zeben gegen ihn versuchten Verbrechens um so größeres Mitgefühl
jollen müssen, als derselbe zur Beseitigung der vielen Schaäden. in
dem dürftigen Organismus seines ungeheuren Reiches stets den
hesten Willen gezeigt hat. Aber dieses perfönliche Verdienst des
Zaren wie der von ihm 1870 erworbene Anspruch auf den Dank
Deuischlands kann das Urtheil nicht hindern, daß das officielle
Rußland. tief erkrankt ist. Es brauchte einen energischen Regenera⸗
sor von weitem Blick, humaner Gesinnung und fester Entschlofsen⸗
heit an der Spetze. Der 60jährige Zar aber kränlelt, und Er⸗
iebnisse wie dicjenigen der lezten Jahre können seine Entschluß⸗
und Schnellkraft schwerlich gehoben haben. Der am 10. März
1845 geborene Thronfolger aber bedeutet nach allem bisher von
hm Vernommenen unbeschadet mancher guten Eigenschaften nicht
eine Besserung, sondern eine noch weitere Steigerang der politischen
und sozialen Desorganisation jenes merkwürdigen Landes.“
— Konstantinopel. Das Scheitern der gemischten
Oktupat'on Ostrumeliens ist Rußlands Schuld und speziell als Ju⸗
rigue Gortschakoffs gegen Schuwaloff anzusehen. Mit Gorischakoff
trelen wieder zahlreiche panslavistische Elemente in den Vordergrund,
deren Spur hier in Konstantinopel noch deutlicher als in Rufsand
erkennbar ist. In ihrem Bunde stehen einzelne französische Agenten,
welche Ostrumelien beunruhigen und die hulgarische Bevölkerung da⸗
selbst in ähnlicher Weise ermuntern, wie die Russen es thun.
Selbstverständlich ist die Reg'erung der französischen Republik solchem
Treiben vollständig fern und sie hat ihre Mißbilligung diesselben
deutlich genug durch Abberufung des Botschafters Fournier, der in
dieser Sache von Verschulden nicht frei, bekundet.
Die Nachrichten aus Indien zeugen von dem Umsichzreifen
Aner für die Engländer keineswegs hoffnungsvollen Auffassung be⸗
züglich der afghanischen Angelegenheit. Einerseits scheint Jakub
shan nicht geneigt, bevor er eine Niederlagen erlitten, sich den
Forderungen der indijschen Regierung zu fügen, und andererseits
—E
eelche den englischen Truppen durch die Bergstämme bereitet werden
tönnen. Sollen doch Sendlinge Jakub Khan's damit beschäftigt
sein, diesen einen „heiligen Krieg“ gegen die Eindringlinge zu
hredigen.
Bermischtes.
*Sit. Ingbert, 18. April. Am Mittwoch-Abend zwi⸗
schen 9 und 10 Uhr brannte es in dem Hause des Schuhmachers
Vichael Henrich in Rohrbach. Einige Mobilien lilten Schaden
und auch ein Theil des Dachstuhls wurde zersiött. ——
7 Die Einnahmen der pfalzischen Bahnen in den Z3 ersten
Mounaten dieses Jahres betrug um 86,888 M. 14 Pf. weniger
us in demselben Zeitraume des Vorjahres. Schöne Aussichten.
Im Deutschen Reiche waren nach der Volkszählung vom
Jahre 1875 rund 11,260,000 heirathssähige Menschen vorhanden,
wenn man die noch nicht Heirathsfähigen und die schon Verhei⸗
ratheten von der Gesammidevölkerung abzieht. Von jenen 1134
Mill. Heirathsfähiger sind nur 4223 Mill. Männer, 694 Millionen
bingegen gehören zum schönen Geschlecht.
F Zweibrücken, 17. April. Nach der bisherigen Ein⸗
lheilung war der Bevbölkerungsstand der 4 Landgerichte des hiesi⸗
gen Bezirksamts folgender:
1) Landgericht Zweibrücken 2319
2) Blieskaste. .122861
8) St. Ingbert.. 14920
4 Hornbach.. 9979
zusammen. 609979
Nach der neuen Eintheilung wird sich der Bevblkerungezustand
folgendermaßen stellen:
1) Amtsgericht Zweibrückn..
2) Blieskastee....
8) F St. Ingbert
31519
14540
14920
zusammen. 60979
so daß Zweibrücken 8300 uad Blieskastel 1679 Einwohner mehr
Jählt. — Ludwigshafen mit 38550, Neustadt mit 39944, Kaisers—
lautern mit 39201, Landau mit 34089 sind die stärkstbevölkerten
Amtsgerichte der Pfalz. (3w. Zig.)
rLandau, 17. Aptil. Bei dem Brande der Rödel'schen
Mähle in Steinweiler wird Brandstiftung vermuthet, welche da⸗
durch bewirkt worden sein soll, daß das leere Mühlwerk in Gang
gefetzt und durch die Reibung eine Entzundung hervorgerufen
wurde. (ilb.)
FIn Harkthausen ist ein Bursche seinen Wunden,
welche ihm ein anderer am Ostersonntag mit einem Messer beige⸗
bracht hatte, erlegen.
f Ein Fischer in Eichwald am Rhein gewahrte in heinem
Nachen fahrend einen ungemein großen Lachs, den die zurüchge⸗
retenen Fluthen in einer Niederung zurückgelafsen hatten; er fing
ihn und zog ihn in sein Fahrzeug. Der Lachs wag 30 Kilo und
zatte, als er geschlachtet wurde, einen Hecht von eiwa 2 Kilo in
einem Innern und in dem Hecht stal eine schlanke Forelle und in
der Forelle ein niedliches Weißfischchen. Es war ein seltener Fisch—
zug und ein sprechender Beweis von dem Darwin'schen Kampf
ams Dasein und dem alten Wort: „Denn Du bist groß und ich
bin klein“.
rF.Sulzbach. In der Nacht vom Freitag zum Samstag
vurde dem in der Nähe der Tränkelbach-Schächte wohnenden
Steiger Schmidt eine Ladung gehackten Bleies, wovon einige zwan⸗
iig Stücke gefunden wurden, zu einem Fenster des Hauses herein⸗
geschossen. Das betreffende Zimmer wurde hisher von dem Be⸗
vohner als Schlafzimmer benutzt, in dieser Nacht jedoch zum Glück
nit einem andern vertauscht, sonst hätte ihn leicht ein Theil der
im Zimmer angeprallten Eleistücke, die arge Verwüstungen darin
ingerichtet haben, treffen lönnen. Es kann hier nur der gemeinstt
Rachealt aüusgeübt worden sein, da schon vor nicht langer Zeit auf
dieselbe Person bei einem Gange durch den in der Nähe liegenden
Wald geschossen wurde, ohne fie jedoch zu treffen. Der Thäter
konnte bis jetzt noch nicht ermiltelt werden. (Bote d. S. Th.)
FSaarbrücken. Die „Saare und Moselztg.“ schreibb:
Die Moselbahn, welche auf der Strecke Trier — Oberlahnstein be⸗
reits im Monat Februar seitens des Vorsitzenden Herrn Geh. Re⸗
zierungsrath Jecklin und Mitglieder der königl. Direktion der
Saarbrücker Eisenbahn, sowie des zur Dienftleistung bei derselben
ommandirten Stabsoffizier der Eisenhahn-Abtheilung des Großen
Generalstabezs befahren worden war, wird vom 15. Mai ab dem
Verkeht für Gütere und Personen⸗Transporte übergeben werden.
Die weitere Fortsetzung dieser Bahn, namlich die Strecke Berlin⸗
Wetzlar, wird dem Guterverlehr bereits am 15. April, dem Per⸗
onenverkehr aber auch erst am 15. Mai eröffnet. Ausgenommen
davon bleibt die Strecke Dingelstädt Eschwege. Das noch fehlende
Stück Berlin-Wetzlar wird durch eine andere Staatsbahnlinie (Lahn⸗
»ahn) via Arenshausen ersetzt und besitzen wir dann eine ununter⸗
hrochene Staatseisenbahnlinie von Eydtkuhnen bis Metz; dieser
dinie wird ohne Zweifel ein großer Theil des Transitverbehrs
wischen Petersburg und Paris zufallen und somit auch den Handels⸗
inleressen dienen, während ihr wohl in erster Linie eine militärische
Bedeuntung beizumessen ist. Da die Bahn zweigeleisig ist, so kann
für einen Kriegsfali nicht nur innerhalb weniger Tage die erforder⸗
liche Truppenmasse an die Grenze geworfen werden, fondern e
wird auch die Nachsendung von Kriegsmaterial und Proviant fin
das im Felde stehende Heer unabhängig vom Personen⸗e und Güter⸗
derlehr erfolgen koͤnnen. In feiedlichen Zeiten wird die nem
Moselbahn auch manchem Touristen Gelegenheit geben, die Relze
des Moselthales sich auf eine bequemere und leichtere Weise zu⸗
zänglich zu machen, als dies seither der Fall war. s
* Auf den kgl. preuß'schen Saargruben betrug die Gesammt⸗
Förderung an Steinkoblen in dem am 31. März abgelaufenen
fẽtatsjahr 187879 87,772,880 Etr. gegen 88,093, 370 Etr. im
Borjahre. Der Absatz hat mit Einschluß des Selbstverbrauchs
38,090,772 Etr. erreicht. Die Zahl der Arbeiter, einschließlich
»er dei dem Grubenbetriebe verwandten Pferdeknechte und der Hafen⸗
atbeiter betrug im letzten Quartale durchschnittlich circa 22,150
Mann, während in oer entsprechenden Periode des Jahtes 1878
noch durchschnistlich 22,944 Mana beschäftigt waren.
F Wahrend seiner Arbeit in der Grube Dudweiler er—
itt der Bergmann Valentin Grill von Ehlingen durch herabstür⸗
ende Kohlenmassen so schwere Verlehungen, daß an seinem Auf—
ommen gezweifelt wird. Der Verletzte ist ein braver und acht⸗
‚arer Mann und war durch das Vertrauen feiner Mitbürger in
den Gemeinderath berufen. Er steht in den besten Jahren, ist ver⸗
Jeiralbet und Vater von 8 unerzogenen Kindern.
Verschiedene Blätter melden von Verhandlungen zwischen
Bayern und Hessen über eine in baherische Hände zu legende Ver
dindung zwischen dem rechts- und dem linksrheinischen Bayern,
). h. also zwischen Unterfranken und der Pfalz. Dieselbe würde
die Linie Aschaffenburg-Darmstadt-Worms⸗Frankenthal umfassen.
Fine Bahnverbmdung zwischen den genannten vier Punkten existirt
zereits und hat es sich somit lediglich um den Erwerb jener Li⸗
nien zu handeln; dieselben sind ükbergll Privateigenthum und zwar
zurchweg im Besiztz der hefsischen Ludwigsbahngesellschaft. Die
Verhandlungen sind bereits ziemlich weit gediehen; ein Abschluß
st bisher nicht erzielt; die hefsische Regierung scheint zwischen jener
Brivatbahngesellschaft und dem bayerischen Staat ein Zwischen⸗
tadium des Uebergangsbesitzes herstellen resp. bilden zu wollen.
Das Interesse des bayerischen Staates an einer in seinen Händen
defindlichen Esenbahnverbinduug zwischen der durch fremdes Gebiet
zetdeilten Land:shälfte springt allerdings in die Augen.
FWiernsheim (Württembergs, Am Gründonnerslag
erschien vor dem hiesigen Schultheißen eine Frau in betrunkenem
zustande und erklärte kurz und bündig, sie habe ihren Maun todt⸗
Jeschlagen, weil er — dem Trunk ergeben sei. Am Thatorte ange⸗
angt, fand der Schultheiß eine große Blutlache auf dem Sluden⸗
oden und den Mann der Uebelthäterin blutüberströmt im Betté
iegend, zwar nicht todt, aber mit zwei schweren Kopfwunden.
Die Verletzung war demselben mitlelst einer leeren Schnapsflasch