Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Nnzeiger. 
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M 56. 
Dienstag, den 8S. April — 
Deutsches Reich. 
—* Von S. M. dem König wurde die Verordnung über die 
Bestimmung der Gerichtesitze und die Bildung der Gerichtsbezirke 
vollzogen. Hornbach und Göllheim erhalten keine Amtsgerichte. 
Berlhinn. Nachdem das Gesezt wider die Verfälschung der 
Nahrungsmittel angenommen war, hat der Reichstag die Petition 
Zer pfaͤlzischen Weinproducenten,, so weit sie das Verbot der Wein⸗ 
abrikation verlangt, dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen. 
Das zweite Petitum (um höheren Zollschutz) konnte bei dieser Ge— 
legenheit nicht zur Entscheidung kommen, da es von der Nahrungs— 
mittel⸗Commission nicht behandelt werden konnte, sondern zuruggestellt 
werden mußte, bis die Zolltarifvorlage behandelt wird. Letztere 
erhöht den Zoll auf ausländischen Wein in Fässern von 8 aus 12 
M. pro Centner, Wein in Flaschen soll 24 M. zahlen. 
Berlin. Von den im Bundesrath beschlossenen Abände⸗ 
rungen des Zolltarifentwurss ist von Wichtigkeit die in den Ge⸗ 
setzentwurf aufgenommene Bestimmung, welche den Bundesrath er⸗ 
nächtigt, die Ciniuhr aus Staaten, welche die deutsche Einfuhr 
aberinaßig oder ungünstiger belasten, mit den doppelten Zollsatzen 
zu belegen. Der Einführungstermin für den neuen Tarif wurde 
offen gelassen; in Ausficht genommen ist der 1. Juli. (A. 3.) 
Ausland. 
Pest. Das Unterhaus beschloß einstimmig eine Danksagung 
au Desterreich und das Ausland für die Spenden zu Gunsten 
Sizegedins. Es sind bisher 857,000 fl. für Szegedin eingegangen. 
Die Gelder werden furchtdringend angelegt bis zum Beginn des 
XEX 
Verschiedenen Szegediner Anstalten wird ein fünfprocentiger Credit 
hbis zum Belauf von einer Meillion gewährt. Vorarbernten zur 
Verhinderung des weiteren Wasserzuflufsses und Trockenlegung des 
Stadtgebietes sind getroffen. 
Bern. Die Vollksabstimmung über die Wiedereinführung 
der Todesstrafe ist auf den 18. Mai anberaumt. K. 3.) 
—In Rußland werden die Altentate epidemisch. So schoß 
in Moskau am 27. v. M. mitten in einer Gesellschaft ohne vor⸗ 
aufgegangene unmittelbare Veranlassung ein junges Mädchen, das 
direkt aus Petersburg angekommen war, einen jungen Mann nieder 
and ließ sich alsdanu ruhig verhaften. Sie erlklärte nur, daß sie 
den Erschossenen länger als ein Jahr kenne und daß sie mit über⸗ 
legter Absicht denstlben ermordet habe. Gerüchtweise verlautet, daß 
der Getödtete mit Namen Bajraszweskli zwei Tage vor seiner Er— 
nordung einen Drohbrief von dem revolutionären, ExckutiveKomite 
erhalten habe und denselhen der Moskauer Volizei üdergab. 
tion sind folgende Orte als Postbestellbezirk zugetheilt: Bliesdalheim 
Zreitfurt, Herbitzheim, Rubenheim, * olfers heim. 
—f Am Samstag wurde zu Saarbrücken das Urtheil im Mar⸗ 
»inger Prozeß verkündigl. Es spricht sämmtliche Beschuldiate frei⸗ 
die Erwägungsgründe hezeichnen die angeblichen Erscheinungen der 
Punderkinder als eine schändliche Täuschung, an welcher die Eltern 
zer Wurderkinder und andere Beschuldigte Theil genommen und sie 
interstützt hätten; aber es sei der zur Begründung der Strafbar⸗ 
eit nothwendige Dolus (auf Schädigung Anderer gerichtete Absicht) 
derselben nicht erwiesen. 
Saarbrücken, 7. April. Dem Vernehmen nach soll 
die Auflösung der Kgl. Eisenbabn-Ditecktion, zu Saarbrücken und 
die Untetstellung der hiesigen Bahnstreden unter eine Koͤnigl. 
risenbahn⸗Direction zu Franklfurt a. M. pom 1. April nächsten 
Fahres ab nunmehr entfchieden sein. An Stelle der Kal. Eisenbahn⸗ 
direktion sollen ein Eisendahn-Amt hier und ein anderes in Trier 
ingesetzt werden. EESbr. 3.). 
*Nach einem Rechenschaftsberichte des Centralhilfskomites für 
zie Nothleidenden im Spessart waren bis zum J1. April eingegangen 
in Geld 74,935 M. wovon bis dahin 21,680 M. zum Ankauf 
„on Lebensmitteln und Saatkartoffeln verwendet wurden. Die 
aioch anzukaufenden Saatkartoffeln erheischen allein einen Kosten⸗ 
zufwand von 45,000 M. 
Von den in Deutschland im Jahre 1878 verübten Ver⸗ 
zrechen blieben bis heute unentdeckt: 2 Raubmorde, 6 Morde, 5 
m„traßenraube, 13 Raubanfälle, 8 Kirchendiebstähle, 2 Brandstifi- 
mingen, 5 Fälle von Nothzucht, 14 Fälle Fälschungen von Münzen 
ind Papiergeldern, viele Diebstähle. Aukerdem konnten 70 in 
Deutschland aufgefundene Leichen nicht recognosscirt werden. 
FWeidenthal. Eine Naturseltenheit ist hier zur Wels 
gekommen, nämlich ein Ziegenlämmchen mit nur 2 Füßen (Hinter⸗ 
einen.) Das Thierchen lebt noch und ist wohl und munter 
fNeustadt. Mit dem 31. März hat der Frauenverein 
ie Suppenanstalt sür arme Schulkinder gefchlossen, da die Zeit der 
ringenden Noih, dank der besseren Jahreszeit und der wiederge⸗ 
ehrten Arbeitsgelegendeit, vorüber ist. Während der zwei Monate 
jebruar und März wurden täglich 90 Kinder gespeist, worunter 
von Winzingen. Durch die Suppenanstalt wurde dem Betteln' 
er Kinder vollstandig entgegen getreten und der Schulbesach war! 
richt nur ein regelmäßiger, sondern auch erfolgreicherer, indem die 
dinder besser lernten und sich eines besseren Benehmens befleißigten, 
veil den Lehrern durch die Vertheilung der Karten zur Suppe eine 
»edeutende Gewalt über die Kinder in die Hand gegeben war. 
Speier. Auf den 17. 1. Mis. sind die Oberpostmeister 
der 8 Kreise ds Königsreiches nach München berufen, um in post⸗ 
dienstlichen Angelegenheiten zu conferiren. 
F Unter dem Titel „Eine Randbemerkung“ erzählt das 
„Berl. Tagebl.“: Es ist eine hinreichend motivirte Anordnung der 
S„chulbehörde, daß die den Schülern ertheilten Censuren von dem 
Bater des Empfängers zu unterschteiben und dem Lehrer wieder 
vorzulegen sind. Dies geschieht auch in den Berliner Gemeinde⸗ 
chulen. Die me'sten der qu. Zeugnisse tragen die einfache Unter⸗ 
chrift, einige find „mit Vergnügen gelesen“ von andern ist „Kennt⸗ 
niß genonmen“. Wir überlassen unsern Lesern die kühnsten Schlüsse 
uuf Vater, Schüler und Eensur, wenn wir mittheilen, daß eine 
er letzteren in kräfligen Zügen die Worte enthielt; Berlin, den 
30. BRärz 1879. Nugust He...„Gelesen und gewichst!“ 
F Münster (in Westphalen.) Ein h'efiger Arzt, Dr. 
Iffenberg, hat mit Erfolg unternommen, die Hundswuth bei Men⸗ 
hen, die bisher als unheilbar galt, durch Einspritzung von Cutare 
Pfeilgift der Indianer) zu belänpfen. Er hat seine Erfahrungen 
zarüber in einer bei Max und Cohen und Sohn in Bonn er⸗ 
chienenen Schrijt niedergelegt. 
f Prest. Die Regierung hat mit einem Unternebmer einen 
Bertrag geschlossen, wonach bis Ende April jene Arbeiten fertig sein 
nüssen, durch welche Szegedin vor dem immer noch andanernden⸗ 
Wasserzufluß gesichert werden soll; diese schwierige Arbeit wird wohl 
100,000 Gulden kosten. Hernach soll das ableitbare Wasser abge⸗ 
eitet, das Ubrige ausgepumpt werden; zu dem Behuf sollen hundert 
zumpen in Bemieb gesetzt werden. 
Für die Redactian verantwäartlich: F. Demeæ“* 
— 
Permisqtes. 
*Sit. Ingabert, 7. April. Einem Vorschlage der Orts⸗ 
schulkommission und des Stadtrathes gemäß wurde der bisherige 
Lehrer in Rodalben, Herr Friedr. Frey, zum Lehrer an der 
hier neu errichteten 7. kathol. Knabenschulstelle ernannt. 
*St. Ingabert, 8. April. Am Sonntag Abend wurde 
in Josephsihal ein ruhig heimkehrender hiesiger Bürger, Namens 
Hooß, von Fremden angegriffen und durch einen Messerstich im 
Rücken nicht unerheblich verlezt. Zu der frechen That war auch 
aicht der gerinaste Anlaß gegeben. 
— Auf Anregung des Heirn Oberförsters Tochter mann 
jat sich dieser Tage dahier ein Verschönerungsverein 
zebildet. Wir wünschen demselben eine recht kräftige Unlerstüßung 
durch zahlreichen Beitritt. 
*— Der gestrige Jahrmarlt war vom Weltter ziemlich begün⸗ 
stigt. Die Straße war stark mit Buden besetzt, und es herrjchte 
ein lebbafies Treiben. Die Käufer sollen jedoch nicht zahlreich 
gewesen sein, und so ging das Geschäft flana. Manche Verkäufer 
jollen kaum so viel abgesetzt haben, daß sie aus dem Erldse ihre 
Untosten decken konnten. Wie uns mitgetheilt wird, wollte auͤch 
rin Lanofinger seine Kunst probiren. Der Versuch schlug jedoch 
zu seinen Ungunften aus. 
„Ein Fortbildungsschüler in Hombunrg wurde wegen thät⸗ 
iichen Angriffs auf den Lehrer und dadurch herbeigesührler Stbrung 
Nes Unterrichts zu 3 Tagen Haft verurtheilt. 
F Der am 1. Apri !. Is.in Herbitz heim, Sigtion 
der Eisenbahnlinie WweibrückeStorgemünde ⸗nissteten Posservedi—