Full text: St. Ingberter Anzeiger

burger Correspondenten geschrieben wird, benahm sich der Attentäter 
beim ersten Verhoͤr außerordentsich frech, auch gegen die Großfürsten 
Ritolaus und Michgael, welche ihn auf Befehl des Kaisers verhören 
Pollten. Als er aber sah, daß man ihn mit Ruhe behandelte, 
gessand er, daß er eigentlich gegen den Kaiser keinen Haß im 
Herzen trage, sondern nur das Voos gezogen babe, denselben zu 
Amdrden. Durch Vermittelung seiner Multer hoffe die Polizei von 
m Geständnisse zu erhalten. Wisse man doch schon, daß an der 
Spetze der Moͤrderbande ein Ausschuß von zwölf Perjonen stebe, 
Deren Befehlen sich alle Affiliirten zu fügen haͤtten, wenn sie nicht 
selbst ihr Leben aufopfern wollten. Ein in Staraja Ruß (bei Now⸗ 
dorod) verhafteter Lieutenaut Dudrowin soll einer diefer zwölf sein. 
ör si dereus vor ein Kriegsgericht verwiesen. — Endlich wird 
noch aus der Provinz nachträglich gemeldet, daß der Senator Sa⸗ 
beliew, der am 7. Upril Abends zur Untersuchung der Affaire 
Zrapoitin in Charkow eintraf, verschwunden ist. Er hatte bei 
Anem dortigen Hotelier eine Wohnung und einen Wagen bestellt, 
der ihn vom Bahnhofe abbolen jollie. Auf dem Tahnhofe wurde 
un Sadeliew in der That von einem Individnum mit einem 
Wagen erwartet. Seit jenem Abend hat man nichts mehrt von 
Sabeliew vernommen, bis am Osterfonntag seine Fiau einen ano⸗ 
nymen Brief erhielt, welcher ihr anzeigte, ihr Gatte habe ein christ⸗ 
sich-orthodoxes Begräbniß erhalten. 
RPermischtes. 
0 Aus dem Bliesgau. Der Vergmann Grill von Eh⸗ 
lingen wurde in der vorigen Woche auf der Grube Dudweiler von 
hetabfallendem Gesiein so schwer getroffen, daß er mehrere schwere 
Verlehunges davon trug. Es war schwache Hoffnung, den Ernährer 
pon 3 Kindern am Leden zu erhalten. Sein Zustand hat sich nun 
atfreulicherweise so gebessert, daß für jetzt krine Geiahr mehr desteht, 
und derselbe wieder in das Bergwerksspital nach Dudweiler verbracht 
werden lonnte. 
4In Folge der dielfsachen Klagen, daß der Didcesan ·Katechis⸗ 
mus ju umfangreich und schwierig sei, hat der Bischof derfügi, daß, 
e in andem Didcesen so künftig auch in der Pfalz die mit und 
Fveheichnelen Fragen und Antworten übergangen werden dürfen. 
Diernach erleidet die Bestiumung c) der verordnung vom 17. 
depienber 1877 ,Gebrauch des Didcesan⸗Katechiamus betr.“ in⸗ 
jofern eine Abänderung, als von nun an nur noch die Fragen und 
Antworten ohne Zeichen in der dort angegebenen Weise durchge⸗ 
Jommen wirden intissen. Diese Verfügung wird gewiß in der 
ganzen pfalz. kath. Lehrerwelt mit Freuden begruͤßt werden. (Pf. Z.) 
7RKaiserslautern. Der Siadtrath hat in seiner 
letzten Sißung sich einstimmig dahin ausgesprochen, daß es für 
aiserslautern wünschenswerth wäre, eine Garnison zu belommen. 
Fa wurde eine Commission gewaͤhlt, welche über die zu dem Behuf 
ju thuenden Schritte berarhen joll. — Der biesige Gewerb⸗verein 
will'un Frühjahr 1880 eine Ausstellung von Lehrlingéarbeiten ver⸗ 
anstalten. 
Neustadit. Der Zuricher Männergesangberein, bestehend 
aus 140 Mann, wird am 5. Juni im hiesigen Saalbau ein Con⸗ 
rert geben. MMN. Z.) 
FFrankenthal, 12. April. Für das Schützenfeft 
find, wie die „Ftkih. Zta.“ meldet, von auswärts schon mehrere 
Ehrengaben eingetroffen; die hiesigen Baäcer und Metzzet haben 
deren gleichfalls gegeben und Undere haben solche in Aussicht gestellt. 
PFrankenthal. Der Vorort des badischen Landes⸗ 
schützer vereins wird zum Verbandsschießen in Freankenthal eine 
Ehrengabe von 250 M. Werth stiften. (GFrlih. 3.) 
In der Nähe von Frankenthal steht in Folge des 
hohen Siaudes des Rheines ein Theil der Felder unter Wasser. 
F Von welch rührender Benauigkeit städtische Waagen mit⸗ 
unter sind, hat jüngst ein Wagen Kornsttoh gezeigt, der von Grüu⸗ 
stadt nach Dürkheim ging; derselbe wog leer in Grünstadt 11 Cir. 
30 Pfd., in Dürkheim leer 11 Ctr. 80 Pid., geladen in Grünstadt 
35 Ele.“50 pfd. und in Dürtheim angekommen 831 Etr. 70 Pfd. 
Die Netto⸗D'fferenz ist jedenfalls sehr nett. 
FGrünstadt. Ein eigenthümlicher Handel wurde d'eser 
Tage wegen einer Kuh adgeschlossen. Ein kauflustiger Metzger und 
der Eigenthümer, ein benachbarter Otkonom, lonnten nicht einig 
werden, da letztetetr das Gewicht des Thieres —CI 
der Mehger aver weniger taxitte. Endlich machte der Oelkonom 
den Voischlag, daß der Metzger nur 200 M. bezahlen solle, wenn 
die Kuh weniger als 600 pjsd. wiegen würde, fur den Fall aber, 
daß sie 600 Pfund erreiche, 500 M. uu zahlen habe. Unter 
zroßem Zulauf wurde rach dem Schlachten ein Gewicht von 584 
Pfund konstatirt, und hat somit der Metzger seinen wetlähnlichen 
handel gewonnen. 
Russisches aus Herxheimweiher! Auf der Thütschwelle des 
Herrn Lehrers Heitet dahler lag heute Morgen ein schmutziger 
Jettel folgenden Innhalis: „An Eduard Heiter. Sie haben 100 
Mark Zulage erhalten. Wer gibt denn uns Zulage? Wir haben 
inen Berein gebildet, 80 Mann starl, und baben beschloss en, Sie 
ju ermorden, wenn Sie nicht innerhalb 6 Monaten Herzheimw eiher 
erlassen. Ferner, wenn Sie sich nochmals erlauben, Morgens 
anger, als bis 11, Mittags bis 8 Uhr Schul zu halten, werden 
Sie gleich ermordet. Glauben Sie, Eduard Heiter, ja nicht, das 
sei ein Spaß. KR. P.“ Pf. 3.) 
In Speher fand am Saustag die Gene ralversammlung 
des Retscher Vereins stati. Nach dem Rechenschaftsberichte de läuflt 
sich das Vermögen des Vereins auf etwa 184000 Mark. 
PSpeyer, 28. April. Seit Montag Abend wird in einer 
Jiesigen Familie, die bei derselben wohnende unverheirathete Schwester 
Jer Frau vermißt. Dieselbe hat sich unter Zurücklafsung eines 
Friefes qus der Wohnung entfernt, und es liegt die Vermuthung 
jahe, daß sie im Rdeine ihren Tod gesucht hate, da sie in letzter 
Zeit immer krankllich war. Die —X 
30 Jahren. (Sp. 3.) 
p'Saarbrücen, 22. April. Ein 28jähriger, an der 
Fisenbahn als Diätar beschäftigter Mann, welcher in der hiesigen 
9gahnhofsstraße ein möblirtes Zimmer bewohnte, berübte Selbstmord. 
Ddeute jrüh fand die Magd, welche die Wohnung auftäumen sollte, 
denselben am Thürpfosten seines Zimmers erhängt. Das Motiv 
des Selbstmords ist his jetzt noch nicht anfgeklärt. (Saarbr. 3.) 
x Durch Vertraz zwischen Preußen und Oldenburg wurde 
der Anschluß des Fürfienihums Birkenfeld an den Bezirk des Land⸗ 
gerichts zu Saarbrücken und des Oberlandesgerichts zu Koln festgeseht. 
Mestz, 1909. Aptil. Heute Nacht machte der Feldwebel 
zützel der 8. Compagnie des 8. baher. Infanterieregiments seinem 
deben durch Erhängen in seinem Zimmer ein Ende. Derselbe war 
uus Pirmasens, noch sehr jung und stand im Begriff?, sich nuchstens 
u verheirathen. Die Ursache dieses Selbstmordes ist unbelannt. 
pMunqchen. Für die dießjäbrigen Sch'eßübungen der 
Feld Artillerie wurde von der Inspektion der Artillerie und des 
Trains solgende Zeiteintheilung setngefest: Der 2 Feld· Artilleris⸗ 
Brigade (Z. und 4. Regiment) ist die Zeit vom 17. Juni mit 20. 
Juli, der 1. Brigade (1. und 3. NRegiment) die Zeit vom 18. 
Juli mit 20. August zugewiesen, und wird die 2. Feld⸗Artillerie⸗ 
Zrigade vom 2. bis 5. Jull, die J. Brigade dom 1. bis 8. August 
auf dem Lechfelde ganz versammelt. 
'manchen. Se. Maj. do Könlg hat wie die „Augeb. 
Allg. Zig.“ meidet, genehmigt, daß aus dem budgeimaͤßigen Fonde 
t Fotberunz und Pflege der Kunst u. U. nadstehender Beitrag 
geleistet warde: für die Herstellung eines Dockengemaldes in dem 
Vorbildersaal des neuen Gewerbemufeums zu Kaiserslcatern 15,000 
Markt. 
Faltein-Niedesheim, 18. Aptil. Heute wurde die 
ilieste Person hier zu Grabe teleitet: Katha ina Reiß, Wiktwe 
jon Philipp Schall J., 95 Jahr 1 Monat 16 Tage alt. Sie 
zatte tiotz ihres hohen Alters nur 24 Geburistage; sie war näm⸗ 
Ich in einem Schaltjahr, 1784, den 29. Februar, geboren. 
In einer Sitzung des Magistrats zu Erfurt wurde ein 
zchreiben eines Einwohners verlesen, in wel hem derselbe den Ma⸗ 
psirat um die Erlaubniß zu stehlen bittet, da „er anders seine 
Familie nicht ernähren tkönne.“ 
f Ein entsetzliches Gruben Unglück hat sich am 17. auf Zeche 
da enbeck in Altdorf bei Essen zugetragen. Gegen halb 12 
ihr waren auf der vierten Sohle 34 Mann beschäftigt, als plötzlich 
die Wasser des daselbst befindlichen Sumpfes den Damm durch⸗ 
rachen und mit soicher Gewalt einfiromten, daß 7 Mann in den 
xluthen ertranken, während die Übrigen nur mit genauer Noth 
heils sich selbst retteten, theils durch Kameraden gerettet wurden. 
F Bielefeld. Aus dem Lppeschen ist eine große Anzahl 
z'egler nach Szegedin abgereist, um in Folge einer Aufforderung 
er österreichisch ungarischen Regierung an dem Neubau der zeistdcten 
Stadi zu arbeiten. Die Leute werden in Baracken unlergebracht 
ind verpflegt werden. Ihre Thatigleit wird, wie man hört, für 
angere Jahte in Anspruch genommmen sein, da die ungarische Re⸗ 
zierung zu dem Wiederaufbau der unglücklichen Stadt tostenfrei die 
Ziegelfleine liefern wird, zu deten Anfertigung sie sich der weithin 
aus heschidtt belannten Ziegler aus dem Lippe'schen bedient. 
reine Russen. Fur die Quroite find in diesem Jahre 
zie Aussichten bezüglich des Besuches der Russen sehr schlechte. Nach⸗ 
ichten aus Petersburg zufolge soll nämlich unter den „strengen 
Maßregeln“, welche daselbst in Auesicht gestellt sint, auch eine weit⸗ 
jehende Beschränkung bezüglich der Ertheilung von Passen nah dem 
luslande geplant werden. Wenn man erwägt, daß die Zahl der 
stussen, weiche alljährlich nach den deutschen und oͤsterreichischen 
Badern ziehen, welche die Seebäder von Belgien, Holland, Frank— 
zeich und England überfluthen, nach statistischen Berichten die Zahl 
hon nahezu hunderitausend Personen erreicht, so laͤhl sich ermissen, 
vie schwer durch diese Paßschwecrigleiten die Bade · Orte belroffen 
verden dürften. 
p In einigen Stallen der Gemeinde Bsobingen ist die Lungen⸗ 
enche ausgebrochen. Die erforderlichen Sichet heitzmaßregeln wurden 
sofort getickfen.