St. Ingberler Anzeiger.
Der St. Inzverter Aizeiger aid vas (2 mil ws heutliy) nit den Arudtslatte verou idene Unterhaltun zsblatt. (Sonntags mit illustrirter Vei⸗
lage) erfheint wzheatlih vieemil: Dieustaz, Donterztaß, Suünstar un Sonntaz. Der Abonutementspreis beträgt vierteljährlich
A 40 B einschließlich Träzerlohn; durch die Post bezozen 1I M 60 Z, einschließlich 40 Z Zustell jebuhr. Auzeigen werden mit 10 B, von Auswaͤrts
mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschrist oder deren Raum, Necla nen mit 30 — pro Zeile berechnet.
— —
M6.
2. Fur die Monate Januar, Februar, März;
kann auf dieses Blatt bei allen Postan-
stalten und Postboten, sowie bei den Trägern
noch abonnirt werden.
am' 31. Dezember 1878 die Handelsverträge m't England und
Belgien gekündigt; deselben werden indessen noch bis zum 81.
Dezember d. J. in Kraft bleiben. Diejenigen Handelsverträge,
deren Ablauf erst nach 6 Monaten erfolgt, weiden ebenfalls zu
rechter Zeit gelündit werden, damit die französische Regierung volle
Altionsfreiheit behalt und vom 1. Januar 1880 ab neue Jollver⸗
träge in Wirksamkeit treten können. Dagegen nehmen die zwischen
der deutschen Reichsregierung und den Vertretern der japanesischen
Regierung schwebenden Verhandlungen wegen Abschluß eines neuen
handelsbertrages wie man der „W. Z.“ schreibt, einen befriedi⸗
zenden Verlauf. In den Vertrag werden auch Bestimmungen auf⸗
zrnommen werden über den Rech:sschutz, welcher deutschen Staats⸗
angehötigen bei etwaigen Reisen in das Innere Japans zu ge⸗
vähren ist. Auch sollen dem deufschen Handel neue Importhäfen
röffnet werden. Auch mit den Vereinigten Staaten haben seitens
der Reichsssregierung Besprechungen stattgefunden behufs einheitlicher
Neugestaltung der handelspolitischen und sonstigen internationalen
Beziehungen.
* Am 7. Januar fand zu Rrolsen, der Haupistadt des
Fürstenthums Waldeck, die Vermählung des Königs Wilhelm II.
don Holland mit der Prinzessin Emma von Waldec statt. Koͤnig
Wilhelm zählt in einigen Tazen 62 Jahre, während seine Ge—
mahlin erst 20 Jahre vollendet hat.
Aussland.
Wien, 6. Jan. Der Gedanke einer europädischen Ueber⸗
vachung der Türkei nimmt nachgerade eine greifbare Gestalt an;
die Regierung der Pforte wird unter die Vormundschaft von Bot-
chafterlonferenzen J gestellt. We in giesigen unterr chteten Kreisen
nerlautet, hat Furst Bismarck zuerst in Vorschlag gebracht, die
Ausfuührung des Berliner Vertrags in folgender Weife zu sichern:
) Die Boischafter der sechs Großmächte ireten nach Bedürfniß zu
kdonferenzen zusammen, in denen Schwierigkeiten der momentanen
dage besprohen werden sollen; 2) das Resultat der Konferenz wird
n Form positiver Vorschläge zur Kenntniß der Pforte gebracht;
3) falls de Piorte sich weigert, den Vorschlägen der Voischafter
Folge zu geben, wird ein Kollektidschritt der Berliner Signalar—
nächte in Aussicht gestellt. Den ersten Gegenstand der AXXC
derathungen wird die derzeitige Finanzlage der Türkei bilden.
Je näher der Termin der bulgarischen Fürstenwahl
rückt, um so lebhafter werden die Erwägzungen, wer der — Glück⸗
liche darf man wohl kaum sagen — sein wird, dem die Krone in
den Schooß fällt. Wie in hiestgen, der russischen Botschaft nahe⸗
ehenden Kreisen verlautet, hälte der Prinz von Battenderg, der
dom Petersburger Hofe überaus protegirt wird, große Chancen,
jum Fütsten von Bulgarien erwählt zu werden. Von anderer
Seite nennt man den Prinzen Arnulph von Baiern, der zur Zeit
n Petersburg weilt, ais Thronlandidaten für Bulgarien. Jeden⸗
'alls gehört ein starker Lebenbüberdruß dazu, um sich unter obwal⸗
senden Verhältnissen zu dieser Fürstenkrone zu drängen. Nach einer
neuen Meldung des Reuterschen Bureaus aut Konstantinopel nehmen
ibrigens die Verhandinngen über den definitiven Friedensvertrag
wischen Pforte und Rußland fortdauernd einen günstjgen Verlsuf.
Man hofft, daß dieselden in der nächsten Woche beendet werden
vürden. Die Pforte hat keine Gegenvorschlaäge gemacht.
Paris, 6. Jan. Das Ecgebniß der gestrigen Wahlen
»ildet heute ausschließlich das Tagesgespräch. Selbin ein großer
Thel derer, welche bis jeßt noch zur Reaction hielten, stimmt in
das Jubelgeschrei ein. Zu diesen gehören auch viele Staatsbeamte,
und ich könnte mehrere hohe Polizeibeumte nennen, welche gestern
hren Freunden offen erklärten, daß sie in Zukunst der Republk,
die das Land in der That wolle, tteu und redlich dienen würden.
Besonders entmuthigt sind die Bonapartisten. Ihre Führer find
janz außer sich, daß die große Masse derer, welche bis jctzt noch
jum „Empire“ hielten, diesem nun den Rucken kehre. Die Bona⸗
dartisten hatten über vierzig Candidaten aufgestellt und sie brachten
nur zwei detselben durch.
London, 8. Jan. Nach eingejogener Erkundigung haben
die Gichtanfaͤlle bei Lord Beoconsfield nachgelassen, so daß er heute
Deutsches Reich.
* (Abgeordnetenkammer.) In der am S8. statt⸗
gehabten ersten Sitzung wurde mitgetheit, daß 133 Abgeordnete
angemeldet sind. Die neu eintretenden Mitglieder Frhr. v. Stauf⸗
fenberg (iür Kaiserslautern) und kgl. Landrichter Trauth
don Blieskastel (für Edenkloben) wurden vereidigt, das Austrittége⸗
such des Abg. Holzwarih (Würzburg) wurde genehmigt. Der Tag
für die nächste Sitzung blieb unbestimmt.
—Berhin, 6. Jan. TDie Voruntersuchung in Sachen des
„Großer Kurfürst“ gilt jetzt als abgeschlossey. Die Acten sind in
Berlin und es wird in diesen Tagen vom Kaiser bestimmt werden,
welcher höheren Behörde die Angelegenheit zu überweisen sein wird.
Es find über 120 Zeugen vernommen worden und die Acten somit
XX
gegen den Contre-Admiral Batsch als Geschwaderchef, gegen die
Capitaine zur See Kühne und Graf v. Montis, seinerzeit Com⸗
mandanten des „König Wilhelm“ und des „Großer Kurfürst“, und
gegen den Cap'tain Lieutenaat Klausa, den während der Katastrophe
wachthabenden Oificier am Bord des ‚Koͤnig Wilhelm“. Dem
Zusammentritt des Kriegsgerichtss, das natürlich auch freisprechen
lann, wird noch im Laufe dieses Monats entgegen gesehen.
—Berlin, 7. Jan. Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht einen
C.laß des preußischen Handelsministers vom 4. Januar an die Re⸗
gierungen und Landdrosteien, worin denselben die Reformirung der
bestehenden Innungen innethalb des Rahmens der Gewerbeordnung
anempfohlen wird. Als Hqupsaufgabe der Innungen wird hierbei
bezeichnet, ducch rege Betheiligung aller Genossen die gemeinsamen
Interessen des ganzen Gewerbes zu fördern, insbesondere den Ge⸗
meinsinn und die Standesehre zu wecken, den gewerblichen Betrieb
der Innungsmitglieder zu unterstützen, die Ntzbarmachung technischer
Fortschritte zu ermöglichen, in Unglücks⸗, Krankheits- und Todes⸗
jällen Unterstützung zu gewähren, das Lehrlingswesen gemeinschaft⸗
lich zu regeln und zu pflegen, das gewerbliche Fortbildungswesen zu
unterstützen, und ein besseres Verhältn'ßß zwischen Meistern und Ge⸗
hülfen herbeizuführen. Die angeregten Organisationen könnten eine
wesentliche Handhabe b'eten, bedrohliche Mißstände auf dem sozia⸗
len Gebiete wirlsam zu bekämpfen und durch Selbsithätigkeit der
Betheiligten die Hebhung und Stärkung des Gewerbestandes herbei⸗
zuführen. Der Ninister sordert im Monat Juli Bericht über das
zur klusführung des Erlasses Geschehene.
Berlin, 8. Jan. Am 11. Juni d. J. feiern Ka'ser
Wilhelm und Kasserin Auguste ihr goldene Hochzeit; sie haben
durch ein Handschreiben des Kronprinzen an den Minister des
Inneren wissen lassen, daß es ihren Wuͤnschen widersprechen würde,
wenn von irgend welchen Personen, Vereinen oder Körperschaften
ihnen persönlich Geschenke dargebracht würden; sie würden sich da⸗
gegen aufrichrig freuen, wenn die Bedeutung des festlichen Tages
in Begründung milder Stiftungen oder Beiträgen an bestehende
Worlthätigkeitsanstalien entsprechenden Ausdtuck fiude.
Berlin. Der „Landes Eisenbahnrath“, welcher demnächst
dersuchsweise in Wirksankeit treten soll, wird aus 16 Mitgliedecn,
uämlich je 4 Vertretern des Handels, der Industrie, der Land—
und Forstwirthschaft und der preuß. Privatbahnen, bestehen. Der⸗
jelbe joll sich mindestens zwei Mal jährlich in Berlin versammeln
und den Handelsminister in allen wichtigeren das Eisenbahnwesen
betreffenden Sachen durch sein Gutachten unterstützen, als z. B.
bei Vorbereitung von Eisenbahngesetzentwürfen, bei Aenderungen
des Betriebsreglements, bei Zulassung von Ausnahmes oder Diffe⸗
tential⸗Tartifen ꝛc. (Pf. A.)
Die von Fürst Bismard angestreble Revolution in den han⸗
delbpolitischen Beziehungen zu den europaischen Mächten tritt auch
für Frankreich in die Etscheinung. Die fianzösische Regierurg hat