Full text: St. Ingberter Anzeiger

beigebracht worden! Die Ehegattin sitzt hinter Schloß und Riegel 
und hat Zeit zur Reue, von der sie vorerst wenig geplagt zu werden 
qeint, denn auf den Vorhalt ihrer verbrecherischen That erwderte 
ie gelassen: „Der ist wohl hin.“ (S. M.) 
F Eine glückliche Boischaft erhielt, wie der „Düss. Anzeiger 
schreibt, dieser Tage ein Herr Müller in Düsseldorf des Inhalts, 
r habe in einer auswärtigen Lottere 400, 000 Gulden gewonnen. 
Rachdem das freudige Ereigniß hinreichend gefeiert und einige 
hundert Mark verzecht worden waren, kam die Nachricht, daß di⸗ 
frohe Botschaft für einen andern der 280 in Duüsseldorf lebenden 
Mullce bestimmt gewesen sei. 
F Der Reichslanzler wird sich Anfangs Juli zu einem längeren 
Aufenthalt rach Kissingen begeben. 
FSzegedin, 15. April. Man lelegraphirt der „N. 
Fr. Pr.“: Wir hatten Ostern fortwahrend Regen; Nachts brach 
ein fürchterlicher Sturm los, welcher alle Restaurirungs-Arbeiten 
schädigte. Sechzig Schlagwerke der Bau⸗Unternehmer wurden um⸗ 
deworfen und zerstört; Flöhße mit Material und Lebenkmitteln 
wurden weggetrieben, sechs Stehschiffe mit Vorräthen und Lebens 
mitteln versanken. Die Unternehmer arbtiten nun ausschließlich an 
der Hebung der versunkenen Schiffe und an dem Auffangen des 
weggeschwemmten Materials. Die Arbeiten der Alfödbahn, welche 
als nahezu beendigt angesehen wurden, so daß die Strecke schon 
am Mitwoch bätte befahren werden follen, sind durch den Well⸗ 
ichlag so beschädigt worden, daß die Eröffnung des Verkehrs wie⸗ 
der verschoben werden mußie. Dasselbe gilt von der Staatsbahn. 
Die Matos und die Theiß steigen abermalgs. Heute wurden wie— 
der 10 Leichen aus dem Waffer gezogen. 
.Sergei Lawrowsth, einer der gewandkesten russischen gehei⸗ 
men Polizisten, wurde von Petersburg nach Valtawa mit der beson⸗ 
dcen Aufgabe geschickt, der dortigen weit verzweigten nihilistischen 
Organisation auf die Spur zu kommen. Angelangt in Poltawa, 
eutwickelte Lawrowsky eine große Thätigkeit und würde vielleicht nichi 
ohne Erfolg gearbeitet haben, wenn das Schichsal sein Herz nicht 
mit glühender Liebe für ein rtizendes weibliches Wesen hälle en— 
dcennen lassen. Der Polizist verleble sich nämlich in die 17jahrige 
cochter des Pollawaer Popen Achristow, ohne zu ahnen, daß das 
Ideal seines Herzens eine — enragirte Nihilistin sei. Nach zwei⸗ 
monatlicher Liebe gelang es dem gewandten Polizisten, des gewand⸗ 
en Polizisten, das Fräulein Achristow für ein nächtliches Stelldichein 
in einem von der Stadt entlegenen Parkle zu gewinnen. Bebenden 
Herzens ging Lawrowsly hin. Adber statt dort die Liebe wonniglich 
jzu genießen, derlor er — seine Nase und seine Ohren; denn an 
drm Orte das Rendezvous erschienen in Bertretung des Fräͤuleins 
Jüns mastirte Nihilisten mit Dolchen und Rebolbern, banden den 
Poliz'sten an einen Baum und vollführten an ihm die Operation, 
daß sie ihm Nafe und Ohren abschnitten. Der fast verblutet⸗ 
Polizist wurde erst am Morgen oes nächstfolgenden Tages von einem 
Polizeisoldaten in furchtbar verstümmellem Zustande aufgefunden, 
und in seiner Tasche befand sich ein Zettel folgenden Inhalts: 
„Wir haben ihm die Nase deßhald abgeschnitten, weil er ein Spür⸗ 
dund ist, die Ohren aus dem Grunde gestutzt, weil er sich auch als 
ein großer Esel erwiesen hat, indem er sich in eine der Unfrigen 
derliebter. In Folge des großen Blutverlustes schwebt Lawrowsty 
in Lebensgefahr. Fräulen Achristow ist aus Poltawa spurlos ver⸗ 
schwunden. Die Thäter find nicht entdeckt worden. 
Newyort. Madame Elisabelh Pattetson⸗ Bonaparte 
die Witiwe des gewesenen Königs Jerome von Westfalen, eines 
Bruders des Kaisers Napoleon J., ist am 8. April zu Baltimore 
n Nordamerika in dem hohen Alter von 94 Jahren gestorben. 
Dekanntlich diente Jerome, als Napoleon noch erster Konsul war, 
in der französischen Flotte an der amerikanischen Küste. 1803 ver— 
iebte er sich als neunzehnjähriger Mann leidenschaftlich in VPiß 
Elisabeth Patterson, die Tochter Anes reichen Kaufmanus in Balti— 
nmore, und heirathete sie. Aber schon 1804 proklamirte sich 
Napoleon selbst als Kaiser und seine Anschauungen von den Ge— 
chicken der Bonaparte erweiterten sich. Er erklärte die Ehe seines 
Bruders Hieronymus fůr nichtig und forderle diesen auf, sich von seiner 
Angen Frau zu trennen. Derfeibe besaß zu wenig Willenskraft, 
um sich seinem Bruder zu widersetzen, und gab nach. Seiner Frau 
durde verboten, je einen Fuß nach Frankreich zu setzen und Jerome 
Jeirathete 1807 die Prinzessin Katharina, Tochter des Königs von 
Würtlemberg. Die Verstoßung Elisabeth Patterson's war der Preis, 
den er für die Kione des neuen Koͤnigreichs Westphalen bezahlte. 
Aber Eusabeth ihrerseits etkannte die Nichtigkeitserklärung ihrer 
khe niemals an und erhlelt ihr Recht aufrecht, den Namen Bonaporie 
u tragen. Als Napoleon III. den Thron bestieg, wurde der Sohn 
Clisabeihs als legitim erklärt, aber die Ansprüche der Nachtkommen 
erselben auf kaiserlichen Rang wurden nicht anerkannt. Ein feler⸗ 
icher Familienrath welcher kurz vor det Katastrophe von Sedan 
ibgehalten wurde, bestät'gte die Entscheidung Napoleons J. und der 
aodte dem Eatel der Nadame Elisabeth Jerome die vollen Geburls⸗ 
edte. Jede andere Auszeichnung stand ihm offen, ja man sagt, 
der Kaiser habe ihm selbst den Herzogẽtilel angetragen, wenn er nur 
nicht auf einen Anspruch bestehen wolle welcher mit der Legiti⸗ 
nität von des Königs Jerome zweiter Ehe mit Prinzessin Katha⸗ 
ina in Widerspruch stand. Aber zu seiner Ehre weigerte sich 
Jerome, die Ehre seiner Großmutter zu kompromiliren. Elisabeth 
Patterson beharrte darauf die einzige wahre und gesetzliche Frau 
Ferome Bonaparte's zu sein. Als Madame Jerome Bonaparte 
jatte sie gelebt vnd als Madame Jerome Bonaparie ist sie gestorben. 
Dienstesnachrichten. 
Der Rechtscandidat Richard Vogt aus Neustadt wurde 
zom 1. Mai l. Is. zum Polizeianwall bei den Landgerichten 
Obermoschel⸗ Rockenhausen, mit dem Amtssitze in Obermoschel, er⸗ 
annt. 
Der Forstamtsassisten! K. Th. Hauber in Pirmasens 
vurde zum Oderförster des Reviers Bobenthal ernannt. 
Gemeinnütziges. 
Ueber Weidenpflauzungen au Sifenbahndämmen. In Folge 
der begründeten Thatsache, daß die Pflanzung von Korbweiden 
nicht nur im Interesse der Korbflechtindustrie gelegen ist, 
ondern auch für die Grundeigenthümer rinen lohnenden Ertrag 
u bieten vermag, und mit Rucksicht auf die an die Generalinspec⸗ 
ion der Eisenbahnen diesbezüglich ergangene Weisung des Han⸗ 
delsministeriums, wurden die dsterceichischen Eisendahn ·Verwoltungen 
ingeladen, der Einführung der Korbweidencultur auf den entlang 
der Bahn disponiblen Bahngründen besonderes Augenmerl zuzu⸗ 
venden und auf diese auch für das Interesse der Bahnverwaltung 
'o wichtige und ersprießliche Cultur ernstlich Bedacht nehmen zu 
vollen. Unter den so zahlreichen Weidensorten (bei 800) erschei⸗ 
nen im Hinblicke auf ihre Verwendung für die Korbflechtindustrie 
nsbesondere folgende drei Sorten empfehlenswerth: Salix viminalis 
ür feuchten Boden, Salix purpurea für trockenen und sandigen 
Boden und dalix prucinosa für sterilen Sandboden. Mit Rus⸗ 
nahme der eigentlichen Dammböschungen lönnen auf allen hierzu 
zeeigneten Bahngründen, insoweit diese nicht eine anderweitige 
Verwendung finden, Weidenculturen geschaffen werden, und dürfie 
jierzu besonders das Terrain der Materialgräben und das längs 
er Flüsse gelegene geeignet sein. Besonders eiguet sich diese An⸗ 
flanzung für die Uferversicherungen und könnie das Korbflechten 
nuch dem Wächterpersonal eine lohnende Beschäftigung ohne Beein⸗ 
raͤchtigung des Dienstes bieten. (Z3. d. E.) 
* alan 
Marktbereͤchte. 
Zweibrücken, 17. April. (Fruchtmittelpreis und Victualienmarkt.) 
Veizen 10 M. 63 Pf. Korn 8M. 34 pf., Gerste zweireihige O M. — ** 
ierxeihige d M. — Pf., Spelz 6 M. 84 ppf. Spelzkern — M.— 9 
Dintel — M. — Pf., Wischfrucht M. — pf.. Hafet 7 Ma22 
krbsen — M. — Pf., Widen 0O M. — Pf., Karioffeln 8 M. — 8. 
deu M, 80 pPf.,Siroh Zen. — vf., Wrihbrod Un guon 5 pf 
dornbrod 3 Kilogr. 75 Pf, 2 Kilogr. 50 Pf., 1 Kilogr. 25 Pf., Gemischt⸗ 
brod 8 Kilogr. 90 Pf., das Paar Weck 100 Gr. 6 pf. Rindfleisch J. Qual. 
86 Pf. II. Qual. 60 Pf., Kalbfleisch 60 Pf., Hammelfleisch 60 Pf. Schweinefleisch 
56 Pf. Butter? / Kilogr. IM. 20 Pf., Wein 1 Litet 70 Pf. Vier ĩ Liter 24 Pf. 
* Coursbericht über Loos-Effecten von A. Molling, 
Bankgeschäft, Berlin W., Friedrichstr. 180 
vom 15. April 1879. 
Amfierdam Industr. Pal. 22/2 fl. Kl. G. 3 fl. 6B. Ansbacher 7 fl. 
dauptt. 14,000 ki. Gw. 9 fl. 20,20 G. 81,00 B. Augsburger 7 fl. Hpt. 7000 
l. Gw. O fl. 20.25 G. 22)100 B. Badische 835 fl. Hpt. 40,000 kl. Gw. 59 fl. 
64,00 G. 166,00 B. Bari 100 fres. Hptt. 100,000 kl. Gw. 150 fres. 40 6G. 
Barletia 100 fres. Hpt. 100,000 kl. Gw. 1Lo fres. 19,60 B. Braunschw. 
20 thlr. Hyt. 150,000 kl. Gw. 69 Mark. 8400 G. 83.50 B. Bukarester 20 fr. 
Dpt. 100,000 kl. Gw. 20 fres. 21,30 G. 23,. B. Finnländer 10 thlr. Hpit. 
0,090 ki. Gw. 86 Mark. 4.00 G. 4280 B. Freiburger 15 fres. Hyt 40000. 
l. Gw. 19 fres. — oo G. 25,10 B. Genueser 150frcs, Hpt. 100,000 ki. G. 
160 fres. — G. 85,00 B. Hamburger 100 Mk. Bo— Hp:. 115,000 M. B, 
l. Gw. 156 M. B. 290 G. — B. Hamburger 50 thlr. Amortiszieh. kl 
Sw. 180 Mt. 188 0 G. 186,00 B. Kurhess. 4A0 thle Hpte 6 böod i. n 225 
Mark. 26300 G. 266 B. Lubecker 80 thlr. Hpi 30600 il. Gw. 108 Mi. 
87006. 190,00B. Mailand⸗Como 14fl. Hpt. 20600 kl Gw. 14 sl. 55 6. — 8. 
Mailänder 45 ir. v. 1861 Hpt. 70,000 ti. Gw. 47 fres. 32,000 B. Mailänder 
AOfres. v. 1866 Hauptt. 100,000 ti. Gw. 10 fres. 10,00 G. II28 B. Meininger 
A. Hpt. 18000 il. G. 8 fl. 26,20 . 22 BNassauer 25 i. Hpi. 20,6000 
il. Gw. 48 fl. 101 G. — B. Neuchateler 10 fres. Hpi. 12,000 il. Gw. 12 fr. 
—,od G. 18,00 B. Neapeler 150 fres. Hpit. 33000 kl. Gw. 150 fres. 68 6. 
— B. Oldenburger 40 thlr. Hpt. 60,000 kl. Gw. 120 M. 149,50 G. 152,86 B. 
Preußische Prämien 100 thlr. Hpt. 225,000 kl. G. 345 MNt. 155,00 ꝰe G. 
157,00 0 B. Pappenheini 7 fl, Hpt. 9000 kl. Gw 7 il. 17.00 G. 18 8B. 
Scaumb Lippe 25 thlr. Hpt. 36,000 kl. Gw. 138 Mk180 G. Schweden 
10 thlr. Hpit. 80,000 kl. Gw. 39 Mk. -, o G. 48,30 B. Turl. 400 fr. inch. 
I. v. April 1876 Hptt. 600,000 kl. Gw. 400 fres. — G. Ceo V. Ungar. 
100 fl. Hauptt. 100,000 kl. Gw. 136 fl. 175180 G. 178,00 V. Vene diger 
30 fres. Hptt. 60, 000 tleinster Gewinn 30 fres. 17.30 Brief. 
Soweit Vorrath und Bedarf reicht, bin zu den unter Brief notirten 
Toursen Verkäufer, zu den Geld⸗-Coursen Käufer— A. Moilliug. 
Fur die Redaction verantwortilich: F. X. Deme