankreil ch 
die Umwandlung der konservativen Repubsik in die radikale; seil 
dem 5. Januar, an welchem Tage die Republikaner duich die 
Wahlen zum Senat in den beiden gesetzgebenden Körperschaften die 
Mehrheit erlaugten, verlieren die gemäßigten Elemente immer mehr 
an Raum und Macht gegenüber den Exiremen. Die Abdank. 
ung des Marschalls Mac Mahon, die Emsetzung Grevy's, die 
Schiebung der Regierung vom Zentrum nach der Linken,die 
Amnestie für die aroße Mehrzahl der verurthe lten Kommunards, 
die Zerrüttung der Pariser Polizei fügen sich wie die Ringe einer 
Kette oder wie die einzelnen Sätze eines logischen Schiuffes zu⸗ 
fammen. Die Zurückverlegung der Kammern von Versailles nach 
Paris, welche Jetzt Frankreich beschäftigt, ist der Schluß ffelt, mit 
dem der erste Alt des tepublitanischen Schauspiels wirkungsvoll 
enden wird. Recht bezeichnend ist übrigens, daß die 157 Am nestir⸗ 
len, die aus Neukalidonien zurücktehrten, in Brest unter dem Rufe: 
„Es lebe die Kommune!“ ans Land gestiegen sind. 
Bermischtes. 
—*St. Inabert. Die Gesellschaft Harmonie“ veran⸗ 
staltete in ihrer Genetalversammlung vom Samsiag auf AÄnregung 
einiger Herren eine Sammlung zum Besten hiesiger Armen und der 
Pothleidenden im Spessart und Fichtelgebirg, welche die hübsche 
Snmme von 113 M. ergab. Dadurch, daß spater auch diejenigen 
Mitglieder, welche nicht in der Versammlung anwesend waren, zu 
denauntem Zwecke beisteuerten, hat sich die Summe noch erheblich 
lauf etwa 180 M.) erhöht. Vie Hälfte davon sollen hiesige ver— 
chämte und nolorisch Arme erhalten. Zwei Drittel der uͤbrigen 
Dälfte soll den Nothleidenden im Fichtelgebirg und das restirende 
Drittel den armen Sp ssartern zugewiesen werden. 
ih Einen kühnen Fluchtversuch machte dieser Tage ein großer 
— Hecht, —, odwodl er, im Wurzbacer Weiher in Gefangen⸗ 
schaft gerothen, unter statler Eskorte per Bahn hierher transporlirt 
vurde. Man hatte naͤmlich dem Fische, den man todt glauble den 
Platz angewiesen, der gewöͤhnlich sur kleines Gepad bestimmt ist. 
Von dort suchte der Hecht zum Schrechen des mitreisenden Publi— 
kums durch einen entschlossenen Sprung in das naͤchste Coupee zu 
entwischen, was ihm auch gelungen waäͤre, wenn man nicht recht⸗ 
zeitig seinem Fluchtversuche hindernd entgegengelreten wäre. (Zur 
Strafe wurde er von 14 Feinscmeckern verspeist.) 5 
7 Mit Eröffnung des Personenverkehrs auf der Bliesthalbahn 
wurde in Herbitztheim eine Posterpedition errichtei. 
. Am Sonnabend hielt der pralz. Dampfkessel Rebisionsberein 
jeine Generalversammlung. Der Verecin erstreckt seine Thätigleit 
jetzt auf 787 Dampfkessel (voriges Jahr 614); es find in der Pfatz 
nur noch wenige Dawpfkessel, deren Eigenthümer nicht beigetreten 
sind. Unter Anderen wurde dem Oberwärier Jungfleischdahier 
dei Herren Gebr. Krämer, für sehr gute Vorbereitung zur inneren 
Rebesion ein Preis zuerkannt. 
Zweibrüden. Die Schwurgerichtsverhandlungen des 
weiten Vierteljahres 1870 werden am 16. Jum nächsthin unter 
dem Vorsitze des k. Appellationsgerichtsrathes Schulex dahier ihren 
Anfang nehmen. 
7Kichheimbolanden. Die hiesige Geflügelausftellung 
wurde am Sonntag eröffnet und zog an diesem Tag eine gewaltige 
Masse von Schaulustigen an. Von Hühnern oallein sind 262 
Stämme ausgestellt, von Tauben 180 Paare, von Zier⸗ und Sing⸗ 
Aöaeln 106 Sorten. Am Montag besuchte Regierungspräsidentev. 
Braun die Ausstellung. 
FIn Afselheim bei Grünstadt ist am 1. April die 
Lungenseuche ausgebtochen. Zwei Kühe sind gefallen. Die nöthigen 
Vorsichtsmaßregeln sind fofort verfügt worden. 
Spexyreer. Die hiesige Voltsbank g'ebt für 1878 eine 
Dividende von 8 pCt., die Gewerbebank eine solche vor 9 pCt. 
.Strabburg., Die Gemeindezeitung für —X— 
zen“ publicirt folgende offtc ise Notiz: „Für die zahlreichen in 
Elsaß⸗Lothringen lebenden Prätendenten, welche ihre vermeintliche 
ckrbansprüche auf den Nachlaß des niederländischen Generals Theo⸗ 
»ald Metzger von Weibnom zur Geltung gedracht sehen möchten, 
diene zur Nachticht daß die Nachlaßangelegenheit des im Jahr 
1691 als niederländischer General und Gouverneur von Bieda 
zersterbdenen Theobald Metzger genannt von Weibnom, längst durch 
Verjährung erledigt und die Verfolgung von darauf bezüglichen An— 
prüchen nach den bisherigen Etfahrungen völlig aussichtslos isi.⸗ 
Uuch hier und in der Umgegend leden Vele, welche glaudten;an 
die Henterlassenschaft des gen. Metzger Ansprüche machen zu können.) 
Kreuznach, 30. März. . In leßtvergangener Nacht 
nachte ein' Schüler der Prima des diesigen Gymnasiums, M. au4 
Duchrotb, 18 Jahre alt, seinem Leben durch Erschießen ein Ende. 
In seiner Stube fand man nur einen Zeitel mit den Worten: 
„Jett wohl auf ewig“, darunter die Bemerkung „Heuspeicher“, und 
dort war es, wo man am folgenden Morgen die Leiche des jungen 
Mannes fand. Die Elsern desselben hatten erst vor 14 —*8 
eine Tochter vetloren. Wie man hört, soll der junge Mann bereits 
jet emiger Zeit zuweilen Anwandlungen von Trüdsinn gehabt 
haben. *— — EKr. Tagebl.) 
FFrankfurt, 1. April. Gestern Rochmstioe gieh der 
Kassendiener der Reichsbankhaupistelle dahier, Karl Albt. Fersechar, 
mit 40,000 M. flüchtig. 
rAschaffenburg. Vei dem hiesigen Centraleomite für 
die nothleddenden Spessarter sind b's jetzt in Baarem 64,000 M. 
eingegangen, wovon 40,000 M. zur Anschaffang von Saatkartoffeln 
derwendet werden. Etwa 20,000 M. wurden bisher jum Antauf 
von Lebensmitteln ausgegeben; die erste Noth ist damu beseitigt, 
voch wird die Unterstützung mit Lebensmitteln begreiflicherweise noch 
gjeraume Zest fortgesetzt werden müssen, und dazu ist Geld —V— 
FBonn, 28. März. Eine Fau, welche vor einigen 
Wochen durch den Tritt eines Karrenpferdes schwer auf der Bruf 
vetlehzt wurde, ist kürzlich leider ihren Wanden erlegen. Es mag 
der Fall allen Schleppen nachziehenden Damen zur Warnung und 
zur Beherzigung dienen, denn nur durch die Verwickelung in ihre 
Schleppe that die Unglückliche den Sturz zur Erde, welcher sie 
bot die Füße des Pferdes drachte; ohne die —A sie 
rechtzeiiig dem Fuhrwerk ausweichen können. (BG. 3) 
7 Im Foyer den deuischen Reichetages zirkulitt der folgende